Von G wie Genozid bis H wie Hunger

Wissenswertes über Afrika von G bis H

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Spenden Afrika: Anlieferung der Hilfsgüter im Dorf Ali in Äthiopien._©Menschen für Menschen/Rainer Kwiotek

Von G wie Genozid bis H wie Hunger

Genozid

„Genozid oder auch Völkermord bezeichnet die vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer rassischen, ethnischen oder sozialen Merkmale, ihrer Nationalität oder religiösen Überzeugungen“ (bpb).

1994 ging dieser Begriff im Zusammenhang mit Ruanda um die Welt und verlieh dem Land eine traurige Berühmtheit. Bei Massakern in dem ostafrikanischen Land waren der UNO zufolge zwischen April und Juli 1994 bis zu 800.000 Menschen ermordet worden. Der Völkermord wurde vor allem von radikalen Milizen der Volksgruppe der Hutu organisiert. Bei den Opfern handelte es sich überwiegend um Angehörige der Tutsi. Eine schwerwiegende Ursache liegt in der deutschen und französischen Kolonialherrschaft. Die Kolonialherren schürten einen enormen Hass der Hutu auf die Tutsi. Letztere wurden von den Kolonialmächten als lokale Machtträger auserkoren und erhielten damit die indirekte Herrschaft über die Bevölkerungsmehrheit der Hutu. Eine besonders folgenschwere Rolle in der Anstachelung des Hasses gegen die Tutsi übernahmen die propagandistischen Radiosendungen des Senders Radio-Télévision Libre des Mille Collines. Die angespannte Situation eskalierte, als der damals amtierende Präsident Juvénal Habyarimana bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Sofort standen die angeblichen Sündenböcke fest: die Tutsi. Ein barbarischer Racheakt gegenüber dieser Ethnie setzte sich ungehindert in Gang. Die Vereinten Nationen sind während und infolge des Genozids schwer kritisiert worden. Den Blauhelmtruppen vor Ort wurde nicht gestattet einzugreifen. Sie wurden sogar abgezogen.

1995 richteten die Vereinten Nationen den Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR) mit Sitz in Arusha (Tansania) ein. Dieser ist zuständig für die Verfolgung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Ruanda. Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die Ursachen, Ausmaße und Folgen der Verbrechen in Ruanda 1994.

Siehe auch: Ethnie

Gestylt

Es dauert Stunden, es ist teuer, und manchmal tut es ganz schön weh: Wenn sich Frauen in vielen afrikanischen Ländern die Haare richten lassen, entsteht Kunst. Besonders in den Großstädten lassen sich die Frauen professionell in kleinen Salons die Haare stylen. Oft stehen drei oder mehr Frauen um die Kundin herum, ziehen an ihren Haaren, kämmen und flechten. Es gibt zwei Haupttechniken: die traditionellen Cornrows (eine Flechtfrisur mit am Kopf anliegenden Originalhaarzöpfen) und die Ghana Braids (Kunsthaarzöpfe)). Diese beiden Varianten lassen sich aber unendlich variieren. Hinzu kommt der Einsatz von eingewebten und kombinierbaren Haarteilen und Perücken. Solche Stylingaktionen können Stunden dauern, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die meisten Frauen lassen die oftmals schmerzhafte Tortur alle zwei bis sechs Wochen über sich ergehen. Die Haarkünstler probieren immer neue Ideen zur Haargestaltung aus, die Vielfalt der Frisuren ist ins Unendliche gewachsen. Verschaffen Sie sich mit dem Tagesspiegel-Artikel „43 Grad – die Frisur sitzt“ einen Eindruck über die afrikanische Kunst mit dem Haar.

Siehe auch: Informeller Sektor

Gesundheit

Gesundheit ist ein Menschenrecht. So steht es im Pakt über die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meint mit dem Recht auf Gesundheit natürlich nicht das Recht, von jedweder Krankheit verschont zu bleiben, wohl aber das Recht auf gesunde Lebensbedingungen, sauberes Trinkwasser, ärztliche Versorgung und lebenswichtige Medikamente. Vielerorts in den Ländern südlich der Sahara stellt die Erfüllung dieser Faktoren ein großes Problem dar. Erkrankungen wie Durchfall oder Malaria, aber auch Unterernährung und mangelnde Hygiene führen aufgrund unzureichender ärztlicher Versorgung vor allem in den ländlichen Gebieten häufig zum Tod. Rund 16 Prozent aller Kinder auf dem afrikanischen Kontinent erleben ihren fünften Geburtstag aufgrund fehlender medizinischer Strukturen nicht. Erfahren Sie in unseren Schulmaterialien mehr über Gesundheit in Afrika.

