Friedensaktivistin des Monats Oktober: Mozn Hassan

27.10.2016: Die ägyptische Frauenrechtlerin Mozn Hassan wurde kürzlich mit dem alternativen Nobelpreis geehrt. Wir küren sie im Oktober zur Friedensaktivistin des Monats. Warum sie beide Auszeichungen verdient hat, erfahren Sie hier.

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Friedensaktivistin des Monats Oktober: Mozn Hassan

Mozn Hassan ist eine führende Frauenrechtlerin und Menschenrechtsverteidigerin aus Ägypten. Sie ist außerdem Gründerin der Organisation „Nazra for Feminist Studies“, die seit 2007 Menschenrechtsveretzungen an Frauen dokumentiert und anprangert. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz für Opfer sexueller Gewalt trägt Hassan entscheidend zum Frieden in ihrem Land bei. Dafür wurden Hassan und „Nazra“ in diesem Jahr der alternative Nobelpreis verliehen. Von GEMEINSAM FÜR AFRIKA wurde sie im Oktober zur Friedensaktivistin des Monats gekürt.

Sexuelle Gewalt in Ägypten – ein anhaltendes Problem

Sexuelle Gewalt an Frauen ist in Ägypten ein sehr ernstes Thema. Laut UN Bericht von 2013 hatten über 99 Prozent aller Ägypterinnen bereits Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen. Während der unglaublich turbulenten Zeit der ägyptischen Revolution von 2011 häuften sich außerdem gemeinschaftlich begangene sexuelle Übergriffe auf den politischen Massendemonstrationen auf dem kairorer Tahir-Platz und wurden erstmals international thematisiert. Im Arabischen trägt dieses Phänomen einen eigenen Namen – nämlich „taharrusch dschama’i“ – gemeinschaftliche sexuelle Belästigung. Bis heute sind Übergriffe gegen Frauen auf offener Straße und auf öffentlichen Plätzen in Ägypten an der Tagesordnung. Derartiges wurde in der Kölner Silvesternacht erstmals auch in Deutschland beobachtet. Umso wichtiger ist die Arbeit von Mozn Hassan und ihrer Organisation, die sich für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung einsetzt.

Mozn Hassan – eine Aktivistin für Menschlichkeit und Frieden

Um die Lebensumstände von Frauen zu verbessern, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind und den Frieden im Land zu fördern, stärkt Mozn Hassan vor allen Dingen PolitikerInnen sowie die Genderforschung an lokalen Unis. Mit ihrer 2007 gegründeten Organisation „Nazra“ dokumentiert sie Menschenrechtsverletzungen an Frauen und betreibt Lobbyarbeit in Politik und Gesellschaft. Während und nach der Revolution in Ägypten in 2011 prangerte sie mit „Nazra“ die häufigen und obendrein gemeinschaftlich begangenen sexuellen Übergriffe öffentlich an. Ihrer Arbeit ist es zu verdanken, dass den Opfern medizinisch, psychologisch und juristisch geholfen wurde. Zusammen mit anderen Frauenorganisationen kämpfte „Nazra“ erfolgreich für die Aufnahme der Frauenrechte in die ägyptische Verfassung und die Ausweitung der Definition sexueller Straftatbestände im Strafgesetzbuch Ägyptens. Es zählt zu ihren größten Erfolgen, dass 2014 Frauenrechte durch die ägyptische Regierung stärker in der Verfassung verankert wurden.

Hassan ist gemeinsam mit „Nazra“ eine von vier PreisträgerInnen des alternativen Nobelpreises (Right Livlihood Award, Preis für die richtige Lebensweise), eine Auszeichnung „für die Gestaltung einer besseren Welt“. Dieser Preis wird jährlich von der Right Livelihood Award Foundation vergeben.

Foto: © Mostafa Mohie