Moderne Sklaverei existiert!

Auch heute ist Sklaverei noch weltweit verbreitet – und sie betrifft uns alle.

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Videos und Bilder von unserer Protestaktion gegen moderne Sklaverei am 25. Mai 2018.

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Sklaverei ist offiziell seit mehr als 150 Jahren weltweit abgeschafft – leider jedoch nur auf dem Papier. Zwangsarbeit, Zwangsprostitution, Politische Gefangenschaften, Kinderarbeit, Rekrutierung von Kindersoldaten sind Formen sogenannter moderner Sklaverei (Planet Wissen).

Schätzungsweise sind mehr als 40 Millionen Menschen weltweit von moderner Sklaverei betroffen (Global Slavery Index 2016), davon sind allein ca. 21 Millionen Menschen Opfer von Zwangsarbeit (ILO).

Auch in Europa und Deutschland arbeiten viele Tausende Menschen unter sklavereiähnlichen Bedingungen.

Moderne Sklaverei degradiert Menschen. Ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Gefühle und ihre Würde zählen NICHTS.

Wie werden Menschen Opfer moderner Sklaverei?

Besonders gefährdet sind Menschen in ungeschützten Situationen und extremer Not. Dazu gehören Menschen, die auf der Flucht sind und/oder in extremer Armut leben. Auch Menschen, die keine Perspektive haben – weil sie beispielsweise in instabilen politischen Verhältnissen leben oder keinerlei Zugang zu Bildung und Chancen auf einen regulären Job haben – sind besonders gefährdet. Die Rekrutierung für Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen erfolgt oft bewusst in solchen Regionen und Situationen – so zum Beispiel unter den illegalisierten Flüchtlingen innerhalb Europas. Auch verlagern Unternehmen aus Kostengründen ihre Produktionen in solche Gebiete.

Informieren Sie sich über die verschiedenen Arten der modernen Sklaverei

Zwangsarbeit

Zwangsarbeit bedeutet, dass besondere Hilflosigkeit ausgenutzt wird. Allein das Versprechen auf ein besseres Leben, das Angebot von Lohn und Arbeit oder Schutz während der Flucht sind wichtige Ursachen. Zudem basiert Zwangsarbeit oft auf Täuschung, Erpressung, Drohungen und Gewalt. Häufig werden auch Papiere einbehalten.

Isolation, das Einschränken der Bewegungsfreiheit, unfreiwillige Überstunden und das Einbehalten des Lohns sind häufig Merkmale von Zwangsarbeit.

Rund 90 Prozent aller Zwangsarbeit wird in der Privatwirtschaft verrichtet und ist in fast allen Wirtschaftssektoren anzutreffen. Insgesamt wird mit Einnahmen von einem Volumen von rund 150 Mrd. Dollar ausgegangen. Davon fallen 99 Mrd. Dollar der Zwangsprostitution, 9 Mrd. Dollar der Land- und Forstwirtschaft, 8 Mrd. Dollar privaten Haushalten sowie 33 Mrd. Dollar anderen Branchen – wie Bauwesen, verarbeitendes Gewerbe oder Bergbau – zu (Nord / Süd-Netz).

2,2 Millionen Menschen werden von staatlicher Seite zur Arbeit gezwungen, beispielsweise als Soldat*innen oder auch als Gefängnisinsass*innen.

Zwangsarbeit verbirgt sich somit hinter sehr vielen Produkten und Dienstleistungen, die wir besitzen oder täglich konsumieren: zum Beispiel Gemüse, Fisch, Fleisch, Getreide, Kaffee, Zucker, Schokolade, Textilien, Schuhe, Teppiche, Handys, Computer, Biosprit, Kohle, Holz, Spielsachen, Gold und Diamanten und vielen mehr.

Zwangsarbeit kann nur aufgrund der stillschweigenden Zustimmung aller funktionieren!

Kinderarbeit

Ein Großteil der Zwangsarbeiter*innen sind Kinder. Sie besitzen keine Ausweise und werden ungehemmt ausgebeutet. Die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes schätzt, dass alleine in Mali circa 20.000 Jungen als Zwangsarbeiter festgehalten werden und auf Plantagen für Kakao, Kaffee, Baumwolle oder Bananen schuften müssen – weit entfernt von ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen. Und das oftmals unter gefährlichen Bedingungen: stundenlang und ohne ausreichend zu Essen und zu Trinken.

