10 Jahre Weltmädchentag

Mädchen sind weltweit mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die sie daran hindern, ihre Rechte voll und ganz zu entfalten.

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Weltmädchentag

10 Jahre Weltmädchentag

Die Ernennung des 11. Oktobers zum Weltmädchentag durch die Vereinten Nationen im Dezember 2011 gilt als Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung. Denn in den letzten 10 Jahren haben Regierungen, politische Entscheidungsträger*innen und die breite Öffentlichkeit Themen, die für Mädchen wichtig sind, mehr Aufmerksamkeit geschenkt und mehr Möglichkeiten für Mädchen geschaffen, sich auf der globalen Bühne Gehör zu verschaffen. (1)  

Doch warum braucht es neben dem Weltkindertag und dem Weltfrauentag auch noch einen gesonderten Tag nur für Mädchen?  

Mädchen sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert 

Die UN-Kinderrechtskonvention legt fest, dass Mädchen und Jungen dieselben, unveräußerlichen Rechte haben. Dennoch haben sie immer noch nicht dieselben Chancen: Im Verhältnis werden Mädchen häufiger diskriminiert und an der freien Entfaltung ihrer Rechte gehindert. Dies zeigt sich zum Beispiel im Bereich der Bildung deutlich: Weltweit gehen rund 34 Millionen Mädchen im Grundschulalter nicht zur Schule, im Vergleich zu 30 Millionen Jungen. 9 Millionen der Mädchen leben in Subsahara-Afrika (4). Barrieren, wie Frühverheiratung, Frühschwangerschaft und (sexuelle) Gewalt hindern sie daran, einen Zugang zu hochwertiger Bildung zu erhalten. (1) (3)

In West- und Zentralafrika waren beispielsweise 37 Prozent der heute 20-24-jährigen Frauen bereits vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet – 12 Prozent von ihnen waren bei der Hochzeit nicht einmal 15 Jahre alt. (3) Prozentual die meisten Kinderbräute gibt es in Niger (76 Prozent), der Zentralafrikanischen Republik (68 Prozent), im Tschad (67 Prozent), Burkina Faso, Mali, Sudan (je 52 Prozent) und Guinea (51 Prozent) (Stand 2021). (5) Mädchen, die als Minderjährige verheiratet werden, gehen danach meist nicht mehr zur Schule, da sie sich um den Haushalt kümmern müssen und früh Mutter werden. Viele der jungen Ehefrauen geben an, dass sie physischer und sexueller Gewalt durch ihren Ehemann ausgesetzt sind. (3) 

Krisen verschärfen Ungleichheit 

Die Ungleichheit wird durch Krisen wie die Klimakrise, die Corona-Pandemie und gewaltvolle und humanitäre Konflikte weiter verstärkt. So steigt das Risiko, Opfer von (sexueller) Gewalt oder Zwangsverheiratung zu werden, in Krisen- und Katastrophensituationen deutlich an. (1) (2) Das liegt unter anderem auch daran, dass der Zugang zu Bildung in Krisenzeiten nochmals erschwert wird. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen in einer Notlage nicht mehr zur Schule gehen, mehr als doppelt so hoch wie bei Jungen. Den Kindern fehlt dann nicht nur die Bildung, sondern auch der Schutz, den die Schule, zum Beispiel vor Frühehen, bietet. So kann ein einziges Jahr auf der weiterführenden Schule die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mädchen zur Heirat gezwungen wird, um fünf Prozentpunkte oder mehr verringern. (3) 

Mädchen sind Multiplikatorinnen 

Die Gleichstellung von Mädchen hat nicht nur auf das Individuum positive Auswirkungen, sondern auf die ganze Gesellschaft: Wenn Mädchen zur Schule gehen, heiraten sie später und bekommen weniger und gesündere Kinder. Ihre Kinder gehen wiederum später auch mit einer größeren Wahrscheinlichkeit zur Schule. Studien haben gezeigt, dass jedes zusätzliche Jahr, das ein Mädchen die Grundschule besucht, später zu einem durchschnittlich 10 bis 20 Prozent höheren Einkommen führt. (3) 

Die vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter ist eines der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Ihr kommt eine besondere Rolle zu. Denn ohne die Gleichstellung der Geschlechter sind Ziele wie das Ende von Armut, Frieden und Gerechtigkeit nicht zu erreichen.  

Hinweis:  

Unter Mädchen* und Frauen* verstehen wir Personen, die sich selbst als weiblich definieren und /oder von der Gesellschaft als weiblich gelesen werden. 

Quellen

(1) Plan Deutschland: Welt-Mädchentag

(2) United Nations: International Day of the Girl Child 11 October 

(3) Unicef: Weltmädchentag – Elf Fakten über Mädchen (September 2022)   

(4) UNESCO: Education in Africa  

(5) Unicef: Kinderehen weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten (November 2021)

Verfasst am 11. Oktober 2022