Zahlreiche Kultur- und Naturschönheiten, aber kaum Welterbestätten in Afrika

Afrika bietet ein weites Spektrum an spektakulären Kultur- und Naturstätten, allerdings tragen nur die wenigsten dieser den UNESCO-Welterbetitel. Die Folge ist, dass diese Stätten trotz zunehmender Bedrohungen durch menschliches Eingreifen kaum geschützt werden.

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Zahlreiche Kultur- und Naturschönheiten, aber kaum Welterbestätten in Afrika

Die UNESCO, (aus dem Englischen übersetzt: Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) zeichnet Stätten von herausragender menschlicher Bedeutung aus. Durch die Vergabe des UNESCO-Welterbetitels wird dabei der Schutz der jeweilige Kultur- oder Naturstätte angestrebt.

Eurozentrische Vergabe des Titels „Weltkulturerbe“

Laut dem kenianischen Archäologen George Abungu ist die Vergabe des Welterbetitels allerdings an europäische Werte und Vorstellungen geknüpft, weshalb sich die Vergabe des Titels in der Vergangenheit vor allem auf europäische Monumente konzentrierte. Dieses wird besonders an der ungleichen Verteilung der Welterbestätten deutlich, denn gerade einmal 9% dieser befinden sich in Afrika.

Heute können auch Kulturlandschaften, in welchen die Verbindung aus menschlichen Einflüssen und der Umwelt eine neue Dimension des menschlichen Erbes zeigen, durch den Welterbetitel geschützt werden. Dieses öffnet besonders afrikanischen Kultur- und Naturstätten die Türen. 

Wenig Initiative aus afrikanischen Ländern

Trotz der neuen Möglichkeiten, einen UNESCO-Welterbetitel zu erhalten, kamen bisher nur wenige Anträge für afrikanische Kultur- oder Naturstätten. Dieses lässt sich unter anderem auf die aufwendigen bürokratischen Abläufe und die fehlenden Erfahrungen im Denkmal- und Naturschutz zurückführen.

Die Bedrohung vieler afrikanischer Welterbestätten durch menschliches Eingreifen in noch unberührte Naturregionen sei jedoch groß, heißt es seitens der UNESCO. Die Vergabe des Welterbetitels sei daher für den Schutz dieser Gebiete bedeutungsvoll.

Probleme an anderer Stelle größer

Um dieser Problematik entgegenzutreten, könnten die Universitäten, beispielsweise im Umgang mit bürokratischen Prozessen, Hilfestellung leisten. Diese müssen sich jedoch oft um ihr eigenes Fortbestehen bemühen und können somit nur bedingt eingreifen.

Ebenso wäre eine Beteiligung der jeweiligen Regierung essenziell, jedoch liegen die Interessen hier vor allem auf wirtschaftlichen Themen. Oft wird dabei die Nutzung natürlicher Ressourcen für wirtschaftliche Zwecke dem Erhalt von Naturlandschaften vorgezogen. Grund dafür sind meistens die ausbleibenden Einnahmen. Hier könnte der Tourismus einen Ausgleich bieten. Dieser ist jedoch in den entsprechenden Regionen bisher kaum von Bedeutung.

Ivindo-Nationalpark trägt nun UNESCO-Welterbetitel

Nachdem 2007 der Lopé Nationalpark als erste afrikanische Naturstätte zum Welterbe ernannt wurde, folgte am 28. Juli 2021 nun der Ivindo-Nationalpark in Gabun. Die Anerkennung des Ivindo-Nationalparks als Welterbe ist das Ergebnis der Bemühungen der gabunischen Behörden. Diese setzt sich für den Schutz ihrer Wälder ein. Die Hoffnung, durch die Vergabe des Titels die Bekanntheit des Nationalparks und somit den Ökotourismus anzukurbeln, ist groß. Neben dem Schutz der Waldfläche, würde sich somit auch die Chance einer neuen wirtschaftlichen Einnahmequelle ergeben.

Der größte Teil des Ivindo-Nationalparks ist von Regenwald bedeckt, wodurch er eine optimale Lebensgrundlage für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darstellt. Besonders für bedrohte Säugetiere, wie Waldelefanten, Gorillas, Schimpansen und Leoparden ist der Ivindo-Nationalpark eine der letzten Rückzugsmöglichkeiten und daher besonders schützenswert. Die Wasserfälle des Nationalparks werden aus den zahlreichen Schwarzwasserflüssen gespeist, weshalb er eine besondere Naturschönheit darstellt.

Da nur noch etwa ein Drittel der ursprünglichen Waldfläche erhalten ist, ist der Schutz der übrigen Waldfläche besonders wichtig. In jüngster Vergangenheit prägte noch der Abbau von Diamanten und Holz das Bild des zentralafrikanischen Regenwaldes und somit seiner Zerstörung. Nun sollen internationale Hilfsgelder im Kampf gegen die Entwaldung eingesetzt werden und der UNESCO-Welterbetitel den Schutz der verbliebenden Waldfläche sichern.

Es geht uns alle etwas an

Auch wenn der Ivindo-Nationalpark eine große geographische Entfernung zu uns aufweist, ist sein Erhalt, sowie der vieler anderer Naturstätten Afrikas, auch für uns von Bedeutung. Sie sind nicht nur Lebensgrundlage vieler Tierarten, sondern auch für uns Menschen. Besonders große Waldflächen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Erde, da die Bäume den Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern. Der Schutz der Wälder leistet somit einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Der UNESCO-Naturerbetitel für afrikanische Stätten ist dabei ein erster Schritt, um den Erhalt dieser Gebiete zu sichern und um Wertschätzung gegenüber den zahlreichen afrikanischen Naturschönheiten auszudrücken.

Quellen

Africanews Redaktion/ Gabon’s Ivindo park given World Heritage status by UNESCO in Africanews vom 29.07.2021

Köhl, M. & P. R. Neupane, N. Lotfiomran/ The impact of tree age on biomass growth and carbon accumulation capacity: A retrospective analysis using tree ring data of three tropical tree species grown in natural forests of Suriname in Plos One vom 16.08.2017

Ngounou, B./ GABON: Ivindo Park listed as a UNESCO World Heritage Site, what is at stake? in Afrik21 vom 09.08.2021

O.A./ Der zentralafrikanische Regenwald in Carbon Connect vom 21.09.2018

O.A./ UNESCO-Welterbe in Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart vom o.J.

Schwikowski, M./ UNESCO-Welterbe: Afrika findet kaum statt in DW vom 02.08.2021.

07.10.2021