Ex-Diktator Charles Taylor als Kriegsverbrecher verurteilt

Charles Taylor wurde vom internationalen Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen in Sierra Leone für mitschuldig erklärt.

Weitersagen

Charles Taylor

Ex-Diktator Charles Taylor als Kriegsverbrecher verurteilt

Der frühere Präsident von Liberia, Charles Taylor, ist vom Sondertribunal für Sierra Leone wegen Kriegsverbrechen für mitschuldig befunden worden. Taylor musste sich als einer der Hauptakteure für Gräueltaten im Bürgerkrieg von Sierra Leone (1996-2002) verantworten.

Vom Nachbarland Liberia aus unterstützte er die Rebellen der  Revolutionary United Front (RUF) massiv mit finanziellen und militärischen Hilfen. Im Gegenzug versorgten die Rebellen Taylor mit Diamanten aus den Fördergebieten Sierra Leones, den sogenannten Blutdiamanten. Der Bürgerkrieg in Sierra Leone kostete 50.000 Menschen das Leben und war geprägt von grausamen Verbrechen: Mord, Vergewaltigung, sexuelle Versklavung und massivem Einsatz von Kindersoldaten.

Die Verurteilung des 64-jährigen Taylor wird von vielen Seiten als historisches Ereignis betrachtet, denn seit den Nürnberger Prozessen ist kein ehemaliges Staatsoberhaupt mehr wegen Kriegsverbrechen verurteilt worden. Das Urteil sei zudem ein „Warnsignal an andere Kriegsverbrecher“ und wird daher von verschiedenen westlichen Regierungen begrüßt.

Doch das Urteil entfacht auch Kritik. Besonders aus Afrika werden Stimmen laut, die eine angebliche Einseitigkeit des Internationalen Strafgerichtshof monieren. Dieser habe seit seiner Gründung im Jahr 2002 vor allem afrikanische Täter im Visier und sei lediglich eine „neue Form des Imperialismus“, so Paul Kagame, Präsident Ruandas. Auch die Afrikanische Union äußert Bedenken: „Der Missbrauch von Anklagen gegen afrikanische Führer hat einen destabilisierenden Effekt, der sich negativ auf die politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung“ in Afrika auswirke.

Taylors Strafmaß steht noch aus und soll Ende Mai verkündet werden. Lesen Sie mehr über die Verurteilung Taylors und seine kritische Reflektion in Afrika.

(Foto: dpa)