Handicap International im Tschad: Rehabilitation und Resilienz für Kinder

Seit April 2023 ist der Sudan von einem bewaffneten Konflikt gezeichnet, der besonders in der Hauptstadt Khartum und der Darfur-Region an der Grenze zum Tschad wütet. Bis November 2023 sind etwa 451.894 Menschen vor der Gewalt in den Tschad geflüchtet. Diese massive Fluchtbewegung stellt humanitäre Organisationen vor enorme logistische Herausforderungen. Handicap International (HI) und seine operative Einheit Atlas Logistique sind seit Mai 2023 in der Grenzstadt Adré im Einsatz, um den tschadischen Behörden bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu helfen.

Gemeinsam Wirkung erzielen

Um den Geflüchteten und den lokalen Gemeinschaften zu helfen, hat unsere Mitgliedsorganisation Handicap International ein umfassendes Hilfsprojekt in Adré initiiert. Die Maßnahmen im Rahmen dieses Projekts umfassen:

• Rehabilitierung der Landebahn in Adré: Die Landebahn wurde saniert und verlängert, um den Transport humanitärer Güter und medizinische Evakuierungen zu erleichtern. Nach 16 Wochen Bauzeit wird die Landebahn jetzt vom United Nations Humanitarian Air Service (UNHAS) genutzt.
• Organisation der Lagerung humanitärer Hilfsgüter: HI hat ein gemeinsames Lagerdienstsystem für alle humanitären Akteure eingerichtet, um die logistische Effizienz zu verbessern und lokale Ressourcen zu entlasten. Dabei werden Lieferungen entladen, gelagert, verpackt und dann an die verschiedenen Projekte verteilt.
• Unterstützung durch Rehabilitation: Das Team von HI unterstützt zudem Menschen, die durch den Konflikt verletzt wurden, mit intensiven Rehabilitationsprogrammen, um ihre Mobilität und Lebensqualität zu verbessern.

Dank dieser Maßnahmen konnten bereits bedeutende Verbesserungen in der logistischen Unterstützung und der Versorgung der Geflüchteten erzielt werden. Die sanierte Landebahn und die Lagerinfrastruktur haben es den Hilfsorganisationen ermöglicht, schneller und effizienter auf die Bedürfnisse der Geflüchteten zu reagieren.

Persönliche Geschichten, die Hoffnung geben

Abdellatif, ein neunjähriger Junge aus West-Darfur, ist eines der Kinder, die von den Rehabilitationsmaßnahmen von Handicap International profitieren. Er erlebte, was kein Kind jemals erleben sollte. Eines Morgens im April spielte er mit seinen Freunden vor seinem Haus in El Geneina, als plötzlich und unerwartet Schüsse fielen. Eine Kugel traf ihn und verletzte ihn so schwer, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Gemeinsam mit seiner Familie floh er in den Tschad, wo er im Krankenhaus von Médecins Sans Frontières behandelt wurde. Die Operation konnte zwar sein Leben retten, doch die Verletzung seines Rückenmarks hinterließ ihn von der Hüfte abwärts gelähmt.

Im Krankenhaus begegnete er dem Team von Handicap International (HI), das ihn mit intensiven Rehabilitationssitzungen unterstützte. Besonders Adrien, der Physiotherapeut, erkannte das Potenzial in Abdellatif und motivierte ihn, täglich zu üben. Trotz der Herausforderungen bleibt Abdellatif optimistisch:

„Ich möchte wieder auf die Beine kommen und mein Studium fortsetzen.“

Sein Vater Bakhit bleibt immer an seiner Seite. Sein größter Wunsch ist es, dass sein Sohn eines Tages wieder laufen kann.

Die Geschichte zeigt, wie wichtig Rehabilitation ist, um den Lebensmut und die Hoffnung der Betroffenen zu stärken. Mit Entschlossenheit und der richtigen Unterstützung hat Abdellatif die Möglichkeit, seine Träume trotz aller Widrigkeiten zu verfolgen.

Zukunft gestalten – Rehabilitation fördern

Das Projekt von Handicap International zeigt, dass Entwicklungszusammenarbeit nachhaltig wirkt. Durch gezielte Rehabilitation, Schulungen und die Bereitstellung von Ressourcen werden Strukturen geschaffen, die den Zugang zu umfassender medizinischer Versorgung und Unterstützung – insbesondere für Menschen mit Behinderungen – in Krisengebieten nachhaltig verbessern. Betroffene Menschen haben dadurch bessere Chancen auf eine eigenständige Zukunft und können ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickeln.

Handicap International und seine Partner in der Region schaffen Möglichkeiten! Sie fördern Chancen auf eine selbstbestimmte Zukunft und unterstützen Menschen auf ihrem Weg zur Genesung und Teilhabe in der Gesellschaft.