Außenminister Gabriel besucht Uganda und den Südsudan

11.08.2017 Außenminister Sigmar Gabriel besucht Krisenregionen in Uganda und dem Südsudan. Unsere Mitgliedsorganisationen sind vor Ort und leisten Nothilfe.

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Südsudanesische Flüchtlinge erhalten Zuflucht in Uganda. Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Außenminister Gabriel besucht Uganda und den Südsudan

In dieser Woche reiste Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) nach Uganda und in den Südsudan. Nicht ohne Grund! Seit ca. 4 Jahren erleben die Südsudanesen in ihrem noch sehr jungen Staat einen Bürgerkrieg fürchterlichen Ausmaßes. Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten Salva Kiir und seinem ehemaligen Vize Riek Machar. Im angrenzenden Uganda erhalten viele Menschen, die Ihre Heimat im Südsudan verlassen mussten, Zuflucht. Gabriel, begleitet von GEMEINSAM FÜR AFRIA Botschafter Wolfgang Niedecken, besuchte das Rhino Camp im Norden Ugandas und traf den südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir sowie den ugandischen Präsidenten Yoweri Kaguta Museveni zu Gesprächen.

Uganda zeigt Größe in der Krise

Mehr als eine Million Menschen sind seit dem Beginn des Bürgerkriegs im Südsudan nach Uganda geflüchtet. Aktuell kommen täglich ca. 2000 Menschen hinzu. Im Norden Ugandas entwickelte sich so eine ganze Region zu einem der größten Flüchtlingsaufnahmeräume der Welt. Allein das „Bidi Bidi“ beherbergt mittlerweile mehr als 270.000 Menschen. Im Zuge dieser Krise zeigt Uganda eine schier grenzenlose Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. „Dass ein Land wie Uganda, das selber arm ist, seine Grenzen für Menschen öffnet, die vor dem Bürgerkrieg im Südsudan fliehen, das ist schon beeindruckend“, so Außenminister Gabriel während seiner Anwesenheit im Rhino Camp, das aktuell ca. 50.000 geflüchteten Menschen ein neues zuhause bietet.

Beispiellose Integration der Geflüchteten

Uganda ist nicht nur bereit eine große Anzahl an vertriebenen Menschen aufzunehmen. Auch die Integration der Menschen ist beispiellos. Die Erstaufnahme und Registrierung der Geflüchteten findet zwar in Aufnahmezentren statt, anschließend dürfen sich die Menschen jedoch frei im Land bewegen und arbeiten. Zudem werden den Geflüchteten Perspektiven zur Selbsthilfe eröffnet. In den Regionen mit riesigen Flüchtlingscamps bekommen die Menschen oftmals ein Stück Land zugeteilt, auf dem sie mit Starthilfen – wie zum Beispiel Setzlingen – ihre eigene neue Lebensgrundlage aufbauen können. GEMEINSAM FÜR AFRIKA besuchte im November 2016 Uganda, um sich ein Bild von der Situation der südsudanesischen Flüchtlinge in Adjumani im Norden des Landes zu machen.

„Nachbarländer, die Flüchtlingen helfen, dürfen nicht allein gelassen werden“

Gabriel betonte während seines Besuchs in Uganda jedoch nicht nur die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft des Landes, sondern machte eindringlich darauf aufmerksam, dass Länder wie Uganda in solchen Situationen nicht allein gelassen werden dürfen. Staatlich unterstützte Entwicklungsprojekte und die humanitäre Hilfe – Deutschland hat in diesem Jahr Hilfsgelder von mehr als 60 Millionen Euro für Uganda bereitgestellt – sollen zukünftig noch besser abgestimmt werden, um so gezielter Gemeinden zu erreichen, die viele Flüchtlinge aufnehmen.

