Die GEMEINSAM FÜR AFRIKA-Referentin Inka Lange im Interview über Africa Today

Inka Lange war im Februar 2022 im Interview mit Alessandra Erhardt, die bei GEMEINSAM FÜR AFRIKA als Projektassistentin für die Referent*inneneinsätze zuständig ist, und hat die wichtigsten Fragen zu den Schul-Events beantwortet.

Alessandra: Liebe Inka, vielen Dank, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Du bist jetzt seit über einem Jahr bei GEMEINSAM FÜR AFRIKA (GFA) als Referentin tätig und hast die erste Africa Today Veranstaltung moderiert. Meine erste Frage: Warum bist du als Referentin für GEMEINSAM FÜR AFRIKA tätig?

Inka: Vielen Dank für die Einladung, Alessandra. Ich bin bei GFA tätig, da ich dazu beitragen möchte, dass junge Menschen globale Zusammenhänge verstehen, ein differenziertes Bild über den afrikanischen Kontinent entwickeln und sich für eine nachhaltigere Welt einsetzen. Dabei ist mir ein Blickwechsel fernab von Klischees genauso wichtig, wie die Erkenntnis über unsere Verantwortung für eine gerechtere und nachhaltigere Welt. Dafür müssen wir „vor unserer eigenen Haustür kehren“. GEMEINSAM FÜR AFRIKA bietet mir die Möglichkeit, im Rahmen der Referent*inneneinsätze diesen Beitrag zu leisten. Als politisch und religiös unabhängiges Bündnis fördern sie an den Schulen ein Bewusstsein über globale Zusammenhänge und Potentiale des afrikanischen Kontinents. Durch ihre langjährigen Erfahrungen in der Bildungs- und Kampagnenarbeit können sie eine professionelle Vermittlung von Referent*inneneinsätzen an den Schulen gewährleisten. Daher engagiere ich mich bei GEMEINSAM FÜR AFRIKA.

Alessandra: Jetzt haben wir ja neben unseren klassischen Referent*innen-Einsätzen für eine Klasse auch ein neues Format – die sogenannten Africa Today-Events. Was ist Africa Today und an wen richten sich die Schul-Events? Inwiefern unterscheidet sich die Veranstaltung von den herkömmlichen Referent*inneneinsätzen, die bei GEMEINSAM FÜR AFRIKA durchgeführt werden?

Inka: Africa Today ist ein kostenfreier Workshop für Schüler*innen der Sekundarstufe. Im Gegensatz zu den bisherigen Einsätzen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA handelt es sich hier um eine großformatige Bildungsveranstaltung, bei der 75-125 Schüler*innen in einem 3-stündigen Format gleichzeitig teilnehmen. Die Veranstaltung eignet sich daher besonders für Projektwochen. Durch eine interaktive Gruppenarbeit und aktive Einbindung der Schüler*innen wird die Reflexion über die eigenen Denkmuster und das selbstständige Denken sowie Handeln der jungen Menschen gefördert. Neben mir gibt es noch neun weitere Africa Today-Referent*innen, die in ganz Deutschland eingesetzt werden können.

Alessandra: Das klingt ja spannend – und was ist das genaue Lernziel einer Africa Today Veranstaltung, auf den afrikanischen Kontinent bezogen? Welche Inhalte werden den Schüler*innen vermittelt?

Inka: In der Africa Today-Veranstaltung erhalten Schüler*innen vertiefte Einblicke in den afrikanischen Kontinent des 21. Jahrhunderts. Schwerpunkte liegen auf den Innovationen aus Afrika, den globalen Zusammenhängen und der Betrachtung eigener Vorurteile. Das Lernziel ist, den afrikanischen Kontinent mit seinen vielfältigen Aspekten und fernab von Stereotypen differenzierter und realistischer einzuordnen. Dafür werden fünf gesellschaftliche Bereiche betrachtet: Menschen, Mode, Innovationen, Stadt & Land, Architektur und Umwelt. Darauf aufbauend werden die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) in den Fokus gerückt und die eigenen Denkmuster hinterfragt. Am Ende der dreistündigen Veranstaltung verlassen die Teilnehmenden den Raum mit vielen Denkanstößen, neuen Perspektiven und selbst entwickelten Handlungsoptionen für eine gerechtere sowie nachhaltigere Welt.

Alessandra: Das hört sich nach einer wichtigen Arbeit an – vor allem im Hinblick auf die Medienberichte, die unser Bild vom afrikanischen Kontinent viel zu häufig negativ prägen. Warum ist es dir wichtig, mit Schüler*innen und auch den Lehrkräften über Africa Today – das heutige Afrika – zu sprechen?

