Die Massai im gezwungenen Wandel

Farbenprächtige Gewänder, schimmernder Schmuck, respekterweckende Tänze voller Elan und Bedeutung. Die Massai sprühen vor Kultur und Stolz. Und dennoch sind sie den Herausforderungen der Zeit ausgesetzt. Vertreibung, Wilderei, Klimaschäden und die Pandemie machen den Massai im Süden Kenias und Norden Tansanias zu schaffen. Stimmen aus ihren Gemeinschaften werden laut. Sie sprechen von Wandel.

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Die Massai im gezwungenen Wandel

Von der Viehzucht zur Landwirtschaft

Ngilu Lamanias ist eine Massai im Savannenmassiv von Kenia. Sie berichtet von notwendigen Veränderungen und Hoffnung. Die größte Veränderung passiert wohl im Handwerk. Aus Viehzucht wird Landwirtschaft. Das kostenintensive Halten der Tiere gestaltet sich schwierig. Gerade in Anbetracht der anhaltenden Pandemie finden Tiermärkte nicht statt. „Wir sind Viehzüchter, normalerweise kümmern wir uns um unsere Tiere. Mit der Feldarbeit haben wir nichts zu tun“, sagt Lamanias. Wenn sie jedoch etwas zu essen haben wollen, bleibt ihnen in der aktuellen Lage keine andere Wahl. Die Arbeit mit Hacke und Spaten ist dem Stamm traditionsbedingt eher fremd, „aber eigentlich läuft es gar nicht so schlecht“, meint die Massai. Sie hofft darauf, das gesäte Gemüse bald ernten und kochen zu können. (1)

Folgen der Klimakrise erschweren den Wandel

Der Weg hin zur Landwirtschaft erweitert das Überlebensspektrum der Massai. Sie sind nicht mehr ausschließlich angewiesen auf den Lebensmittelmarkt mit seinen Preisschwankungen. Sie nutzen die Regenzeit in der Savanne für den eigenen Anbau. Bloß spielen die Wetterbedingungen gerade in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Klimabedingte problematische Trocken- und Regenzeiten erschweren den Übergang. Erodierte oder durchgeweichte Böden eignen sich nicht zur Aussaat. (2)

Abhängigkeiten

Die Schattenseiten des Tourismus sind weitestgehend bekannt. Doch als Einnahmequelle dient er für viele Massai noch immer. Sie verkaufen selbstgemachten Schmuck, Ledermasken und bieten Einblicke in Kultur und Leben. Die Ausbreitung der Pandemie hinterlässt jedoch auch hier folgenschwere Engpässe. Unterkünfte für Gäste bleiben leer, das Budget wird knapp. Mitarbeitende erhalten nur noch einen Bruchteil ihrer Vergütung, wenn überhaupt. (1)

Unfreie Nomaden

Den Massai könnte auf lange Sicht die Existenzgrundlage wegfallen. Armutsbedingte Wilderei, wie die Elefantenjagdt zur Elfenbeingewinnung, aber auch die zunehmende Vertreibung aufgrund der Privatisierung weiter Landstriche zwingen die Menschen, ihr Nomadendasein wieder aufzunehmen. Völkerwanderungen gab es zwar schon immer, doch aufgrund übergeordneter politischer Regelungen scheinen die Massai mehr und mehr in der Steppe gefangen. (3)

Quellen:

(1) „Wie eine Massai-Gemeinschaft gegen die Krise kämpft“, Deutschlandfunk Kultur, 16.06.2021

(2) „Massai in Tansania“, massai.org, o.D.

(3) „Jagdtourismus vertreibt Massai“, Tourism Watch, o.D.

Verfasst am 09.12.2021