Team des Monats: Ein Sonnenplatz für Straßenkinder

05.02.2013: Unser Team des Monats gibt Straßenkindern einen "Platz an der Sonne".

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Team des Monats: Ein Sonnenplatz für Straßenkinder

Wir stellen vor: Unser Team des Monats März kümmert sich in der tansanischen Metropole Daressalam um männliche jugendliche Ausreißer. Die Mitarbeiter der 1992 gegründeten Organisation Child in the Sun nehmen mit der Unterstützung der Welthungerhilfe Straßenkinder unter ihre Fittiche, kümmern sich um ihre Ausbildung und geben den Jungen mit geregelten Tages- und Arbeitsabläufen Halt und Sicherheit. Kein leichter Job! Bei über 5.000 Straßenkindern und deren Geschichten, die oft von Gewalt und Hunger geprägt sind, hat das 14-köpfige Team aus Sozialarbeitern, Lehrern, Hauswirtschafterinnen, Köchinnen und einer Krankenschwester einiges zu tun.

Abend für Abend macht sich der Streetworker Jumanne Cheni, einer von insgesamt vier Sozialarbeitern des Programms, auf den Märkten und Busbahnhöfen von Daressalam auf die Suche nach gestrandeten Jungen. Es sind immer die gleichen Straßen und Plätze, an denen die Jungen aus den umliegenden Städten, den Dörfern, den Provinzen, aus Lindi und Mtwara vor allem, den Armenhäusern im Süden dieses Landes, landen. Sie schlafen auf der Straße, unter Brücken. Ihr Traum von Arbeit und Geld hat sich rasch in einen Alptraum aus neuer Gewalt, Drogen und Missbrauch verwandelt. Als Obdachlose werden sie oft Opfer von Menschenhändlern – sie werden auf der Straße aufgegriffen und zum Beispiel zu Aufräumarbeiten auf Baustellen oder im Steinbruch gezwungen. Viele von ihnen sind ängstlich und misstrauisch: „Zunächst einmal muss ich mich so anziehen, dass ich unter den zerlumpten Kindern nicht auffalle“, beschreibt Cheni seine Vorgehensweise. Ganz wichtig ist es, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. Doch das ist alles andere als leicht, denn wenn die obdachlosen Jungen auf der Straße etwas gelernt haben, dann ist es, misstrauisch zu sein. Deshalb gibt Cheni sich beim ersten Kontakt nicht als Sozialarbeiter zu erkennen, sondern spielt, zerlumptes Kostüm inklusive, ein Theaterstück in drei Akten. „Als erstes unterhalte ich mich eine Weile mit ihnen und verschwinde dann wieder. Nach ein paar Tagen kehre ich zurück und frage, wie sie reagieren würden, wenn jemand käme, der ihnen helfen wollte“, verrät Cheni seine Taktik. „Schließlich suche ich sie erneut auf und erzähle ihnen, dass sie von Child in the Sun eingeladen wurden.“

Vertrauen schaffen und Geborgenheit geben

Erst in der Anlaufstelle im Stadtteil Manzese erfahren die Jugendlichen Einzelheiten über das Angebot von Child in the Sun. Wenn sie möchten, bekommen sie hier eine warme Mahlzeit von Monika Cayeta und Upendo Nafutalikigongo, den beiden Köchinnen des Heims. Wenn sie dazu bereit sind, dürfen die jugendlichen Ausreißer im Heim bleiben. Für einen gemütlichen Schlafplatz sorgen Getrude und Hellen, die beiden Hauswirtschafterinnen des Teams.

„Wir üben keinen Druck auf unsere Jungen aus“, erklärt Cheni. „Stattdessen nehmen wir ihre Bedürfnisse wahr, achten darauf, wie sie reagieren, wenn wir sie auf ihre Familie ansprechen.“ Eine sofortige Rückführung der verlorenen Söhne zu ihren Familien – oder dem, was nach Tod oder Trennung der Eltern davon übrig geblieben ist, – kommt meist nicht in Frage. Ziel ist vielmehr eine behutsame Bewältigung der Probleme, und das erfordert Geduld, auf beiden Seiten.

Entscheidend ist zunächst die Bereitschaft der in der Regel dreizehn- bis siebzehnjährigen Straßenkinder, ihre vermeintliche Freiheit auf der Straße gegen ein geregeltes Leben mit festen Aufgaben und Pflichten einzutauschen. Dazu gehört z. B. regelmäßiger Unterricht bei Odilia Peter, der Lehrerin bei Child in the Sun. Darüber hinaus erlernen die Jungs in speziellen  mehrmonatigen Resozialisierungskursen wichtige Fähigkeiten wie Teamgeist und andere soziale Kompetenzen. Diese werden auch spielerisch beim Fußballtraining von Salvatori Leonardi vermittelt. Von diesen Fähigkeiten profitieren die Jungs dann in einer Ausbildung, die ihnen bei  Child in the Sun angeboten wird. Entweder gehen sie bei Joseph A. Mwaipasi in die  Tischlerlehre oder absolvieren bei Anna Mwaiko eine Schneiderlehre. Bei Krankheit und kleineren Verletzungen kümmert sich die Krankenschwester und gute Seele des Hauses, Happiness V. Ntanengama, um die Jungs.

Tansania ist etwa zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. 82 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Fast die Hälfte der 40 Millionen Einwohner sind Kinder unter 15 Jahren. Aufgrund zunehmender ländlicher Armut, einem hohen Bevölkerungswachstum und hoher Jugendarbeitslosigkeit verlassen immer mehr Jugendliche ihre Familien in Richtung Stadt. Die Zahl der Straßenkinder steigt hier auch deshalb, weil immer mehr AIDS-Waisen nach dem Tod der Eltern zurückbleiben – 6,5 Prozent der Tansanier sind HIV-infiziert. Programme wie Child in the Sun sind deshalb sehr wichtig. Erfahren Sie hier mehr über dieses Projekt, welches von der Welthungerhilfe unterstützt wird.

 Hier finden Sie mehr Informationen zum Projekt der Deutschen Welthungerhilfe (S.4-5).

Foto: Welthungerhilfe