Ist das neue Lieferkettengesetz wirksam gegen Kinderarbeit?

Deutschland ist stark von Importen aus dem Ausland abhängig. Somit ergibt sich eine Verantwortung für Menschen, die in anderen Ländern Produkte unseres täglichen Lebens herstellen. Um beispielsweise etwas gegen ausbeuterische Kinderarbeit innerhalb unserer Lieferketten zu unternehmen, soll nun das Lieferkettengesetz verabschiedet werden.

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Ist das neue Lieferkettengesetz wirksam gegen Kinderarbeit?

Von allen Industrienationen der Erde ist Deutschland am stärksten  in internationale Lieferketten eingebunden. Im Jahr 2018 machten 320.000 deutsche Exportunternehmen einen Umsatz von 1,32 Billionen Euro. Mehr als 770.000 Unternehmen sind über den Import im internationalen Handel aktiv und erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von 1,09 Billionen Euro. 

Viele alltägliche Dinge kommen aus anderen Ländern 

Die wichtigsten Importe aus anderen Ländern stellen mit 63 % Textilien dar, auch elektronische Geräte werden zu 45 % importiert. Die chemisch pharmazeutische Industrie bezieht 39 % ihrer Rohstoffe und Produkte aus anderen Ländern. Auch 39 % der Lebensmittel müssen nach Deutschland importiert werden. 

Sehr viele alltägliche Produkte werden also nicht in Deutschland hergestellt. Viele Rohstoffe, die für diese Produkte nötig sind, kommen aus dem globalen Süden. Einige dieser Rohstoffe und Produkte werden in anderen Ländern unter menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen produziert. Dazu gehören unter anderem ausbeuterische Kinderarbeit oder Zwangsarbeit. 

Deutschlands Verantwortung für menschenwürdige Arbeitsbedingungen 

Durch die engen internationalen Verbindungen durch Lieferketten steht Deutschland auch in der Verantwortung, etwas gegen menschenrechtsverletzende Arbeitsbedingungen in anderen Ländern zu tun. Denn laut Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes ist die Würde des Menschen unantastbar.

Nach langen Diskussionen zwischen den Bundesministerien für Entwicklung, Arbeit und Wirtschaft verabschiedete das Bundeskabinett im März 2021 ein Gesetzentwurf für ein neues Lieferkettengesetz. Möglicherweise wird der Entwurf noch im Juni 2021 vom Deutschen Bundestag verabschiedet. 

Das Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten 

Zunächst heißt das Gesetz eigentlich “Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten” und klingt erst einmal vielversprechend: Deutsche Unternehmen sollen die Menschenrechte der Arbeiterinnen und Arbeiter in ihren Zulieferunternehmen im Ausland schützen. Dafür sollen Risikoanalysen durchgeführt und Präventionsmaßnahmen bspw. gegen Kinderarbeit oder Zwangsarbeit entwickelt und umgesetzt werden.  

Zudem sollen Beschwerdeverfahren eingerichtet werden, damit Arbeiterinnen und Arbeiter aus ausländischen Unternehmen Menschenrechtsverletzungen melden können. Diese müssen dann mit Hilfe deutscher Unternehmen in Zukunft vermieden oder zumindest minimiert werden. 

Lobbyarbeit führt zu milderem Gesetzentwurf 

Das Gesetz wurde allerdings durch Lobbyverbände deutscher Unternehmen stark abgemildert: Nun sollen nicht mehr alle Unternehmen von dem Gesetz betroffen sein, sondern nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Das sind etwa 4.800 in Deutschland. Auch große Niederlassungen ausländischer Unternehmen in Deutschland sind von dem neuen Gesetz betroffen. 

Deutsche Unternehmen nur für direkte Zulieferfirma verantwortlich 

Unternehmen sind nun auch nicht mehr direkt für alle Zulieferfirmen in ihrer Lieferkette verantwortlich, sondern nur noch für die unmittelbaren. Das bedeutet, die ersten Stationen der Lieferketten müssen nicht aktiv von deutschen Unternehmen kontrolliert werden. Ihre Sorgfaltspflichten gelten bei mittelbaren Zulieferern nur anlassbezogen, d.h., wenn eine Beschwerde vorliegt oder bereits ein Schaden entstanden ist. Allerdings sollen auch für mittelbare Zulieferfirmen Beschwerdeverfahren eingerichtet werden. Sollten menschenrechtsverletzende Arbeitsbedingungen bei mittelbaren Zulieferfirmen dem Unternehmen bekannt werden, müssen Konzepte zur Minimierung dieser erarbeitet und umgesetzt werden. Konkrete Verantwortung tragen deutsche Unternehmen allerdings nur für ihre direkten Zulieferfirmen. 

Keine Schadensersatzansprüche im Falle von Gesetzverstößen 

Falls diese Auflagen verletzt werden, sollen deutsche Unternehmen künftig Bußgelder zahlen müssen. Zivilrechtliche Strafen, wie Schadensersatzansprüche, werden allerdings durch das Gesetz ausgeschlossen. Trotzdem soll es für ausländische Arbeitnehmende möglich werden, sich im Falle von menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen von Nichtregierungsorganisationen oder Gewerkschaften in Deutschland vertreten zu lassen und deutsche Unternehmen zu verklagen. Allerdings kann nicht auf Schadensersatz geklagt werden. 

Abgemildertes Lieferkettengesetz kaum wirksam gegen Kinderarbeit 

Insgesamt erfüllt das Gesetz nicht die Erwartungen auf einen wirksamen Schutz der Menschen- und Kinderrechte. Denn Kinderarbeit findet sich selten bei den direkten Zulieferern deutscher Unternehmen, sondern eher in früheren Stationen der Wertschöpfungskette. So beispielsweise beim der Kakao– und Kaffeeanbau, bei der Baumwollernte oder im Bergbau. Diese Stationen fallen allerdings kaum unter das neue Lieferkettengesetz bzw. müssen nur anlassbezogen kontrolliert werden. Zusätzlich entsteht die Gefahr, dass Kinderrechtsverletzungen in frühere Stufen der Lieferkette verlagert werden, damit sie nicht von deutschen Unternehmen nachverfolgt werden müssen. Es ist außerdem fraglich, ob der Beschwerdemechanismus für Kinder und Jugendliche auch praktisch zugänglich ist. Nicht zuletzt steht Kinderarbeit in Verbindung mit Kinderarmut. Diese wird durch das Gesetz nicht bekämpft. 

Um Rechte von Kindern tatsächlich richtig schützen zu können, wäre es nötig, alle Beteiligten einer Lieferkette sorgfältig zu überprüfen. Der aktuelle Entwurf des Gesetzes wird wohl wenig positive Auswirkungen auf Kinderrechte mit sich bringen. 

Quelle:

Much, L. / Warum Kinder ein wirksames Lieferkettengesetz brauchen von Unicef vom 19.02.2021.  

o. A. / Durchbruch bei umstrittenen Lieferkettengesetz vom 31.05.2021 in absatzwirtschaft.  

Gesetzentwurf über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten vom 24.03.2021 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Datum: 02.06.2021

Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nimmt zu

Obwohl sich einige der größten kakaoverarbeitenden Unternehmen schon 2001 das Ziel setzten Kinderarbeit auf Kakaoplantagen abzuschaffen, stieg diese zuletzt wieder an. 2020 arbeiteten mehr Kinder auf Kakaoplantagen als noch vor 10 Jahren. Statt höhere Kakaopreise an Kakaobäuerinnen und –bauern zu zahlen, setzen Unternehmen auf Aufklärungskampagnen gegen Kinderarbeit.

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Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nimmt zu

Über 60 % des weltweiten Kakaos stammt aus den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana. Diese Gegend ist am stärksten von Kinderarbeit betroffen. Die meisten Kakaoplantagen gehören Kleinbäuerinnen und -bauern. Diese verdienen oft pro Tag weniger als 1,25 US-Dollar, was deutlich unter der Armutsgrenze liegt. Um Arbeitskräfte auf ihren Plantagen einzustellen, reicht das Geld oft nicht aus, dann müssen auch die eigenen Kinder arbeiten.  

Welche Folgen hat die Arbeit auf Kakaoplantagen für Kinder? 

Kinder helfen bei der Ernte des Kakaos, tragen die Früchte zusammen, pflegen die Bäume, jäten Unkraut, düngen und übernehmen andere Aufgaben auf der Plantage, wie Wäsche waschen, putzen oder kochen. 

Die Arbeit auf den Plantagen ist schwer: Kinder müssen zum Teil mit gefährlichen Werkzeugen, wie Macheten arbeiten oder Kakaosäcke schleppen, die bis zu 70 Kilogramm wiegen können. Außerdem müssen sie Kakaopflanzen mit Pestiziden besprühen, die giftig sein können. Teilweise arbeiten Kinder nicht auf der Plantage der eigenen Eltern und haben kaum Kontakt zu ihnen. Manche Kinder werden auch beschimpft, gedemütigt oder geschlagen. Dies führt zu physischen und psychischen Störungen bei den Kindern.  

Teufelskreis der Kinderarmut 

Arbeitende Kinder haben zudem kaum eine Chance die Schule zu besuchen und erfolgreich abzuschließen. Dadurch bleibt es ihnen oft unmöglich einen richtigen Beruf zu erlernen und einer sicheren Arbeit nachzugehen, um sich und ihre zukünftigen Familien ernähren zu können.  

Anstieg der Kinderarbeit im Kakaoanbau 

In den letzten zehn Jahren stieg die gefährliche Kinderarbeit auf Kakaoplantagen um 14 %. Dem guten Vorsatz großer kakaoverarbeitender Unternehmen wie Mars, Ferrero und Nestlé zum Trotz: Diese und weitere Unternehmen nahmen sich 2001 vor, dass bis 2005 keine Kinder mehr auf Kakaoplantagen arbeiten sollten. Dieses Vorhaben wurde mehrmals verschoben und abgeschwächt. Zuletzt sollte Kinderarbeit bis 2020 um 70 % reduziert werden, auch dieses Vorhaben scheiterte kläglich.  

Da der niedrige Weltmarktpreis der Grund für Kinderarbeit ist, müssten die Bäuerinnen und Bauern produktiver werden, so die großen Unternehmen wie Mars, Ferrero und Nestlé. Die Unternehmen stellten Bäuerinnen und Bauern deshalb produktivere Anbaumethoden vor und veranstalteten Kampagnen gegen Kinderarbeit. 

Niedrige Kakaopreise führen zu Kinderarbeit 

Etwa 30 Gramm Kakao sind in einer Standardschokolade enthalten, im Einkauf kosten diese etwa 7 Cent. Erst mit der Weiterverarbeitung durch die Industrie steigt der Wert von Kakaoprodukten erheblich an. Ein höherer Kaufpreis von Kakao würde von Konsumierenden also kaum bemerkt werden und könnte Existenzen sichern. Der Kakaopreis ist heute mit 2000 US-Dollar pro Tonne nur noch etwa halb so hoch wie in den 1970er Jahren.  

Lösungen im Kampf gegen Kinderarbeit 

Heute arbeiten über 1,6 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen in Westafrika, 10.000 von ihnen sind von Sklaverei und Kinderhandel betroffen. Die Regierungen Ghanas und Côte d’Ivoires gründeten 2020 eine Art Kartell, welches das Kakaoangebot sowie den Kakaopreis regulieren soll. Die Regierungen verlangen pro verkaufter Tonne Kakao einen Aufschlag von 400 US-Dollar. Dieser soll Kakaobäuerinnen und -bauern einen existenzsichernden Mindestpreis garantieren. Die Auswirkungen des Aufschlags sind allerdings noch nicht endgültig geklärt oder belegt.  

Trotzdem wird deutlich, dass die Regierungen der beiden Länder im letzten Jahr mehr für Kakaobäuerinnen und -bauern getan hat als die Kakaoindustrie in den letzten 20 Jahren.  

Ein Lieferkettengesetz könnte Unternehmen in Deutschland und Europa dazu verpflichten, auf die Einhaltung des Verbots von Kinderarbeit auf den Plantagen zu achten und diese gründlicher zu kontrollieren. 

Fairtrade-Schokoladenanbietende garantieren Kakaobäuerinnen und -bauern einen Mindestpreis von 2.100 US-Dollar pro Tonne. Kritische Stimmen meinen jedoch, dass selbst dieser Preis nicht für ein existenzsicherndes Einkommen ausreichen würde. Trotzdem: Fairtrade-Unternehmen kontrollieren ihre Lieferkette ganz genau, um zu verhindern, dass Kinder auf ihren Plantagen arbeiten.  

Quellen: 

Northoff, E. / Mit höheren Kakaopreisen gegen illegale Kinderarbeit vom 12.2020 in Welthungerhilfe.  

o. A. / Kinderarbeit im Kakaosektor von Oro Verde.  

Becker, A. / Kakao: Kein Fortschritt im Kampf gegen Kinderarbeit vom 13. 11.2020 in DW.  

Datum: 27.05.2021

Kinderarbeit auf Baumwollplantagen in Afrika

In Deutschland kaufen Menschen im Schnitt 60 Kleidungstücke im Jahr, sind aber selten bereit genug Geld auszugeben, um eine faire Produktion zu gewährleisten. Kinderarbeit ermöglicht es Unternehmen, ihre Ware sehr günstig zu produzieren. Auch in Afrika arbeiten Kinder auf Baumwollplantagen oder in der Textilindustrie. Dort sind sie gesundheitlichen Risiken wie Pestiziden oder giftigen Dämpfen ausgesetzt.

