Flüchtlingstragödie im Mittelmeer

18.04.2016: Bis zu 400 Menschen sind im Mittelmeer ertrunken, als vier Flüchtlingsboote, die von Ägypten aus auf dem Weg nach Italien waren, kenterten.

Weitersagen

Flüchtlingstragödie im Mittelmeer

In den vergangenen Monaten stand das Mittelmeer als Flüchtlingsroute immer weniger im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion, denn viele Flüchtlinge wählten die Balkan-Route, um nach Westeuropa zu gelangen. Mit der Schließung dieser Route sehen sich viele Menschen erneut gezwungen, den gefährlichen Weg über das Mittelmeer anzutreten. Nichtregierungsorganisationen und Experten warnen seit Wochen, dass die Schließung der Balkan-Route Tragödien im Mittelmeer nach sich ziehen würde. Genau das ist jetzt passiert: im Mittelmeer sollen – auf den Tag genau ein Jahr nach einem der schlimmsten Flüchtlingsunglücke der Geschichte – bis zu 400 Menschen ertrunken sein. Die meisten von ihnen sollen aus Somalia, Äthiopien und Eritrea stammen.

Mehrere Boote gekentert

Vier Boote, die von Ägypten aus auf dem Weg nach Sizilien waren, sollen laut dem italienischen Nachrichtensender RAI auf dem Mittelmeer gekentert sein. Laut dem somalischen Botschafter in Ägyptens Hauptstadt Kairo soll die Zahl der Todesopfer bei rund 400 liegen, es seien erst 29 Menschen gerettet worden. Die genaue Zahl der Opfer steht jedoch noch nicht fest. Die meisten der Opfer sollen aus Somalia, Äthiopien und Eritrea stammen.

„Es sieht so aus, als seien Hunderte Menschen gestorben“, sagte Italiens Präsident Sergio Mattarella, „es ist sicher, dass wir es genau ein Jahr nach der Tragödie in libyschen Gewässern wieder mit einer Tragödie zu tun haben“, so Matarella weiter. Genau vor einem Jahr, am 18. April 2015, ereignete sich im Mittelmeer eines der schlimmsten Flüchtlingsunglücke der Geschichte. Rund 700 Menschen starben, als ihr Boot kenterte.

Seit Wochen treten viele Flüchtlinge wieder vermehrt, vor allem von Libyen aus, die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer an. Laut dem Missing Migrants Project sind in diesem Jahr bereits 1.131 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Mit der jetzigen Tragödie erhöht sich diese Zahl erneut, und es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Zahlen in den warmen Sommermonaten weiter steigen werden.

Forderungen aktueller denn je

Das jetzige Unglück zeigt auf tragische Weise, dass die Forderungen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA, aktueller denn je sind und bleiben. In unserer Petition des vergangenen Jahres, forderten wir unter anderem:

  • eine ausreichende, gemeinsame europäische Seenotmission, die nicht vorrangig dem Grenzschutz, sondern der Lebensrettung dient.
  • legale und gefahrenfreie Wege zur Einreise in die Länder der EU, damit Flüchtlinge nicht den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nehmen müssen.
  • Respektierung und Wahrung der Menschenrechte von Geflüchteten – in Europa und in den Herkunftsländern.
  • mehr langfristige und nachhaltige Programme zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Deutschland muss endlich sein Versprechen einlösen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit bereit zu stellen.

Angesichts der Schließung der Balkan-Route müssen wir in den kommenden Monaten erneut mit weiteren Flüchtlingsunglücken auf dem Mittelmeer rechnen. Es ist wichtiger denn je, dass die EU sich auf ein Abkommen einigt, das legale Einreisewege ermöglicht und die Menschenrechte wahrt.

Weitere Informationen zu den Forderungen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Foto: Irish Defence Forces, CC BY 2.0