Menschenrechtsverletzung des Monats: eine unbemerkte Katastrophe

20.06.2015: In der ZAR sind tausende Menschen der muslimischen Volksgruppe Peuhl in Enklaven gefangen.

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Menschenrechtsverletzung des Monats: eine unbemerkte Katastrophe

Über die Flüchtlingskrise in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) wird nur selten berichtet. Andere Krisenherde stehen derzeit in den Schlagzeilen – Syrien, Irak oder die Ukraine. Vom Leid der Peuhl, einer ethnische Minderheit in der ZAR, dringt noch viel weniger an die Öffentlichkeit. Sie wurde vergessen. Im Bürgerkrieg ist sie zwischen die Fronten geraten.

Die Lage der muslimischen Peuhl wird immer dramatischer. Seit mehreren Monaten sind Hunderte Angehörige dieses Volkes in der Stadt Yaloke eingeschlossen. Viele sind stark unterernährt, mehr als 30 Prozent an Malaria erkrankt. Zudem gibt es Fälle von Tuberkulose. 42 Peuhl sind bislang an Unterernährung und Krankheiten gestorben, seitdem sie im April 2014 in Yaloke ankamen.

„Trotz der Anwesenheit von internationalen Truppen werden die Peuhl in Yaloke weiterhin bedroht, verbal und körperlich angegriffen. Die christlichen Anti-Balaka-Milizen rauben sie aus“, sagt UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. „Das Volk braucht dringend mehr Hilfe. Außerdem muss es in sichere Gegenden gebracht werden – entweder in der ZAR oder in den Nachbarstaaten.“

Im Februar letzten Jahres wurden die Peuhl in mehreren Städten westlich der Hauptstadt Bangui angegriffen. Etwa 700 verzweifelte Peuhl versuchten die Hauptstraße zu erreichen, um auf Lastern in den Tschad oder nach Kamerun zu gelangen. Viele verbrachten zwei Monate auf der Flucht, nachts versteckten sie sich aus Angst im Busch.

Die meisten Familien haben Verwandte und Freunde verloren. Im April 2014 wurden 50 Peuhl-Männer bei Angriffen der Anti-Balaka-Milizen getötet. Die Milizen stahlen darüber hinaus 7.000 Stück Vieh und entzogen damit den Peuhl die wichtigste Lebensgrundlage.

Fast 500 Peuhl strandeten schließlich in Yaloke. „Heute sind sie die einzigen verbliebenen Muslime in der Stadt. Dort sind sie in einem stark beengten und überfüllten Gelände für Vertriebene untergebracht. Wegen der drohenden Gefahr können sich keine 500 Meter weit wegbewegen“, so Edwards. „Das heißt, sie können nirgendwo anders Schutz suchen oder sich eine Existenz aufbauen.“

Die Peuhl sind kein Einzelfall in der ZAR. Aktuell sitzen mehr als 36.000 Menschen in sieben Enklaven fest. Sie können weder vor noch zurück. UNHCR hat Zugang zu diesen Bevölkerungsgruppen und leistet Hilfe. Nicht wenige der Eingeschlossenen wollen raus aus dem Land und in den Nachbarstaaten Asyl suchen. Andere möchten in der ZAR bleiben, allerdings an einem sicheren Ort – sofern es diesen gibt.

Die UNO-Flüchtlingshilfe, Mitgliedsorganisation von GEMEINSAM FÜR AFRIKA, unterstützt die Maßnahmen der UNHCR-Nothilfe für zentralafrikanische Flüchtlinge und Vertriebene. Weitere Informationen zu den Peuhl, ihrer Situation und der Hilfe durch UNHCR und UNO-Flüchtlingshilfe finden Sie hier.

Foto: ZAR, Peuhl, Copyright: UNHCR/M.Dore