Viele der arbeitenden Kinder sind von leeren Versprechungen angelockt worden und so in die Hände skrupelloser Menschenhändler geraten. Teilweise werden die Kinder auch von ihren verzweifelten Eltern für ein geringes Entgelt an Menschenhändler verkauft. Auch die Eltern werden dabei häufig mit leeren Versprechungen gelockt – wie etwa, dass ihr Kind genügend Geld verdienen wird, um später eine Ausbildung absolvieren zu können und so eine Chance auf eine bessere Zukunft erhält (Quelle).

Kinderehen

Von einer Kinderehe wird gesprochen, wenn mindestens einer der beiden Partner das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat – egal, ob Junge oder Mädchen. Kinderehen sind weltweit verbreitet und existieren auf jedem Kontinent, in jeder Kultur und in jeder Religion – auch in Ländern des Globalen Nordens. Am häufigsten kommen sie jedoch in Ländern des Globalen Südens vor.

Armut ist einer der wichtigsten Ursachen für Kinderehen. Somit kommen Kinderehen in Ländern, mit einen hohen Anteil von Menschen, die in extremer Armut leben, häufiger vor. Die Länder in Subsahara-Afrika haben den höchsten Anteil an Kinderehen. In Niger werden beispielsweise rund 75 Prozent der Mädchen als Kind verheiratet – viele davon sind unter 15 Jahre alt. Insgesamt geht das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, davon aus, dass in 82 Prozent der Kinderehen Mädchen zwangsverheiratet werden und in 18 Prozent der Fälle Jungen. In Subsahara Afrika werden Mädchen früh benachteiligt: 23 % gehen nicht in die Grundschule und verlieren somit die Chance sich durch Bildung ein eigenständiges Leben aufzubauen.

Die Eltern gehen aus unterschiedlichen Gründen für ihre Kinder Kinderehen ein. Oft hoffen sie, dass durch eine Heirat die Zukunft ihres Kindes abgesichert wird – besonders bei Mädchen. Auch möchten Familien durch Kinderehen Bündnisse schließen oder auch festigen oder Schulden begleichen. Einige hegen die Hoffnung, dass ihre Kinder genügend eigene Kinder bekommen, die sie im Alter versorgen. Für jüngere Bräute wird meistens eine geringere Mitgift bezahlt, für Mädchen aus extrem arme Familien kann es somit die einzige Möglichkeit sein, überhaupt zu heiraten. In humanitären Krisen steigt die Zahl der Kinderehen abrupt in die Höhe. Das liegt daran, dass die Eltern vor allem ihre Töchter vor sexueller Gewalt schützen wollen, wenn das staatliche Gewaltmonopol nicht aufrechterhalten werden kann (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung).

Kindersoldaten

Bislang gibt es keine rechtlich verbindliche Definition des Begriffs „Kindersoldat*in“. Bei den Vereinten Nationen hat sich jedoch ein breites Verständnis durchgesetzt, zuletzt formuliert in den Pariser Prinzipien: „Kindersoldat*in“ meint demnach jede Person unter 18 Jahren, die mit Streitkräften oder bewaffneten Gruppen assoziiert ist oder war – unabhängig von Funktion oder Rolle, also auch als Bote, Köch*in, Mechaniker*in etc. Ausdrücklich sind also nicht auschließlich Minderjährige gemeint, die aktiv an Kampfhandlungen teilnehmen oder teilgenommen haben.

Weltweit kämpfen rund 250.000 Minderjährige in Kriegen und bewaffneten Konflikten. Ihr Leben ist hart und gefährlich: Sie werden als Boten, Dienstpersonal oder Spion*innen eingesetzt; sie werden sexuell ausgebeutet; sie müssen Pistolen, Sturmgewehre oder Sprengsätze benutzen; sie müssen betrügen, plündern und verwüsten. Schlimmer noch: Einige werden unter Morddrohungen gezwungen, Freunde oder Familienangehörige zu töten und sich dadurch „abzuhärten“. Diese Gewalt setzt sich fort. Sie geschieht manchmal unter Drogeneinfluss, aber stets unter großen psychischen Druck. Kindersoldat*innen leiden als sowohl als Opfer als auch als Täter*innen daher ihr Leben lang an den Folgen körperlicher und seelischer Grausamkeiten.