Wir können aber auch von Fortschritten in Sachen Gesundheit berichten: 87 Prozent der Weltbevölkerung haben heute genug Nahrung, um ein gesundes Leben zu führen – 1970 waren es nur 76 Prozent. Seit 2002 haben rund vier Millionen Menschen in Afrika eine lebenserhaltende antiretrovirale Aids-Therapie beginnen können. Die Anzahl der Todesfälle durch Tuberkulose nimmt weltweit ab.

Einen bedeutenden Beitrag zu solchen Erfolgen leisten auch unsere Mitgliedsorganisationen. Erfahren Sie  z.B. mehr über die Errichtung und Ausstattung eines Medikamentenlagers in Dar es salam durch action medeor. Oder informieren Sie sich über die Arbeit von Ärzte für die Dritte Welt in Nairobi.

Siehe auch: HIV/Aids

Handy

Handys sind auch aus dem Alltag vieler Menschen in Afrika nicht mehr wegzudenken. Afrika hat den am schnellsten wachsenden Mobilfunkmarkt der Welt. Dafür sorgen nicht nur preiswerte Endgeräte oder ein rasant steigender Wohlstand. Es gibt einen weiteren, wesentlich bedeutenderen Grund: Nirgendwo ist das Handy so vielfältig einsetzbar und hat sich als Teil der Alltagskultur etabliert wie z.B. in Ostafrika. Handys sind nicht nur unverzichtbarer Bestandteil der Kommunikation, sie haben inzwischen auch erhebliche ökonomische Auswirkungen. Eine Untersuchung an der London Business School hat ergeben, dass zehn Prozent mehr Handys für die Gesamtbevölkerung das Wachstum in Entwicklungsländern um 0,6 Prozent steigern. Besonders die Mikroökonomie auf dem afrikanischen Kontinent wird von der Mobiltechnik beflügelt: Handwerker sind auch unterwegs erreichbar und können schneller disponieren. Fuhrunternehmer reagieren flexibel auf Angebot und Nachfrage. Farmer und Fischer können sich nun über Marktpreise informieren und so ihre Lagerhaltung und Verkäufe weitaus profitabler als zuvor organisieren.

Doch der Boom hat auch eine Schattenseite: Ein wichtiger Rohstoff, der für die Produktion von Mobiltelefonen notwendig ist, ist Coltan. Coltan wird hauptsächlich in afrikanischen Bürgerkriegsgebieten wie in der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien und Ruanda abgebaut. Der Abbau gilt als äußerst problematisch. Wie beispielsweise die im Jahr 2010 veröffentlichte Dokumentation „Blood in the Mobile“ des dänischen Regisseurs Frank Piasecki Poulsen zeigt, sind Menschenrechtsverletzungen dabei auf der Tagesordnung. Verschärft wird die Situation dadurch, dass mit der Ausbeutung der Arbeitskräfte der Bürgerkrieg vor Ort finanziert und angeheizt wird.

Kurzfilm zur globalen Produktions- und Vertriebskette von Smartphones:

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Kurzbeitrag: Blut-Coltan – Seltene Metalle aus Bürgerkriegsgebieten

Siehe auch: Bodenschätze, Computer

HIV/Aids

Bei Aids handelt es sich um eine Immunschwächeerkrankung, die durch das HIV-Virus ausgelöst wird. Weltweit leben über 30 Millionen Menschen mit der Infektion, die meisten davon im südlichen Afrika (über 26 Millionen). Dort liegt die Infektionsrate in einigen Staaten bei 20 Prozent.

