Kinderrechte

Was sind Kinderrechte? Und für wen gelten sie? Seit 1989 wurden die Kinderrechte von fast allen Staaten der Erde unterzeichnet. Durchgesetzt werden sie allerdings nicht überall auf der Welt. Kinderarbeit schränkt Kinderrechte stark ein.

Offiziell werden die Kinderrechte unter der “UN-Kinderrechtskonvention" aufgelistet. 1989 wurde die Kinderrechtkonvention von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. In dieser Konvention sind die Kinderrechte in 54 Artikel unterteilt.  

Da die Kinderrechtskonvention kompliziert und schwer zu verstehen ist, fasste UNICEF die Kinderrechte in zehn zentralen Grundrechten zusammen: 

  • das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht; 
  • das Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit; 
  • das Recht auf Gesundheit; 
  • das Recht auf Bildung und Ausbildung; 
  • das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung; 
  • das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln; 
  • das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewaltfreie Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens; 
  • das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung; 
  • das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause; 
  • das Recht auf Betreuung bei Behinderung. 

Die Kinderrechtskonvention ist von fast allen Staaten der Erde unterzeichnet worden, außer von den USA. Dort befürchten vor allem konservative Politiker und Politikerinnen, dass die politische Souveränität der USA durch den internationalen Vertrag eingeschränkt werden könnte. 

Kinderrechte global 

Der KidsRights-Index gibt an, wie gut die Kinderrechte eingehalten werden und wie groß die Anstrengung der einzelnen Staaten ist sie durchzusetzen. Global schneidet Luxemburg 2024 bei der Umsetzung der Kinderrechte am besten ab, Afghanistan am schlechtesten. Auf dem afrikanischen Kontinent schneiden besonders die nordafrikanischen Länder Ägypten, Algerien, Tunesien und Libyen gut ab. Auf den hintersten Plätzen liegen insbesondere die Länder der Sahelzone und Zentralafrikas. Die schlechte Platzierung vieler afrikanischer Länder im KidsRights Index ist auf eine Kombination aus wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen zurückzuführen.

Kinderrechtsverletzungen in afrikanischen Ländern 

Die schlechte Platzierung vieler afrikanischer Länder im KidsRights Index ist auf eine Kombination aus wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen zurückzuführen.

Armut und wirtschaftliche Instabilität

Viele afrikanische Länder verfügen über begrenzte wirtschaftliche Ressourcen, was sich negativ auf Bildung, Gesundheit und soziale Sicherungssysteme auswirkt. Dies führt dazu, dass Kinder oft arbeiten müssen, um zum Familieneinkommen beizutragen, anstatt eine Schule zu besuchen.​

Schwache staatliche Strukturen und Korruption

Ineffiziente Regierungsstrukturen und Korruption verhindern, dass Mittel effektiv für die Förderung von Kinderrechten eingesetzt werden. Oft fehlen geeignete Gesetze oder deren Durchsetzung ist unzureichend, was die Situation weiter verschärft.

Mangelnder Zugang zu Bildung und Gesundheit

In vielen Ländern haben Kinder keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Gesundheitsversorgung. Hohe Schulgebühren, fehlende Infrastruktur und unzureichende medizinische Versorgung tragen zu hohen Kindersterblichkeitsraten und geringer Bildung bei.

Konflikte und politische Instabilität

Bürgerkriege und politische Unruhen führen zu unsicheren Lebensbedingungen, Vertreibungen und dem Einsatz von Kindersoldaten. 2024 wurde ein globaler Anstieg schwerwiegender Verletzungen von Kinderrechten um 21 Prozent festgestellt, bedingt durch bewaffnete Konflikte.

Diskriminierung und kulturelle Praktiken

Geschlechterdiskriminierung, ethnische Spannungen und traditionelle Praktiken wie Kinderheirat und weibliche Genitalverstümmelung beeinträchtigen die Rechte und das Wohl von Kindern erheblich.

Schwache Rechtssysteme und fehlender Schutz

Unzureichende gesetzliche Rahmenbedingungen und mangelnde Durchsetzung bestehender Gesetze führen dazu, dass Kinder nicht ausreichend geschützt werden. Dies betrifft insbesondere den Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch.

Klimawandel und Vertreibung

Der fortschreitende Klimawandel und damit verbundene Naturkatastrophen führen zu Vertreibungen von Kindern, was ihre Rechte und ihr Wohlbefinden bedroht.

Wie hängen Kinderrechte und Kinderarbeit zusammen? 

