Afrika in der Rolle des Krisenkontinents

28.10.2014: Die Ebola-Berichterstattung drängt den Kontinent in übliche Klischees.

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Afrika in der Rolle des Krisenkontinents

Die Medien machen es sich zu leicht und das hat langfristige negative Folgen – im Interview mit dem Deutschlandfunk kritisiert Annette Lohmann, Vertreterin der Friedrich-Ebert-Stiftung, die einseitige Berichterstattung zum Thema Ebola. Übliche Klischees, zum Beispiel jene vom Kontinent der Krankheiten, Konflikte und Krisen, werden mit Schlagzeilen und undifferenzierten Berichten verfestigt. Neben der akuten Krisenberichterstattung müssten die Medien stärker die strukturellen Ursachen wie marode Gesundheitssysteme udn angemessene Problemlösungen analysieren.

Lohmann spricht von „eine Reduktion Afrikas“ – Ein ganzer Kontinent, der mit seinen 54 Staaten und unzähligen ethnischen Gruppen vielfältiger kaum sein könnte, wird auf eine Krankheit beschränkt und gleichzeitig wieder in die gewohnte Opferrolle gedrängt. Dabei entspricht diese zugeordnete Passivität, diese Reduktion auf den Empfänger von Hilfe, nicht der Realität. „Afrikanische Akteure sind sehr aktiv, sie wollen eine gestaltende Rolle einnehmen“, so Lohmann. Dies zeigt sich auch beim Thema Ebola: In der Berichterstattung komme kaum vor, wie viele afrikanische Ärzte um das Leben von Patienten kämpften, wie sie versuchten, „teils ohne Bezahlung und ohne adäquate Ausstattung, Patienten zu retten“.

Desweiteren betont Lohmann, dass eine undifferenzierte Berichterstattung, denUrsachen und Problemlösungen nicht auf den Grund geht, zu einer Stigmatisierung des Kontinents führt, die sich langfristig auch in wirtschaftlichen Nachteilen wiederspiegeln wird. Beispielsweise werden die von Ebola betroffenen Länder (möglicherweise sogar darüber hinaus) hohe Einbußen im Tourismussektor haben. Assoziationen der Krise und Gefahr lassen sich selten schnell revidieren.

Hören Sie sich hier das gesamte Interview mit Annette Lohmann im Deutschlandfunk an.

Foto: AFP / Sia Kambou