Eine Frage der Verantwortung: Vorbereitungen auf die UN-Klimakonferenz im November

Im November findet die 27. UN-Klimakonferenz in Ägypten statt. In den Vorbereitungen auf diese liegen die Prioritäten auf der Frage nach Verantwortung und Klimagerechtigkeit.

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Eine Frage der Verantwortung: Vorbereitungen auf die UN-Klimakonferenz im November

Im November 2022 richtet Ägypten, als zweites afrikanisches Land nach Marokko seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens 2015, die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) in Sharm El Sheikh aus. Das von 196 Ländern unterzeichnete Abkommen hat das Ziel, die globale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Das große Thema in diesem Jahr wird die Integration des Konzepts der Klimagerechtigkeit sein. (1) Ein Konzept, dessen Umsetzung in den letzten Jahren verfehlt wurde.  

Regionale Vorbereitungen auf die Klimakonferenz 2022 

Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz 2022 finden und fanden bereits eine Reihe von Veranstaltungen statt. So kamen Ende August Vertreter*innen aus Regierungen, multilateralen Organisationen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft zur diesjährigen Africa Climate Week (ACW 2022) in Libreville, Gabun, zusammen, um wichtige regionale Impulse im Kampf gegen die Klimakrise zu setzen. Zwei Schlüsselthemen waren dabei von besonderer Bedeutung: Die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf durchschnittlich 1,5 Grad Celsius und die Schaffung einer widerstandsfähigen Zukunft.  (2) 

Auch bei den Africa Climate Talks, die in zwei Sitzungen im Juli und August, einmal für das südliche Afrika in Maputo, Mosambik und für West-, Zentral- und Nordafrika in Niamey, Niger, stattfanden, formulierten die afrikanischen Staaten gemeinsame Prioritäten und Positionen im Vorfeld des Klimagipfels. Dabei spielten zudem besonders Indigene Stimmen eine entscheidende Rolle. Ihre Erfahrungen sollen dazu beitragen, Afrikas Position bei den internationalen Klimagesprächen zu stärken. Anstatt sich auf externe Hilfe zu verlassen, soll sich auf das Wissen und die Praktiken indigener Völker zum Schutz und zur Anpassung an die Klimakrise konzentriert werden. (3) 

Reparationsforderungen 

Die COP26 in Glasgow im letzten Jahr war in vielerlei Hinsicht erfolgreich: So ist der schrittweise Abschied aus der Kohleenergie festgelegt worden (welcher durch den Krieg in der Ukraine und der damit einhergehenden Energiekrise in weitere Ferne rückt (5)), über 140 Regierungen haben den Schutz und die Wiederaufforstung der Wälder versprochen und über 100 Länder wollen bis 2030 den Methanausstoß um ein Drittel reduzieren. Ein entscheidender Punkt – DER entscheidende Punkt – wurde im Abschlusspapier der COP26 jedoch weggelassen: Die Benennung von Verantwortung für die Klimakrise. (4)  

Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass die Länder des globalen Südens am wenigsten zu den weltweiten Treibhausgasemissionen beitragen, aber unverhältnismäßig unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden. Zehn der am meisten von der Klimakrise betroffenen Länder liegen in Afrika. Gleichzeitig haben drei Viertel der afrikanischen Länder die Klimaziele des UN-Nachhaltigkeitsziels 13 (SDG13), das Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise und seiner Auswirkungen fordert, bereits erreicht. Kein Land in Nordamerika oder der EU kann dasselbe von sich behaupten. (2)  

Die Vereinten Nationen schätzen, dass die afrikanischen Staaten bereits jetzt zwischen 2 und 9 Prozent ihres Nationaleinkommens für Naturkatastrophen im Zusammenhang mit der Klimakrise ausgeben. (3) Seit Jahren fordern die betroffenen Staaten einen Fonds für Schäden und Verluste („loss and damages“) von den Hauptverursachern der Klimakrise. Die versprochene Mobilisierung von jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Klimafinanzierung seitens der Industrieländer blieb bisher jedoch unerfüllt (wobei die genaue Zahl umstritten ist). (1) Die Klimafinanzierung wird dementsprechend auch dieses Jahr ein zentrales Thema auf der UN-Klimakonferenz sein.  

Herausforderungen für die diesjährige Klimakonferenz  

Resilienzstärkung, die Verwirklichung der Klimaschutzziele sowie Fachwissen, Inklusion und Rahmenbedingungen für zu treffende Maßnahmen stehen auf dem Programm des zehntägigen Gipfeltreffens. (6) In einer Zeit, in der mehrere andere Faktoren das Weltgeschehen dominieren und die Aufmerksamkeit von der Klimakrise lenken (wirtschaftliche Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, der russische Krieg in der Ukraine, angespannte Beziehungen zwischen den USA und China), bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit die Forderungen von Verantwortungsübernahme und Reparationszahlungen auf der diesjährigen COP umgesetzt werden.  

Quellen

(1) The National News: ‚Climate justice‘ a priority at Egypt’s Cop27 summit (September 2022)

(2) UNFCCC: Africa Climate Week 2022 Builds Important Regional Momentum for Climate Action ahead of COP27 (September 2022)  

(3) Africa News: 4th edition of Africa Climate talks kicks off as the continent endures damaging weather events (Juli 2022)  

(4) Zeit: Klimaschutz oder grüner Kolonialismus? (Januar 2022)  

(5) Tagesschau: Was die Energiekrise für das Klima bedeutet (Juli 2022)  

(6) UNFCCC: Climate Action Calendar for COP27 Published (August 2022)  

Verfasst am 8.9.2022