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Kinderarbeit auf Baumwollplantagen in Afrika

Weltweit gibt es etwa 152 Millionen arbeitende Kinder, 73 Millionen von ihnen führen gefährliche Kinderarbeit aus. Das bedeutet, dass sie gesundheitsgefährdende, ausbeuterische oder körperlich zu anstrengende Tätigkeiten ausüben müssen und nicht zur Schule gehen können. 71 % der Kinder arbeiten in der Landwirtschaft: Baumwolle ist dabei eines der häufigsten Produkte, bei dessen Ernte und Weiterverarbeitung Kinder zur Arbeit angestellt werden.  

Kinderarbeit auf Baumwollplantagen  

In der Textilindustrie ist Kinderarbeit ein großes Problem. In Afrika arbeiten insbesondere auf Baumwollplantagen viele Kinder. Da Baumwolle in großen Monokulturen angebaut wird, verbreiten sich Schädlinge schnell. Kinder müssen in den Sommermonaten infizierte Blätter und schädliche Raupen von den Pflanzen entfernen. Bei der Baumwollernte bevorzugen Arbeitgebende Kinder, weil ihre kleinen Finger die Blüten weniger beschädigen.  

Gesundheitliche Gefahren  

Auf den Feldern sind Kinder den vielen Pestiziden ausgesetzt, die zum Schutz vor Schädlingen auf die Pflanzen gesprüht werden. Die jungen Organe der Kinder können diese Giftstoffe schlechter abbauen, zudem gelangen die Gifte auch schneller durch die dünne Kinderhaut in den Körper. Viele Kinder leiden an chronischen Augenentzündungen, Nieren- und Leberproblemen oder Atemwegserkrankungen. 

Textilindustrie nutzt Kinder als günstige Arbeitskräfte aus 

Auch für die einzelnen Schritte in der Produktion von Kleidung werden niedrigqualifizierte Arbeitskräfte benötigt. Beispielsweise beim Annähen von Knöpfen, Färben von Stoffteilen oder Besticken von Kleidung. Beim Färben von Kleidung sind die Kinder giftigen Dämpfen ausgesetzt.  

Kinder werden eingestellt, weil sie weniger Geld kosten. Sie sind nicht in Gewerkschaften organisiert und können sich schlechter für ihre eigenen Bedürfnisse einsetzen. Da Lieferketten in der Modeindustrie lang und komplex sind, ist es für Unternehmen schwer, jede Produktionsstation genau zu kontrollieren. Das ermöglicht es zuliefernden Produktionsfirmen, Kinder einzustellen ohne dass große Marken etwas davon erfahren. 

In Nähereien, eine der letzten Stationen vor dem Verkauf im Laden, arbeiten heute kaum noch Kinder, da große Unternehmen hier einen Einblick in die Produktion haben. Die Lieferkette bis hin zu einzelnen Baumwollplantagen zu verfolgen, ist hingegen aufwändiger. 

Fast-Fashion als Treiber von ausbeuterischer Kinderarbeit 

Der weltweite Fast-Fashion Trend begünstigt Kinderarbeit in der Textilindustrie. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 hat sich die Zahl an verkaufter Kleidung verdoppelt. Ein Mensch in Deutschland kauft sich im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke im Jahr. Das bedeutet es wird viel mehr Kleidung produziert. Trotzdem geben Menschen in Deutschland nur etwa 8 % mehr Geld für Kleidung aus als vor 15 Jahren. Das heißt, dass Kleidung heute deutlich weniger kostet bzw. billiger produziert wird, als noch vor einigen Jahren. 

Es wird nur wenig faire Kleidung verkauft 

Obwohl vielen Menschen bekannt ist, dass günstige Kleidung nur durch ausbeuterische Arbeit produziert werden kann, machen Fairtrade-Produkte nur einen kleinen Anteil an verkaufter Kleidung aus. 2018 machten sie gerade mal 0,3 % des Gesamtumsatzes durch Bekleidung in Deutschland aus. 

Kinderarbeit verbieten reicht nicht aus 

Das Verbot von Kinderarbeit allein ist nicht die Lösung des Problems. Familien sind häufig dazu gezwungen, ihre Kinder arbeiten zu schicken, da das Gehalt der Eltern nicht für den Lebensunterhalt der ganzen Familie ausreicht. Wenn die Lebenssituation der Kinder und ihrer Familien nicht insgesamt verbessert wird, könnte ein Verbot von Kinderarbeit dazu führen, dass sich die Arbeit in weitaus schlimmere Bereiche wie Drogenhandel oder Prostitution verlagert. 

Durch kostenlose Bildung, die Einführung der Schulpflicht und existenzsichernde Mindestlöhne könnte Kinderarbeit vorgebeugt werden. Auch das neue Lieferkettengesetz in Deutschland soll dazu dienen, Kinderarbeit zu reduzieren. 

Bewussterer Konsum und Nachhaltigkeitssiegel 

Auch ein bewusster Konsum kann einen Teil der Lösung darstellen. Weniger Kleidung zu kaufen, kann ein erster Schritt sein, genau wie Second-Hand einzukaufen oder auf die faire Produktion von Kleidungsstücken zu achten. Das kann durch Nachhaltigkeitssiegel gelingen. Siegel wie Fairtrade, die Fair Wear Foundation, oder der Global Organic Textile Standard (GOTS) überprüfen ihre gesamte Lieferkette. 

Erfahrt in unserem digitalen Workshop über Baumwolle und Kleidung aus Afrika mehr über dieses Thema! 

Quellen: 

Reichert, I. / Darum ist uns Kinderarbeit beim Kleiderkauf egal vom 13.12.2019 in Quarks.  

Fröhlich, S. / Verbieten reicht nicht: Kinderarbeit in Afrika vom 12.06.2019 in DW.  

Moulds, J. / Child labour in the fashion supply chainn in the guardian.  

Datum: 26.05.2021

Kinderarbeit

Straßenaktion 2021: Rette Nr. 5 – Stoppt Kinderarbeit!

GEMEINSAM FÜR AFRIKA geht wieder auf die Straße: 11. Juni , 11- 12 Uhr

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Straßenaktion 2021: Rette Nr. 5 – Stoppt Kinderarbeit!

GEMEINSAM FÜR AFRIKA geht wieder auf die Straße: 11. Juni , 11- 12 Uhr

Die Südafrikanische Romcom-Revolution

In Südafrika gibt es einen Boom von romantischen Komödien (Romcoms) mit mehrheitlich schwarzen Menschen vor und hinter der Kamera. Eine neue Generation von Filmschaffenden wächst heran und zeigt Johannesburg als moderne Metropole.

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Die Südafrikanische Romcom-Revolution

Netflix in Südafrika 

Netflix kam Anfang 2016 auf den südafrikanischen Markt. Der Streaming-Anbieter für Filme, Serien und Dokumentationen veränderte die Film- und Fernsehbranche Südafrikas, wie überall auf der ganzen Welt auch.  

Einen weiteren Wendepunkt stellten die seit etwa 2015 immer populärer werdenden schwarzen romantischen Komödien dar, die bis heute große kommerzielle Erfolge in Südafrika feiern. Zum ersten Mal hatten südafrikanische Filmemacherinnen und -macher große Erfolge an den Kinoabendkassen. Zudem konnten sie ihre Filme bei Streaming-Plattformen anbieten. 

Netflix hat 2021 etwa 200 Millionen Abonnenten. Die Art und Weise, in der Streaming-Dienste die Produktion, die Verteilung und den Verbrauch von Inhalten verändert haben, stellt den größten Umbruch in der Filmindustrie seit Jahren dar. 

Hindernisse für die Verbreitung von Netflix in Afrika 

Auf dem afrikanischen Kontinent verläuft die Ausbreitung von Netflix allerdings langsamer als an anderen Orten der Welt. Das liegt einerseits an den Kosten für Netflix selbst, andererseits an den hohen Kosten für die Internetverbindung. Dies führt dazu, dass der Anbieter nur 1,4 Millionen Abonnenten auf dem Kontinent hat. Trotzdem wachsen die Branchen für die Produktion und Erfassung von Onlineinhalten für Streaming-Plattformen in vielen afrikanischen Ländern.  

Lokale Konkurrenz  

Es geht dabei nicht nur um Netflix, sondern auch um südafrikanische Unternehmen wie Multichoice, welches digitales Sattelitenfernsehen DStv und einen Video-Streamingdienst namens Showmax anbietet. Nach eigenen Informationen sollen DStv und Showmax mittlerweile sogar mehr lokale Nutzerinnen und Nutzer haben als Netflix. 

Leichte Unterhaltung durch romantische Komödien 

Südafrikanische Romcoms scheinen perfekt geeignet für die Welt der Streamingdienste. Derzeit auf Netflix verfügbar sind romantische Komödien wie “Mrs. Right Guy” (2016), „Catching Feelings” (2017) und „Seriously Single” (2020). 

Die Filme “Vir Altyd” (Für immer) von 2016, “Happiness Is a Four-Letter Word” und “Mr Right Guy” spielten alle Rekordgewinne in den südafrikanischen Kinos ein. Kommentatoren meinen, dass das südafrikanische Publikum genug von anspruchsvollen intellektuellen, sozialkritischen Filmen hat und sich eher Genre-Filmen und leichterer Kost zuwendet. 

Die neue Generation an Filmschaffenden in Südafrika 

Die neuen südafrikanischen Romcoms brechen mit dem Narrativ der interkulturellen Liebe, welches die vorherige Generation vermehrt bearbeitete. Heute spielen die Romcoms häufig in der Mittel- und Oberschicht Johannesburgs und zeigen hauptsächlich junge, hippe, wohlhabende, gutaussehende, heterosexuelle schwarze Charaktere, die sich ineinander verlieben. 

Ein weiterer Unterschied zu der früheren Generation ist, dass alle Filme (bis auf Vir Altyd) von schwarzen Regisseurinnen und Regisseuren produziert wurden. Dies zeigt, dass Südafrikas Filmindustrie sich langsam verändert. 

Das moderne Johannesburg 

Die meisten Filme spielen in Johannesburg und zeigen die Stadt als moderne Metropole. Dabei wird allerdings nicht vergessen, die Wiedersprüche aufzuzeigen, die es in einer Stadt mit sozialen Konflikten und sozioökonomischen Ungleichheiten gibt. Dies wird durch Erzählstränge und Bilder erreicht.  

In den südafrikanischen Romcoms werden schwarze urbane Menschen gezeigt, die sich in wohlhabenden Umgebungen bewegen, von denen sie lange ausgeschlossen waren. Wahrscheinlich erfreuen sich die Filme auch deshalb so großer Beliebtheit. 

Übersetzte Zusammenfassung des Artikels South Africa’s romcom revolution and how it reimagines Joburg von Frassinelli, P. veröffentlicht in The Conversation am 02.05.2021. 

Investigativjournalistin Tobore Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet

Tobore Ovuorie ist investigative Journalistin aus Nigeria. 2013 recherchierte sie zu internationalem Sex- und Organhandel. Dafür arbeitete sie undercover als Sexarbeiterin. Nun erhielt sie den Freedom of Speech Award der Deutschen Welle.

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Investigativjournalistin Tobore Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet

Verdeckte Recherche zum Menschenhandel

Sieben Monate recherchierte Tobore Ovuorie verdeckt zu den Vorgängen im organisierten Sex- und Organhandel in Nigeria. Dafür baute sie sich mit Hilfe von Kolleginnen und Kollegen eine falsche Identität auf, veränderte ihr Erscheinungsbild und ihre Art zu sprechen. Sie gab sich als Prostituierte aus und wurde von einer Zuhälterin aufgenommen.  

Nach einigen Monaten erklärte ihr ihre Zuhälterin, dass sie nun nach Italien geschmuggelt werden könnte. Ovuorie wurde kurz darauf mit einigen anderen Prostituierten in einem Bus in das benachbarte Benin gebracht. Während der Fahrt musste Ovuorie miterleben, wie zwei ihrer Mitfahrerinnen enthauptet wurden, ihnen sollten Organe entnommen werden.  

In Benin gelang ihr dann mit Hilfe einer befreundeten Journalistin die Flucht. Ihre Recherche war ein voller Erfolg. Nigerianische Behörden ermittelten infolgedessen gegen einen Menschenhandelsring. Außerdem wurde ihre Geschichte durch den Netflix-Film Òlòtūré adaptiert. Dies allerdings ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Journalistin.  

Ovuorie wird mit dem Freedom of Speech Award ausgezeichnet 

Nun zeichnete sie die Deutsche Welle mit dem Freedom of Speech Award aus. Dieser Award wird an Menschen vergeben, die sich in herausragender Weise für die Freiheitsrechte, insbesondere die Presse- und Meinungsfreiheit, einsetzen. Mit diesem Preis soll Ovuorie persönlich, aber auch der gesamte freie Journalismus Afrikas gefördert werden, so DW-Intendant Peter Limbourg. 

In ihrer Zeit undercover wurde Tobore Ovuorie geschlagen und missbraucht, sie kam ins Krankenhaus und wäre fast gestorben. All diesen Risiken setzte sie sich aus, um die Wahrheit herauszufinden und die Realität tausender Frauen authentisch abzubilden. 

Gerechtigkeit durch investigativen Journalismus 

Schon als Kind war Tobore Ovuorie klar, dass sie Journalistin werden wollte. Sie schrieb viele Texte und schickte sie an nigerianische Tageszeitungen. Sie gab nicht auf, egal ob die Zeitungen ihre Texte ablehnten oder nicht. 

