Skaten in Äthiopien

15.11.2015: In Äthiopiens Haupstadt formt sich eine aktive und motivierte Skate-Gemeinschaft.

Weitersagen

Skaten in Äthiopien

Wenn man an die idealen Orte zum skateboarden denkt, fallen einem moderne Skateparks, Halfpipes oder saubere Plätze vor großen Einkaufszentren ein. Die Straßen von Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba stehen wahrscheinlich nicht ganz oben auf der Liste. Doch genau dort formt sich zurzeit eine junge, motivierte und aktive Skate-Gemeinschaft.

Vom rollenden Holzbrett zur Skatebewegung

Vor rund drei Jahren gründeten Addisu Hailemichael und Abenezer Temesgen das Projekt „Ethiopia Skate“. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die Skatekultur mit Kindern und Jugendlichen zu teilen und in Äthiopien bekannt zu machen. Am Anfang hatten sie gerade einmal sieben Skateboards – manche davon selbst gebaut aus Holzbrettern und Möbelrollen – und 25 Kinder und Jugendliche, die lernen wollten, zu skaten. Innerhalb von kurzer Zeit hat die Bewegung sich immens vergrößert. Mittlerweile zählt die Gruppe schon über 150 Mitglieder, und fast jedes von ihnen hat sein eigenes Skateboard – die Zeiten des selber Bauens sind wohl vorbei.

Das nächstgelegene Gefühl zum Fliegen

Für die Kinder und Jugendliche ist skaten mittlerweile viel mehr als ein Hobby oder ein Sport geworden. Es ist ein Lebensstil und wie Addisu Hailemichael sagt: „das nächstgelegene Gefühl zum Fliegen“. Statt sich die Tricks der internationalen Skate-Stars abzugucken, entwickeln die jungen Skater in Äthiopien ihren ganz eigenen Stil. „Früher haben wir den Kindern das Skaten beigebracht“, sagt Hailemichael „und jetzt zeigen sie uns ständig neue Tricks, die sie sich ausgedacht haben“. Das Skaten soll auch dazu beitragen, die Kreativität der Kinder zu fördern, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen.

Skaten als Äthiopiens Markenzeichen

Wie die beiden Gründer sagen: „Das Skaten ist vor 50 Jahren in Los Angeles entstanden, aber unsere Skate-Bewegung fängt gerade erst an“. Abenezer Temesgen ist überzeugt, dass man in fünf Jahren professionelle Skater aus Äthiopien sehen werde. Das Land wolle nicht nur für seinen Kaffee und seine Langstreckenläufer bekannt sein. Die Zeit der Armut sei vorbei. Die Zeit für Veränderung sei gekommen. „Wenn wir es schaffen diesen Kindern zu zeigen, wozu sie alles in der Lage sind, dann können wir Äthiopien stärker machen als je zuvor“, sagt er.

Große Pläne für die Zukunft

Noch sind die Skate-Bedingungen in Äthiopien stark ausbaufähig. Doch wenn es nach Ethiopia Skate geht, soll sich das schnellstmöglich ändern. Im Moment wird viel improvisiert: leere Brunnen und verlassene Gebäude werden zu Skateparks umfunktioniert. Nachdem die Regierung und Polizei zuerst mit Skepsis auf die sich neu entwickelnde Bewegung schaute und nicht genau wusste, wie sie den Sport einordnen sollten, sind sie nun mit an Bord. Es laufen Gespräche mit der Regierung, einen Skatepark – den ersten in Äthiopien – zu bauen. In der Zwischenzeit werden die Mitglieder von Ethiopia Skate weiterhin ihre Kreativität nutzen, um ihre eigenen Halfpipes und Übergangs-Skateparks zu errichten. Außerdem möchten die Jungs einen Skateshop in Addis Abeba eröffnen, damit sich nicht mehr auf Spenden und Skateboards aus dem Ausland angewiesen sind.

Internationale Aufmerksamkeit

Mithilfe von sozialen Netzwerken hat sich Ethiopia Skate mittlerweile weit über Äthiopiens Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Mittlerweile hat sich aus Ethiopia Skate eine richtige Bewegung geformt. Die internationale Skate-Gemeinschaft ist auf die Gruppe aufmerksam geworden und unterstützt sie bei der Verwirklichung ihrer Pläne. So wurde auch der Berliner Fotograf Daniel Reiter auf die Gruppe aufmerksam. Seitdem dokumentiert er den Werdegang von Ethiopia Skate und unterstützt die Kinder und Jugendlichen mit Skate-Ausrüstung.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mehr Informationen zu Ethiopia Skate finden Sie auf der Webseite, Facebook Instagram.

Foto: Skateboarder African American, CCO 1.0