Deutsche wird zum Popstar in Uganda

16.04.2016: Eigentlich wollte Deena Herr aus Baden-Baden nach dem Abitur 2013 in Ruanda mit Straßenkindern arbeiten und sich freiwillig engagieren. Stattdessen ist sie in dem Nachbarland Uganda zum Popstar geworden und singt auf der Landessprache Luganda.

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Deutsche wird zum Popstar in Uganda

Über Nacht zum Popstar

Nach ihrem Abitur entschied sich Deena Herr ein Jahr lang mit Straßenkindern in Ruanda zu arbeiten und reiste im Zug viel durch Ostafrika. Auch nach Uganda führte es sie. Als sie an einem Abend mit Freunden in Ugandas Hauptstadt Kampala unterwegs war, wurde sie von einem Freund überredet, in einer Bar Gitarre zu spielen und zu singen.

Ein Musikmanager mit dem Künstlernamen Bashir hörte sie an diesem Abend, sprach sie an und gab ihr seine Telefonnummer. Er entschied sich, für Deena ein Lied auf Luganda, der Landessprache zu schreiben. Als sie das Lied „Mumulete“ gemeinsam mit Bashir aufnahm sprach sie kein Luganda, jedes Wort schrieb sie sich in Lautschrift auf, um es richtig zu betonen.

Als sie „Mumulete“ zum ersten Mal sang, sei es ganz still im Raum geworden, so Deena. Dann hätten alle angefangen zu lachen – ein Zeichen der Überraschung, dass eine „Muzungu“ – eine Weiße – auf ihrer Sprache singt. Sie stellte den Song auf YouTube under wurde in rund 24 Stunden über 10.000 Mal angeklickt. Am nächsten Tag ruft das ugandische Fernsehen an – sie gibt an einem Tag ihre ersten drei Interviews. Der Rest ist Geschichte.

Sie ist Dauergast im ugandischen Radio und Fernsehen, tourt durch die Bars und Clubs und sang auch beim Fest der Deutschen Botschaft zu 25 Jahren Mauerfall. Mittlerweile singt sie auf Luganda, Suaheli und Kinyaruanda.

Vermittlerin zwischen Kulturen

Ein Aspekt ihrer steilen Karriere, der für Deena einen bitteren Beigeschmack hat, ist das Wissen, dass ein großer Teil ihres Erfolges darauf zurückzuführen ist, dass sie weiß ist. Natürlich ist sie eine gute Musikerin, aber das wirklich außergewöhnliche ist weniger ihre Musik als der Fakt, dass sie von einer Weißen gesungen wird.

Am Anfang ihrer Karriere habe sie Angst vor Kommentaren gehabt, wie „Ihr Weißen habt uns 200 Jahre lang ausgebeutet, und jetzt stehlt ihr auch noch unsere Muisk“, so Deena zu der Süddeutschen Zeitung. Stattdessen sei aber genau das Gegenteil eingetreten: Viele Ugander hätten sich bei ihr bedankt, dass sie in ihrer Sprache singe.

Mittlerweile sieht sich Deena auch als eine Art Botschafterin und Vermittlerin zwischen den zwei Kulturen. Immer wieder probiere sie, den Ugandern Deutschland zu erklären, und den Deutschen Uganda. Besonders in Deutschland würde sie dabei auf festgefahrene Stereotypen treffen, in denen Afrika nur mit Armut, Hunger und Gewalt verbunden würde. Ihr Erfolg und die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit ist für Deena auch eine Möglichkeit, mit diesen Bildern zu brechen und eine andere, positivere Seite unseres Nachbarkontinents zu zeigen.

Weitere Informationen zu Deena und ihrer Musik.

Foto: Concert, Crowd, Audience, People, Music, CC0 1.0