Globale Ungleichheit untergräbt Demokratie

20.01.2015: Der Bericht "Working for the Few" deckt auf: Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt heute fast die Hälfte des Weltvermögens.

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Globale Ungleichheit untergräbt Demokratie

Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt heute fast die Hälfte des Weltvermögens. Die 85 reichsten Menschen besitzen ebenso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen.

Die wachsende soziale Ungleichheit untergräbt demokratische Prozesse, sowohl in Industrie- als auch in  Schwellen- und Entwicklungsländern. Das ist das Ergebnis eines Berichtes zur Einkommens- und Vermögensungleichheit, den Oxfam heute kurz vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht. In „Working for the Few“ warnt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation davor, dass wohlhabende Eliten weltweit die Politik zu ihren Gunsten beeinflussen und wirtschaftliche Spielregeln in ihrem Sinne manipulieren.

„Wir können nicht davon ausgehen, den Kampf gegen die Armut ohne den Kampf gegen die Ungleichheit zu gewinnen. Durch die Ausweitung der Ungleichheit entsteht ein Teufelskreis, wodurch sich Reichtum und Macht immer mehr in den Händen einiger weniger konzentrieren. Wir leben – in Industrie- und Entwicklungsländern gleichermaßen – zunehmend in Gesellschaften, in denen die niedrigsten Steuersätze, die beste Gesundheitsfürsorge, die beste Bildung und die größten Einflussmöglichkeiten den Reichen und ihren Kindern vorbehalten sind. Bekämpfen wir diese Ungleichheit nicht gezielt, werden Privilegien und Benachteiligungen von Generation zu Generation weitergegeben. Chancengleichheit wird dann nur noch ein Traum sein. In zu vielen Ländern funktioniert das Wirtschaftswachstum immer mehr nach dem Prinzip The winner takes it all“, erklärt Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International.

Zusammengefast kommt „Working for the Few“ zu folgenden Ergebnissen:

  • Schätzungen gehen davon aus, dass die reichsten Personen und Unternehmen weltweit 21 Billionen US-Dollar in einem globalen Netz aus Steueroasen vor den Steuerbehörden verstecken.
  • In den USA korrelieren Jahre der finanziellen Deregulierung direkt mit einem Einkommenswachstum des obersten einen Prozents der Bevölkerung – sein Anteil am Gesamteinkommen ist so groß wie seit dem Vorabend der Großen Depression nicht mehr.
  • In Indien hat sich die Zahl der Milliardäre in den letzten zehn Jahren verzehnfacht, begünstigt durch ein höchst regressives Steuersystem und die Tatsache, dass die Reichen ihre Verbindungen zur und in die Regierung ausnutzten, während die Ausgaben zur Armutsbekämpfung auf bemerkenswert niedrigem Niveau verharren.
  • In Europa wurden – unter großem Druck der Finanzmärkte, deren reiche Investoren von staatlichen Rettungsmaßnahmen für die Banken profitierten – Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Einkommensschwachen und des Mittelstandes durchgesetzt.
  • In Afrika missbrauchen internationale Unternehmen – besonders aus dem Rohstoffsektor – ihren Einfluss, um Steuern und Abgaben zu vermeiden und beschneiden dadurch die Ressourcen, die den dortigen Regierungen zur Armutsbekämpfung zur Verfügung stehen.

Werfen Sie hier einen Blick in den gesamten Bericht „Working for the Few“.

Mit dem Wer hat was? – Afrika-Europa-Verteilungsspiel thematisierte GEMEINSAM FÜR AFRIKA im letzten Jahr die Gleichheiten und Ungleichheiten zwischen den Kontinenten Afrika und Europa und führte die unterschiedlichen Lebensverhältnisse vor Augen. Im Rahmen der jährlichen Straßenaktion am 25. Mai hat GEMEINSAM FÜR AFRIKA damit Ungerechtigkeiten bei der Verteilung von Gütern aufgedeckt und zu Engagement für mehr Gerechtigkeit aufgerufen.

Foto: GEMEINSAM FÜR AFRIKA