Ihr Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit begann in der Oberschule, als die Mutter einer Klassenkameradin beschuldigt wurde, ihren Mann durch Hexerei getötet zu haben. Sie widersprach diesem Gerücht. 

Und obwohl alle ihr sagten, sie solle sich nicht einmischen und still sein, protestierte sie weiter. Sie schrieb alle Details der Geschichte auf und als ihr Vater den Text fand, ermutigte er sie, mit ihrem Schreiben für Gerechtigkeit einzustehen. 

In ihrem späteren Berufsleben musste Ovuorie immer wieder mit den Vorurteilen in der nigerianischen Medienbranche Frauen gegenüber aufräumen. Sie wollte nicht nur über Familie, Mode und Unterhaltung schreiben, sondern sich ernsthafteren Themen zuwenden.  

Folgen der traumatischen Erlebnisse  

Viele der schrecklichen Erfahrungen, die Ovuorie in ihrer Zeit undercover erlebte, haben langfristige Folgen für sie. Ovuorie leidet unter Depressionen und posttraumatischer Belastungsstörung, eine Zeit lang dachte sie sogar an Selbstmord. 

Auch nach der Recherche zu Zwangsprostitution widmet sich Ovuorie schweren Themen wie dem Menschenhandel in Libyen oder der Stigmatisierung von mit HIV infizierten Kindern. Zurzeit recherchiert sie, ob Botschaftsangestellte in Nigeria etwas mit Menschenhändlern zu tun haben und diesen möglicherweise bei ihren Geschäften helfen. 

Weitere Informationen:  

Sina, M. / Tobore Ovuorie: Aufstehen für die Stimmlosen in DW vom 03.05.2021. 

Ovuorie, T. / From Sex Work To Slavery And Murder in Zam vom 22.01.2014. 

Besondere Therapie gegen Depressionen in Zimbabwe: Freundschafts-Bänke

Dixon Chibanda entwickelte eine besondere Form der Therapie in Zimbabwe, damit jeder Person in Not geholfen werden kann: Ausgebildete Großmütter sitzen auf “Freundschafts-Bänken” und bieten Verhaltenstherapie für Menschen mit Depressionen an.

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Besondere Therapie gegen Depressionen in Zimbabwe: Freundschafts-Bänke

Depressionen und Suizid 

In Zimbabwe leben 16,5 Millionen Menschen, viele Menschen sind HIV-positiv und das Land leidet unter Dürre, Inflation, Korruption und Nahrungsmittelmangel. Medikamente und gesundes Essen sind für viele Menschen zu teuer. Unterstützung von ausgebildetem medizinischem Personal gibt es kaum. Denn in ganz Zimbabwe gibt es nur ein paar dutzend Psychologinnen und Psychologen.  

Weltweit leiden etwa 300 Millionen Menschen an Depressionen, einer der häufigsten Gründe für Selbstmord. In Zimbabwe werden Depressionen oder Angststörungen “Kufungisisa” genannt, das heißt “zu viel denken” auf Shona.  

Viele Menschen sehen keinen Ausweg aus ihrem Leid und die Selbstmordrate in Zimbabwe steigt seit Jahren an, sie ist eine der höchsten in ganz Afrika.  

Kaum Therapiemöglichkeiten in Zimbabwe 

Dixon Chibanda ist Psychologe in Zimbabwe, ein Schlüsselerlebnis brachte ihn auf eine Idee, die vielen das Leben rettet:  

Ein Kollege aus einer anderen Stadt rief ihn abends an, eine Patientin von Chibanda war in ein Krankenhaus eingeliefert worden, 200km von Harare entfernt. Sie hatte versucht, sich das Leben zu nehmen. Der Arzt und Chibanda einigten sich, dass die Patientin, sobald sie entlassen wurde, mit ihrer Mutter zu Chibanda nach Harare kommen sollte, um mit ihm zu sprechen.  

Als die Frau nach mehreren Wochen nicht gekommen war, meldete sich schließlich ihre Mutter: ihre Tochter hatte sich vor drei Tagen am Mangobaum der Familie erhängt. Chibanda war geschockt und fragte, weshalb sie nicht zu ihm gekommen waren. Die Mutter antwortete, dass sie die 15 Dollar für ein Busticket nach Harare nicht bezahlen konnten.  

Therapiemöglichkeiten in der Nähe 

Durch dieses Erlebnis wurde Chibanda das Problem deutlicher als je zuvor. Es gab zu wenig psychologische Hilfe, um für jede Person erreichbar zu sein. So entschloss Chibanda, dies in die Hand zu nehmen und zu ändern.  

Chibanda erkannte, dass es eine verlässliche Personengruppe in jeder Gemeinde gab: Großmütter. Es gibt sie überall und die Chancen sind gering, dass sie ihre Gemeinden bis zum Tod noch einmal verlassen werden. 

TherapieTools für Großmütter 

So begann er 2006, Großmütter in evidenzbasierter Gesprächstherapie zu trainieren. Die alten Damen erlernten die Fähigkeit richtig zuzuhören und empathisch zu reagieren. Ihnen wurde gezeigt, wie sie bei Menschen eine Verhaltensaktivierung erwirken können oder Aktivitätenplanungen aufzustellen. Alles auf einer verhaltenstherapeutischen Grundlage.  

Wenn die Großmütter eine Einführung in die Gesprächstherapie erhalten haben, können sie auf sogenannten “Freundschafts-Bänken” (Original: “Friendship Bench”) für andere da sein. Betroffene Menschen können den Großmüttern ihr Leid klagen und ein offenes Ohr und konstruktive Hilfe erhalten.  

Freundschafts-Bänke stehen mittlerweile in fünf verschiedenen Ländern, insgesamt arbeiten dort 700 ausgebildete Helferinnen und Helfer im Alter von 35 bis 85 Jahren.  

Wirkung der therapeutischen Maßnahmen 

Die Auswirkungen der Freundschafts-Bänke wurden 2016 in einer klinischen Studie belegt. Es konnte eine Reduzierung von Selbstmordgedanken und Depression um 80% und eine 60-prozentige Steigerung der Lebensqualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachgewiesen werden. 

Bis heute saßen etwa 65.000 Menschen auf den Freundschafts-Bänken und erhielten Hilfe bei mentalen Problemen.  

2020 wurde das Konzept sogar in die USA importiert, auch in New York gibt es heute Freundschafts-Bänke. Auf ihnen sitzen allerdings nicht hauptsächlich Großmütter, sondern Menschen jeden Alters. 

Auswirkungen von Corona auf Depressionen und die Freundschafts-Bänke 

Die Corona-Pandemie fordert viele Opfer. Gerade in schweren Krisen ist die mentale Gesundheit stark gefährdet. Viele der Helferinnen auf den Freundschafts-Bänken sind Großmütter im hohen Alter, sie gehören zur Risikogruppe. Trotzdem bringen es viele von ihnen nicht übers Herz, hilfesuchende Menschen in Not abzuwimmeln. Als Alternative sind Telefongespräche möglich, doch nicht jede Person hat ein Telefon und manchmal ist der persönliche Kontakt zu einem Menschen das Einzige, was hilft.  

Chibanda selbst verlor schon sechs befreundete Kolleginnen und Kollegen an das Corona-Virus und auch einige Großmütter erlagen der Krankheit. Wenn Selbstisolierung keine Möglichkeit darstellt, ist der einzige Ausweg aus der Pandemie ein schneller Zugang zu Impfstoffen für alle, so Chibanda. 

Quellen:  

Webseite „Friendship Bench“

o. A. / Coronavirus in Zimbabwe: ‚We need vaccines now‘ in BBC vom 26.01.2021.

Chibanda, D. / „Why I train grandmothers to treat depression“ in TEDWomen 2017 von November 2017.

Spannende Innovationen im Gesundheitsbereich aus Afrika

Im Zuge der Covid-19-Pandemie kommt es in den unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheitswesens in Afrika zu nützlichen Innovationen. Mit Technologien wie dem solarbetriebenen Rucksack beispielsweise können medizinische Messungen auch in ländlichen Gegenden, weit ab von einem Krankenhaus, durchgeführt werden.

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Spannende Innovationen im Gesundheitsbereich aus Afrika

Ob ein Pflegeroboter aus dem Senegal, die Covid-19-App, die in Ghana schon früher gelauncht wurde als in Deutschland, oder die Doctors E-Consult App aus Botsuana, überall in Afrika kommt es zu wichtigen Innovationen im Gesundheitswesen. 

Im Oktober 2020 veröffentlichte die WHO eine Analyse über modifizierte oder neue Technologien im Gesundheitsbereich als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie. Von 1.000 untersuchten Innovationen stammten 120 aus afrikanischen Ländern. Die Innovationen stammen aus Bereichen wie der Rückverfolgung von Kontakten, der Behandlung von Patienten, neuen Laborsystemen und der Prävention.  

Neue Informations- und Kommunikationstechnologien machen über die Hälfte der Innovationen aus Afrika aus 

Bei 57,8 % der Innovationen aus Afrika handelt es sich um Informations- und Kommunikationstechnologien. Dazu gehören bspw. WhatsApp-Chatbots aus Südafrika, Selbstdiagnose-Programme aus Angola, die Kontaktverfolgungs-App aus Ghana oder mobile Informationsplattformen aus Nigeria. 

Weitere 25 % der Innovationen basieren auf der 3D-Drucktechnik, so werden bspw. Gesichtsvisiere für medizinisches Personal gedruckt. Bei knapp 11 % handelt es sich um Technologien aus dem Robotik-Bereich, ein Beispiel stellt ein Roboter aus Ruanda dar, der die Temperatur der Menschen misst und sie auf die Maskenpflicht aufmerksam macht. Die meisten Innovationen kamen aus den Ländern Südafrika (13 %), Kenia (10 %), Nigeria (8 %) und Ruanda (6 %). 

Covid-19 als Chance für innovative Unternehmensideen 

Dr. Matshidiso Moeti, der WHO Regionaldirektor Afrikas, sieht die Herausforderung der Covid-19-Pandemie auch als Chance für neue Unternehmensideen. Als Beispiele nennt er solarbetriebene und mobile Handwaschstationen und Informationsprogramme für Mobiltelefone. Diese Innovationen sind genau auf den afrikanischen Kontinent zugeschnitten. 

Das Regionalbüro der WHO in Afrika baut eine globale Datensammlung zu Innovationen auf, in der Informationen und Wissen geteilt und Ideen ausgetauscht werden können. 

Solarbetriebener Rucksack für medizinische Untersuchungen in ländlichen Gebieten 

Die innovative Plattform Afiya verknüpft digitale Technologien im Gesundheitssektor mit Solartechnik. Mitarbeitende im Gesundheitssektor werden mit Smartphones und einem solarbetriebenen Rucksack ausgestattet, welcher über Bluetooth mit verschiedenen medizinischen Messinstrumenten verbunden ist. So können Patientendaten sicher gesammelt und gespeichert werden. Die Gesundheitsdaten der Patienten werden automatisch in eine Cloud hochgeladen, sobald das Smartphone eine Internetverbindung aufbauen kann. Während das Gesundheitswesen so einen Überblick erhält und medizinisches Personal sinnvoll koordinieren kann, ermöglicht der Rucksack Menschen in abgelegenen Gegenden medizinische Betreuung. 

Ein Roboter aus Ägypten könnte medizinisches Personal entlasten 

In Ägypten entwickelte der Mechatronik-Ingenieur Mahmoud el-Koumi einen ferngesteuerten Roboter, der Ärzten bei der Durchführung von Tests an verdächtigen Covid-19-Patienten hilft. Der Roboter heißt Cira-03, er hat ein menschliches Gesicht, um nicht beunruhigend auf Menschen zu wirken. Außer einem Covid-19-Test kann Cira-03 noch weitere medizinische Tätigkeiten durchführen. Er kann bspw. einen Bluttest nehmen, die Temperatur messen, einen Ultraschall durchführen oder eine Röntgenaufnahme machen. 

So ermöglicht der Roboter dem medizinischen Personal, weniger Kontakt mit   infizierten Menschen aufnehmen zu müssen.  

Obwohl Innovationskraft in der Regel mit der ökonomischen Stärke eines Landes zusammenhängt, performen vor allem Staaten in Sub-Sahara Afrika deutlich besser als erwartet. 

Mehr über Innovationen aus Afrika kann in unserem Unterrichtsmodul Innovation für die Grundschule und Sekundarstufe I und II nachgelesen werden.

Quellen:

Asala, K. / “Egypt’s COVID-19 robot hospital assistant might just save lives” in Africa News vom 23.03.2021. 

Hoffmann, H.  / “Wir waren schneller als Europa” in Der Spiegel vom 14.01.2021. 

Sheikhdon, Y. / “In Somalia, innovation is key to revolutionizing health care” in World Bank Blogs vom 01.12.2020. 

o. A. / “COVID-19 spurs health innovation in Africa” in WHO – Regional Office For Africa vom 29.10.2020. 

Rühl, B. /“Corona in Ruanda: Roboter statt Krankenpfleger” in BR vom 06.06.2020. 

Archäologen in Ägypten entdecken die „Verlorene Goldene Stadt“

In Ägypten wurde die antike “Verlorene Goldene Stadt” entdeckt. Archäologinnen und Archäologen sind begeistert, es handelt sich wahrscheinlich um die größte antike Stadt, die je in Ägypten freigelegt wurde.