Artikel 32 der Kinderrechtskonvention gibt an, dass jedes Kind das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung hat. Kinder müssen vor Arbeit geschützt werden, die ihnen körperliche oder seelische Schäden zufügt und sie davon abhält in die Schule zu gehen. Kleine Aufgaben im Haushalt gehören nicht zur ausbeuterischen Kinderarbeit, genauso wenig wie die legale Beschäftigung von Jugendlichen, die in den meisten Ländern mit 14 bis 16 Jahren möglich ist.

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft (70 Prozent). Darüber hinaus arbeiten viele Kinder in der Industrie (10 Prozent) und als Hilfskräfte im Dienstleistungsbereich (20 Prozent). Millionen von Kindern - der Großteil von ihnen Mädchen - arbeiten weitestgehend im Verborgenen als Dienstbot*innen. Zu den schlimmsten Formen von Kinderarbeit gehören Sklaverei, Zwangsarbeit, Einsatz von Kindern als Soldatinnen und Soldaten, Kinderprostitution, Kinderpornografie, kriminelle Tätigkeiten z.B. der Einsatz als Drogenkuriere und alle weiteren Formen von Arbeit, die die Gesundheit und Sicherheit von Kindern gefährden. 

Kinderarbeit in Afrika schränkt Kinderrechte erheblich ein 

In Subsahara-Afrika sind 89,2 Millionen Kinder von fünf bis 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen (23,7 Prozent) - fast jedes vierte Kind. Länder Afrikas, in denen Kinderarbeit sehr hoch ist, sind zum Beispiel Äthiopien (nach letzter Schätzung 45 Prozent aller Kinder von fünf bis 17 Jahren), Madagaskar (37 Prozent) und Nigeria (31 Prozent), wobei die Dunkelziffer höher sein dürfte, da Kinderarbeit im Haushalt oder informellen Sektor häufig nicht erfasst wird. Das Risiko für Kinderarbeit ist generell dort am größten, wo Armut, aktive Konflikte, schwache Schutzsysteme (z.B. fehlende soziale Absicherung), staatliche Korruption und die Auswirkungen des Klimawandels besonders hoch sind. Häufig kommen mehrere Faktoren zusammen.

Überwindung von Kinderarbeit 

Kinderarbeit einfach zu verbieten, löst allerdings nicht das Problem. Der häufigste Grund für Kinderarbeit ist Armut. Wenn Eltern ihre Kinder selbst nicht versorgen können, sind sie darauf angewiesen, dass diese ihr eigenes Geld verdienen bzw. für die gesamte Familie mitverdienen.  

Armut lässt sich nicht verbieten. Allerdings lassen sich Kinderarbeit und Armut überwinden. Zum Beispiel, indem Regierungen und Unternehmen bestimmte Maßnahmen ergreifen. Regierungen von Ländern, in denen es viel Kinderarbeit gibt, müssen für die Sicherheit von Kindern sorgen und ihnen einen Zugang zu Bildung ermöglichen. Unternehmen auf der ganzen Welt müssen ihre Lieferketten genauer kontrollieren und dafür sorgen, dass alle Menschen an den einzelnen Stationen einen fairen Lohn verdienen, der zum Lebensunterhalt ausreicht, es Sicherheits- und Gesundheitsvorrichtungen gibt und keine Kinder beschäftigt werden. Unternehmen auf der ganzen Welt müssen ihre Lieferketten genauer kontrollieren und dafür sorgen. Zudem sollten sie Verantwortung dafür tragen, dass es Sicherheits- und Gesundheitsvorrichtungen gibt, die Menschenrechte eingehalten und keine Kinder beschäftigt werden. 

Das Lieferkettengesetz in Deutschland reicht nicht weit genug, um Kinderarbeit in anderen Ländern effektiv zu verhindern. Unternehmen sind nur für die unmittelbaren Zulieferfirmen verantwortlich. Jedoch findet Kinderarbeit zumeist in früheren Stationen der Lieferkette statt, deren Kontrolle durch das Lieferkettengesetz nicht abgedeckt wird.  Eine Verschärfung des Gesetzes entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist daher ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit. 

Auch jede und jeder Einzelne kann etwas für die Einhaltung der Kinderrechte weltweit tun. Dazu mehr in unseren Artikeln über Kinderarbeit in LebensmittelnElektrogeräten, Kosmetik und Kleidung.  

Quellen:  

UNICEF: Kinderarbeit weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten (Juni 2024)

Müller, G. / Corona bedroht die Kinderrechte in die Welt (November 2020)

UNICEF: Kinderarbeit weltweit: Die 7 wichtigsten Fragen und Antworten (Juni 2021) 

UNICEF: ZAHLREICHE KINDERRECHTE WERDEN IN DEUTSCHLAND VERLETZT (Oktober 2019)

Planet Wissen: Rehbein, U. / Kinderprostitution (November 2019) 

Aktualisiert am 21. März 2025

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