Studie: Migration sinnvoll für Entwicklung nutzen

22.07.2015: Die Potenziale von Migration werden nicht ausreichend genutzt; häufig ist Migration erzwungen und mit großen Gefahren verbunden.

Weitersagen

Studie: Migration sinnvoll für Entwicklung nutzen

Jeder 122. Mensch auf der Welt ist ein Flüchtling, Binnenflüchtling oder Asylsuchender. Professor Dr. Jochen Oltmer hat im Auftrag von unserer Mitgliedsorganisation Welthungerhilfe und terre des hommes eine Studie über den Zusammenhang von Migration und Entwicklung verfasst.

Nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg mussten so viele Menschen aus ihrer Heimat fliehen, aktuell wird ihre Zahl auf etwa 60 Millionen geschätzt. Vielleicht sind es auch mehr, wer weiß das schon so genau? Zu diesen Flüchtlingen zählen sowohl Menschen, die auf der Flucht eine Grenze überschritten haben als auch Binnenvertriebene oder Asylbewerber.

Nie zuvor waren außerdem so viele junge Menschen auf der Flucht – rund die Hälfte von ihnen sind unter 18 Jahren. Und was uns in Europa besonders aufrüttelt: Nie zuvor sind so viele flüchtende Menschen im Mittelmeer – vor der Haustür Europas – bei dem Versuch, eine sicherere Zukunft zu finden – ertrunken.

Das wirft viele Fragen auf, etwa die, wie sich Europa angesichts seines Wertekanons aber auch angesichts seiner wirtschaftlichen und sozialen Möglichkeiten verhalten kann, soll und muss. Es wirft auch die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Entwicklungspolitik im Hinblick auf Flucht und Migration auf.

Migration aus den sogenannten Entwicklungsländern in reichere Länder kann einen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Herkunftsländer leisten, etwa durch den Transfer von Geld und Wissen. Aber auch die Zielländer von Migranten  können profitieren, denn Räume starker Zuwanderung waren schon immer Zentren von Innovation und Produktivität. Doch die Potenziale von Migration werden bei weitem nicht genutzt; häufig ist Migration erzwungen und mit großen Gefahren verbunden. Das ist ein Fazit der  Studie von Prof Jochen Oltmer, Migrationsforscher an der Universität Osnabrück.

Die vorliegende Studie soll einen Diskussionsbeitrag zu dieser wichtigen aktuellen Debatte leisten. Dabei ist uns bewusst, dass dieser Beitrag kontroverse Reaktionen in der gegenwärtigen öffentlichen Debatte auslösen wird. Da es den Anschein hat, dass diese Debatte in weiten Teilen aufgeregt und interessensgelenkt mit kurzfristiger Perspektive geführt wird, soll diese Studie mit dem Fokus auf dem Zusammenhang von Migration und Entwicklung einen Beitrag zur Versachlichung leisten.

terre des hommes, die Welthungerhilfe und viele andere Entwicklungsorganisationen sind täglich mit den Ursachen und Folgen von Migration und Flucht und mit den Auswirkungen dramatischer Flüchtlingsbewegungen konfrontiert. Sie leisten praktische Hilfe und plädieren gleichzeitig für eine realistische Bewertung der entwicklungspolitischen Einflussmöglichkeiten auf die globalen Flucht- und Migrationsbewegungen.

Die Studie „Zusammenhänge zwischen Migration und Entwicklung“ (PDF) zum Download.

Bild: Welthungerhilfe/Herzau