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Archäologen in Ägypten entdecken die „Verlorene Goldene Stadt“

Mit den Ausgrabungen wurde im September 2020 begonnen. Gegraben wurde zwischen den Tempeln von Ramses III. und Amenophis III., etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo. (Auf dem Bild ist die Statue des Amenophis III. bei seinem Tempel in der Nähe der Ausgrabungsstätte zu sehen). Die Stadt ist laut den Archäologinnen und Archäologen gut erhalten. Ganze Räume sind erkennbar und voller Alltagsgegenstände. 

Größte antike Stadt Ägyptens 

Die antike Stadt in Ägypten ist wahrscheinlich die größte, die je dort entdeckt wurde. Der Archäologe Zahi Hawass, der die Expedition anführte, erklärt, dass die Stadt aus der Zeit des Königs Amenophis III. stammt, der von 1391 – 1353 v. Chr. das Land regierte. Auch in den Zeiten der Pharaonen Tutanchamun und Ay soll die Stadt noch bewohnt gewesen sein. 

Erst Anfang April 2021 wurden die Mumien der alten ägyptischen Königinnen und Könige, unter ihnen auch Amenophis III., in einem prunkvollen Zug in das neue Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation in Kairo gebracht. 

Gut erhaltene Ausgrabungsfunde 

Die sogenannte “Verlorene Goldene Stadt” wurde schon von vielen zuvor gesucht, und doch nie gefunden. Nun fanden die Archäologinnen und Archäologen bei der Ausgrabung sogar Schmuckstücke, Skarabäen, Keramikgefäße und Lehmziegel mit dem Siegel des Königs Amenophis III., die eine genaue Datierung ermöglichen. 

Unter anderem konnten auch Verwaltungsgebäude und eine Bäckerei mit Öfen freigelegt werden.  

Die “Verlorene Goldene Stadt” stammt aus einer Zeit, als sich das ägyptische Reich vom Euphrat im heutigen Irak und Syrien bis zum Sudan erstreckte. Laut der amerikanischen Archäologin Betsy Bryan handelt es sich bei diesem Fund um den zweitwichtigsten in der ägyptischen Geschichte, seit der Entdeckungen des Grabes von Tutanchamun vor etwa 100 Jahren.  

Quelle: 

Größte antike Stadt „Lost Golden City“ entdeckt “ aus DW vom 10.04.2021. 

Afrikan Echoes: Digitalisierung mündlich überlieferter Geschichten

Eine afrikanische Hörbuch-App möchte die lange Tradition der mündlichen Überlieferung von afrikanischen Geschichten endlich in das digitale Zeitalter übersetzen.

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Afrikan Echoes: Digitalisierung mündlich überlieferter Geschichten

Der Unternehmer Herman Chinery-Hesse, Gründer des größten Softwareunternehmens Ghanas, entwickelte die App „Afrikan Echoes”.  

Damit soll es möglich werden, mündliche Geschichten zum Preis von 1$ zu downloaden und anzuhören. Alle Menschen sollen eigene Geschichten in ihrer Erstsprache aufnehmen und einsenden können. Das Team von Afrikan Echoes wird dann entscheiden, welche Geschichten in einem Studio aufgezeichnet und in der App gehört werden können. 

Die Vision hinter Afrikan Echoes 

Allen Menschen soll es möglich gemacht werden, ihre Geschichte(n) zu erzählen. Denn auch, wer nicht lesen oder schreiben kann, kann Geschichten zuhören und diese weitererzählen.  

Der Wunsch von Chinery-Hesse ist es, dass Menschen auf der ganzen Welt afrikanische Geschichten von afrikanischen Menschen hören, die auf afrikanische Weise erzählt werden. 

Auch auf dem afrikanischen Kontinent wünscht er sich einen internationalen Austausch von Geschichten. Die einzelnen Geschichten, Sagen, Autobiografien, historischen Erzählungen oder Romanzen sollen in unterschiedliche afrikanische Sprachen wie Yoruba, Swahili oder Amharisch übersetzt werden. 

Auch ländliche Gegenden ohne Internetzugang wurden bei der Konzeption der App mitbedacht: So soll es möglich sein, mit einer Internetverbindung einen “Großeinkauf” in der App zu tätigen und die einzelnen Geschichten dann über Bluetooth an andere Geräte weiterzuschicken – ganz ohne Internet. 

Übersetzte Zusammenfassung des Artikels An audiobooks app will tell unheard African stories von Beighton, R. und Wood, R. veröffentlicht von CNN am 18.01.2021. 

Spuren des Kolonialismus: Koloniale Denkmäler in Deutschland

Im Zuge der weltweiten Black Lives Matter Demonstration 2020 setzen sich immer mehr Menschen mit Kolonialismus auseinander. Bilder von gestürzten kolonialen Denkmälern aus den USA oder Großbritannien gingen um die Welt. Doch auch Deutschland hat eine Kolonialvergangenheit.

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Spuren des Kolonialismus: Koloniale Denkmäler in Deutschland

Deutschlands koloniale Vergangenheit 

Deutschland eignete sich ab 1884 Kolonien in Afrika, Ozeanien und Ostasien an und verfügte damit zeitweise über das viertgrößte koloniale Gebiet. Die gewaltvolle Herrschaft der Deutschen führte zu Aufständen in den Kolonien. Unter anderem kam es zum Aufstand der Herero und Nama, welcher zwischen 1904 –1908 so brutal niedergeschlagen wurde, dass er als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. 

Nach dem ersten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich seine Kolonien. Gerade in der Zeit danach sollten koloniale Denkmäler die Erinnerung an das “Weltreich” in der Bevölkerung wachhalten. 

Wie wird mit Kolonialdenkmälern umgegangen? 

In der DDR wurden nach 1945 alle kolonialen Denkmäler abgetragen, um so ein Zeichen zu setzen und sich vom deutschen Kolonialerbe zu distanzieren. 

Ein bekanntes Beispiel für ein heute umgedeutetes Denkmal stellt ein 10 Meter hoher Elefant aus Ziegelsteinen im Bremer Nelson-Mandela-Park dar. Dieser Elefant wurde 1932 errichtet, um an die im Ersten Weltkrieg in den deutschen Kolonien gefallenen Soldaten zu erinnern.  

Anlässlich der Unabhängigkeit Namibias 1990 wurde das ursprüngliche Reichskolonialehrendenkmal in ein Antikolonialdenkmahl umgewidmet. Im Laufe der Jahre wurden dem Denkmal mehrere Bronzetafeln hinzugefügt, welche an die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft erinnern.  

Wie sollte mit kolonialen Denkmälern in Deutschland umgegangen werden? 

Die Initiative Berlin Postkolonial setzt sich heute für einen kritischen Umgang mit kolonialen Denkmälern ein. Statt Denkmäler einfach abzubauen oder bloß kleine Infotafeln aufzustellen, könnten Gegendenkmäler erbaut werden. Eine weitere Möglichkeit wäre es, bestehende Denkmäler zu verfremden, indem sie durchgesägt, auf den Kopf gestellt oder hingelegt würden.  

Auch Straßennamen sind Erinnerungsorte im öffentlichen Raum. Sie können dazu dienen, historisch bedeutsame Menschen, Ereignisse oder Orte besonders zu ehren. So gehören Namen problematischer Personen in die kollektive Erinnerung der Gegenwart, oft ohne Informationen über ihre ursprünglichen Träger (und Trägerinnen – obwohl maximal zehn Prozent aller nach Personen benannten Straßennamen weiblich sind). 

Das kann allerdings kein Grund für Tatenlosigkeit sein. Auch eine kontextlose Umbenennung der Straßen stellt keine echte Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands dar.  

Ein positives Beispiel: Die Anton-Wilhelm-Amo-Straße in Berlin-Mitte 

Es muss sich bei problematischen Straßennamen nicht immer um Menschen oder Ereignisse aus der Vergangenheit handeln. Auch anderweitig kritische Namen müssen diskutiert werden. 

So wurde im August 2020 die Mohrenstraße in Berlin-Mitte, aufgrund der rassistischen Konnotation des Wortes „Mohr”, umbenannt. Schon seit langem setzten sich schwarze Aktivistinnen und Aktivisten, zivilgesellschaftliche Organisationen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Umbenennung der Straße ein.  

Die Straße wurde nun nach dem ersten Philosophen mit afrikanischer Herkunft in Deutschland, Anton Wilhelm Amo benannt.  

Mehr über den Kolonialismus in Afrika können Sie in unserem Unterrichtsmodul für die Sekundarstufe I und II Kolonialismus erfahren. Dieses ist hier auch auf Englisch erhältlich.  

Quellen:  

dpa / Kritik an Kolonialdenkmälern – „Nur die Spitze des Eisbergs“ in Die Zeit vom 14.06.2020. 

Kopp, C. und Wuttke, G. / „Die Nachfahren kolonisierter Menschen sollen entscheiden“ im Deutschlandfunk Kultur vom 14.06.2020. 

Die „Doctors E-Consult“ App aus Botsuana: virtuelle Arztpraxen

Als Antwort auf die erschwerten Zugangsmöglichkeiten zu Ärztinnen und Ärzten während der Covid-19 Pandemie entwickelte eine Gruppe junger botsuanischer Unternehmerinnen und Unternehmer die App „Doctors E-Consult".

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Die „Doctors E-Consult“ App aus Botsuana: virtuelle Arztpraxen

Mithilfe der App können Patientinnen und Patienten in einen Online-Konsultationsraum eintreten und virtuell mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen. Dies soll über einen Computer sowie über mobile Endgeräte funktionieren.  

Vorteile der virtuellen Praxis 

Schon vor der Corona-Pandemie mussten Patientinnen und Patienten in Botsuana oft lange vor einer ärztlichen Praxis warten. Über die Doctors E-Consult App soll es nun möglich werden, nicht nur medizinischen Rat einzuholen, sondern auch Medikamente zu bestellen und elektronische Rezepte ausgestellt zu bekommen.  

Neben der Allgemeinmedizin soll die App weitere Fachbereiche wie die Psychologie und Kardiologie abdecken. Falls doch ein persönliches Treffen mit einem Arzt oder einer Ärztin nötig ist, könnten Termine über die App gebucht werden.  

Ein Anfang 

Zurzeit befindet sich das Start-Up im Austausch mit dem Gesundheitsministerium Botsuanas, um eine gute Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern in ländlichen Gegenden und der Doctors E-Consult App zu ermöglichen. Bis jetzt kann die App nicht heruntergeladen und genutzt werden, dies soll sich laut der Webseite allerdings bald ändern. 

Quelle:  

o.A. / “Pressespiegel KW 5/2021: An die Urne“ von der Deutschen Afrika Stiftung e.V. 


CARE-Bericht zu Covid-19: Investitionen in Gesundheitssysteme nötig!

Der neue internationale Bericht der Hilfsorganisation CARE “ Our Best Shot: Women Frontline Health Workers in other countries are keeping you safe from COVID-19" zeigt, dass es nicht ausreicht, nur in Impfstoffe für den globalen Süden zu investieren. Damit diese Impfstoffe ankommen, müssen für jeden Dollar, der in Impfstoffe investiert wird, fünf weitere Dollar in Infrastruktur wie Aufklärungskampagnen, Logistik, Schutzausrüstung und Gesundheitspersonal investiert werden.

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CARE-Bericht zu Covid-19: Investitionen in Gesundheitssysteme nötig!

Im neuen Bericht von CARE aus dem März 2021 geht es um wichtige Investitionen in die Gesundheitssysteme weltweit, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abzumildern. Dazu reiche es nicht aus, Ländern aus dem globalen Süden Impfstoffe bereitzustellen. Gerade eine funktionierende Infrastruktur von Gesundheitssystemen ist entscheidend, dies zeigt sich durch frühere Epidemien. 

Für jeden US-Dollar Investition in Impfungen müssten 5 Dollar für Gesundheitspersonal, Logistik und Schutzausrüstung investiert werden. Diese setzen sich wie folgt zusammen (Quelle: CARE

  • 2,50 USD für die Unterstützung von Gesundheitspersonal, einschließlich Schulungen, Ausrüstung und Gehältern. Diese Schätzung berücksichtigt faire Löhne und Arbeitsbedingungen sowohl für Vollzeit-Gesundheitspersonal als auch für oft informell arbeitendes kommunales Gesundheitspersonal. 
  • 1,70 USD für die Stärkung und Aufrechterhaltung der Gesundheitsinfrastruktur wie Kühlketten, Trackingsysteme, Stromversorgung und Verwaltungskosten. 
  • 0,65 USD für soziale Mobilisierungs- und Aufklärungskampagnen zur Erhöhung der Impfstoffakzeptanz.
  • 0,15 USD für Kinderbetreuungskosten, damit die Mitarbeitenden des Gesundheitswesens an vorderster Front arbeiten können. 
  • 0,15 USD für den Schutz und die persönliche Schutzausrüstung von Gesundheitspersonal. 

Investitionen in Gesundheitspersonal 

Den größten Kostenpunkt stellt nach den Berechnungen von CARE die Unterstützung von Gesundheitspersonal dar. Frauen machen etwa 70 % des globalen Gesundheitspersonals aus und sogar 90 % aller Krankenpflegekräfte. Diese Frauen sind einerseits durch ihren direkten Kontakt zu Patientinnen und Patienten einem besonders hohen Infektionsrisiko durch Covid-19 ausgesetzt, ihre Tätigkeit ist anstrengend und kräftezehrend und sie verdienen zudem etwa 28 % weniger als ihre männlichen Kollegen.  

