Grüner Kolonialismus  – ein grüner Wettlauf um kritische Ressourcen in Afrika

Grüner Kolonialismus als neue Form der Kolonialisierung

Weitersagen

Grüner Kolonialismus  – ein grüner Wettlauf um kritische Ressourcen in Afrika

Was ist Grüner Kolonialismus?

Die Klimakrise stellt eine der dringlichsten Probleme und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar und muss auf politischer, wirtschaftlicher und globaler Ebene angegangen werden. Daher wird seit Jahrzehnten nach Lösungen gesucht, wie der Klimawandel eingedämmt und langfristig aufgehalten werden kann. So soll unter anderem ein dauerhafter Kohle- und Atomausstieg angestrebt sowie die Produktion von Elektroautos vorangetrieben und erneuerbare Energien auf den Weg gebracht werden. All das fordert allerdings auch wertvolle und vor allem kritische Ressourcen, die häufig aus Ländern des Globalen Südens bezogen werden. So werden für den Bau von Solaranlagen, Windrädern und E-Autos Ressourcen wie Lithium und Kobalt benötigt. Diese und einige andere wichtige Rohstoffe sind unter anderem auf dem afrikanischen Kontinent zu finden. Aufgrund dessen wird häufig von einem „grünen Wettlauf“ in Afrika gesprochen, denn auch diese Ressourcen sind begrenzt und neigen sich über kurz oder lang dem Ende zu. Vom „Grünen Kolonialismus“ wird deshalb gesprochen, da diese Art des Ressourcenabbaus in Ländern des Globalen Südens und zum Wohle des Globalen Nordens sehr an die Strukturen aus Zeiten des Kolonialismus erinnert. 

Das Problem am Grünen Kolonialismus 

In der Diskussion der Europäischen Union um eine verbesserte und sauberere Energiepolitik findet der sogenannte Grüne Kolonialismus wenig Berücksichtigung. Den Mitgliedsstaaten geht es vornehmlich um den Ausbau erneuerbarer Energien und das effiziente Erreichen der Klimaschutzagenda. Dabei werden jedoch die Auswirkungen auf die Länder, aus denen die Rohstoffe kommen, wenig berücksichtigt. Dieser Fakt wird in der Debatte um den Ausbau neuer Technologien häufig vergessen. Ein weiteres Problem stellt die Einstellung der Förderung von Öl, Kohle und Gas seitens vieler Industrienationen dar. So wollen unter anderem Großbritannien und die USA Finanzierungen zur Förderung der Rohstoffe im Ausland stoppen, aber in den eigenen Ländern durch Subventionierungen gefördert vorantreiben. Somit bauen sie ihre Inlandsproduktion sogar noch aus, um noch mehr Profite machen zu können. Kritisiert wird dabei vor allem der entstehende wirtschaftliche Schaden für die Menschen im Globalen Süden.

Die einkommensschwächeren Nationen, die ohnehin schlechteren Zugang zu Energieversorgung haben, haben auf diese Weise einen noch schwereren Zugang zu der wichtigen Ressource. Dies geht auf Kosten des Wachstums und Wohlstands dieser Bevölkerung. Der Abbau der kritischen Rohstoffe führt außerdem häufig dazu, dass Menschen, die das notwendige Land bewohnen, auf weniger ertragreiches Land umsiedeln müssen, was dazu führt, dass ihnen Einkommensquellen wegfallen und sie ihre Familien nicht ausreichend versorgen können. Daher wird kritisiert, dass diese Form der Klimapolitik nicht nur der Bevölkerung vor Ort schade, sondern auch keinen wesentlichen Effekt auf die Bekämpfung der Klimakrise habe. 

 Quellen: 

  1. Der Standard: Experten kritisieren „grünen Kolonialismus“ bei kritischen Rohstoffen (Juli 2023)
  2. Vienna Institute for International Dialog and Cooperation: Grüner Kolonialismus? Der Wettlauf um kritische Rohstoffe aus Afrika (letzter Zugriff September 2023)
  3. Zeit: Klimaschutz oder grüner Kolonialismus? (Januar 2022)  
  4. Rosa Luxemburg Stiftung: Beware Europe’s New Green Colonialism (Juli 2023)  
  5. Foreign Policy: Rich Countries’ Climate Policies Are Colonialism in Green (November 2021)  

Verfasst am 25. September 2023