Dickhäuter mit viel Rüsselspitzengefühl 

Elefanten haben so viele Gesichtsneuronen wie kein anderes Landsäugetier. Das verleiht den grauen Riesen besondere Feinfühligkeit, v.a. im Rüssel. Für die Forschung sind sie deshalb ein interessanter Untersuchungsgegenstand. Doch die Klimakrise schränkt ihren Lebensraum immer weiter ein.

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Dickhäuter mit viel Rüsselspitzengefühl 

Dickhäuter mit viel Rüsselspitzengefühl 

Feinfühlige Giganten  

Der Rüssel eines Elefanten hat 40.000 Muskeln und wiegt mehr als eine burmesische Python – also über 90 kg. Trotz Größe und Stärke des Anhängsels, das dem Elefanten ermöglicht sogar Bäume zu entwurzeln, ist es empfindlich genug, um zerbrechliche Tortilla-Chips aufzusaugen. Diese ausgeprägte Geschicklichkeit konnten der Neurowissenschaftler Michael Brecht und sein Team von der Humboldt Universität Berlin bei der Untersuchung der Gehirne der Dickhäuter auf die Vielzahl an Neuronen zurückführen, die diese im Gesichtsbereich haben. Elefanten haben mehr Gesichtsneuronen als jedes andere Landsäugetier der Welt. (1)  

Elefant ist nicht gleich Elefant  

Die Untersuchung trug außerdem dazu bei, wesentliche Unterschiede zwischen afrikanischen Savannenelefanten und asiatischen Elefanten aufzuzeigen. Die Forschenden fanden heraus, dass afrikanische Elefanten über 63.000 Gesichtsneuronen verfügen, ihre asiatischen Verwandten über 54.000. Die einzigen Säugetiere, die mehr Neuronen haben, sind Delfine mit fast 90.000 Gesichtsneuronen in ihrer empfindlichen Schnauze.  

Zwar sehen die Elefanten ähnlich aus, die afrikanischen haben aber zum Beispiel größere Ohren, die sie beim Angreifen auffächern. Das liegt daran, dass sie über ca. 12.000 Gesichtsneuronen verfügen, die allein für die Steuerung ihrer Ohren zuständig sind. Damit haben afrikanische Elefanten allein für ihre Ohren mehr Neuronen, als wir Menschen für unseren gesamten Gesichtsbereich – insgesamt fast 3.000 mehr.  

Ein weiterer großer Unterschied zwischen den Elefanten ist die Art und Weise, wie sie ihren Rüssel bewegen. Afrikanische Elefanten verwenden zwei fingerartige Fortsätze an den Rüsselspitzen, um Objekte zu greifen, ähnlich wie bei der Bewegung mit einem Essstäbchen. Asiatische Elefanten haben nur einen fingerartigen Fortsatz und greifen Objekte, indem sie ihren Rüssel um sie wickeln.  

Zwar seien die Anzahl der Neuronen im Gesicht der Elefanten wenig überraschend und im Vergleich auch nicht überragend, doch könne ein besseres Verständnis der Strukturen bei Elefanten auch Einblicke in andere große Säugetiere – einschließlich des Menschen – geben, glaubt Dr. Brecht. (1) 

Elefanten stark von Klimakrise betroffen  

Doch nicht nur für die Forschung sind die sensiblen Giganten von unschätzbarem Wert. Auch im Kampf gegen die Klimakrise kommt ihnen eine bedeutsame Rolle zu. Denn indem sie mit ihren Hinterlassenschaften Pflanzensamen und Nährstoffe verteilen, sorgen die Tiere für Artenvielfalt. Waldelefanten lichten darüber hinaus dichtes Gehölz, sodass sich die verbliebenen Bäume besser entwickeln können. Damit sind sie wahre Klimaschützer, die jedoch gleichzeitig selbst stark von der Klimakrise betroffen sind. So wird es für die Tiere immer schwieriger Wasser und Nahrung zu finden. (2) Allein in diesem Jahr sind bereits mehr als 179 Elefanten in Kenia an den Folgen der Klimakrise verendet (Stand Juli 2022). (3) Es ist nicht klar, wie lange Elefanten in der Lage sein werden, sich den Folgen der Erderhitzung  anzupassen. (2) Fakt ist, dass sie sich nun vor zwei menschengemachten Bedrohungen schützen müssen: Wilderei und Klimakrise.  

Quellen

(1) New York Times: It Takes a Lot of Elephant Brains to Solve This Mystery (Oktober 2022)

(2) WWF: Opfer und Hoffnungsträger zugleich: Afrikanische Elefanten in der Klimakrise (Mai 2022)

(3) Der Standard: Kenia: Klimawandel tötet zwanzigmal mehr Elefanten als Wilderei (Juli 2022)   

Verfasst am 1.11.22