Anders als Ärztinnen und Ärzte erhalten Krankenpflegekräfte oder anderes Gesundheitspersonal in niedrigeren Gehaltsklassen oft weniger Anerkennung und Lob für ihre Arbeit. 

Um die Corona-Pandemie geringfügig einzudämmen, wäre es nötig, 2021 mindestens 20 % der Hochrisikogruppen weltweit zu impfen. Laut des CARE-Berichts werden für dieses Ziel ungefähr 1,1 Millionen medizinische Hilfskräfte benötigt, von denen etwa 770.000 Frauen sein werden. 

Bei der globalen Diskussion um die Impfstoffverteilung wird laut des CARE-Berichts dieser wichtige Punkt meist ausgelassen. Denn selbst wenn es genug Impfdosen für jedes Land der Erde gäbe, wie würden die Impfungen verteilt werden? In einigen Ländern fehlt es an geschultem Personal, der nötigen Logistik oder an der Bereitschaft der Menschen, sich überhaupt impfen zu lassen. Um dieses Problem zu lösen, sollten schon im Vorfeld Pläne erarbeitet werden, wie die Infrastrukturen von Gesundheitssystemen ausgebaut werden könnten und wie dies finanziert werden kann. 

Wichtig für alle 

Der globale Norden wird profitieren, wenn heute in die Gesundheitssysteme des globalen Südens investiert wird. Laut des Berichts kann davon ausgegangen werden, dass sich ein US-Dollar, fast fünffach rentieren wird, da sich die Weltwirtschaft schneller erholen kann. Fehlende Investitionen hingegen könnten zu Kosten von bis zu 4,5 Billionen US-Dollar führen. 

Welchen Beitrag CARE bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie leistet und wie auch Sie helfen können, erfahren Sie hier.  

Der gesamte Bericht “Our Best Shot: Women Frontline Health Workers in other countries are keeping you safe from COVID-19″ kann hier auf Englisch nachgelesen werden. 


Straßen aus Plastik

Straßen und Wege aus recyceltem Plastik werden rund um die Welt gebaut. Sie sind bis jetzt zwar nur Randerscheinungen, werden aber immer häufiger.

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Straßen aus Plastik

In Ghana fasste man 2018 den Vorsatz, bis 2030 die gesamte Menge an produziertem Plastik pro Jahr zu recyceln, also etwa 1,1 Millionen Tonnen. Um dies zu erreichen, sollen nun Straßen aus recyceltem Plastikmüll gebaut werden. 

Das Recyclingproblem 

Nur etwa 5 % der 5.000 Tonnen Plastik, die in Ghana täglich produziert werden, wird recycelt, der Rest liegt in Straßengräben oder wird verbrannt. Recycling ist teuer. Um es also attraktiver zu machen, Plastik weiter zu benutzen und nicht zu verbrennen, muss Recycling einen Mehrwert erzeugen. 

Von Plastikmüll zu Straßen 

In Indien kam die Idee zuerst auf, bis jetzt wurden dort etwa 97.000 Kilometer lange Straßen aus Plastik gebaut. 

Studien ergaben, dass diese Plastikstraßen mindestens genauso gut, wenn nicht besser erhalten bleiben als klassische Straßen, sie halten Wasser und Temperaturschwankungen sehr gut Stand und brechen nicht so leicht. Trotzdem fehlen Daten aus Langzeitstudien, da die meisten Plastikstraßen erst in den letzten 7 Jahren gebaut wurden. 

Plastikstraßen bestehen allerdings nicht komplett aus Plastik. Klassische Straßen werden aus 90-95  % Gesteinskörnern und 5-10 % Bitumen, einer schwarzen klebrigen Substanz, die aus Steinkohle gewonnen wird, gebaut. Ziel ist es, so viel des Bitumens wie möglich durch geschmolzenes Plastikgranulat zu ersetzen. 

In einem Land wie Ghana, in dem bis jetzt nur etwa ein Viertel der Straßen gepflastert sind, bieten Plastikstraßen eine gute Möglichkeit, Plastikmüll zu recyceln.  

Nzambi Matee als Vorbild 

Nzambi Matee hatte in Kenia eine ähnliche Idee, sie baut Bodenplatten aus Plastikmüll. Ihr Unternehmen Gjenge makers in Nairobi erhält kostenfrei Plastikmüll von großen Unternehmen, der Müll wird zerkleinert, mit Sand vermischt und stark erhitzt. Die Masse, die daraus entsteht, wird zu backsteingroßen Klötzen gepresst. Diese können zum Bau von Wegen verwendet werden. Sie sind stabiler als Stein und um einiges leichter. Das macht sie zu einer großartigen Ressource, da sie günstiger zu transportieren sind und zudem auch langlebiger als gewöhnliche Bausteine. Das Ziel von Nzambi Matee ist es, bald auch Baumaterialien für Häuser und andere Gebäude herzustellen. Ganz nebenbei hilft ihr Unternehmen so dabei, das Plastikproblem in Kenia mit zu bewältigen. Bis jetzt recycelt das Unternehmen etwa 500 kg Plastik pro Tag und stellt daraus etwa 1000 Plastiksteine her. 

Quellen:

Parson, A. / „How Paving with Plastic Could Make a Dent in the Global Waste Problem“ in Yale Environment 360 am 11.02.2021.

o. A. / „Kenyan Startup Founder Nzambi Matee Recycles Plastic To Make Bricks That Are Stronger Than Concrete“ in World Architecture News am 12.02.2021.


Afrikanische Schülerinnen und Schüler schreiben Wikipedia-Artikel über ihren Heimatkontinent

Wikipedia zählt zu den meistbesuchten Webseiten im Jahr 2020. Über viele Themen, die den afrikanischen Kontinent betreffen, gibt es allerdings kaum oder nur sehr einseitige Informationen. Durch diesen Umstand werden Stereotype reproduziert. Um dies zu ändern, setzt sich das WikiAfrica Education Program seit 2006 dafür ein, dass afrikanische Schülerinnen und Schüler selbst Wikipedia-Artikel schreiben.

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Afrikanische Schülerinnen und Schüler schreiben Wikipedia-Artikel über ihren Heimatkontinent

Heutzutage ist das Internet die wichtigste Informationsquelle. Und Wikipedia ist die Webseite, die häufig erste Antworten auf eine Frage bereitstellt. Häufig ist es kaum zu glauben, zu welchen verrückten Themen es auf Wikipedia einen Beitrag gibt – häufig sogar auf Deutsch. Doch so geht es nicht allen Menschen auf der Welt!  

Einseitige Erzählungen und ihre Folgen 

Die Informationsverteilung auf Wikipedia ist ungleichmäßig. Afrika ist einer der am wenigsten sichtbaren Orte des Internets, trotz der immensen Größe des Kontinents. Zu vielen wichtigen afrikanischen Persönlichkeiten oder historischen Ereignissen ist auf Wikipedia nichts zu finden – schon gar nicht auf afrikanischen Sprachen. Dies führt nicht nur bei Rezipienten aus dem globalen Norden zu einem einseitigen und begrenzten Verständnis der Vielfalt und Komplexität des Kontinents und seiner vielen Kulturen, Sprachen, politischen und geschichtlichen Hintergründe. Auch Afrikanerinnen und Afrikaner haben weniger Möglichkeiten, schnell und umfassend Informationen zu verschiedenen Themen zu finden, die ihren Heimatkontinent betreffen. Der Begriff “Single Story” (deutsch: einzelne Geschichte), der von Chimamanda Ngozi Adichie geprägt wurde, gibt diesem Problem einen passenden Namen.  

Viele Artikel über afrikanische Kulturen, Sprachen oder geografische Begebenheiten wurden zudem von Menschen aus dem globalen Norden verfasst.  

Das bedeutet: Es gibt nicht nur weniger Beiträge über afrikanische Themen auf Wikipedia, sondern diese wurden zudem von außenstehenden Personen verfasst. Fehlender Kontext und fehlendes Wissen durch fehlende alltägliche Begegnung mit Kulturen und Sprachen kann leicht zu einer einseitigen Erzählung und Beschreibung von Begebenheiten führen. Durch solch einseitige Erzählungen werden Stereotype und Vorurteile reproduziert. 

Das WikiAfrica Education Program  

Das WikiAfrica Education Program setzt sich dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler aus afrikanischen Ländern selbst aktiv an der Informationserstellung auf Wikipedia teilhaben. Schülerinnen und Schüler sollen eigene Wikipedia-Artikel schreiben. Während sie sich mit dem Bildungssystem und kritischem Denken auseinandersetzen müssen, um Wissen neu aufzubereiten, können sie Artikel schreiben, die ihre eigene soziale und geografische Realität reflektieren. So lernen sie, dass sie Teil der Produktion und der Aufzeichnung von Wissen sein können.  

Seit 2006 wurden über 40.000 Vorschläge für Wikipedia-Artikel, Bilder, Audio-Dateien und mehr von Schülerinnen und Schülern im Zuge von WikiAfrica eingereicht. Die detailliertesten davon wurden in afrikanischen Sprachen, wie isiXhosa, verfasst. Das WikiAfrica Education Program setzt einen besonderen Fokus auf afrikanische Sprachen, da Sprache immer einen wichtigen Teil von Kultur darstellt. 

Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie  

Zu Beginn der Covid-19-Pandemie setzte sich das WikiAfrica Education Program dafür ein, dass Artikel über das Corona-Virus in afrikanische Sprachen übersetzt werden. Im Laufe der Zeit konnten so über 300 Artikel in über 20 afrikanische Sprachen übersetzt und veröffentlicht werden. Dies führt dazu, dass sich mehr Menschen in ihrer eigenen Sprache über das Covid-19-Virus informieren und besser davor schützen können.  

Weitere Informationen:

https://moleskinefoundation.org/initiative/wikiafrica/


Afrikanische Schweinepest – Was ist das?

Die afrikanische Schweinepest ist eine höchstansteckende und meist tödliche Virusinfektion bei Schweinen. Seit 2020 werden auch in Deutschland verendete Wildschweine gefunden, die mit dem Virus infiziert waren.

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Afrikanische Schweinepest – Was ist das?

Die afrikanische Schweinepest ist eine hochansteckende Virusinfektion, die zwar für den Menschen ungefährlich ist, bei Haus- und Wildschweinen allerdings meist zum Tode führt. Das Virus kann in Fleisch, Knochen und Blut von Schweinen über Monate ansteckend bleiben und kann auch durch Schuhsohlen oder Werkzeuge verbreitet werden. 

Das Virus hat seinen Ursprung in Afrika, wo auch die höchste genetische Vielfalt gefunden werden kann. Durch Lebensmitteltransporte konnte sich die afrikanische Schweinepest (ASP) auch in Europa und Asien ausbreiten. 

Die afrikanische Schweinepest löst Fieber und innere Blutungen bei Schweinen aus, die meisten Tiere sterben, noch bevor ihr Organismus Antikörper ausbilden kann. 

Situation in Afrika 

In Afrika tritt die ASP zurzeit in 26 Ländern endemisch, also örtlich begrenzt, auf.  
Die ASP wirkt sich erheblich auf den Lebensunterhalt lokaler Gemeinschaften aus, die auf den Verkauf ihrer Tiere angewiesen sind, um die Bildung und gesundheitliche Versorgung ihrer Familien zu finanzieren. 

Das Risiko, welches ein Ausbruch der ASP mit sich bringt, ist gerade für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern groß: Die afrikanische Schweinepest kann leicht zum Tod einer ganzen Herde führen und somit den betroffenen Menschen ihre die Lebensgrundlage entziehen. 

Situation in Deutschland und Polen 

2020 wurde die ASP erstmals bei einem Wildschwein in Deutschland festgestellt. Laut dem europäischen Animal Disease Notification System (Tierseuchen-Benachrichtigungs-Behörde) infizierten sich 2021 schon 373 Wildschweine (Stand: 05.03.2021) in Deutschland. Polen verzeichnete dieses Jahr schon etwa doppelt so viele Fälle. Bislang ist es Landwirten allerdings gelungen, die Tierseuche aus den Ställen der Hausschweine herauszuhalten.  

Schutz vor der afrikanischen Schweinepest 

Bis jetzt konnte noch keine Impfung oder Behandlung gegen ASP entwickelt werden. Infizierte Tiere müssen separiert und geschlachtet werden. Ein Impfstoff wäre für die globale Schweinezucht eine starke Entlastung, mit einem solchen wird allerdings nicht vor Ende 2022 gerechnet. 

Was kann jede und jeder Einzelne tun? 

  • Kein Schweinefleisch aus dem Ausland mitbringen!
  • Keine Essensreste an Tiere verfüttern – insbesondere nicht an Wildschweine! 
  • Tierische Essensreste, wie bspw. Fleisch sollten nur im Restmüll entsorgt werden!  

Quellen:

o.A. / Afrikanische Schweinepest in AGES vom 19.03.2021 

Klose, M. / Afrikanische Schweinepest: die wichtigsten Fragen und Antworten in WWF Blog vom 10.09.2020  

o.A. / African swine fever in The University of Edinburgh vom 28.01.2021  

Maina, J. / CRISPR offers hope for controlling African swine fever in Genetic Literacy Project vom 22.03.2021 

Redaktionsnetzwerk Deutschland / Sechs Monate nach erstem Schweinepest-Fall: Landwirte bangen um Existenz in Märkische Allgemeine vom 09.03.2021 


Impfgeschichte: Erste Impfmethoden von Sklaven nach Amerika gebracht

Impfungen sind eine der wichtigsten medizinischen Erfindungen der Menschheit. Vor ihrer Entwicklung bedeuteten viele Krankheiten den Tod. Doch die Geschichte der Entstehung von Impfungen wird meist nur sehr verkürzt erzählt.

