Straßenkinder in Mosambik

„In der kleinen Welt, in welcher Kinder leben, gibt es nichts, dass so deutlich von ihnen erkannt und gefühlt wird, als Ungerechtigkeit.“ - Charles Dickens

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Straßenkinder in Mosambik

Charles Dickens (1812-1817) thematisierte mit seinem Gedankengang ebendiese Realität, die heute noch an Aktualität und Dimension vergangene Zeiten zu übertreffen vermag. Die Rechte von Kindern werden in weiten Teilen dieser Erde mit Füßen getreten. Eines der dramatischsten Beispiele ist das afrikanischen Land Mosambik. Besonders junge Menschen, das wehrloseste Glied einer jeden Gesellschaft, leiden stark unter den dort herrschenden Bedingungen.

Was zunächst erfreulich und elanvoll klingt, entpuppt sich als verzweigtes Problem drastischen Ausmaßes. Mosambiks Bevölkerung ist im Durchschnitt sehr jung. Die Gesamtbevölkerungszahl bemisst sich auf knapp 31,3 Mio. im Jahr 2020 (1), wovon fast die Hälfte der Bevölkerung unter 14 Jahre alt ist. Weit über 60 Prozent der dort beheimateten Menschen sind unter 18 Jahre alt. Der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre beziffert sich auf unter 3 Prozent (2). Der Großteil der Mosambikanerinnen und Mosambikaner sind somit nach deutscher Definition noch nicht einmal im arbeitsfähigen Alter.

Die Kinder leben unter sehr schwierigen Umständen. Viele Kinder leben auf der Straße, insbesondere in der Hauptstadt Maputo. Die meisten von ihnen in großer Armut. Sie haben keinen oder kaum Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, Bildung und gesundheitlicher Versorgung. Um zu überleben sind viele von ihnen Kinderarbeit, Kinderehen, Kinderhandel und Prostitution ausgesetzt. Dies verletzt offensichtlich und indiskutabel die Kinderrechte in ihren Grundfesten (3).

In engem Zusammenhang mit der Situation der Straßenkinder gilt es die Schieflage in der Muttergesundheit zu betrachten. Unterernährung bei Frauen führt nicht bloß zu Untergewicht, sondern auch zu Blutarmut und somit zu körperlich höchst kritischen Voraussetzungen, um neues Leben in die Welt zu setzen (3). 2007 waren 58% der Frauen mit HIV infiziert. Obwohl die Infektionsrate seitdem zurückgeht, kommen noch heute täglich „allein in Mosambik mehr als 50 HIV-positive Neugeborene zur Welt. Die Hälfte von ihnen stirbt im ersten Lebensjahr, die meisten anderen vor dem fünften Geburtstag.“ (4) Da die Müttersterblichkeit sehr hoch ist, verlieren viele Kinder früh bereits ein Elternteil, das andere ist oft mit Unterhalt und Erziehung überfordert. Oft verlassen Kinder daher sehr jung ihre Familien, um sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Dadurch werden sie leicht Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel oder sogar zur Prostitution gezwungen, um ihr Überleben zu sichern.

Trotz geografischer Vorteile Mosambiks durch seine strategische maritime Lage am Indischen Ozean profitierte in vergangenen Zeiten meist bloß die ehemalige Kolonialmacht Portugal von diesem Vorzug. Wirtschaftlich entwickelte sich das Land lange nicht. Nach der Unabhängigkeit von Portugal stürzte das Land zunächst in weitere Krisen, gar in Bürgerkriege in den 1990er-Jahren, die die Situation für Kinder noch gravierender gestaltete. Gewalt, Hunger und Krankheiten machten sich breit. Seit 2011 erlebt das ostafrikanische Land jedoch eine wirtschaftliche Erholung. Gasfelder an der Küste des Landes ermöglichten diesen Aufschwung, der durch ein Entwicklungsprogramm der UN gefördert und gestützt wird (3). Klimaschutztechnisch und auf längere Sicht ein schwieriges Unterfangen. Aktuell verbessert sich die Situation im Land aber merklich und doch schleichend. Rechte der Kinder, ihre Lebensverhältnisse, ihre Perspektive – sie alle sind nach wie vor stark eingeschränkt. Deshalb ist es wichtig, dass im Land die Gesundheitsversorgung verbessert wird und die Strukturen für Straßenkinder entwickelt werden, wie sichere Rückzugsorte mit Essen, sauberem Wasser und Toiletten, dass sie aufgeklärt werden und in die Schule gehen können. Denn hinter einer jungen Bevölkerung steckt das Potenzial für mehr. Die richtige Ausbildung und ein gesundes und sicheres Umfeld sind der Grundstein für eine funktionierende Gesellschaftsstruktur und gesamtwirtschaftlichen Erfolg. Und auch darüber hinaus, sollte die Einhaltung der Kinderrechte eine Selbstverständlichkeit sein.

Unsere Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika engagiert sich tatkräftig bei der Umsetzung von Projekten in genau solchen Bereichen. In Ländern wie Togo, Mali und Benin gehen sie gegen sexualisierte Gewalt, schädliche kulturelle Praktiken und Kinderhandel vor. Dabei baut die Organisation ein Netzwerk von Kinderschutzakteuren auf, das ein sicheres Umfeld für die jüngsten unserer Mitmenschen schafft.

Quellen:

(1) Weltbank/ „Mozambique – The World Bank vom 31.01.2022

(2) Index Mundi/ “Altersstruktur Mosambik vom 31.12.2019

(3) Humanium/ „Die Realisierung von Kinderrechten in Mosambik vom 09.02.2020

(4) Wenderlein, D., et al./ „AIDS in Mosambik in Ärzteblatt, o.D.

Verfasst am 03.02.2022