Frauen als Schlüsselfaktor für Frieden in Kamerun

Ein Blick auf die entschlossenen Methoden, mit denen Frauen aktiv für Frieden inmitten von Konflikten in Kamerun kämpfen.

Erste Nationale Frauenkonvention für Frieden in Kamerun

Im Rahmen gleich drei anhaltender bewaffneter Konflikte in Kamerun, an denen verschiedene Gruppen beteiligt sind, haben 38 Frauenorganisationen im Juli 2021 die „Erste Frauenkonvention für Frieden und Versöhnung in Kamerun“ initiiert. Über 1500 Frauen aus dem ganzen Land kamen hier zusammen, um für den Frieden einzutreten. Die Konvention betont, dass ein strategischer Dialog zwischen den Konfliktparteien das einzige sinnvolle Mittel für den Friedensaufbau ist und die vernachlässigte Beteiligung der Frauen der entscheidende Faktor für das bisherige Scheitern ist. Für ihre Pionierarbeit und ihren signifikanten Beitrag zur Konfliktlösung haben die Aktivistinnen im Herbst 2023 den Deutschen Afrika Preis der Deutschen Afrika Stiftung erhalten.

Notwendigkeit der Frauenbeteiligung im Dialog

Es gab in der Vergangenheit zahlreiche Versuche in Kamerun, einen Friedensdialog zu führen, die jedoch ins Leere gelaufen sind. Die Bevölkerung betrachtet diese Methode mit wachsender Frustration und der Staat vertraut weiterhin auf militärische Gewalt, um Konflikte zu unterdrücken. Dieser Weg hat bisher keine Lösung gebracht.

Die Aktivistinnen der Frauenkonvention betonen entschieden, dass Friedensprozesse erheblich erfolgreicher verlaufen können, wenn Frauen auf allen Ebenen als Vermittlerinnen und Verhandlungsführerinnen aktiv beteiligt sind. Diese Überzeugung basiert auf globalen Erfahrungen, die zeigen, dass die Einbeziehung von Frauen in Friedensverhandlungen positive Auswirkungen hat. Kamerun bildet hier keine Ausnahme. So haben schon früher Organisationen wie das West African Network for Peace-building (WANEP), das Mano River Union Women’s Peace Network (MARWOPNET) und das Women in Peace-building Programme (WIPNET) erfolgreich Friedensbemühungen auf dem afrikanischen Kontinent geleitet und gewaltsame Konflikte beendet. Frauen sind zudem vorrangig diejenigen, die Hilfe in den betroffenen Konfliktgebieten leisten und als Mediatorinnen zwischen bewaffneten Gruppen und dem Militär agieren. Ihre Expertise ist für die offiziellen Friedensverhandlungen schon allein deshalb unabdingbar.

Die Konvention stützt sich zudem auf Statistiken, die belegen, dass Geschlechtergleichheit zur Vermeidung von Koflikten beiträgt. Beispielsweise steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Gewalt beendet wird, um 24 Prozent, wenn Frauen am Friedensaufbau beteiligt sind, und es ist um 35 Prozent wahrscheinlicher, dass Friedensvereinbarungen mindestens 15 Jahre dauern, wenn sie von Frauen geführt werden.

Bisherige Friedensvermittlungen im Rahmen des Major National Dialogue (MND) hatten jedoch lediglich einen Frauenanteil von 18 Prozent. Daher appelliert die Konvention an die Regierung von Kamerun, den MND auf inklusive Weise fortzusetzen, mit einer Beteiligung von mindestens 50 Prozent Frauen.

Rechtssicherheit für Frauen: Resolution 1325 und die Frauenfriedenskonvention

Die Grundidee, dass Frauen als Vermittlerinnen und Verhandlungsführerinnen im Friedensprozess agieren können, basiert auf der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats zum Thema „Frauen, Frieden und Sicherheit“, die im Dezember 2000 verabschiedet wurde. Diese Resolution stellt einen Meilenstein dar, da sie als erste des UN-Sicherheitsrats ausdrücklich festhält, dass bewaffnete Konflikte Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark beeinträchtigen. Die Resolution betont die Notwendigkeit einer geschlechtsspezifischen Perspektive, um die einzigartigen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen während des Konflikts, der Rückführung und Umsiedlung, der Rehabilitation, der Reintegration und des Wiederaufbaus nach Konflikten zu berücksichtigen.

Kamerun hat einen Nationalen Aktionsplan (NAP) zur Umsetzung der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrats entwickelt und somit eine Grundlage für ihre Umsetzung geschaffen, auf die sich die Frauenfriedenskonvention nun stützt. Da der erste NAP von der Regierung nicht effektiv umgesetzt wurde, appelliert die Konvention an die Regierung, ihre eigene Quote von 30 Prozent für Frauen in allen offiziellen Friedensprozessen auf allen Ebenen umzusetzen und sich selbst zu übertreffen, indem sie sogar 50 Prozent Frauen einbezieht.

Was Frauen überall auf der Welt daraus mitnehmen können

Durch NGOs, Taskforces und Netzwerke haben Frauen in Kamerun erfolgreich globale Aufmerksamkeit auf die Konflikte gelenkt. Gemeinsam erheben sie sich gegen die Konflikte, Zerstörung und den Tod, indem sie ihr kollektives Wissen, ihre Fähigkeiten und Erfahrungen bündeln, um zum Frieden beizutragen. Sally Mboumien, eine Vertreterin der Konvention, unterstreicht die Lektion, die Frauen weltweit von den kamerunischen Frauen lernen können: Die Stärke der Sisterhood, den Glauben an die Kollektivität, die Bereitschaft zur Bewegung, die Verstärkung von Stimmen, die Macht der Zahl und den Fokus darauf, gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten.

Mehr zum Thema Frieden gibt es im Unterrichtsmodul Frieden für Grundschule und Sekundarstufe.

Weitere Information unter https://www.gemeinsam-fuer-afrika.de/frieden/

Quellen

  1. First National Women’s Convention for Peace in Kamerun: Our Steering Committee (Letzter Zugriff im Januar 2024)
  2. IPS: ‘Every woman around the world has something to learn from Cameroonian women’ (Dezember 2023)
  3. Friedrich Ebert Stiftung: Expert roundtable: Peace in Cameroon – Feminist Foreign Policy in Action (Dezember 2023)
  4. UN Women Deutschland: Die Resolution 1325 mit der Agenda „Frauen, Frieden Und Sicherheit“ (Letzter Zugriff im Januar 2024)
  5. First National Women’s Convention for Peace in Kamerun: Building peace in Cameroon through women’s action. (2023)

Verfasst am 29. Januar 2024