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Impfgeschichte: Erste Impfmethoden von Sklaven nach Amerika gebracht

In vielen Medizinbüchern beginnt die Geschichte der Impfung im 18. Jahrhundert mit Edward Jenner, einem britischen Mediziner. Er impfte 1796 einen kleinen Jungen mit Kuhpocken, um ihn gegen die Menschenpocken zu immunisieren. Aus dem lateinischen Wort für Kuh “vacca” leitet sich auch der Begriff Vakzination ab (anderes Wort für Impfung).  

Frühere Impfmethoden aus Afrika und Asien

Allerdings waren ähnliche Methoden in Asien und Afrika schon viele Jahrhunderte bekannt. Schon früh wurde erkannt, dass Menschen, die Krankheiten wie die Pocken oder die Pest einmal überlebt hatten, immun gegen eine zweite Infektion waren. Dieser Vorteil wurde in China genutzt, indem Krustenstücke von Pocken leicht erkrankter Personen zu einem Pulver gemahlen und in die Nase von anderen Menschen eingeführt wurde. Von dieser Technik gibt es bildliche Darstellungen, die bis in das 2. Jahrhundert v.Chr. zurückgehen.  

Ein interessanter Mann der Impfgeschichte ist Onesimus, ein versklavter Mann aus dem heutigen Ghana, dessen echter Name nicht bekannt ist. Onesimus wurde 1709 aus seiner Heimat verschleppt und nach Nordamerika gebracht, wo er von dem puritanischen Prediger Cotton Mather aus Boston “gekauft” wurde. Dieser fragte Onesimus, ob er schon einmal Pocken gehabt hatte, woraufhin er die seltsame Antwort erhielt: “ja und nein”.  

Onesimus erzählte Mather, dass er durch eine besondere Methode nur an einer sehr leichten Form der Pocken erkrankt war. In seiner Heimat wurde die Flüssigkeit aus einer Pockenblase eines erkrankten Menschen einer anderen Person mit Hilfe eines Dorns unter die Haut geritzt. Meist entwickelten diese Menschen dann nur leichte Symptome und waren nicht mehr anfällig für die Pockenkrankheit. Diese Impfmethode nennt sich “Variolation” (variola = lat. Pocken) 

Impferfolg bei der Pockenwelle in Boston 1721

In Boston grassierte 1721 wieder eine verheerende Pockenwelle und Cotton Mather versuchte die Bevölkerung von der Variolation zu überzeugen. Doch viele Menschen standen der Methode kritisch gegenüber, da sie aus Afrika stammte und von versklavten Menschen übermittelt wurde. Schließlich fand Mather den Arzt Zabdiel Boylston, welcher etwa 300 Einwohnerinnen und Einwohner Bostons impfte. Nur 2% der von ihm geimpften Personen verstarben während dieser Pockenwelle. Vom Rest der Bevölkerung starben 14%. Dieser Prozess gilt heute als einer der ersten quantitativen medizinischen Untersuchungen, wenn auch nicht als solcher geplant.  

Der Mediziner Edward Jenner entwickelt 75 Jahre später eine sicherere Methode der Immunisierung. Denn das Impfen mit Menschenpocken war weitaus gefährlicher als jenes mit Kuhpocken. Trotzdem sollten die unterschiedlichen Schritte der langen Impfgeschichte nicht außer Acht gelassen werden.  

Quellen:

o.A. / Versklavte Menschen brachten erste Impfmethoden nach Nordamerika in Deutschlandfunk Nova vom 29.12.2020 


Raubkunst ausgestellt – im neuen Humboldt Forum Berlin

Im Frühjahr 2021 soll das Humboldt Forum in Berlin das erste Mal seine Türen für Besuchende öffnen. Das Humboldt Forum befindet sich an der Stelle des historischen Berliner Schlosses. Ziel des Humboldt Forums ist es, laut eigener Webseite, ein “Ort für Kultur und Wissenschaft, des Austauschs, der Diversität und Vielstimmigkeit” zu sein. Allerdings steht es immer wieder in der Kritik, keinen richtigen Umgang mit jenen Exponaten zu haben, die als Raubkunst in der Kolonialzeit nach Deutschland kamen.

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Raubkunst ausgestellt – im neuen Humboldt Forum Berlin

Geraubte Kunst aus der Kolonialzeit 

Während der Kolonialzeit brachten Missionare, Reisende, Wissenschaftler, Soldaten oder Kolonialbeamte afrikanische Kunst oder Kulturgegenstände nach Europa und nach Deutschland. In den meisten Fällen wurden die Kunstobjekte in Afrika nicht freiwillig an Europäer abgegeben, sondern wechselten unter Gewalt und durch Erpressung den Besitz. Seit 1886 hatte Berlin ein Völkerkundemuseum, und wurde, wie weitere europäische Völkerkundemuseen, mit Kunstwerken aus den Kolonien befüllt. Da sich die Museen eine Art Wettkampf um die größte ethnologische Sammlung boten, gelangten immer mehr Kunstwerke aus Afrika nach Europa. Es wird davon ausgegangen, dass sich 80 – 90 % des afrikanischen Kulturerbes in Europa befindet.  

Kritik am Humboldt Forum 

Das Humboldt Forum wird von der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, die selbst bis 2017 im Expertenbeirat des Humboldt Forums war, als Nachfahre des Völkerkundemuseums bezeichnet. Die ethnologische Sammlung des Humboldt Forums umfasst 500.000 Exponate.  

Da der Großteil des kulturellen Erbes Afrikas sich in europäischen Museen befindet, welche die Kunstwerke in Zeiten des Kolonialismus ansammelten, und somit in einem Unrechtskontext, werden seit den 1970er Jahren die Forderungen nach einer Rückgabe an die afrikanischen Ursprungsregionen lauter. Als diese Debatte Deutschland erreichte, beschlossen Museumsdirektorinnen und -direktoren, Objektlisten über ihre Exponate nicht zu veröffentlichen. Dieser Umstand sorgt bis heute für Probleme, da der Ursprung vieler Objekte nicht mehr gut nachzuverfolgen ist.  

Im Humboldt Forum wurden erst im Jahr 2020 vier Stellen für Provenienzforschung eingerichtet. Provenienzforschung ist die Forschung nach der Herkunft und Geschichte von Kunstwerken und Kulturgütern. 

Ein Herzstück der Ausstellung im Humboldt Forum sollen die Bronzestatuen aus dem vorkolonialen Königreich Benin darstellen. Das Königreich Benin war eine weit entwickelte Monarchie im heutigen Südwesten Nigerias. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es von der britischen Kolonialmacht zerstört, da es zu mächtig geworden war. Zuvor plünderten die Briten allerdings die Paläste der Königsfamilien und stahlen wertvolle Kunstwerke. Über Kunsthändler gelangten einige der Statuen nach Deutschland. 2019 forderte der nigerianische Botschafter Yusuf Tuggar die Bronzestatuen offiziell zurück (Restitutionsforderung). Keine einzige der 530 Benin Bronzen, die sich in Berlin befinden, wurde bis jetzt zurückgegeben. 

Rückgabe von geraubten Kunstwerken aus der Kolonialzeit an ihre Ursprungsregionen 

2017 sprach sich der französische Präsident Emmanuel Macron dafür aus, dass in der Kolonialzeit geraubte Kunstwerke zurückgegeben werden müssten. Die Gegenargumente der europäischen Staaten zielen auf die ungenaue oder unmögliche Klärung der tatsächlichen Eigentümerinnen und Eigentümer und die Instabilität einiger afrikanischer Staaten ab. Dies könne dazu führen, dass die Kunstwerke nicht sachgemäß untergebracht werden könnten und so nicht gut erhalten bleiben. Die Europäer legitimierten und legitimieren den Besitz von geraubter Kunst damit, dass diese Kunstwerke wichtige Forschungsobjekte seien. Allerdings sind die meisten geraubten Kunstwerke in Deutschland weder ausgestellt noch wissenschaftlich begutachtet worden. 

Bis heute wurden zwar neue Richtlinien vom Humboldt Forum vorgestellt, welche einen multilateralen Austausch über Exponate bestrebt und die Herkunft der Objekte feststellen will. Eine Rückgabe als Ziel der meisten Untersuchungen ist allerdings nicht angestrebt, so heißt es auf der Webseite der Stiftung Preußischer Kulturbesitz stattdessen bloß: “In bestimmten Fällen kann auch eine Rückgabe in Frage kommen”. 

Quelle:

o. A. / Auf den Spuren kolonialer Raubkunst in Deutschlandfunk Nova vom 12.12.2020  

o. A. / Streit um das Humboldt Forum in Deutschlandfunk Nova vom 19.03.2018  

Jedicke, P. / Berliner Humboldt Forum: Start mit offenen Fragen in DW vom 16.12.2020 


Ein Seifenunternehmen im Flüchtlingslager Kakuma

Innocent Havyarimana musste auf Grund politischer Instabilität aus seiner Heimat Burundi fliehen und gelangte 2015 in das kenianische Flüchtlingslager Kakuma. Dort baute der ehemalige Chemiestudent ein Kleinunternehmen auf, er produziert und verkauft Seife. Er hat 42 Mitarbeitende und bietet somit auch seinen Mitmenschen eine Perspektive.

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Ein Seifenunternehmen im Flüchtlingslager Kakuma

Als Innocent Havyarimana 2015 in das riesige Flüchtlingslager Kakuma im Norden Kenias kam, stellte er fest, dass es an vielen wichtigen Utensilien des täglichen Lebens für die 200.000 dort lebenden Menschen fehlte. Da es auch keine Produktion von Waschutensilien in der Nähe gab, entschied Havyarimana sich, selbst Seife herzustellen.  

Er informierte sich über das Internet, wie Seife hergestellt wird und nahm an einem Seifen-Kurs einer Hilfsorganisation teil. Zudem erhielt Havyarimana einen kleinen Kredit von einem alten Klassenkameraden aus Burundi. Er eröffnete sein Unternehmen mit zwei Mitarbeitenden und nannte es “Glap” – “God loves all people” (Gott liebt alle Menschen). 

Veränderungen durch die Covid-19-Pandemie 

Als es 2020 durch die Covid-19-Pandemie zu einem höheren Bedarf an Seife kam, entschied Innocent Havyarimana, seine Preise zu senken. Er wollte sich an der Bekämpfung des Virus beteiligen. Zurzeit beschäftigt Havyarimana 42 Mitarbeitende, die meisten sind auch geflüchtete Menschen aus Kakuma, 18 Angestellte sind Kenianerinnen oder Kenianer.  

Hilfsorganisationen kaufen Seife von Glap und verteilen sie an Geflüchtete, welche sich keine Seife leisten können. Auch Havyarimana verschenkt seine Seife zum Teil an sehr alte Menschen oder Menschen mit Behinderungen. 

Zudem bietet er Kurse für interessierte Menschen an, in denen sie erlernen können, selbst Seife herzustellen, um möglicherweise eigene kleine Unternehmen aufzubauen. Durch seine Arbeit hilft Innocent Havyarimana nicht nur sich selbst. Auch die Menschen um ihn herum profitieren von seinem Wissen. 

Kakuma: Die Übergangslösung, die zum dauerhaften Lebensraum wurde

1992 öffnete das Flüchtlingslager Kakuma für unbegleitete Minderjährige, die vor dem sudanesischen Bürgerkrieg flohen. Folgende ostafrikanische Konflikte trieben immer mehr Menschen in das Flüchtlingslager, welches ursprünglich für 23.000 Menschen konzipiert und als Übergangslösung gedacht war.  

Probleme im Flüchtlingslager Kakuma 

Viele Menschen leben dort schon in zweiter oder sogar dritter Generation. Die Straßen sind kaputt oder nicht befestigt, die Häuser müssen sich die Menschen in den meisten Fällen selbst bauen, sie leben in einfachen Unterkünften, meistens teilen sich ganze Familien einen einzigen Raum.  

Sauberes Wasser wird an die Menschen ausgegeben – rationiert, abhängig von der Größe einer Familie. Die Menge reicht allerdings häufig nicht aus, um sich zu waschen oder Geschirr zu spülen. So können sich Krankheiten über verunreinigtes Wasser aus naheliegenden Flüssen übertragen. Auch ein Abwassersystem oder sanitäre Anlagen gibt es nicht. Bei Überschwemmungen oder starken Regenfällen werden die Exkremente aus den für sie vorgesehenen Gruben gespült, verteilen sich und verbreiten Krankheiten wie Typhus und Cholera.  

Chancen durch informelle Arbeit 

Viele Menschen, die in Kakuma leben, wollen arbeiten, dürfen das allerdings nicht, da sie keinen Aufenthaltsstatus haben. Ohne diesen Status dürfen die Menschen das Lager zudem nicht ohne Erlaubnis verlassen. 