Die meisten Kindersoldat*innen kämpfen nicht freiwillig, sondern werden dazu gezwungen. Sie sind selten Teil von Regierungsarmeen, sondern gehören meist zu anderen Akteuren bewaffneter Konflikte. Der Bericht der Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für Kinder in bewaffneten Konflikten benennt 51 nichtstaatliche sowie acht staatliche Konfliktparteien in vierzehn Ländern, die gezielt Gewalt gegen Kinder verüben oder Kindersoldat*innen einsetzen (Stand 2016). Die Hälfte dieser Länder liegt in Afrika: die Demokratische Republik Kongo, Mali, Nigeria, Somalia, Sudan, Südsudan und die Zentralafrikanische Republik.

Der Weg zurück ins ‚‚normale‘‘ Leben ist insbesondere für ehemalige Kindersoldaten sehr schwer – sie sind traumatisiert von dem, was sie gesehen und erlebt haben und den Taten, zu denen sie gezwungen wurden. Immer wieder werden sie in ihren Familien und Dörfern als Mörder angesehen und wenn überhaupt nur langsam wieder in die Gesellschaft integriert (UNICEF; Modul Kindersoldaten).

Sexuelle Ausbeutung

Sexuelle Ausbeutung bezeichnet alle Formen von sexuellen Handlungen, bei der der Täter/ die Täterin seine/ ihre  körperliche, geistige und emotionale Überlegenheit ausnutzt, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Meist kommen die Täter*innen aus dem sozialen Umfeld des Betroffenen. In rund 90 Prozent der Fälle handelt es sich um männliche Täter. Opfer sind überwiegend Frauen. Die meisten Betroffenen werden mit falschen Versprechungen, beispielsweise eine legale Arbeit im Ausland, angeworben und dann in die Prostitution gezwungen (CASTAGNA). Die meisten zur Prostitution gezwungenen Frauen aus einem außereuropäischen Land kommen aus Nigeria. Im Jahr 2016 sind rund 11.000 Frauen aus Nigeria nach Europa gekommen. Von diesen landeten über 8.000 Frauen in der Prostitution. Teilweise wissen die Opfer, dass sie für eine Tätigkeit in der Prostitution angeworben wurden, jedoch werden sie häufig durch physische und psychische Gewalt genötigt die Prostitution gegen ihren Willen fortzusetzen – sie sind einer Hilflosigkeit ausgesetzt.

Zwangsarbeit steckt hinter vielen Alltags-Produkten

Für jeden von uns arbeiten durchschnittlich 60 Sklav*innen.

Viele Menschen hierzulande sind sich nicht darüber bewusst, unter welchen Bedingungen Produkte unseren alltäglichen Konsums (wie z.B. Kakao) hergestellt werden – und welch hohen Preis Menschen in Afrika oft für unsere billige Schokolade zahlen. Unser Lebensstil und Konsumverhalten ist mitverantwortlich für die Existenz und den Fortbestand von Lohndumping und Zwangsarbeitsverhältnissen. Insbesondere betrifft das die Arbeitenden am Anfang der Lieferketten, also bei der Gewinnung der Rohstoffe. Viele dieser Rohstoffe, die wir für unsere Produkte benötigen (zum Beispiel Kakao für Schokolade) werden aus afrikanischen Ländern importiert – am besten so billig wie möglich. Denn wer möchte schon teure Schokolade kaufen? Andere Menschen werden ausgebeutet, damit wir hier möglichst billig unsere Bedürfnisse befriedigen können.

Auch möchten wir als Verbraucher*in zu jeder Jahreszeit jegliches Gemüse und Obst in unseren zahlreichen Supermärkten vorfinden können. Selbst in der Erntesaison werden oftmals Importe anstatt Produkte aus dem regionalen Anbau angeboten. Produkte aus dem Ausland sind im Vergleich oft billiger, als die regional produzierten. Dabei achtet kaum jemand darauf, zu welchen Bedingungen diese Produkte im Ausland produziert werden. Denn Obst und Gemüse, das in Supermärkten billig verkauft wird, wird an anderen Stellen teuer bezahlt – es muss schließlich noch billiger produziert werden, damit das Geschäft sich lohnt. In den Ernteregionen, beispielsweise Spanien oder Italien, sind es zumeist die Arbeiter*innen, die ausgebeutet werden.

