Burkina Faso – Was COVID-19 für das Land bedeutet

Am 9. März 2020 wurde der erste Fall von COVID-19 in Bobo-Dioulasso, Burkina Faso bekannt. Expertinnen und Experten sehen die Ausbreitung der Pandemie als große Bedrohung. Wie wirkt sich COVID-19 auf das Land aus, welches schon vor COVID-19 mit großen Problemen zu kämpfen hatte?

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_©picture Islamic Relief

Burkina Faso – Was COVID-19 für das Land bedeutet

Innerhalb Westafrikas ist Burkina Faso am stärksten von der Ausbreitung von COVID-19 betroffen. Reisestoppps innerhalb des Landes wurden erst 15 Tage nach Bekanntwerden der ersten Fälle eingeführt. Das heißt, es ist nur eine Frage der Zeit, wann die nächsten Fälle in anderen Teilen des Landes bekannt werden. Auch Testlabore für COVID-19 sind kaum  vorhanden.

Das Land mit rund 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat eines der schwächsten Gesundheitssysteme in der Region, da die bestehende Infrastruktur in den letzten Jahren weitreichend durch kriegerische Auseinandersetzungen zerstört wurde. Folglich sind die Menschen in Burkina Faso auf Hilfsgüter angewiesen. Doch mit der Ausbreitung von COVID-19 wurden die Lieferungen der Hilfsgüter aus anderen Ländern größtenteils gestoppt, da auch politisch stabile Staaten von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind.

Die Versorgung der Bevölkerung ist gefährdet

COVID-19 unterbricht die Lieferkette von humanitären Gütern in die am stärksten auf Hilfe angewiesenen Gebiete. Nichtregierungsorganisationen, die Projekte in Burkina Faso betreiben, stellen ebenfalls ihre Reisetätigkeiten ein. Sie versuchen tagtäglich aufs Neue, ihre Arbeit aufrechtzuerhalten. Beispielsweise werden Essensausgaben so angepasst, dass eine geringere Anzahl von Menschen gleichzeitig aufeinander trifft. Dies ist in der Organisation nicht immer einwandfrei umzusetzen, da man auf beengtem Raum und in Warteschlangen nur schlecht Abstand halten kann.

Große Unternehmen und Lieferanten von Grundnahrungsmitteln und Zusatznahrung für unterernährte Kinder haben ihre Standorte in Ländern wie Frankreich oder Indien, die ebenfalls von strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen sind. Folglich werden Produktion und Lieferung eingestellt oder verlangsamt. Die Flughäfen in Ouagadougou und in Bobo-Dioulasso und die Landesgrenzen wurden aufgrund der weltweiten Ausbreitung der Pandemie vorerst geschlossen. Eine Ausnahme gibt es für Gütertransporte, doch es kommt zu erheblichen Verzögerungen bei der Belieferung.

Die Nahrungsmittelpreise in den von Gewalt und Terrorismus betroffenen Regionen sind verhältnismäßig hoch. Die Wasserversorgung in den Städten ist knapp geworden, da nun eine größere Anzahl an Menschen zentriert auf einem Gebiet lebt. Die Regierung hat kostenfreie Gesundheitsleistungen für Erkrankte und die Distribution von Nahrungsmitteln für Hilfsbedürftige angekündigt. Denn auch große Märkte in der Hauptstadt Ouagadougou und der Umgebung wurden vorerst geschlossen. Auch hier ist damit zu rechnen, dass die staatlichen Mittel nur für eine geringe Zahl der Menschen ausreichen.

Herausforderungen bei der Eindämmung der Pandemie

In Burkina Faso tätige NGO versuchen die bestehenden Informationskanäle zu nutzen, um Menschen über COVID-19 zu informieren, Schutzmaßnahmen und aktuelle Informationen zu verbreiten. Religiöse Praktiken und die Arbeitsverhältnisse lassen jedoch Maßnahmen wie das sogenannte Social Distancing meist nicht zu. Da sich viele Menschen auf der Flucht befinden oder in Camps in überfüllten Städten leben, ist eine Verlangsamung der Ausbreitung der Pandemie kaum möglich.

Ein weiteres Problem stellt das mangelnde Vertrauen gegenüber staatlichen Institutionen bzw. der Regierung dar. Viele Menschen gehen bei Auftreten von gesundheitlichen Beschwerden zu traditionellen Heilerinnen und Heilern und vertrauen den Informationen der Regierung nicht.

Dominoeffekt: wenn die reichen Länder straucheln, trifft es auch die armen

Die Zahl der Binnenvertriebenen steigt konstant an. Es stellt sich die Frage, in welchem Maße mit dem Ausbleiben von Hilfsleistungen zu rechnen ist. Denn die geringen Hilfeleistungen, die Burkina Faso von beispielsweise den Vereinigten Staaten zugesichert wurden, aber die nicht einmal die nötigen humanitären Hilfsgüter abdecken, sind nun gefährdet. Denn die Vereinigten Staaten haben derzeit selbst sämtlichen Betrieb eingestellt und haben insbesondere im Gesundheitssektor mit Ressourcenknappheit zu kämpfen.

Die Lücke im Gesundheitssystem des westafrikanischen Landes wird mit der Pandemie täglich größer.

Zwischen Juni und Oktober wird sich die Situation für Kleinkinder ganz besonders verschärfen. Die zu erwartende Hungerkrise im Juni und die Malaria-Saison stehen bevor. Hier wird sich zeigen, wie stark das gängige Spendenaufkommen zur Malaria-Prävention und Masern-Impfung von der Corona-Pandemie betroffen ist.

Die Reisebeschränkungen verhindern teilweise den Einsatz von weiterem, gut ausgebildetem medizinischen Personal in den betroffenen Regionen.

Umso wichtiger schätzen Expertinnen und Experten nun also den Schutz des medizinischen Personals ein, welches sich im Einsatz befindet.

Quellen und weiterführende Links:

The New Humanitarian (2020) Burkina faso’s spiraling crisis: Humanitarians, violence, and coronavirus. https://www.thenewhumanitarian.org/video/2020/03/31/Burkina-Faso-crisis-violence-coronavirus

BBC News (2020) Burkina Faso

UN News (2020) Burkina Faso crisis and COVID-19 concerns highlight pressure on Sahel food security

U.S. Embassy in Burkina Faso (2020) COVID-19 Information

Schlein, L. / VOA News (2020) UN Warns Mass Hunger Facing West Africa Will Worsen as Coronavirus Takes Hold

Al Jazeera and News Agencies (2020) Four Burkina Faso gov’t ministers test positive for coronavirus

Food and Agriculture Organization of the United Nations (2020), PDF: GIEWS Country Brief Burkina Faso

Médecins Sans Frontières (2020) Four questions on the unprecedented humanitarian emergency in Burkina Faso

Norwegian refugee Council (2020) Burkina Faso shattered by world’s fastest growing displacement crisis

Electoral Institute for Sustainable Democracy in Africa (2019) 2020 African election calendar

International Institute for Democracy and Electoral Assistance (International IDEA) (2020) Global overview of COVID-19: Impact on elections