Trotzdem arbeiten viele Menschen im informellen Sektor und haben unterschiedliche Wege gefunden, Geld zu verdienen. Eine häufige Tätigkeit ist das Betreiben eines kleinen Gemischtwarenladens. Eine Studie der Weltbank von 2018 ergab, dass es zu dieser Zeit etwa 2.000 Kleinunternehmen in Kakuma gab und 12% der Menschen, die im Flüchtlingslager leben, sich selbst als Unternehmer oder Selbstständige bezeichneten. 

Unsere Mitgliedsorganisation Don Bosco Mondo bietet 4.000 Jugendlichen in Kakuma eine Berufsausbildung und damit eine Chance auf eine bessere Zukunft. Hier erfahren Sie mehr über das Projekt. 

Quellen:

Münstermann, M. & Werner, C. / Vom Leben und Arbeiten in einem der größten Flüchtlingslager der Welt im Spiegel vom 25.08.2019 

Boru, Q. / Kakuma ist längst eine dauerhafte Siedlung geworden in Entwicklung und Zusammenarbeit vom 18.12.2020  

Duarte, F./ The Burundian refugee soap maker who is fighting coronavirus in Kenya in BBC vom 09.01.2021 


Pamoja Initiative: Schwimmkurse für Frauen, Mädchen und ihr Selbstbewusstsein

Die Pamoja Initiative organisiert Schwimmkurse für Frauen und Mädchen im Lamu County, Kenia, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und einen sicheren Ort voller Vertrauen für sie zu schaffen.

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Pamoja Initiative: Schwimmkurse für Frauen, Mädchen und ihr Selbstbewusstsein

Das Lamu County in Kenia liegt am Meer. Neben dem Festland gehören über 65 Inseln dazu, die man nur auf dem Seeweg erreichen kann. Eigentlich sollten deshalb alle Menschen, die dort leben, schwimmen lernen, um sich bei einem Bootsunglück retten zu können. Bei Schiffsunglücken in der Vergangenheit machten jedoch Frauen und Kinder 80% der Toten aus, weil sie nicht schwimmen konnten. 

Lamu ist eine muslimisch geprägte Region, in der die Männer und Jungen zum Fischen oder Schwimmen ins Wasser gehen und Frauen und Mädchen für den Haushalt zuständig sind und nur selten das Haus verlassen. Auch Kleidungsvorschriften sind mit ein Grund dafür, dass weniger Frauen und Mädchen das Schwimmen lernen.  

Die Pamoja Initiative möchte das ändern, um das Leben von Mädchen und Frauen sicherer zu machen. Sie ermöglichen Frauen und Mädchen einen Zugang zu einem Schwimmbad, eine weibliche Bademeisterin und Schwimmwettkämpfe schaffen einen sicheren Ort, wo sie durch das Schwimmenlernen selbstbewusst werden, und Bezugspersonen kennenlernen, denen sie sich anvertrauen können. Das Schwimmbad soll zu einem Ort werden, an dem sich Mädchen in ihrem Körper wohlfühlen und mit anderen Frauen über Menstruation, frühe Schwangerschaft oder andere persönliche Themen sprechen können.  

Die Pamoja Initiative möchte so Problemen wie der sehr hohen Muttersterblichkeit von über 60% entgegenwirken. Auch Kinderehen und Genitalverstümmelungen sind in Lamu weit verbreitet. Durch die Pamoja Initiative erlangen die Frauen Selbstbewusstsein, können sich austauschen und haben einen Platz außerhalb des eigenen Hauses und der Schule, an dem sie sich entfalten können. 

Weitere Informationen: 

https://www.bbc.co.uk/sounds/play/p093qr48

http://www.solfoundation.li/projects/pamoja-initiative/


Wangari Maathai: Gründerin des Green Belt Movements

Wangari Maathai war Professorin, Politikerin, Frauenrechtlerin und Umweltaktivistin. Sie wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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Wangari Maathai: Gründerin des Green Belt Movements

Wangari Muta Maathai wurde 1940 in Nyeri, einer ländlichen Gegend in Kenia, geboren. Sie machte ihren Abschluss in Biologie am Mount St. Scholastica College in Atchinson, Kansas, ihren Master of Science an der Universität in Pittsburgh und promovierte 1971 an der Universität von Nairobi. Hier lehrte sie später Veterinär-Anatomie und wurde später zur Vorsitzenden des Lehrstuhls. Maathai war die erste Frau in Ost- und Zentralafrika mit einem Doktortitel. 

Maathai war von 1976 – 1987 im Nationalrat der kenianischen Frauen aktiv und war von 1981 bis 1987 im Vorstand. Hier brachte sie 1977 zum ersten Mal die Idee ein, gemeinschaftlich Bäume zu pflanzen, um die Lebensbedingungen aller zu verbessern. Daraus entstand im weiteren Verlauf das Green Belt Movement. 

Green Belt Movement 

Das Green Belt Movement (GBM) stellte zunächst eine Antwort auf die Probleme von auf dem Land lebenden kenianischen Frauen dar. Für sie wurde es immer schwieriger, genug Nahrung für ihre Familien anzubauen, da der Boden zu trocken war. Somit war keine Nahrungsmittelsicherheit gegeben und auch für Feuerholz mussten die Frauen weite Strecken zurücklegen.  

Das GBM setzte sich dafür ein, die Frauen zu ermutigen, gemeinschaftlich Bäume zu pflanzen. Durch Bäume kann die Erde Regenwasser besser aufnehmen und es wird leichter, den Boden zu bebauen.  

Die Bewegung wuchs schnell und immer mehr engagierte Frauen wollten sich beteiligen. So wurden Seminare angeboten, um das nötige Wissen weiterzugeben. Zusätzlich wurden die Baumsetzlinge kostenfrei an Initiativen und Gemeinden ausgehändigt, so dass diese nicht finanziell belastet wurden. 

Ziel der Bewegung war und ist es, durch das Pflanzen von Bäumen den Umweltschutz und die Reduzierung von Armut zu fördern und Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten. 

Maathai als Vorbild 

Wangari Muta Maathai schrieb vier Bücher: „The Green Belt Movement”, „Unowed: A Memoir”,  „The Challenge for Africa” und „Replenishing the Earth”. Zudem wurden einige Bücher und Dokumentationen über sie und das Green Belt Movement veröffentlich.  

Wangari Maathai war nicht nur im Vorstand vieler internationaler Organisationen, sondern war auch Teil des kenianischen Parlaments und gilt als Identifikationsfigur der Frauenbewegung Kenias.  

Den Nobelpreis erhielt Wangari Maathai 2004 für ihren Einsatz für die Demokratie, nachhaltige Entwicklung, Menschenrechte und insbesondere Frauenrechte.  

Weitere Informationen:  

https://www.greenbeltmovement.org/wangari-maathai/biography


Kwame Nkrumah – Nationalheld Ghanas

Kwame Nkrumah führte Ghana in die Unabhängigkeit und wurde zum ersten Präsidenten des Landes. Obwohl er 1966 gestürzt wurde, wird er bis heute als Nationalheld gefeiert.

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Kwame Nkrumah – Nationalheld Ghanas

Kwame Nkrumah wurde 1909 im Südwesten des heutigen Ghanas geboren. Zu dieser Zeit war die sogenannte Goldküste eine Kronkolonie Großbritanniens.  

Ausbildung und Politisierung Nkrumahs 

Nkruhmah ging auf eine Missionsschule und machte seinen Abschluss 1930 in Accra am Achimota College. Durch die Hilfe eines Verwandten konnte Nkrumah in den USA zu studieren. 1943 erlangte er an der University of Pennsylvania einen Master of Arts in Philosophie und einen Master of Science in Pädagogik. Er dozierte zwei Jahre an der Lincoln-Universität. 

Nkrumah war schon während seiner Ausbildung in Afrika ein radikaler Gegner des ausbeuterischen Kolonialismus, doch erst in den USA kam er mit sozialistischen und marxistischen Theorien in Berührung und lernte afroamerikanische Aktivisten kennen, die seine Vorstellung vom Panafrikanismus stark beeinflussten.  

1945 studierte Nkrumah in London. Dort wurde auch sein politisches Engagement immer größer. Er organisierte unter dem amerikanischen Soziologen W.E.B. Du Bois den 5. Pan-Afrikanischen Kongress in Manchester. Zudem lernte er dort George Padmore kennen, ein kommunistischer Vordenker des Pan-Afrikanismus, dieser wurde bis zu seinem Tod 1959 sein Mentor. 

Laufbahn als Politiker 

Nkrumah kehrte 1947 zurück an die Goldküste und wurde zum Generalsekretär der gemäßigten Partei “United Gold Coast Convention” (UGCC). Nach den sogenannten Accra-Riots, an denen sich Nkrumah beteiligte, wurde er zum landesweit bekannten Helden. Danach bildete er die radikalere Partei Convention People’s Party” (CPP), die eine sofortige Autonomie der Goldküste forderte. Sie wurde 1951 bei den Parlamentswahlen zur stärksten Partei. Im März 1952 wurde Nkrumah zum Premierminister gewählt. 

Als die Unabhängigkeit von Großbritannien 1957 erreicht wurde, nannte Nkrumah das Land Ghana. Es war der zweite westafrikanische Staat, der unabhängig wurde. 

Nach der Unabhängigkeit wurden viele Probleme Ghanas deutlich: die Wirtschaft hatte sich an den Interessen der britischen Kolonialmacht orientiert, nun sollte das Land modernisiert und industrialisiert werden.  

Nkrumah sprach sich auf innerafrikanischer Ebene für ein vereinigtes Afrika aus und verdeutlichte die wirtschaftliche Ausbeutung Afrikas durch sein Werk Neocolonialism” (1965).  

Mit der Zeit wurde Nkrumah immer autoritärer und bildete einen Personenkult um sich. 1964 wurde Ghana zum Ein-Parteien-System. Zudem verschärften sich wirtschaftliche Krisen und es kam zu Nahrungsmittelknappheit. 

Sturz Nkrumahs 

Als Nkrumah 1966 auf einer Auslandsreise in Vietnam war, putschte das Militär in Ghana und die prowestliche Partei Nation Liberation Council kam an die Macht. Die CIA, der Auslandsgeheimdienst der USA, unterstützte den Putsch mit der Begründung, dass Nkrumah sich als sozialistischer Diktator bereichern würde.  

Obwohl die neuen Machthaber nach Nkrumahs Sturz versuchten, die Erinnerung an ihn auszulöschen, indem Statuen zerstört und Straßen, Schulen und Universitäten umbenannt wurden, blieb er in den Köpfen der Menschen stehts der Mann, der Ghana in die Unabhängigkeit führte.  

Noch heute wird Kwame Nkrumah als Nationalheld gefeiert. 

Weitere Informationen:

https://www.britannica.com/biography/Kwame-Nkrumah


Der Werdegang des bedeutenden Autors Ngũgĩ wa Thiong’o

Ngũgĩ wa Thiong’o ist ein kenianischer Schriftsteller von Romanen, Theaterstücken und Kurzgeschichten. Er verfasst seine Werke seit 1978 in seiner Erstsprache Gĩkũyũ und gilt als einer der bedeutendsten ostafrikanischen Autoren aller Zeiten.

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Der Werdegang des bedeutenden Autors Ngũgĩ wa Thiong’o

Der kenianische Autor und Kulturwissenschaftler Ngũgĩ wa Thiong’o schrieb 1964 den ersten englischsprachigen Roman, der von einem Ostafrikaner veröffentlich wurde: Weep Not, Child. Der Roman handelt von einer Kikuyu Familie während der Mau-Mau-Aufstände in Zeiten der kenianischen Unabhängigkeitsbewegung.  

Autor mit traditionell afrikanischer Erzählweise 

Die Gĩkũyũ sind mit 22% die größte Bevölkerungsgruppe Kenias. Ngũgĩ wa Thiong’o wurde 1938 in Limuru, Kenia als Gĩkũyũ geboren. Als es in Kenia in den 1950er Jahren zu den Mau-Mau-Aufständen kam, geriet Ngũgĩs Familie in Gefangenschaft, sein Stiefbruder starb und seine Mutter wurde gefoltert.  

Die Mau-Mau-Aufstände waren Teil der antikolonialen Unabhängigkeitsbewegung in Kenia gegen die Kolonialmacht Großbritannien.  

Ngũgĩ studierte an der Makere-Universität in Uganda und an der Universitsy of Leeds in Großbritannien, dort veröffentlichte er 1965 sein erstes Werk „Weep Not, Child”. In seinem dritten Roman „A Grain of Wheat” von 1967 wendet sich Ngũgĩ von einer linearen Erzählweise aus der Sicht einer einzelnen Person ab und schrieb von nun an aus vielfältigen Perspektiven und Zeitpunkten. Es war ein Wendepunkt in seiner Karriere, da er sich ab diesem Zeitpunkt nach traditionellen afrikanischen Erzählweisen richtete.  

1967 begann Ngũgĩ an der Universität in Nairobi Englische Literatur zu unterrichten. Er dozierte bis 1977 noch an zwei weiteren Universitäten. Als Ngũgĩ 1977 sein erstes Werk nach zehn Jahren veröffentlichte, handelte es sich um den Roman „Petals of Blood”, darin beschreibt er das Leben im neokolonialen Kenia kritisch und deckt Missstände auf. Auch sein im gleichen Jahr veröffentlichtes Theaterstück ist sehr gesellschaftskritisch.  

Politische Gefangenschaft 

Aufgrund dessen wird Ngũgĩ 1977 vom damaligen diktatorischen Regime ohne Gerichtsverfahren inhaftiert. Bis zum Ende des Jahres 1978 wird er gefangen gehalten. Diese Zeit beschreibt er in seinen Memoiren, im Gefängnis selbst schreibt er den Roman „Devil on the Cross” auf Toilettenpapier.  

