Sambia-Reise: Brunnenprojekt und Ernährungssicherheit

28.11.2017 An den letzten beiden Tagen unserer Sambia-Reise besuchten wir zusammen mit den YouTuber*innen Projekte zur Ernährungssicherheit und Trinkwasserversorgung.

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Sambia-Reise: Brunnenprojekt in Mukuni. Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA

Sambia-Reise: Brunnenprojekt und Ernährungssicherheit

Am 5. und 6. Tag unserer Sambia-Reise mit den YouTuber*innen Ischtar Isik, CrispyRob, einfach inka, manniac und Juliane von Jung&naiv führte unser Weg weiter in Richtung Livingstone. Halt machten wir zunächst in Kalomo, um ein Projekt zur Bekämpfung von Mangelernährung unserer Mitgliedsorganisation CARE zu besuchen. Später führte uns unsere Reise ins kleine Dorf Mukuni. Dort wollten wir ein aktuelles Brunnenprojekt zur Trinkwasserversorgung unserer Mitgliedsorganisation Kinderhilfswerk Global-Care anschauen und uns erneut darüber informieren, welche der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) vor Ort unterstützt werden.

Unter- und Mangelernährung vielfältig entgegenwirken

24.11. Kalomo –  Am frühen Morgen setzte sich unser 16-Sitzer-Bus erneut in Bewegung, um von Choma in Richtung Kalomo aufzubrechen. In der umliegenden Region des kleinen Städtchens führt unsere Mitgliedsorganisation CARE in Kooperation mit der sambischen Regierung ein Projekt zur Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern, Schwangeren und stillenden Müttern durch. Grund hierfür ist, dass trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung Sambias in den vergangenen Jahren insbesondere in ländlichen Regionen die Unter- und Mangelernährung bei Kleinkindern und schwangeren Frauen noch immer ein gravierendes Problem ist.

Ziel des Projektes ist es, der Unter- und Mangelernährung durch den gezielten Aufbau von Kompetenzen und Wissen, die Förderung des Anbaus, der Zubereitung und der Zufuhr vielfältiger Nahrung entgegenzuwirken sowie die Ernährungssituation multisektoral durch die Verknüpfung von nachhaltiger Landwirtschaft, Gesundheit und WASH (WASH steht für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) zu verbessern. Dies geschieht zum einen über eine enge Zusammenarbeit mit dem „Programme Against Malnutrition“ (PAM) und den zuständigen sambischen Ministerien. Dabei schult CARE staatliche Gesundheitshelfer sowie Freiwillige in den Gemeinden in gesunden Ernährungspraktiken und Hygieneinfrastruktur, um anschließend Ernährungs- und Hygieneberatung sowie Sensibilisierungskampagnen in den Gemeinden durchzuführen. Zum anderen werden auf Gemeinde- und Haushaltseben gezielte Trainingsmaßnahmen zu klimagerechter Landwirtschaft, angepasste Anbaumethoden (z.B. „home gardens“) und Bewässerungssysteme, Viehzucht, Nahrungsverarbeitung sowie diversifizierter Ernährung durchgeführt, um positive Verhaltens- und Ernährungsänderungen zu bewirken.

Angebaut werden beispielsweise Tomaten, Kohl, Rettich, Okra oder Kürbis und Süßkartoffeln. Beliebte Obstbäume sind unter anderem Mango-, Orangen-, oder Guavenbäume. Auf künstliche Düngemittel und Pestizide wird weitgehend verzichtet, weil sie der Umwelt schaden und teuer sind. Außerdem erhalten mehrere Familien Ziegen. Bekommen die Ziegen Junge, werden diese an andere Familien weitergegeben.

Im Zuge der nationalen Woche der Kindergesundheit hat die sambische Regierung mit Unterstützung von CARE mittlerweile mehrere Gesundheitsposten eingerichtet, an denen das Wachstum der Kinder in der Gegend um Choma und Kalomo überwacht wird (siehe Bild).