Alleine in der Provinz Almeria in Südspanien arbeiten bis zu 120.000 Menschen und produzieren knapp drei Millionen Tonnen Obst und Gemüse für den Export. Zu den Exportschlagern gehören Gurken, Paprika, Tomaten, Melonen und Orangen. Deutschland ist beispielsweise der wichtigste Abnehmer spanischer Tomaten in den Monaten Dezember bis April.
Jährlich werden Produkte im Wert von mehr als vier Milliarden Euro ins Ausland verkauft. In Südspanien leben die meisten Menschen somit von der Landwirtschaft. Die Erntehelfer*innen werden zumeist als Gelegenheitsarbeiter*innen durch selbsternannte Arbeitsvermittler eingestellt. Diese betrügen die Arbeiter*innen routinemäßig. Insbesondere illegalisierte Migranten und Flüchtlinge geraten leicht in die Fänge dieser Vermittler, da sie keine Möglichkeit haben, an reguläre Jobs zu kommen aber natürlich dringend auf ein eigenes Einkommen angewiesen sind. So arbeiten die meisten Erntehelfer für zwei bis vier Monaten und bekommen teilweise keinen Lohn oder werden frühzeitig entlassen, wenn sie zu erschöpft wirken und keine volle Leistung mehr erbringen können. Auch ist es die Regel, dass Agenturen weniger Tage angeben, als die Erntehelfer*innen eigentlich gearbeitet haben. Verzweifelte Menschen aus Marokko, Senegal oder Mali müssen als Erntehelfer*innen unter Folie arbeiten und unentgeltliche Überstunden  leisten – bei Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius. Halten sie das nicht durch, verlieren sie ihren Job uns stehen wieder vor dem Nichts.

Nicht nur Gemüse und Obst sind Konsumgüter, die oftmals unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert werden. Weitere Beispiele sind:

  • Blumen aus Kenia
  • Kakao aus Ghana
  • Metalle/seltene Erde für Elektrogeräte aus der DR Kongo
  • Obst und Gemüse aus Südeuropa
  • Billig-Fleisch aus Deutschland
  • Edelminerale und -metalle für Schmuck aus Minen in Konfliktgebieten

Innerhalb der EU ist es gesetzlich verboten, dass Pflücker*innen dort arbeiten, wo Pestizide versprüht werden – doch auch daran wird sich nicht gehalten. Oftmals werden sogar Chemikalien gesprüht, während die Arbeiter*innen pflücken. So klagen zahlreiche Arbeiter*innen darüber, dass sie krank wurden, nachdem sie auf pestizidbelasteten Feldern gearbeitet haben.

Nicht nur die Arbeitsbedingungen sind mehr als nur prekär – gleiches gilt zumeist auch für die Lebensbedingungen. Ein Großteil der Arbeiter*innen lebt im Niemandsland, weit weg von Ortschaften, ohne Zugang zu Strom und Wasser. Zumeist müssen diese in Elendsghettos zwischen den Plantagen hausen – in einem Plastik-Labyrinth, dessen Sicherheitstore gegen Abend geschlossen und die dort lebenden Menschen quasi eingesperrt werden.

Wie viele Sklaven arbeiten für Sie?

Moderne Sklaverei betrifft uns alle. Wie viele Sklaven arbeiten für Sie? Finden Sie es heraus: http://slaveryfootprint.org/Im Durchschnitt arbeiten rund 60 Sklaven*innen für einen Konsumenten (Evi Hartmann, Professorin für „Supply Chain Management“ an der Uni Erlangen-Nürnberg). Wenn Sie wissen möchten, wie viele Sklav*innen für Sie arbeiten, können Sie das hier über den Slavery-Footprint der Organisation Made in a Free World ausrechnen: slaveryfootprint.org/. Anhand von elf Fragen zu den eigenen Konsumgewohnheiten wird berechnet, wie viele Menschen für Ihren Lebensstil arbeiten müssen. Das Ergebnis berechnet sich so: Die Organisation recherchierte hunderte Produktionswege von alltäglichen Gebrauchsgegenständen – so konnte jedem Produkt eine bestimmte Anzahl an Sklaven zugewiesen werden, die an der Herstellung des jeweiligen Produktes beteiligt sind.

Was können wir gegen die moderne Sklaverei tun?

Hinter günstigen Preisen verbergen sich oft Ausbeutungsprozesse von Männern, Frauen und Kindern in prekären Lebenssituationen. Um Menschen vor moderner Sklaverei und Ausbeutung zu schützen, können Sie mit kleinen Schritten im Alltag einen Unterschied machen.

Hier haben wir einige Möglichkeiten für Sie zusammengefasst und erklären, was GEMEINSAM FÜR AFRIKA gegen moderne Sklaverei tut.

Fairtrade Banane_©CC0/Isaac Fryxelius

Opfer moderner Sklaverei – Die Stimmen Betroffener

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