Don Bosco Zentrum Goma bietet Schutz für 7.500 Flüchtlinge im Kongo

30.11.2012: Immer mehr Menschen im Kongo flüchten. Das Don Bosco Zentrum Goma bietet Schutz für 7.500 Menschen.

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Don Bosco Zentrum Goma bietet Schutz für 7.500 Flüchtlinge im Kongo

7.500 Menschen sind vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellanarmee in das Don Bosco-Zentrum Ngangi in Goma geflohen. Sie suchen Schutz vor den Kämpfen, und benötigen nun dringend Nahrung, Wasser, medizinische Notversorgung und Decken. Die Don Bosco-Ordensleute und ihre MitarbeiterInnen versuchen die vielen Menschen zu versorgen, die Situation ist jedoch äußerst alarmierend.

Die humanitäre Lage wird täglich schwieriger: Seit Tagen flüchten Menschen in das Ordenszentrum Ngangi, weil sie sich dort von den Ordensleuten beschützt fühlen. Mittlerweile haben die Salesianer Don Boscos mehr als 7.540 Menschen aufgenommen, die meisten von ihnen sind aus dem Flüchtlingscamp Kanyaruchinya vor den Kämpfen geflohen, Tendenz steigend. Unter den 7.540 Menschen sind 4.962 Kinder (von denen 316 deutliche Zeichen von Unterernährung haben) und 2.578 Erwachsene.

Der Großteil der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder. Die Familien lagern in der Aula, in den Klassenzimmern oder in Zelten auf dem Basketballfeld. Die Salesianer Don Boscos versorgen die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln und Wasser, alle 100 Mitarbeiter sind pausenlos im Einsatz um die Menschen versorgen zu können. Durch einen Flugtransport des Internationalen Roten Kreuzes wurden Wasser und etwas Nahrung gebracht, jedoch reichen diese Mittel nicht aus und so dramatisiert sich die Situation zusehends. Im Zentrum sind mittlerweile die ersten Fälle von Cholera aufgetreten.

Am Dienstagabend kam es, so die neusten Informationen aus Goma, zu einem ersten Verhandlungserfolg zwischen Regierung und Rebellentruppen. Demnach scheint die Miliz bereit zu sein, wieder aus Goma abzuziehen.  Der UN-Sicherheitsrat hatte zuvor den Überfall der Rebellen verurteilt und das Mandat des Blau-Helm Einsatzes (MONUSCO) bis zum 30. Juni 2013 verlängert. Die Rebellen fordern von Präsident Joseph Kabila die Aufnahme nationaler Verhandlungen und die Freilassung von politischen Gefangenen.

Der Leiter des Zentrums Pater Piero Gavioli berichtet: „Etwa 140.000 Menschen in dieser Region haben ihr zu Hause verloren. Flüchtlingslager in und um Goma, sowie in den Nachbarländern sind hoffnungslos überfüllt. Neue Flüchtlingslager entstehen. In der Stadt Goma, sowie der näheren Umgebung, mangelt es an Trinkwasser, Lebensmitteln, Planen und Strom. Es gibt keine offiziellen Informationen über die Zahl der Getöteten, wir hören aber, dass es viele sein sollen. In unserer kleinen Gemeinde Ngangi sind 2 Menschen getötet worden – eine Sekretärin und der Sohn einer Lehrerin.“ Mehr Informationen erhalten Sie hier.

 

Hintergründe
Vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Hutu und Tutsi, der seit 1994 immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen führte, war zwischen den Konfliktparteien eigentlich ein Waffenstillstand vereinbart worden. Nachdem es bereits im Jahr 2008 wieder zu Kämpfen und einer Flüchtlingswelle kam, ist der Konflikt nun aufs Neue ausgebrochen. Nach mehrtätigen Kämpfen nahmen die Rebellen der Miliz M23 am 20. November die Großstadt Goma an der Grenze zu Ruanda ein. Die M23 sind ehemalige Kämpfer kongolesischer Tutsi-Rebellen, die infolge des Friedensabkommens am 23. März 2009 in die Armee eingegliedert worden waren, diese inzwischen aber wieder verlassen haben.

Knapp 70Prozent der arbeitenden Bevölkerung lebt von weniger als 1,25 $ pro Tag. Rund 54 Prozent der Bevölkerung hat keinen direkten Zugang zu sauberem Wasser. Ein öffentliches Bildungssystem existiert fast gar nicht und es herrscht ein großer Mangel an Lehrern und Schulen. Kinder sind in dieser Situation besonders gefährdet, weil sie kaum sozialen Rückhalt in ihren Familien haben, da diese unter Armut leiden. Es gibt kaum Reintegrationsangebote für Opfer des Krieges, von Vergewaltigungen und Ausbeutung. Deshalb gibt es viele Straßenkinder, jugendliche Mütter, HIV/AIDS-betroffene Kinder, ehemalige Kindersoldaten, etc.

Mit diesen Menschen arbeiten die Salesianer Don Boscos in Ngangi (bei Goma). Das Jugendzentrum wurde 1988 eröffnet. Hier finden Straßenkinder Aufnahme, Betreuung und psychologische Unterstützung. Es gibt Familienarbeit und Bildungsangebote, sogar Möglichkeiten für eine berufliche Ausbildung. Seit 1997 konnten hier 37.000 Kinder aufgenommen und 28.000 erfolgreich wieder in ihre Familien integriert werden. Das Zentrum hat unter normalen Umständen Aufnahmekapazitäten für bis zu 3.000 Kinder.

 

Foto: Don Bosco Mondo