Sambia-Reise: Unter- und Mangelernährung bekämpfen. Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA

 

Die Reisegruppe besuchte einen dieser Gesundheitsposten im abgelegenen Dorf Sipatunyana. Zusammen mit drei CARE-Mitarbeitern – Eddie, Chad und Mweemba – machten wir uns in einem kleinen Pick-Up auf die Fahrt hinaus aufs Land. In Sipatunyana angekommen fanden wir sehr viele Frauen mit ihren Kindern vor. Hier werden das Gewicht, das Alter und der Armumfang der Kinder mit einem speziellen sogenannten MUAC-Messband aufgenommen und dokumentiert. Auch unabhängig von der nationalen Gesundheitswoche für Kinder werden diese Daten in der gesamten Region monatlich aufgezeichnet, um die Entwicklung des Ernährungszustands über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Auf diese Weise werden die Regionen identifiziert, in denen der Prozentsatz der Unterernährung besonders hoch ist. Dort werden dann die landwirtschaftlichen Aktivitäten im besonderen Maße unterstützt. Zusätzlich werden die Kinder an den Gesundheitsposten mit Vitamin A versorgt und erhalten Tabletten zur Entwurmung – einem häufigen Problem in der Region, das die Aufnahme von Nährstoffen stark einschränkt. Zudem werden hier Impfungen überprüft und bei Bedarf aufgefrischt. Alle Kinder haben eine Gesundheitskarte, in der alle Impfungen und anderen Behandlungen aufgeschrieben werden. Aktuell werden mit den genannten Maßnahmen mehr als 3.500 unterernährte Kinder erreicht.

Das besuchte Projekt „Ernährungssicherheit für Frauen und Kleinkinder“ unserer Mitgliedsorganisation CARE trägt dazu bei, das Ziel Nr. 2 (kein Hunger) und das Ziel Nr. 3 (Gesundheit & Wohlergehen) der SDGs zu unterstützen!

Nach den vielen Eindrücken in Kalomo und der Erkenntnis, dass die Bekämpfung von Hunger langfristig möglich ist, machten wir uns zusammen mit den YouTuber*innen auf in Richtung Livingstone. Dort sollte am folgenden Tag bereits der nächste Projektbesuch auf uns warten. Unsere Mitgliedsorganisation, das Kinderhilfswerk Global-Care hatte uns dazu eingeladen, in das Dorf Mukuni in der Nähe von Livingstone zu kommen. Dort hat Global-Care in Kooperation mit dem BMZ das aktuellste Brunnenprojekt für eine saubere Trinkwasserversorgung realisiert.

Wasser ist Leben – Mehr als 20.000 Menschen profitieren von Brunnenprojekt

25.11. Mukuni – Früh am Morgen holten uns Kirk und Joseph vom Kinderhilfswerk Global-Care in unserem Hotel ab und fuhren zusammen mit uns ins Dorf Mukuni, etwas außerhalb von Livingstone, ganz im Süden Sambias, fast an der Grenze zu Simbabwe.

Auf dem Weg nach Mukuni machten wir einen kurzen Stopp an dem Fluss, an dem die Menschen in der Umgebung früher Wasser geholt haben. Wir sind entsetzt, das Flusswasser sieht sehr unappetitlich aus, schlammig und voller Algen. Hier trinken auch die Nutztiere und Wildtiere, sogar Elefanten kommen hierher. Danach geht es weiter nach Mukuni. Auf der Fahrt wird uns bewusst, welch lange Strecke – mehr als 4 Kilometer – die Dorfbewohner in der Vergangenheit zum Wasserholen zurücklegen mussten. In Mukuni angekommen, wurde uns zuerst der neue Brunnen vorgeführt. Die Wasserstelle ist eingezäunt, damit Tiere nicht zu nah herankommen und verschmutzen können. Um das Wasser zum Fließen zu bekommen, muss gepumpt werden. Damit die Gummis der Pumpe nicht so schnell kaputtgehen, müssen regelmäßig Ruhezeiten eingehalten werden. Deshalb ist die Pumpe täglich von 5:30 – 11 Uhr und von 13 – 18 Uhr geöffnet.

Jede Familie bezahlt pro Monat 2 Kwacha, das sind umgerechnet 0,18 Euro. Ein Wasserkomitee ist für das Einsammeln der Beiträge und die Instandhaltung der Pumpe und des Brunnens zuständig. Das Komitee hat drei Vorsitzende, die auch für das verschließen des Brunnens zu den Ruhezeiten verantwortlich sind. Um die Instandhaltung zu erleichtern, wurden in Sambia überall die gleichen Pumpen installiert, so dass die Ersatzteile leicht zu bekommen sind.

