Klassische Musik in Kenias Slums

10.02.2016: Musik und Afrika sind nicht voneinander zu trennen. Kaum woanders auf der Welt spielt Musik im Alltag eine so große Rolle wie auf unserem Nachbarkontinent. In einem kenianischen Slum wird Kindern das Spielen von klassischen Instrumenten beigebracht.

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Klassische Musik in Kenias Slums

Doch klassische Musik verbinden wir wahrscheinlich weniger damit, besonders nicht in kenianischen Slums. Die „Art of Music Foundation“ macht aber genau das: im Rahmen der Initiative „Ghetto Classics“ bringt sie Kindern in Nairobis Slum Korochogo Geigen-, Saxophon oder Posaunenspielen bei und schafft somit neue Perspektiven.

Klassische Musik zur Entwicklung von Kindern

Neben Kibera und Mathare gehört Korochogo mit seinen 300.000 Einwohnern zu den größten Slums Kenias. Viele der Kinder können aufgrund von Geldmangel nicht in die Schule gehen und selbst wenn sie eine Schule besuchen können, kommt der Musikunterricht im kenianischen Curriculum meistens zu kurz. Die Art of Music Foundation, die hinter dem Projekt “Ghetto Classics” steht, hat es sich zur Aufgabe gemacht, klassische Musik zu nutzen, um den Kindern und Jugendlichen von Korochogo ein Gegenprogramm zu dem oftmals harten Alltag zu bieten. Die Sopranisitin Elizabeth Njoroge rief die Initiative vor knapp sieben Jahren ins Leben. Da es anfangs noch keine Instrumente gab, starteten die Ghetto Classics als Chor. Nachdem die deutsche Botschaft in Nairobi auf das Projekt aufmerksam wurde, spendete sie Geigen, Celli, Trompeten und Klarinetten, auf denen rund 300 Kinder nun jeden Sonntagnachmittag kostenlos unterrichtet werden. Ziel des Projektes ist es auch, den Kindern ein Gemeinschaftsgefühl, Disziplin und Selbstbewusstsein zu vermitteln.

Ghetto Classics als Chance auf ein besseres Leben

Das Orchester der Ghetto Classics tritt immer wieder bei Veranstaltungen auf – was für manche der Schützlinge den Weg zu einer Musikkarriere ebnet. Einer von ihnen ist der heute 20-jährige Brian. Seine Geschichte ist eine, die im Slum viele erzählen können: mit klassischer Musik hatte er bis vor vier Jahren nichts am Hut, er wuchs mit neun Geschwistern in Korochogo auf – der Vater war arbeitslos und die Mutter versuchte, die Familie mit dem Verkauf von Gemüse über Wasser zu halten. Brian ging nur selten in die Schule und strebte eine Karriere bei der Armee an – bis er bei den Ghetto Classics das Paukenspielen erlernte. Durch YouTube Videos, die er sich in Internetcafés anschaute, brachte er sich außerdem das Beckenspielen bei.

Nach nur einem Jahr bei den Ghetto Classics wurde er ins nationale Jugendorchester eingeladen und spielt mittlerweile für das renommierte Nairobi Orchestra – das kenianische Nationalorchester. Nebenbei studiert er Musik und Philosophie, und bringt Kindern und Jugendlichen im Rahmen von Ghetto Classics das Musizieren bei – dort, wo auch seine musikalische Karriere angefangen hat. Er möchte etwas von dem zurückgeben, was ihm die Ghetto Classics gegeben haben und den Kindern zeigen, „dass es selbst in dieser Welt noch Hoffnung gibt“

Die Gründerin Elizabeth Njoroge erzählt, wie das Projekt den Kindern eine neue Perspektive gibt: bei ihren Auftritten könnten sie sich etwas dazu verdienen sagt sie, und sie merke, dass ihre Schützlinge selbstbewusster, fokussierter und verantwortungsbewusster geworden seien. Viele von ihnen besuchten jetzt regelmäßiger die Schule und auch die Nachbarschaft sei stolz auf das, was die Ghetto Classics auf die Beine gestellt haben.

Weitere Informationen zu dem Projekt Ghetto Classics.

Foto: Kibera Nairobi Kenya slums shanty town October 2008, von Colin Crowley, CC BY 2.0