Covid-19: Update zum Impfstatus in Afrika

In Afrika ist erst weniger als ein Prozent der Bevölkerung geimpft, in Europa sind es 17,5 %. Grund dafür sind neben regionalen Verteilungsproblemen und Angst vor Nebenwirkungen in der Bevölkerung vor allem der Impfnationalismus des globalen Nordens.

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Covid-19: Update zum Impfstatus in Afrika

Die Afrikanische Union gibt an, dass die Impfstoffe, welche über die COVAX-Initiative nach Afrika geliefert werden, nicht ausreichen werden, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden nur 2 % der Impfungen weltweit in Afrika verabreicht. 

Zusätzlich zu den Lieferengpässen durch den globalen Impfnationalismus kommt es auch in Afrika zu Akzeptanzproblemen der Vakzine. Durch Berichte über Nebenwirkungen oder Desinformationskampagnen im Internet haben einige Menschen Angst, sich impfen zu lassen. 

Verteilungsprobleme innerhalb der Länder 

Auch die Verteilung der Impfdosen in den einzelnen Ländern führt zu Problemen: In Kenia wurde versucht, die Impfdosen gleichmäßig in die einzelnen Regionen des Landes zu verteilen. In den Städten sind jedoch deutlich mehr Menschen bereit, sich impfen zu lassen und es gibt bessere Organisations- und Infrastrukturen als auf dem Land. Dies führte dazu, dass in den Städten zu wenig Impfdosen vorhanden waren und dafür in den ländlichen Regionen liegen blieben. 

Ruanda hatte sich bei der Verteilung der Impfdosen auf die Ballungszentren konzentriert. So wurden in der Hauptstadt Kigali inzwischen neben älteren Menschen auch Gefangene, Motorrad-Taxifahrerinnen und -fahrer und Menschen, die auf Märkten arbeiten, geimpft. Außerhalb der Hauptstadt wurde zunächst vornehmlich medizinisches Personal geimpft. So konnten alle 350.000 zur Verfügung stehenden Impfdosen (Stand: 21.04.2021) genutzt werden. 

Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung 

In Afrika wird aufgrund des günstigen Preises und der einfachen Lagerung ohne starke Kühlung am häufigsten mit dem Impfstoff AstraZeneca geimpft. Trotz der Berichte zu den Nebenwirkungen des Präparats haben sich die meisten afrikanischen Länder dazu entschieden, weiterhin mit AstraZeneca zu impfen.  

AstraZeneca kann in sehr seltenen Fällen zu Sinusvenenthrombosen führen.Auch andere Impfstoffe stehen im Verdacht, diese Form der Thrombose zu begünstigen. Tatsächlich ist die Gefahr einer Sinusvenenthrombose nach einer Covid-19-Infektion allerdings deutlich höher als nach der Impfung [1]. 

In Südafrika wurde das Impfen mit AstraZeneca allerdings komplett ausgesetzt, da der Wirkstoff schlechter gegen die südafrikanische Variante des Virus schützt. Auch die Impfungen mit der Alternative von Johnson & Johnson wurde nun aufgrund einiger Fälle von Sinusvenenthrombosen gestoppt. Somit kam die komplette Impfkampagne Südafrikas zum Erliegen. 

Südafrika ist mit 54.000 an Covid-19 verstorbenen Menschen und 1,5 Millionen Infizierten (Stand: 21.04.2021), das am stärksten betroffene Land Afrikas.  

Ungerechte globale Impfstoffverteilung bleibt größtes Problem 

Trotz allem bleibt die Lieferung der Impfstoffe das größte Problem. Der bestehende Impfstoffnationalismus führt dazu, dass einige Länder schon große Teile ihrer Bevölkerung geimpft haben und andere weniger als ein Prozent. Wenn nun wohlhabende Länder aus Angst auf Impfstoffe wie AstraZeneca verzichten und diese in afrikanischen Ländern landen, kann dies zu großem Misstrauen in der Bevölkerung führen.  

Die COVAX-Initiative setzte sich zum Ziel, im Jahr 2021 zwei Milliarden Impfdosen zu liefern, 600 Millionen davon in afrikanische Länder. Bisher wurden allerdings erst 50 Millionen Dosen an 110 Staaten weltweit verteilt. Selbst mit zwei Milliarden Impfdosen könnten nur etwa 20 % der Bevölkerung der Nehmerstaaten, geimpft werden. Doch auch zu diesem Ziel fehlen noch 27 Millionen US-Dollar. 

Darum sollte mehr Geld in die COVAX-Initiative investiert werden, appelliert die WHO. So soll eine gemeinsame Impfstoffentwicklung gefördert und eine gerechte Verteilung ermöglicht werden. Südafrika und Indien stellten zudem einen Antrag bei der WHO, um die Patentrechte der Impfstoffe vorübergehend aufzuheben. Ob dies das Problem nachhaltig lösen würde, wird von einigen Expertinnen und Experten jedoch bezweifelt.  

Quelle:  

Cascais, A. /  https://www.dw.com/de/covid-19-so-l%C3%A4uft-die-impfkampagne-in-afrika/a-57232256 in DW vom 17.04.2021. 

Dieterich, J. / https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/westliche-staaten-blockieren-patentrechte-afrika-klagt-ueber-die-impfstoff-apartheid/27110744.html in Der Tagesspiegel vom 20.04.2021. 

[1]: Brey, M. / “Nach Thrombose-Risiko-Behauptung in Oxford-Studie: Biontech veröffentlicht Statement – mit deutlichem Ergebnis“ im Merkur vom 21.04.2021.