Hier in Mukuni wurde für den Brunnen 70 Meter tief gebohrt, die Wasserpumpe reicht 45 Meter tief. Pumpen, die tiefer gehen, sind schwer zu bedienen. In dieser Gegend Sambias, einem Ausläufer der Kalahari-Region, ist es sehr trocken und nicht einfach Brunnen zu bohren, die langfristig erhalten werden können, da sie schnell versanden oder das Wasser salzig ist. Insgesamt kostet eine Brunnenbohrung mit der Installation der Pumpe 5.000 – 6.000 Euro. Dazu kommen dann noch Workshops zur Instandhaltung und Hygiene sowie der Sanitärversorgung. Momentan sind dreiviertel der Dorfbewohner von dem einen Brunnen abhängig, das sind 1883 Menschen. Viele Dorfbewohner*innen müssen jedoch auch aktuell noch das Wasser weit nach Hause tragen. Ein weiterer Brunnen wird daher dringend benötigt. Insgesamt hat Global-Care im Rahmen des Brunnenprojekts in Kooperation mit dem BMZ 41 Brunnen mit Handpumpe in 41 Dörfern installiert. Jeder Brunnen kann mindestens 10 Liter Wasser pro Person am Tag das ganze Jahr fördern. Das Wasser hat eine gute Qualität und steht für ca. 20.500 Menschen zur Verfügung.

Sambia-Reise: Brunnenprojekt in Mukuni. Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA

 

Der Lebensstandard vieler Menschen in den Projektgebieten hat sich deutlich erhöht. Sauberes Wasser steht in ausreichender Menge zur Verfügung und die persönliche Hygiene wurde verbessert. Laut den Aussagen der Dorfältesten haben Magen- und Darmerkrankungen speziell bei Kindern bereits drastisch abgenommen. Besonders für Frauen und Kinder hat der reduzierte Zeitaufwand, der zur Wasserversorgung aufgewendet werden musste, für mehr Lebensqualität gesorgt. Die Zeitersparnis fördert die Chancen der Kinder zum Schulbesuch. Der Anbau von Agrarprodukten konnte verbessert werden. Für kleinere Gärten tragen die Brunnen zur Bewässerung bei.

Beindruckt von diesen Fortschritten in der Wasserversorgung wir anschließend mit einigen Familien im Dorf in einen intensiven Austausch gehen. Wir wurden auf ihre Grundstücke eingeladen und die Menschen zeigten uns ihre Häuser. Viele von ihnen betreiben kleine Werkstätten, in der sie Alltagsgegenstände oder Kunsthandwerk anfertigen. Da die Gegend hier sehr trocken ist, wird vergleichsweise wenig Landwirtschaft betrieben. Die meisten Dorfbewohner leben von ihrem Kunsthandwerk. Auf einem nahe gelegenen Markt verkaufen sie ihre Produkte – wie zum Beispiel Schnitzereien, Schmuck und aus Draht gefertigte Spielzeuge.

Nach den Gesprächen mit den Menschen vor Ort, besuchten wir noch ein neues Ausbildungszentrum im Ort. Aktuell wird hier ein Computerraum eingerichtet und es sollen Werkstätten für eine berufliche Ausbildung und Lehrerwohnungen entstehen. Lehrerwohnungen sind daher wichtig, weil der öffentliche Transport in abgelegene Gegenden wie Mukuni sehr beschwerlich ist.

Das besuchte „Brunnenprojekt“ unserer Mitgliedsorganisation, dem Kinderhilfswerk Global-Care, trägt dazu bei, das Ziel Nr. 6 (sauberes Wasser & Sanitäreinrichtungen) der SDGs zu unterstützen!

Hier in Mukuni sollte an diesem Tag auch unsere Projektreise zusammen mit den YouTuber*innen Ischtar Isik, CrispyRob, einfach inka, manniac und Juliane von Jung&naiv zu Ende gehen. Die Eindrücke und Erkenntnisse in den vergangenen Tagen waren uns allen anzumerken. In unseren Köpfen überlegten wir uns bereits, wie wir all diese Erfahrungen zu den Projekten und den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) mit den Menschen in Deutschland teilen könnten. Unsere Projekt- und Reiseberichte in den vergangenen Tagen sollten nur ein Anfang gewesen sein:

  • Auf unseren Social-Media-Kanälen (Facebook, Twitter, Instagram & YouTube) und auf den Kanälen der YouTuber*innen erhalten Sie in den kommenden Tagen und Wochen ausführliche Video-Dokumentationen und -Beiträge zu unserer Sambia-Reise und den einzelnen Projektbesuchen. Zudem bekommen Sie auf unserer Reise-Seite alle Ereignisse nochmals auf einen Blick: www.gemeinsam-fuer-afrika.de/17ziele-sambia

 

 

Quelle & Fotos: GEMEINSAM FÜR AFRIKA