Mali: Immer mehr Menschenrechtsverletzungen

04.02.2013: Die humanitäre Situation für die malischen Flüchtlinge und Vertriebenen wird immer kritischer.

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Mali: Immer mehr Menschenrechtsverletzungen

Salif  ist 20 Jahre alt. Er floh mit seinen Eltern, Geschwistern und zwei Cousinen im April aus Timbuktu. Er erzählt wie schwierig es war zur Schule zu gehen, als die Rebellen die Stadt einnahmen. „Die Rebellen wollten nicht, dass es Unterricht in Physik, Biologie und Philosophie gab. Sie sagten solcher Unterricht sei subversiv. Der andere Unterricht musste in Arabisch sein, und es gab keinen Französischunterricht mehr,“ erzählt er. Viele Schulen wurden geschlossen und die Lehrer verließen die Stadt.

Seit Beginn des Konfliktes im Norden Malis sind mehr als 150.000 Menschen in die Nachbarstaaten Mauretanien, Niger und Burkina Faso geflohen. Fast 230.000 Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben. Die humanitäre Situation für die malischen Flüchtlinge und Vertriebenen wird immer kritischer, so unsere Mitgliedsorganisation UNO-Flüchtlingshilfe. Berichte über Menschenrechts-verletzungen nehmen zu. UNHCR mahnt vermehrte internationale Hilfe und Unterstützung für die Menschen in der Sahelzone an.

In der Hauptstadt Bamako wird die Zahl der Binnenvertriebenen auf 50.000 geschätzt. Die meisten leben in Armenvierteln und haben nur dürftige Behausungen, ohne Zugang zu sauberem Wasser, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen.

Die Flüchtlinge berichten immer häufiger von Menschenrechtsverletzungen in den Kampfgebieten im Norden des Landes. Lebensmittel und Benzin werden dort immer knapper.

„Die Situation in Gao ist sehr schwierig. Die Rebellen haben alle Medikamente aus dem Krankenhaus von Gao mitgenommen. Ich sah überall Leichen im Hof des Krankenhauses,“ erzählt Agesha, die am letzten Sonntag aus der Stadt floh. Nach drei Tagen erreichte sie Bamako, über Niger und Burkina Faso. „Sie brachten verwundete Soldaten aus Konna. Unter ihnen waren viele aus unterschiedlichen Nationen,“ erklärt sie weiter.

Die 18jährige Agesha erzählt weiter von einer Frau, die erschossen wurde, weil sie einem Rebellen ihre Tasche nicht zeigen wollte, als sie in einen Bus stieg. „Ein anderer Rebell kam, hielt eine Pistole an ihren Kopf und drückte ab. Ich sah Menschen, denen die Hände oder Füße amputiert worden waren, als Strafe dafür, dass sie etwas gestohlen hatten.“

Vertriebene und Flüchtlinge erzählen, dass sie schon mehrere Male wegen der Kämpfe fliehen mussten. Sie hätten alles verloren, manchmal ihre Angehörigen zurückgelassen. Die Kämpfer würden niemanden aufhalten, der die Kampfzonen verlassen will, aber sie würden die Taschen kontrollieren und alles wegnehmen – Lebensmittel, Geld und Wertgegenstände. Kinder würden von ihren Familien getrennt und gezwungen für die Rebellen zu kämpfen. Bewaffnete Gruppen würden oft private Fahrzeuge konfiszieren – ein Grund, warum Flüchtlinge oft weite Strecken zu Fuß oder mit Eseln zurücklegen müssten.

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In Burkina Faso geben arabische oder Tuareg-Flüchtlinge an, sie seien geflohen, um nicht mit den Rebellen verwechselt zu werden. Im Norden Malis seien darüber hinaus bewaffnete Banditen und Milizen unterschiedlicher ethnischer Gruppen aktiv. Lebensmittel und andere lebensnotwendige Dinge seien knapp, die Märkte geschlossen und Läden leer.

Seitdem das französische Militär seit dem 11. Januar die malische Armee unterstützt, um die Extremisten zurückzudrängen, sind mehr als 9.000 Menschen in die Nachbarländer Mauretanien, Niger und Burkina Faso geflohen.

Die humanitäre Situation der vertriebenen Bevölkerung war schon vor der neuen militärischen Offensive kritisch. Die Länder der Sahelzone haben seit Jahren mit einer Dürre zu kämpfen und zählen zu den ärmsten Ländern der Welt. UNHCR appelliert deshalb an die internationale Gemeinschaft, den Ländern zu helfen, die die Versorgung tausender terrorisierter und traumatisierter Flüchtlinge organisieren müssen – die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

Mehr Informationen dazu finden Sie bei unserer Mitgliedsorganisation UNO-Flüchtlingshilfe.

Foto: UNHCR/H.Caux