Inka: Als Entwicklungspolitologin und Ethnologin habe ich viele Jahre erleben dürfen, wie vielfältig und inspirierend der afrikanische Kontinent ist und wie vorurteilsbehaftet zugleich über ihn gesprochen wird. Die einseitige Berichterstattung vermittelt uns ein wenig differenziertes Bild über das pulsierende Afrika des 21. Jahrhunderts und fördert dadurch Klischees. Es liegt mir sehr am Herzen, die Bilder über den afrikanischen Kontinent zusammen mit jungen Menschen zu hinterfragen. Ich möchte sie dabei begleiten, einen Blickwechsel vorzunehmen und dadurch eine differenziertere Perspektive auf globale Zusammenhänge und unsere eigene Verantwortung in der Welt einzunehmen.

Alessandra: Du hast schon gesagt, dass die Schüler*innen dazu angeregt werden, eigene Handlungsoptionen zu entwickeln. Welche Kernkompetenzen können durch die Teilnahme an der Veranstaltung noch gefördert werden?

Inka: Die Kompetenzen, die wir bei den Schüler*innen unterstützen wollen, kann man unter den Stichworten „Erkennen, Bewerten und Handeln“ zusammenfassen. In einem ersten Schritt lernen die Schüler*innen, Fragen der Globalisierung und Entwicklung zu erkennen und themenbezogen zu verarbeiten. Außerdem wird das Bewusstsein über die soziokulturelle und natürliche Vielfalt der Einen Welt, insbesondere Afrikas, gefördert. Der zweite Bereich zielt darauf ab, die Bedeutung von eigenen und fremden Wertorientierungen für die Gestaltung des Lebens zu erfassen, sie zu würdigen und zu reflektieren. In einem letzten Schritt werden Schüler*innen dazu angeregt, die eigene Mitverantwortung für Mensch und Umwelt zu erkennen und als Herausforderung anzunehmen.

Alessandra: Nun vielleicht noch eine Frage zum methodischen Ansatz: Wie muss man sich Africa Today konkret vorstellen, welche didaktischen Formate werden dabei angewendet?

Inka: Die Veranstaltung ist darauf ausgelegt, die Lerninhalte möglichst interaktiv zu vermitteln und an jedem Punkt die Schüler*innen zum Mitdenken und -gestalten aufzufordern. Zu Beginn gibt es deshalb gleich ein kleines Spiel, bei dem der Kenntnisstand zur Thematik abgefragt werden soll. Nach einer Input-Phase, bei der mithilfe von audio-visuellen Medien die vorher erwähnten fünf gesellschaftlichen Bereiche im afrikanischen Kontext vorgestellt werden, ist dann viel Raum und Zeit für kreative Gruppenarbeit. Deren Resultate werden schließlich ausgestellt und können bei einem so genannten „Gallery Walk“ von allen betrachtet und nochmal abschließend besprochen werden. Dieser Ansatz soll gewährleisten, dass die Schüler*innen aktiv in den Ablauf der Veranstaltung eingebunden sind und sich selbst Gedanken machen müssen zu den angesprochenen Themen. Damit Africa Today einen bleibenden Effekt haben kann, sollte das Event aber natürlich zusammen mit der Lehrkraft vor- und nachbearbeitet werden.

Alessandra: Das hört sich wirklich gut an. Dann kommen wir auch schon zu unserer Schlussfrage: Warum würdest du die Africa Today Schul-Events von GEMEINSAM FÜR AFRIKA weiterempfehlen?

Inka: Globales Lernen stellt inzwischen einen festen Bestandteil des schulischen Curriculums dar. Die Africa Today-Events bieten den Lehrkräften eine unkomplizierte und kostenfreie Möglichkeit, im Rahmen von Workshops und Veranstaltungen Schüler*innen der Sekundarstufe ein differenziertes Bild des afrikanischen Kontinents zu vermitteln und globale Zusammenhänge erfahrbar zu machen. Dabei fördern interaktive Methoden und die aktive Einbindung der Schüler*innen die eigene Reflexion und das eigenverantwortliche Handeln der Schüler*innen. Ich kann die Africa Today-Events von GEMEINSAM FÜR AFRIKA uneingeschränkt weiterempfehlen.

Alessandra: Vielen Dank, Inka, für deine Zeit und deinen Input – und hoffentlich hältst du bald schon die nächste Africa Today-Veranstaltung.

Inka: Ja, das hoffe ich auch! Vielen Dank, Alessandra.