Eine lebensverlängernde Therapie mit den notwendigen und wirksamen antiretroviralen Medikamenten ist für viele Menschen in diesen Ländern aufgrund fehlender Medikamente oder der hohen Kosten nicht zugänglich. Die Mitgliedsorganisationen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA setzen sich mit vielen Projekten für die Prävention von HIV/Aids ein und unterstützen erkrankte Menschen. Informieren Sie sich hier zu HIV/Aids-Projekten z.B. von

Siehe auch: Gesundheit, Medikamente/Medizin

Homosexualität

Ob in Kamerun, Malawi, Simbabwe oder Nigeria: In vielen afrikanischen Staaten hält die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung an. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender-Personen sowie Menschenrechtsverteidiger, die sich für diese Personen einsetzen, werden schikaniert und eingeschüchtert. Laut dem Amnesty International Report von 2012 nahm im Jahr 2011 in Afrika die Diskriminierung von Menschen wegen sexueller Orientierung weiter zu. „Die Politiker unternahmen nichts, um das Recht der Menschen auf Schutz vor Diskriminierung zu verteidigen. Häufig trugen sie durch ihre Äußerungen oder Handlungen sogar noch dazu bei, die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen wegen ihrer vermeintlichen sexuellen Orientierung zu schüren“, heißt im Jahresbericht.

Laut dem Bericht wurden in Kamerun Menschen, die gleichgeschlechtlicher Beziehungen verdächtigt wurden, verfolgt. Zahlreiche Leute wurden festgenommen und einige von ihnen zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Auch in Malawi, Mauretanien und Simbabwe wurden Männer wegen ihrer sexuellen Orientierung festgenommen und strafrechtlich verfolgt. Die malawische Regierung führte ein Gesetz ein, das sexuelle Beziehungen zwischen Frauen unter Strafe stellte. In Nigeria billigte der Senat ein Gesetz, das homosexuelle Beziehungen noch härter bestraft als bisher. In Ghana wies der für die Western Region zuständige Minister die Behörden an, alle Schwulen und Lesben zu inhaftieren. In Uganda trat im Februar 2014 ein Gesetz in Kraft, das drakonische Strafen für Homosexuelle vorsieht, durch das sie zu lebenslanger Haft verurteilt werden können. Im ursprünglichen Gesetzentwurf war sogar die Todesstrafe für Homosexualität vorgesehen. Lesen Sie mehr zum Thema im aktuellen Jahresbericht von Amnesty International.

Hunger

Die Menschen in Subsahara-Afrika leiden weltweit am stärksten unter chronischem Hunger, ca. 240 Millionen Menschen sind betroffen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) definiert chronischen Hunger als eine Kalorienaufnahme von weniger als 1.800 kcal am Tag. Dies ist das Minimum, das ein Mensch für ein gesundes und aktives Leben benötigt. Chronischer Hunger bedeutet anhaltende Unterernährung oder Mangelernährung, also eine unzureichende Versorgung mit Eiweiß, Fett, Vitaminen und Mineralstoffen. Über ein Viertel der Kinder unter fünf Jahren in Afrika leidet an Unterernährung. Ihre geistige und körperliche Entwicklung wird dadurch stark beeinträchtigt. Mangelernährte Kinder sind kleiner und anfälliger für Krankheiten, sie können schlechter lernen, sind weniger aufnahmefähig und aktiv. Hungersnöte, wie sie 2011 Millionen von Menschen in Ostafrika erlebten, machen das Gespenst des Hungers immer wieder mit erschreckenden Bildern für die Weltöffentlichkeit sichtbar. Diese Bilder sind aber nur die Spitze des Eisberges und lassen nur bedingt den Blick auf die komplexen Hintergründe zu.

Hunger ist trotz komplexer Ursachen kein unveränderliches Schicksal. Afrika hat das Potenzial, sich selbst zu ernähren. Auf dem Kontinent gibt es ausreichend fruchtbaren Boden, eine Fülle natürlicher Ressourcen, Wirtschaftswachstum und Arbeitskraft. Doch eine Vielzahl von Faktoren, die nicht nur auf dem Kontinent selbst, sondern auch im unfair gestalteten globalen Handels- und Wirtschaftssystem zu finden sind, hemmen die Entfaltung des vorhandenen Potenzials.

Informieren Sie sich im Detail über die Hintergründe.

Siehe auch: Armut, Ernährungssicherung, Nahrungsmittelspekulationen

Foto: Menschen für Menschen/Rainer Kwiotek