Dürre in Ostafrika: Kurz- und langfristige Maßnahmen für mehr Klimaresilienz

Die Auswirkungen der Dürre in Ostafrika sind immens. Doch kurz- und vor allem langfristige Maßnahmen können auch in Zukunft ein Leben in den Dürregebieten ermöglichen.

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Dürre in Ostafrika: Kurz- und langfristige Maßnahmen für mehr Klimaresilienz

Am Horn von Afrika herrscht momentan die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Vier Regenzeiten sind ausgefallen, was zwei Jahren ohne ausreichend Regen entspricht. Die Folgen des fehlenden Niederschlags sind immens: Es kommt zu Ernteeinbußen von bis zu 87 Prozent, etwa 20 Millionen Menschen in Kenia, Äthiopien und Somalia sind von Hunger bedroht, über eine Millionen Menschen hat die Dürre bereits vertrieben und mehr als drei Millionen Tiere sind verendet. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Krise und der Krieg in der Ukraine verschlimmert den Hunger nochmal mehr. (1)(2) Wenn die derzeitige Erderhitzung anhält, könnten bis zum Ende des 21. Jahrhunderts bis zu acht Prozent der Weltbevölkerung – also doppelt so viele Menschen wie heute – von extremen Dürren bedroht sein. Ohne effektive Klimaschutzmaßnahmen und Ressourcenerhalt wird die globale Wasserknappheit katastrophale Auswirkungen haben. (3) 

Wie genau sich Dürren in Zukunft durch die Klimakrise verändern werden, welche Folgen Dürren abseits des Hungers haben und wie die Menschen ihr Leben umstellen müssen thematisiert Julian Hilgers im 55 Countries-Afrika-Podcast mit seinen Gesprächspartner*innen Rahel Laudin, Forscherin am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), und Sam Ombeki, Projektreferent unserer Mitgliedsorganisation Care im Osten von Kenia.  

Bekannte Wetterphänomene verstärkt durch die Klimakrise  

In Ostafrika gibt es zwei Regenzeiten – den sogenannten kurzen und den langen Regen. Zwar wurde die Region auch in der Vergangenheit schon oft von Dürren heimgesucht. In den letzten Jahrzehnten hat die Periode des langen Regens jedoch an Niederschlag eingebüßt. Dies bedeutet, dass Dürren in langen Regenzeiten zunehmen, intensiver und langanhaltender sind und häufiger auftreten. Zwar sollen die Niederschläge laut Prognosen in Zukunft wieder zunehmen, aber auch die Temperatur steigt immer weiter an. Das Wasser aus dem Niederschlagsregen verdunstet durch die hohen Temperaturen und ist nicht mehr für die Pflanzen verfügbar. Diese produzieren in der Folge weniger Biomasse, was wiederum zu schlechten Ernten führt. Die Ernährungsunsicherheit nimmt zu. Darüber hinaus und damit verbunden führt die Dürre u.a. zu Migration, zunehmenden Konflikten um Ressourcen, Kinderehen und häuslicher Gewalt und schadet der Schulbildung. (1) Ausführlicher haben wir bereits im März über die Auswirkungen der Dürre in Somalia, vor allem auf Frauen und Kinder, geschrieben. Den Artikel dazu finden Sie hier.

Lösungsansätze – Kurz- und langfristige Anpassungsmaßnahmen  

Kurzfristig braucht es vor allem humanitäre Hilfe in Form von Bargeldzahlung oder Nahrungsgütern. Kurz- und mittelfristig ist eine Anpassung der Landwirt*innen an die trockenen Verhältnisse vor Ort notwendig. Dafür gibt es laut Laudin vielfältige Möglichkeiten: Dazu gehören der Anbau von trockenresistenten Pflanzen, Frühwarnsysteme sowie die Bearbeitung des Bodens auf eine Art, die zu weniger Wasserverlust führt. Darüber hinaus wird es transformative, gesellschaftlich sehr weitreichende, Prozesse geben müssen, die über die Suche von anderen Anbaugebieten und den Anbau anderer Pflanzen, bis hin zu den Möglichkeiten von Einkommensgenerierung jenseits der Landwirtschaft reichen. (1) 

Beispiel Kenia – Erfolgreiche Resilienzbildung 

Unsere Mitgliedsorganisation Care ist in Kenia tätig. Neben unmittelbarer Hilfe in Form von Nahrung und Geld geht es der Organisation auch darum, langfristige Maßnahmen, z.B. bei der Wasserversorgung, zu implementieren. Ein Großteil der Menschen in Kenia und anderen Teilen Ostafrikas lebt von der Landwirtschaft. Künstliche Bewässerungsanlagen, wie es sie hierzulande gibt, gibt es dort fast nie. Das Ziel ist es, die Landwirtschaft resistenter zu machen, dürreresistente Pflanzen einzusetzen und künstliche Bewässerungsanlagen zu bauen. Laut Ombeki haben einige der Maßnahmen bereits dazu beigetragen, den Widerstand gegen die Dürreperioden zu erhöhen: “Wenn ich Somalia, Kenia und Äthiopien sehe, dann sind Kenianer*innen relativ wenig von der Dürre betroffen. Daraus kann man schließen, dass unsere Arbeit zur Resilienz bereits Früchte trägt.”. Dies zeigt, dass auch langfristig ein Leben in den Dürregebieten Ostafrikas möglich sein kann. Die Art, wie Menschen dort leben, wird sich aber eben verändern müssen. Denn die Klimakrise wird weiter dafür sorgen, dass extreme Wetterbedingungen weiter zunehmen. (1)

Quellen  

  1. Julian Hilgers: 55 Countries – der Afrika-Podcast: Was bedeutet die Dürre für Ostafrika? (Juni 2022) 
  1. Neue Zürcher Zeitung: Dürre in Afrika (Mai 2022) 
  1. Potsdam Institut für Klimaforschung: Durch den Klimawandel wird sich die Zahl der von extremer Dürre bedrohten Menschen voraussichtlich verdoppeln (Januar 2021) 

Verfasst am 13. Juli 2022