Wangari Maathai – Gründerin des Green-Belt-Movement

„Lasst uns Bäume pflanzen.“ Mit diesen Worten begann der revolutionäre Weg einer außergewöhnlichen Frau in Kenia.

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Wangari Maathai – Gründerin des Green-Belt-Movement

Sie werden zu einem gewaltigen Baum anwachsen

1977 erreichten Kenias Nationaler Frauenrat beunruhigende Nachrichten: Flüsse versiegten, Böden erodierten zunehmend und die Wälder wurden knapper. Frauen mussten immer weitere Strecken zurücklegen, um Feuerholz zu finden. Fehlte diese Ressource, hatten Frauen keine Möglichkeit, nährstoffreiche Mahlzeiten für ihre Familien zuzubereiten.

Eine Biologin und Professorin an der Universität von Nairobi, Mitglied des Frauenrates und Verfechterin des Feminismus versetzte Berge. Wangari Maathai pflanzte in diesem Jahr mit den Frauen des Rats sieben Bäume am Stadtrand von Nairobi. „Sie werden zu einem gewaltigen Wald anwachsen, der sich über den afrikanischen Kontinent erstreckt und vor allem die Frauen beschirmt, die in seinem Schatten leben und arbeiten.“ (4) Maathai erkannte damit den Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Frauenrechten, gründete das weltweit aktive Green-Belt-Movement und hinterließ 51 Millionen blühende Bäume.

Die Angst vor unabhängigen Frauen

Der revolutionäre Weg war jedoch steinig und gefährlich. Als erste afrikanische Professorin hatte sie schnell mit den patriarchalen Strukturen zu kämpfen, sowohl in der akademischen Welt als auch in den Mechanismen der Gesellschaft. Bei dem gescheiterten Versuch, eine Gewerkschaft zu organisieren, keimte jedoch der Gedanke auf, eine Organisation zu gründen, die Bäume pflanzt. Auch dies war zunächst vergebens, bis Maathais Idee wenig später beim Nationalen Frauenrat Wurzeln schlug.

Zeitgleich reichte ihr Ehemann die Scheidung ein. Sie sei zu klug, zu stark, gebildet, selbstbewusst und für ihn kaum noch zu kontrollieren. Also unabhängig. Ein Richter bewilligte die Scheidung, worauf Maathai hinterher meint, der Richter müsse wohl „entweder korrupt oder inkompetent sein.“ (4) Nur durch eine öffentliche Entschuldigung entgeht sie einer Freiheitsstrafe. Der Mann forderte überdies, dass sie ihren Nachnamen ablegen solle. Da fügt sie diesem einfach noch einen Buchstaben hinzu und hieß fortan Maathai statt Mathai.

Mutter der Bäume

Von diesem Zeitpunkt an steckte sie all ihre Energie und Bemühungen in das Green Belt-Movement. Bäuerinnen gründeten gemeinsam Baumschulen, sammelten Samen einheimischer Bäume, setzten sie in die Böden und gruben Brunnen. (1) Für jedes Einpflanzen erhielten die Frauen ein kleines Honorar. Dadurch wurde mehr Regenwasser in den Böden gespeichert und die Wurzeln hielten die Erde zusammen. Sie erhielt den Beinamen Mama Miti (Suhaeli: Mutter der Bäume). Die positiven Effekte der Bewegung waren zunehmend spürbar. Durch die entstehenden Wäldchen haben die Frauen […] genug Feuerholz und pflanzliche Nahrung, um ihre Familien gut ernähren zu können.“ (4) Lange Reihen von Bäumen werden auf dürrem Land gepflanzt – der sogenannte Green Belt entstand. Frauen wurden zusätzlich zu Imkerinnen, Försterinnen oder Nahrungsmitteltechnikerinnen ausgebildet. Der Umweltschützerin Maathai wurde allmählich bewusst, dass die fehlenden Bäume nicht die einzigen Auslöser für die schwierigen Lebensverhältnisse der Frauen waren. Frauenfeindlichkeit und das repressive politische Regime in Kenia waren verantwortlich für die massive Schieflage im Land.

Im Kreuzfeuer des Patriarchats

Die Bewegung weitete sich aus, erreichte eine volkspolitische Dimension, die für die demokratischen Rechte und gegen den vom Regime unterstützten Landraub kämpfte. Maathai geriet ins Kreuzfeuer, der Präsident unterdrückte ihre Arbeit, sie verlor ihr Büro und musste die humanitäre Grüngürtelbewegung von zu Hause aus weiterleiten. 1992 erfuhr Maathai, „dass ihr Name auf einer Liste von Aktivisten stehen soll, die die Regierung im Gefängnis oder besser noch tot sehen wolle.“ (4) Sie verschanzte sich in ihrem Haus, wurde drei Tage lang von Polizist*innen belagert und schließlich festgenommen. Auf Kaution und durch internationalen Druck wurde sie freigelassen und die Anklage fallen gelassen. Um weitere politische Gefangene freizulassen, trat Maathai kurz darauf mit einer Gruppe von Aktivistinnen in den Hungerstreik, der gewaltsam aufgelöst wurde (5). Sie wurde öffentlich als Verrückte beschimpft und nach Tränengasattacken sowie heftigen Schlägen bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert. (5)

Ein grünes Lebenswerk

Der Kampf um Gerechtigkeit endete hier nicht. „Während sie international ausgezeichnet und gefeiert wird, muss Wangari in ihrer Heimat zeitweise sogar untertauchen.“ Bei staatlich verordneten Abholzungen organisierte sie Proteste und Pflanzaktionen. Häufig wurde sie festgenommen und wieder freigelassen (2). 2002 tritt die Aktivistin erstmals bei den Wahlen als Kandidatin für die oppositionelle Rainbow Coalition an und gewann! Die korrupte Regierung ist geschlagen und sie bekleidete das Amt der stellvertretenden Umweltministerin (2). Im Winter 2004 wurde Maathai als erste afrikanische Frau und Umweltschützerin der Friedensnobelpreis verliehen. (3)

Im Jahr 2011 starb Wangari Maathai.Ihr Lebenswerk, das Green Belt-Movement, wächst und gedeiht bis heute.“ (4)

Hier finden Sie weitere Artikel zum Green Belt-Movement und Wangari Maathai.

Quellen:

  1. https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wangari-maathai/
  2. https://www.boell.de/de/2020/03/31/zum-gedenken-wangari-maathai-afrikas-bekannteste-gruene-politikerin
  3. https://www.dw.com/de/wangari-maathai-ein-leben-f%C3%BCr-den-umweltschutz/av-58043821
  4. https://www.welt-der-frauen.at/wangari-maathai/
  5. https://plus.tagesspiegel.de/plus/mutter-der-baume-die-kenianerin-wangari-maathai-gilt-als-begrunderin-der-umweltbewegung-in-afrika-252892.html

Foto: Kingkongphoto & www.celebrity-photos.com from Laurel Maryland, USA, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons

Copyright: John Mathew Smith 2001

Verfasst am 10.05.2022