Aufklärung mit langem Atem

06.02.2013: In Mali engagiert sich Oxfam gegen die weibliche Beschneidung.

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Aufklärung mit langem Atem

Jedes Jahr werden rund drei Millionen Mädchen Opfer von Genitalverstümmelung. Insgesamt sind Schätzungen zufolge bis zu 140 Millionen Mädchen und Frauen weltweit betroffen. Die meisten von ihnen leben in afrikanischen Ländern und sind nicht einmal 15 Jahre alt, wenn der Eingriff vorgenommen wird. Anlässlich des heutigen Internationalen Tages gegen Genitalverstümmelung machen darauf einige NGOs, wie auch unsere Mitgliedsorganisation Oxfam, aufmerksam.

Der Brauch ist tief in der Tradition verwurzelt und gefährlich: In Mali ist das Beschneiden von Mädchen noch immer erlaubt – und weit verbreitet. Mehr als 90 Prozent der Frauen werden dem Eingriff unterzogen. Viele von ihnen sterben oder leiden ihr Leben lang unter den schmerzhaften Folgen. Mit den lokalen Partnern Tagné und APSEF setzt sich Oxfam für die Überwindung des gefährlichen Rituals ein.

Überzeugungsabeit und Geduld sind gefragt. Die Frauen der Organisation Tagné wissen das. In Kati, einer Kleinstadt nahe der Hauptstadt Bamako, engagieren sie sich seit vielen Jahren. Mit Filmvorführungen, Diskussionen, Radiosendungen und Fortbildungen klären sie über die Gefahren und Komplikationen der weiblichen Beschneidung auf. Und sie binden viele Menschen ein, deren Meinung bei der Bevölkerung Gewicht hat. Inzwischen ist die Arbeit der Frauenrechtlerinnen auch von offizieller Seite anerkannt: Klinikpersonal, Bürgermeister und das Zentrum für Lehrerfortbildung stehen hinter ihnen.

Das Umdenken beginnt nicht zuletzt an Schulen. Tagné hat Mädchen und Jungen sensibilisiert, die ihrerseits Mitschüler/innen aufklären. In Wettbewerben treten die Schulen mit Liedern, Gedichten und Theaterstücken zur Problematik gegeneinander an. Das fördert die aktive Auseinandersetzung. Mit Erfolg: Immer mehr Mädchen bleiben inzwischen von der Beschneidung verschont. Was früher Schande und Ausgrenzung bedeutete – heute bekennen sie sich stolz dazu. Selbst junge Männer kennen nun die Folgen und lehnen die traditionelle Praxis mehr und mehr ab.

Auch die Mitarbeiterinnen von APSEF brauchen einen langen Atem. Die ländliche Gemeinde Nyamina ist stark konservativ geprägt, die Beschneidungsquote überdurchschnittlich hoch. Neben der allgemeinen Aufklärungsarbeit bemüht sich APSEF, den Beschneiderinnen wirtschaftliche Alternativen anzubieten, um sie zur Aufgabe ihrer Tätigkeit zu bewegen. Mit der Tradition zu brechen, ist für sie besonders schwer, denn sie sichert ihnen den Lebensunterhalt. APSEF fördert deshalb die Umschulung der Frauen. Zudem führen sie Theaterstücke auf, um über die Gefahren der Beschneidung aufzuklären. Das wirkt nicht nur besonders überzeugend, es sichert ihnen auch ein kleines Einkommen. So kommt das Projekt allen zugute – allmählich sehen das auch die Männer ein.

Echtes Umdenken in der Gesellschaft braucht viel Zeit. ASPEF und Tagné bleiben am Ball, mit Unterstützung von Oxfam.

Foto: Bettina Burgthaler/Oxfam