Menschenrecht des Monats: Recht auf Nahrung

11.11.2016: Die Welthungerhilfe setzt sich in Simbabwe für nachhaltige Landwirtschaft ein.

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Menschenrecht des Monats: Recht auf Nahrung

In Deutschland ist es kaum vorstellbar, nicht genug zu essen zu haben. Für 795 Millionen Menschen weltweit ist Hunger jedoch noch immer die bittere Realität. Einer von neun Menschen geht laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen jeden Abend hungrig schlafen.

Unsere Mitgliedsorganisation, die Welthungerhilfe, setzt sich in Simbabwe dafür ein, dass Kleinbauern vielfältigere Nahrungsmittel anbauen und ihr Angebautes vermarkten können. Außerdem unterstützt sie Ernährungsbildung und Lagerhaltung. Die Welthungerhilfe verhilft Kleinbauern dadurch zu einem Neustart und zur ihrem Recht auf Nahrung.

Simbabwe war lange die Kornkammer Afrikas. Doch das Binnenland mit einst blühender Landwirtschaft steckt seit Jahren in einer wirtschaftlichen Krise. Das Land kann seine Bewohner nicht mehr mit Grundnahrungsmitteln versorgen – ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren leidet unter chronischer Mangelernährung. Die Welthungerhilfe startete daher ein umfassendes Ernährungssicherungsprogramm.

Geringe Ernten und kaum gesunde Ernährung – trotz fruchtbarer Böden

Fährt man durch den Westen Simbabwes, fällt auf, wie grün und üppig die Vegetation ist. Doch auf den Feldern sieht es anders aus. Üblicherweise bauen die Bauernfamilien nur eine Feldpflanze, wie Mais oder Hirse, an. Diese Abhängigkeit wird für sie dann problematisch, wenn die Ernte durch ausbleibende Regenfälle, Dürren oder Insektenplagen in Folge des Klimawandels geringer oder ganz ausfällt. Vielen Kleinbauern fehlen das Wissen und die Erfahrung, um effektivere und klimaangepasste Anbaumethoden anzuwenden. Sie haben kaum Zugang zu Infrastruktur, neuen Geräten oder Techniken und auch nicht zu Krediten, um zum Beispiel in qualitativ hochwertiges Saatgut zu investieren.

Die kleinbäuerliche Landwirtschaft wurde von staatlicher Seite jahrelang vernachlässigt. Die Agrarproduktion ging unter der autoritären Regierung Robert Mugabes enorm zurück. Etliche Farmer hatten auf den Tabakanbau gesetzt und deshalb die Getreideproduktion aufgegeben. Im Zuge der Landreform Ende der 90er Jahre wurden außerdem viele Großfarmer enteignet, Äckerflächen neu verteilt. Tausende von Landarbeitern verloren ihre Arbeit oder wurden vertrieben. Fruchtbare Nutzflächen lagen lange Zeit brach. Arbeitslosigkeit und Ernährungsunsicherheit prägen seitdem den Alltag der Menschen.

Unterstützung für Kleinbauern auf dem Weg in eine nachhaltige Landwirtschaft

Im Westen Simbabwes, im Distrikt Gokwe, südwestlich der Hauptstadt Harare lebt die Mehrheit der Bevölkerung von dem, was sie auf den Feldern anbaut oder was sie auf den Baumwollplantagen verdient. Ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren leidet an Kleinwüchsigkeit aufgrund von Mangel- und Unterernährung. Jede dritte Frau leidet unter starkem Eisenmangel und Blutarmut – schuld daran sind die einseitige Ernährung und klimatisch bedingte Ernteausfälle. Gemeinsam mit ihrem lokalen Partner Agricultural Partnerships Trust unterstützt die Welthungerhilfe Kleinbauern in Gokwe bei einem Neustart.

Menschen werden in modernen Anbaumethoden geschult und lernen, wie sie die Böden schonen und trotzdem höhere Erträge erzielen können. Dabei werden natürliche Düngemittel und ökologischer Pflanzenschutz genutzt und somit auch die Umwelt langfristig geschützt.

Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, werden die Kleinbauern dazu angeregt, auch dürreresistentere Pflanzen anzubauen. Durch den Anbau von Süßkartoffeln, Erdnüssen, Tomaten oder Zwiebeln kann fast das ganze Jahr lang geerntet werden. Die größere Vielfalt im Anbau ermöglicht außerdem eine gesündere Ernährung. Um die Gesundheit der Menschen langfristig zu verbessern, wurden Gemeinde-Gesundheitsclubs gegründet, die über gesunde Ernährung informieren.

Die Bauern schließen sich verstärkt zu Gruppen zusammen. Das hat bei der Vermarktung viele Vorteile: Sie erzielen bessere Preise für Mais, Chili oder Erbsen auf dem Markt und haben leichteren Zugang zu Krediten, die sie über gemeinsame Spareinlagen finanzieren

Eine wichtige Rolle spielt auch die Lagerung der Ernte. „Früher gab es häufig einen Wettlauf mit Ratten und Mäusen um die Vorräte“, erinnert sich Bäuerin Lucy Marimirofa. Inzwischen schützen spezielle Getreidelager vor den Nagern. Ernte wird dort gemeinsam gelagert und verwaltet Lucy Marimirofa war eine der ersten Bäuerinnen, die von der Welthungerhilfe in Gowke unterstützt wurde, indem sie an Schulungen teilnahm und neue Anbaumethoden ausprobierte.

Weitere Informationen zu dem Projekt der Welthungerhilfe in Simbabwe.

Foto: Nutz/Welthungerhilfe