GEMEINSAM FÜR AFRIKA Botschafter Wolfgang Niedecken begleitet Außenminister

Begleitet wurde Gabriel auf seiner Uganda Reise von unserem langjährigen Botschafter Wolfgang Niedecken. Der gebürtige Kölner und BAP-Frontmann setzt sich seit vielen Jahren mit seinem Projekt „Rebound“ für das Wohlergehen ehemaliger Kindersoldaten in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo ein. Das Projekt ermöglicht es Betroffenen, den Weg zurück in ein freies und selbstbestimmtes Leben zu finden. Laut Unicef werden im südsudanesischen Bürgerkrieg aktuell 17.000 Kindersoldaten – auf Seiten der Rebellen, aber auch bei den Regierungstruppen – eingesetzt. Kinder und Jugendliche, die der Zwangsrekrutierung entkommen, benötigen nicht nur Zuflucht, sondern darüber hinaus eine psychologische Betreuung.  

Fluchtursachen bekämpfen: Gabriel trifft südsudanesischen Präsident Salva Kiir

Nachdem Gabriel in der ugandischen Hauptstadt Kampala bereits Präsident Museveni zu Gesprächen traf und Uganda sowie die Nachbarländer Kenia, Ruanda und Tansania dazu ermutigte im Südsudan-Konflikt zu vermitteln, reiste der Außenminister am Donnerstag weiter in die südsudanesische Hauptstadt Juba. „Südsudan hat es wirklich verdient, nach so vielen Jahren des Krieges endlich Frieden zu finden“, betonte Gabriel nach seiner Ankunft. Im Gespräch mit dem südsudanesischen Präsident Salva Kiir sagte Gabriel, dass es nun wichtig sei, Regierung und bewaffnete Opposition wieder an einen Tisch zu bekommen, um über die Umsetzung des bereits 2015 ausgehandelten Friedensabkommens zu sprechen. Eigene Machtinteressen sollten zum Wohle der Menschen, deren Sehnsucht nach Frieden immer größer wird, in den Hintergrund rücken.

Erste Zusagen seitens der südsudanesischen Regierungen sollen dabei gemacht wurden sein. So habe Präsident Kiir versprochen, zukünftig die Rekrutierung von Kindersoldaten als Verbrechen zu ächten. Im Südsudan bestehen für die humanitäre Hilfe zudem erschwerte Bedingungen, die notleidenden Menschen zu erreichen. „Es ist hier oft lebensgefährlich für die Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen“, so Gabriel. Erst im vergangenen März wurden sechs humanitäre Helfer ermordert. Der Außenminister forderte im Gespräch mit Kiir daher mehr Sicherheit für humanitäre Hilfeleistungen. Vor dem Hintergrund der Zehntausenden Opfer sowie knapp 4 Millionen Flüchtlinge, die dieser Bürgerkrieg bereits forderte, rief Gabriel die südsudanesische Regierung und die bewaffnete Opposition zum Einlenken auf: „Das ist nicht nur eine Aufgabe der Rebellen, sondern auch der Regierung und des Präsidenten selber“.

Am Rande der Hungerkatastrophe: Mitgliedsorganisationen sind vor Ort

Neben dem kriegerischen Konflikt hat der Südsudan zudem mit einer langanhaltenden Dürre zu kämpfen. Ernteausfälle und unterdurchschnittliche Niederschläge machen dem jungen Staat seit Monaten zu schaffen. Gegenwertig sind mehr als 6 Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Einige Mitgliedsorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA sind aktuell im Südsudan tätig, um Nothilfe zu leisten und der Hungerkatastrophe sowie weiteren Auswirkungen des Bürgerkriegs entgegenzuwirken. So schickt beispielweise action medeor regelmäßig Sendungen mit medizinischen Hilfsgütern in den Südsudan. „Die Lage im Südsudan ist katastrophal. Der andauernde Bürgerkrieg hat eine große Hungerkrise ausgelöst und die Gesundheitsversorgung im Land fast zusammenbrechen lassen“, berichtet Bernd Pastors, Vorstandssprecher von action medeor.

Um den notleidenden Menschen vor Ort ausreichend helfen zu können, sind unsere Mitgliedsorganisationen auf Ihre Unterstützung angewiesen. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende! 

 

Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA