Impfgeschichte: Erste Impfmethoden von Sklaven nach Amerika gebracht

Impfungen sind eine der wichtigsten medizinischen Erfindungen der Menschheit. Vor ihrer Entwicklung bedeuteten viele Krankheiten den Tod. Doch die Geschichte der Entstehung von Impfungen wird meist nur sehr verkürzt erzählt.

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Impfgeschichte: Erste Impfmethoden von Sklaven nach Amerika gebracht

In vielen Medizinbüchern beginnt die Geschichte der Impfung im 18. Jahrhundert mit Edward Jenner, einem britischen Mediziner. Er impfte 1796 einen kleinen Jungen mit Kuhpocken, um ihn gegen die Menschenpocken zu immunisieren. Aus dem lateinischen Wort für Kuh “vacca” leitet sich auch der Begriff Vakzination ab (anderes Wort für Impfung).  

Frühere Impfmethoden aus Afrika und Asien

Allerdings waren ähnliche Methoden in Asien und Afrika schon viele Jahrhunderte bekannt. Schon früh wurde erkannt, dass Menschen, die Krankheiten wie die Pocken oder die Pest einmal überlebt hatten, immun gegen eine zweite Infektion waren. Dieser Vorteil wurde in China genutzt, indem Krustenstücke von Pocken leicht erkrankter Personen zu einem Pulver gemahlen und in die Nase von anderen Menschen eingeführt wurde. Von dieser Technik gibt es bildliche Darstellungen, die bis in das 2. Jahrhundert v.Chr. zurückgehen.  

Ein interessanter Mann der Impfgeschichte ist Onesimus, ein versklavter Mann aus dem heutigen Ghana, dessen echter Name nicht bekannt ist. Onesimus wurde 1709 aus seiner Heimat verschleppt und nach Nordamerika gebracht, wo er von dem puritanischen Prediger Cotton Mather aus Boston “gekauft” wurde. Dieser fragte Onesimus, ob er schon einmal Pocken gehabt hatte, woraufhin er die seltsame Antwort erhielt: “ja und nein”.  

Onesimus erzählte Mather, dass er durch eine besondere Methode nur an einer sehr leichten Form der Pocken erkrankt war. In seiner Heimat wurde die Flüssigkeit aus einer Pockenblase eines erkrankten Menschen einer anderen Person mit Hilfe eines Dorns unter die Haut geritzt. Meist entwickelten diese Menschen dann nur leichte Symptome und waren nicht mehr anfällig für die Pockenkrankheit. Diese Impfmethode nennt sich “Variolation” (variola = lat. Pocken) 

Impferfolg bei der Pockenwelle in Boston 1721

In Boston grassierte 1721 wieder eine verheerende Pockenwelle und Cotton Mather versuchte die Bevölkerung von der Variolation zu überzeugen. Doch viele Menschen standen der Methode kritisch gegenüber, da sie aus Afrika stammte und von versklavten Menschen übermittelt wurde. Schließlich fand Mather den Arzt Zabdiel Boylston, welcher etwa 300 Einwohnerinnen und Einwohner Bostons impfte. Nur 2% der von ihm geimpften Personen verstarben während dieser Pockenwelle. Vom Rest der Bevölkerung starben 14%. Dieser Prozess gilt heute als einer der ersten quantitativen medizinischen Untersuchungen, wenn auch nicht als solcher geplant.  

Der Mediziner Edward Jenner entwickelt 75 Jahre später eine sicherere Methode der Immunisierung. Denn das Impfen mit Menschenpocken war weitaus gefährlicher als jenes mit Kuhpocken. Trotzdem sollten die unterschiedlichen Schritte der langen Impfgeschichte nicht außer Acht gelassen werden.  

Quellen:

o.A. / Versklavte Menschen brachten erste Impfmethoden nach Nordamerika in Deutschlandfunk Nova vom 29.12.2020