Johanniter Auslandshilfe: Bekämpfung von Fluchtursachen – #GFAReise

01.09.2015: Wie aus Nothilfe für Nomaden ein langfristiges Projekt zur Selbstversorgung werden kann.

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Johanniter Auslandshilfe: Bekämpfung von Fluchtursachen – #GFAReise

Was tun, wenn durch immer schlimmere Dürreperioden eine seit alters her überlieferte Lebensweise kaum mehr das Überleben sichert? Die Nomaden in der kenianischen Region Turkana haben in Krisenzeiten über lange Jahre Nahrungsmittelspenden erhalten.

Seit drei Jahren geht unsere Mitgliedsorganisation, die Johanniter Auslandshilfe, dort einen anderen Weg: Sie versuchen, den nomadischen Viehhirten zusätzliche Einkommensquellen zu verschaffen und ihnen so zu ermöglichen, in ihrer Heimatregion bleiben und überleben zu können: 300 Familien rodeten zusammen rund 40 Hektar Land.

Es war komplett mit Dornenbüschen überwuchert, keine andere Pflanze hatte eine Chance. Unter Anleitung der Johanniter-Projektmitarbeiter und eines Experten des kenianischen Landwirtschaftsministeriums lernten die Nomaden den Anbau und die Pflege der Sorghum-Hirse zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage.

Mit Erfolg: „Bevor die Johanniter gekommen sind, haben wir den Reichtum, der uns umgibt, gar nicht wahrgenommen. Jetzt können wir auf eigenem Land Nahrung für uns und unsere Kinder anbauen“, sagt Anna Lobuin. Sie bewirtschaftet ihre Parzelle mit viel Mühe und ist sich als Vorsitzende des Farm-Komitees ihrer Vorbildrolle bewusst. Auch die 20-jährige Lokoler ist stolz auf ihre ersten landwirtschaftlichen Erfolge und den Stellenwert, den sie neuerdings durch ihre Arbeit genießt: „Selbst Nahrung für mich zu produzieren, gibt mir als junger Frau eine gewisse Unabhängigkeit“.

“ Weil die ersten Ernten nach Ausbringung des lokalen Saatguts vielversprechend waren, hat sich das Projekt auch von offizieller Seite hohen Respekt erarbeitet: „Unlängst wurde es von Vertretern der Region auf den ersten Platz der Initiativen von Organisationen und der Regierung in der Region Turkana-West gewählt“, berichtet Magdalena Kilwing, Länderbüroleiterin der Johanniter-Auslandshilfe in Kenia. „Außerdem haben wir bei den lokalen Behörden Interesse geweckt, sodass auch von Regierungsseite ein verstärktes Engagement in dieser Region vorhanden ist, etwa, was die Wasserversorgung betrifft.“

In einem Folgeprojekt soll nun die Farm durch die Rodung von weiterem Buschland ausgeweitet werden, um insgesamt 600 Haushalten die Teilnahme zu ermöglichen. Neben zusätzlicher Ackerfläche entsteht dabei auch Weideland für Ziegen und Schafe. Durch die Berücksichtigung der Interessen der Viehhalter soll der Erfolg des Projekts langfristig gesichert werden. Außerdem möchten die Johanniter zusammen mit ihrem Projektpartner AICHM (Africa Inland Church Health Ministries) weitere Einkommensmöglichkeiten schaffen, die nicht durch Dürreperioden geschmälert werden: Bienenzucht zum Beispiel oder die Produktion von verbesserter Holzkohle und Baumaterial aus Holz Mittlerweile wird das Johanniter-Projekt als nachahmenswertes Modell gehandelt.

Das Gelingen spornt an: „Jetzt, wo ständig irgendwer zum Gucken kommt“, sagt Magdalena Kilwing, „stehen auch die Farmer selbst unter einem gewissen Druck, das Ganze erfolgreich weiterzuführen.“ Sie tun es mit sichtlichem Stolz.

Nachhaltig helfen

Gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner AICHM arbeiten die Johanniter seit drei Jahren daran, den nomadischen Viehhirten im Nordwesten Kenias zusätzliche Einkommensquellen zu schaffen. In den trockenen Gebieten am Horn von Afrika zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels besonders deutlich. Um dazu beizutragen, dass die dort lebenden Menschen nicht dauerhaft auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, setzen die Johanniter auf nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe.

Mehr Informationen über die Arbeit der Johanniter in Kenia dazu erhalten Sie hier.

Foto: Johanniter Unfall-Hilfe