Die größten Herausforderungen Afrikas

17.01.2016: Ein Bericht des Forschungsinstituts Afrobarometer zeigt, was die Menschen in Afrika als größte Herausforderungen auf ihrem Kontinent sehen.

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Die größten Herausforderungen Afrikas

Teil des von Vorurteilen belasteten Afrikabildes des Westen ist es, eine ganz genaue Vorstellung zu haben, was die Probleme auf dem afrikanischen Kontinent zu seien scheinen, und wie man sie am besten bekämpfen könne. Die Stimmen der Menschen vor Ort kommen dabei häufig zu kurz. Nun hat das afrikanische Forschungsinstitut Afrobarometer einen Report herausgebracht, in dem Menschen aus den verschiedensten Ländern Afrikas beschreiben, was sie selber als die größten Herausforderungen ihres Kontinents sehen. Insgesamt 48.000 Menschen wurden in 32 afrikanischen Ländern interviewt.

Die Erkenntnisse dieses Berichts sind insbesondere mit Blick auf die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) relevant, weil sie den Staats- und Regierungschefs eine Orientierung geben, welche Probleme am dringendsten angegangen werden müssen und besondere Aufmerksamkeit erfordern. Wir haben die Ergebnisse der Umfrage in einer Liste zusammengefasst.

Regionale Unterschiede

Es ist wichtig zu beachten, dass unsere Auflistung eine vereinfachte Darstellung ist. Obwohl in der Umfrage in vielen Ländern ähnliche Probleme und Herausforderungen identifiziert wurden, gibt es regionale Unterschiede und Schwankungen. In Ländern wie Guinea und Burkina Faso ist mangelnde Wasserversorgung ein größeres Problem als anderswo. Niger, Mali und Malawi zählen Nahrungsmittelunsicherheit zu den größten Herausforderungen ihres Landes und in Kenia und Madagaskar sehen viele Menschen hohe Kriminalitätsraten und mangelde Sicherheit als ein großes Problem.

Sozio-ökonomische Situation spielt eine wichtige Rolle

Eine zentrale Beobachtung der Studie ist auch, dass die Einschätzungen der Befragten mit ihrer sozio-ökonomischen Situation zusammenhängt. Befragte mit einem geringen Einkommen haben Themen wie mangelnde Wasserversorgung, schlechte Gesundheitssysteme, Nahrungsmittelunsicherheit und eine schwache Infrastruktur als wichtiger bewertet als Befragte, die ein höheres Einkommen haben. Die zweite Gruppe maß besonders Themen wie Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Sicherheit eine große Wichtigkeit bei.

1. Arbeitslosigkeit

37 Prozent der Befragten nannten die in den meisten Ländern Afrikas weit verbreitete Arbeitslosigkeit als die größte Herausforderung. Außerdem stellte sich heraus, dass umso wohlhabender die Befragten waren, desto mehr sahen sie Arbeitslosigkeit als ein nationales Problem. Obwohl dies von den meisten Befragten als wichtiger Punkt eingeschätzt wurde, gibt es große regionale Unterschiede. In Lesotho gaben zum Beispiel rund 50 Prozent der Menschen an arbeitslos zu sein, wohingegen es in Burundi gerade einmal sechs Prozent waren.

2. Gesundheit

Schlechte Gesundheits- und Sozialsysteme wurden von 31 Prozent der Befragten als Problem in ihrem Land gewertet. Vor allem die Menschen in der Elfenbeinküste, Senegal, Sierra Leone, Tansania, Togo, Uganda und Sambia bewerteten ihre Gesundheitsversorgung als besonders schlecht.

3. Bildung

Mangelnder Zugang zu Bildung wurde in allen 32 Ländern als große Herausforderung gewertet. Nichtsdestotrotz gibt es regional Unterschiede. Besonders in Sierra Leone und im Sudan fand fast jeder zweite der Befragten, dass im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsziele mehr in den Bildungssektor investiert werden müsse.

4. Infrastruktur

Besonders in Liberia (51 Prozent), Benin (41 Prozent) und Guinea (48 Prozent) wird eine schlechte Infrastruktur als besonders großes Problem gesehen. Vor allem Befragte in den ländlichen Regionen wünschen sich mehr Investionen in diesem Sektor.

5. Wasser

Auch in Hinsicht auf Wasser unterscheiden sich die Ergebnisse regional sehr. In Guinea, Burkina Faso und Niger wurde Wassermangel und Trockenheit als größtes Problem, das schnell angegangen werden muss, genannt. Im Gegensatz dazu schätzen in Algerien, Ägypten und Liberia nur rund drei Prozent der Befragten Wasser- und Wassermangel als ein Problem ein.

6. Armut

Insgesamt 20 Prozent der Befragten werteten Armut als eine der größten Herausforderungen in ihrem Land. Besonders in Burundi, was laut dem Human Development Index auf Platz 184 von 188 liegt, ist Armut die größte Herausforderung, die laut der Befragten so schnell wie möglich von der Regierung angegangen werden muss.

7. Landwirtschaft

Auch eine schlechte Landwirtschaft wurde von vielen als Problem bewertet, besonders in Liberia (39 Prozent) und im Senegal (37 Prozent). Landwirtschaft ist ein Bereich, in dem man erkennt, dass die Problemeinschätzung von der sozio-ökonomischen Situation der Befragten abhängt. Die Befragten in den Ländern mit einem niedrigeren per-Kopf-Einkommen schätzen Landwirtschaft als größeres Problem ein als in Ländern mit einem höheren Bruttoinlandsprodukt.

8. Nahrungsmittelunsicherheit

Nahrungsmittelunsicherheit spielt in vielen der 32 in der Studie inbegriffenen Ländern eine wichtige Rolle. Besonders in Staaten die regelmäßig von Trockenheit und ausbleibenden Regenfällen betroffen sind, wie zum Beispiel in Malawi, Niger und Mali, werteten die Menschen Nahrunsmittelknappheit als eine der größten Herausforderungen.

9. Kriminalität und Sicherheit

Hohe Kriminalitätsraten und mangelnde Sicherheit spielen besonders in Kenia mit rund 40 Prozent und in Madagaskar mit 36 Prozent eine wichtige Rolle. In Liberia, Ghana und Guinea zeigten sich gerade einmal drei Prozent der Befragten besorgt über hohe Kriminalität.

10. Löhne und Steuern

Eine weitere Herausforderung, die viele der Befragten nannten, sind niedrige Löhne und hohe Steuern. Besonders in Mauritius und in Algerien wurde dies als problematisch eingeschätzt.

Unbenannt

Quelle: Afrobarometer

Den ganzen Bericht finden Sie hier.

Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA/Trappe