Theodor Wonja Michael – Vorbild im Kampf gegen den Faschismus

Vor einem Jahr, im Oktober 2019, starb einer der letzten bekannten afro-deutschen Zeitzeugen des Nationalsozialismus: Theodor Wonja Michael.

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Theodor Wonja Michael – Vorbild im Kampf gegen den Faschismus

Theodor Wonja Michael wurde am 15. Januar 1925 als jüngstes von vier Kindern in Berlin geboren. Sein Vater, Theophilus Wonja Michael war aus der damaligen deutschen Kolonie Kamerunnach Deutschland gekommen, um hier studieren zu können. Dies wurde ihm allerdings nicht erlaubt. Um seine Familie ernähren zu können, arbeitete er als U-Bahnbauer und bei den so genannten Völkerschauen. Zu diesen Völkerschauen wurden auch der kleine Theodor und seine Geschwister Juliana, Christine und James mitgenommen. 

Dem Vater wurde das Sorgerecht für die Kinder bald entzogen und sie kamen zu unterschiedlichen Pflegeeltern. Theodors Pflegeeltern waren vom Zirkus und so tourte er eine Weile durch Europa. Nach dem Tod seines Vaters und der Machtübernahme Hitlers verließen seine Geschwister Deutschland. Theodor arbeitete als Page in einem Hotel oder spielte Komparsenrollen in Filmen wie “Münchhausen”.  

Die Einflüsse des Nationalsozialismus bemerkte Theodor zum ersten Mal, als er nicht wie all seine Freunde zur Hitlerjugend durfte, sondern weggeschickt wurde. Theodor Wonja Michael sagte später, er habe es nur durchs Verstecken geschafft, den Nationalsozialismus in Deutschland zu überleben. Er habe häufig an Selbstmord gedacht, so Michael. 1943 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet, bis er 1945 von der Roten Armee befreit wurde. 

Nach dem Krieg wollte Michael in die USA auswandern, doch die Quote für deutsche Auswanderer war bereits erfüllt. Also blieb er in Berlin und hielt sich und seine Familie mit kleineren Jobs als Schauspieler über Wasser. Später studierte er mit Hilfe eines Stipendiums Volkswirtschaft und Soziologie. Er wurde Journalist und Dolmetscher. Irgendwann war er als “Afrika-Experte” bekannt und der Bundesnachrichtendienst bot ihm eine Stelle an. Michael war auf Grund seiner belasteten Beziehung zu Deutschland zwiegespalten, schlussendlich nahm er die Stelle an, um Türen für die Generationen nach ihm zu öffnen. 

Bis zu seinem Tod machte sich Theodor Wonja Michael gegen Rassismus und Nationalismus stark. Er war einer der letzten schwarzen Zeitzeugen des Nationalsozialismus und ist und bleibt Teil der afro-deutschen Geschichte. Für uns ist er ein Vorbild im Kampf gegen Ausgrenzung und gegen den Faschismus.  

Weitere Informationen:

Theodor Wonja Michael: Überlebt als Unsichtbarer Theodor Barth, 28.10.2019 

Ein Leben gegen den Rassismus – Zum Tod von Theodor Wonja Michael Gaby Reucher 22.10.2019