Im Gefängnis entscheidet Ngũgĩ, seine Werke in Zukunft nur noch in seiner Erstsprache Kikuyu oder in Swahili zu veröffentlichen, da Ngũgĩ die englische Sprache als Mittel und Ausdruck eines anhaltenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und linguistischen Kolonialismus versteht. Er meint, dass es schädlich für das Selbstbewusstsein junger Afrikanerinnen und Afrikaner sei, wenn europäische Sprachen wie Englisch und Französisch die ersten seien, die sie lernten. So würde den Menschen vermittelt werden, dass Wissen nur von außen käme. Nach Ansicht Ngũgĩs sollten alle Afrikanerinnen und Afrikaner zunächst eine afrikanische Erstsprache erlernen, dann eine andere afrikanische Sprache, um sich mit anderen Menschen auf ihrem Kontinent austauschen zu können und erst dann eine europäische Sprache. Dies würde die Menschen ermächtigen.  

Nach seiner Entlassung, die die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erwirkt hat, darf Ngũgĩ seiner Arbeit als Dozent nicht mehr nachgehen. Trotzdem bleibt er als Autor eine kritische Stimme des autoritären Moi Regimes.  

Zeit im Exil 

Während der Vorstellung seines Buches „Devil on the Cross” in England, erfährt Ngũgĩ von einem Komplott gegen ihn, daraufhin begibt er sich ins Exil, zunächst in Großbritannien und ab 1989 in den USA.  

Im Exil setzte er sich für politische Gefangene in Kenia ein und dozierte als Professor an verschiedenen Universitäten. Als der Diktator Moi 2002 seine Herrschaft abtritt und es zu demokratischen Wahlen kommt, kehren Ngũgĩ und seine Ehefrau, Njeeri, 2004 nach 24 Jahren im Exil zurück um sein Buch „Wizard of the Crow” in Kenia zu veröffentlichen. Während dieser Reise wurden er und seine Frau in ihrem hoch abgesicherten Apartment von vier Männern überfallen. Ngũgĩ wurde verprügelt und es wurden Zigaretten an seiner Stirn ausgedrückt. Njeeri wurde von den Männern vergewaltigt. Ngũgĩ geht von einer politisch motivierten Tat aus. Drei Sicherheitsmänner und ein Neffe Ngũgĩs wurden für die Tat angeklagt.  

Ngũgĩ schrieb weiterhin und wurde vielfach ausgezeichnet. Er gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Ostafrikas. 

Neuestes Werk 

2018 veröffentlichte Ngũgĩ seinen bis dato letzten Roman „The perfect nine”. In diesem beschreibt er den Entstehungsmythos der Gĩkũyũ aus einer feministischen Perspektive. Der eigentliche Mythos besagt, dass der Urvater Gĩkũyũ von der höchsten Macht Ngai der Urmutter Mũmbi zugewiesen wurde, sie bekam neun Töchter. Diese neun Frauen wurden zu den Stammeshäuptern von neun Stämmen. Ihre Männer übernahmen die Macht ihrer Frauen, indem sie sie gleichzeitig schwängerten und kurz vor der Geburt unterwarfen.  

Weitere Informationen:

https://ngugiwathiongo.com/about/

https://www.britannica.com/biography/Ngugi-wa-Thiongo

Khelef, M. in DW:
https://www.dw.com/de/ngugi-wa-thiongo-zuerst-kommt-die-muttersprache/a-44312809 (21.06.2018) 

Jaggi, M in The Guardian:
https://www.theguardian.com/books/2006/jan/28/featuresreviews.guardianreview13 (28.01.2006) 

Die Rückkehr nach Ghana

Seit 2019 ruft Ghana vermehrt Menschen afrikanischer Herkunft dazu auf, in ihr „Mutterland” zurückzukehren. Als einer der ersten Rückkehrenden aus der Diaspora gilt der Civil Rights Aktivist William Edward Burghardt De Bois. Ein aktuelles Beispiel ist die Dozentin Jemima Nunoo, die in Manchester aufwuchs.

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Die Rückkehr nach Ghana

William Edward Burghardt De Bois war ein US-amerikanischer Soziologe, Civil Rights Aktivist und Philosoph, der sich in seinen Schriften mit Rassismus, Kolonialismus und Demokratie auseinandersetzte. 1895 erhielt De Bois als erster Afroamerikaner den Doktortitel an der Harvard-Universität. Zudem gilt er als einer der ersten Rückkehrenden aus der Diaspora. 1961 zog De Bois aus den USA nach Accra, der Hauptstadt Ghanas.

Diaspora

Diaspora bezeichnet einen bestimmten Typ von ethnischen und religiösen Minderheiten. Diese Bevölkerungsgruppen haben meist über Generationen einen bleibenden Herkunftslandbezug und oftmals eine traumatische Wanderungsgeschichte, welche das Selbstverständnis prägt (BPB).

Das Jahr der Rückkehr

De Bois gilt als Vorbild für Menschen aus Großbritannien oder den USA, die ins „Mutterland” Ghana zurückkehren. Der ghanaische Präsident Nana Akufo-Addo erklärte, genau 400 Jahre nach den ersten Sklavinnen- und Sklaventransporten aus Afrika nach Amerika, das Jahr 2019 zum „Jahr der Rückkehr”. Unter anderem führten Besuche von Stars wie Rapper T.I. und Schauspieler Danny Glover zu einem Anstieg von 200.000 Urlauberinnen und Urlaubern in diesem Jahr. Menschen, die dauerhaft nach Ghana zurückkehren wollten, sollten genauso angesprochen werden wie Touristen. 

Im November 2019 wurden 126 Afroamerikanerinnen und –amerikaner, sowie Menschen aus der Karibik von der ghanaischen Regierung nach Accra eingeladen, um ihnen die ghanaische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Dies war ein symbolischer Akt. Allerdings wird die Ansiedlung in Ghana für Menschen mit afrikanischem Ursprung durch das Recht auf ein Leben ohne Visum und ohne zeitliche Begrenzung gefördert. 

Ghanas Hauptstadt Accra wurde in den letzten Jahren stark modernisiert, die Häuser haben teilweise Pools oder Bars auf den Dächern. Überall sind viele Cafés und Restaurants zu finden. Für Menschen, die aus Großstädten aus den USA oder aus Europa kommen, ist dadurch die Eingewöhnung leichter. 

Vorteile Ghanas

Anders als andere afrikanische Staaten gilt Ghana als gefestigte Demokratie, mit mittlerem Einkommen (das heißt: das Bruttonationaleinkommen pro Kopf liegt zwischen 1.046 USD und 4.125 USD. Weltbank) Auch was die Anfälligkeit für Korruption angeht, listet Transparency International das Land auf Platz 80 von 180. Dies sind interessante Faktoren, die Menschen bei der Entscheidung helfen können, in ein afrikanisches Land zurückzukehren.

Jemima Nunoo

Jemima Nunoo ist ein Beispiel für die erfolgreiche Rückkehr aus Großbritannien nach Ghana. Jemima Nunoo wuchs in Manchester auf, nachdem ihre Eltern in den 70er Jahren nach Großbritannien zogen. Obwohl Nunoo ihre Kindheit als gut bezeichnet, wurde sie in ihrer weißen Nachbarschaft immer wieder auf “afrikanische Stereotypen” angesprochen. Schon als Kind machte sie gemeinsam mit ihren Eltern oft Urlaub in Ghana, und beschreibt, dass sie nie negative Einstellungen zu dem Land hatte.

Nach ihrem Studium der Biochemie und internationalen Beziehungen dozierte sie an der Universität Birmingham. Obwohl sie ihren Vertrag hätte verlängern können, verzichtete sie nach einem Jahr darauf. Jemima Nunoo gibt an, dass sie das Gefühl hatte, in England nicht weiterzukommen, viele schwarze Akademikerinnen und Akademiker würden Ähnliches fühlen. Für sie war die einzige Alternative, in ihre „Heimat” Ghana zurückzukehren. 

Ghana wirbt nicht nur gut ausgebildete Rückkehrende an. So ist laut der regierenden Patriotischen Partei jeder willkommen, der kommen möchte. Trotzdem sind es wohl viele gutverdienende Menschen, die nach Ghana zurückkehren. 

Für Jemima Nunoo waren Dinge wie häufige Stromausfälle, der dichte Verkehr oder langwierige Prozesse bei Banken in ihrer Anfangszeit ihrer Eingewöhnung am schwersten. Sie konnte sich glücklicherweise auf ihre Familie verlassen, die sie unterstützte. Da dies allerdings nicht auf jeden rückkehrenden Menschen zutrifft, hilft Jemima Ghanaerinnen und Ghanaern, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, mit Tipps und eigenen Erfahrungen. 

Jemima gibt an, dass von 100 zurückgekehrten Menschen etwa 60 dauerhaft in Ghana bleiben. Für sie ist allerdings klar: „Für jeden negativen Aspekt bekomme ich zehn wirklich gute Dinge zurück. Ghana gibt mir Optionen, die ich im Vereinigten Königreich nie gehabt hätte.“

Zusammenfassung des Artikels Rückkehr ins Unbekannte aus der taz von Katrin Gänsler vom 13.01.2021. 


Inwiefern nimmt die Corona Pandemie Einfluss auf die Bildungssysteme afrikanischer Länder?

Eine Umfrage von “The eLearning Africa” und “EdTech Hub” weist neue Erkenntnisse zum Einfluss von Covid-19 auf die Bildungssysteme afrikanischer Länder auf.

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Symbolbild: Leeres Klassenzimmer

Inwiefern nimmt die Corona Pandemie Einfluss auf die Bildungssysteme afrikanischer Länder?

Grundlage für die Erkenntnisse sind 1.649 Beantwortungen von in Afrika lebenden und arbeitenden Personen und Organisationen. Die befragten Personen sind Lehrerinnen und Lehrer, Technologieexpertinnen und -experten und politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger verschiedener Länder in Afrika. Sie wurden befragt, inwiefern die Bildungssysteme und deren Akteure von der Corona-Pandemie beeinflusst werden.
Die Ergebnisse sind sehr divers und zeichnen ein vielfältiges Bild des ebenso vielfältigen Kontinents.

Die Umfrage macht deutlich auf die Unterschiede einzelner afrikanischer Länder aufmerksam und fordert die Leserinnen und Leser dazu auf, die Vielfältigkeit der Länder und Regionen in die eigenen Überlegungen miteinzubeziehen. Ausgehend von den starken Unterschieden innerhalb Afrikas ist zu erwarten, dass sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die jeweiligen Bildungssysteme der Länder ebenso stark unterscheiden. Denn die einzelnen Länder Afrikas weisen unterschiedliche Infektionszahlen auf, die Bildungssysteme sind verschieden und die Regierungen ergreifen dementsprechend andersartige Maßnahmen. Wie gut ein Land mit der Pandemie umgehen kann, hängt außerdem stark von dem Armutsanteil der Bevölkerung, dem Gesundheitssystem, der politischen Landschaft und vielen weiteren Faktoren ab.

Die Umfrage bietet folglich einen breitgefächerten Einblick in die aktuelle Bildungslandschaft afrikanischer Länder, gibt andererseits Aufschluss über identische Probleme und nennt Handlungsanweisungen und Überlegungen für Gegenwart und Zukunft. Ein Blick lohnt sich, denn auch außerhalb Afrikas kann von den Erkenntnissen gelernt werden. Afrika geht mit vielen guten Beispielen voran.

Der folgende Artikel bietet eine deutsche Zusammenfassung der internationalen Umfrage.

Hintergründe zur Umfrage

Die befragten Personen arbeiten in verschiedenen afrikanischen Ländern – in der Hochschulbildung, der Grundschul- und Sekundarschulbildung und in der Berufsschulbildung. Knapp über die Hälfte dieser Menschen arbeitet für die jeweilige Landesregierung, im öffentlichen Sektor. Interessant ist, dass neun Prozent dieser Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Telekommunikationssektor tätig sind. Telekommunikationsanbieter haben in afrikanischen Ländern einen immer größeren Einfluss auf die Schulbildung. Mobilfunkanbieter kooperieren beispielsweise mit Start-Ups und entwickeln Lernplattformen, die vielen Kindern einen besseren Zugang zu Bildung ermöglichen.
Die Umfrage macht deutlich, dass die Fernlehre (Englisch: ELearning) auch in Zukunft Bestandteil des Bildungssektors bleiben wird. Technologien, die die Fernlehre fördern, gewinnen an immer stärkerer Bedeutung.

Laut „The eLearning Africa” und “EdTech Hub“ zeige die Befragung, dass die Folgen der Corona-Pandemie auf die Bildung fundamental seien. Die Einschätzung der Befragten sei realistisch und in manchen Fällen deutlich reflektierter als jene einiger Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Europa oder Nordamerika, wo die Corona-Pandemie teilweise weniger folgenschwer für den Bildungssektor eingeschätzt werde.

Von Grundschule bis Sekundarstufe

Grundsätzlich sah die Mehrheit (92 Prozent) der Befragten die Schulschließungen als einen notwendigen Schritt für die Bekämpfung der Pandemie.

Die Hochschulbildung sei deutlich besser in der Lage, die aktuellen Auswirkungen zu verkraften. Gründe dafür sind, dass Universitäten und Hochschulen digital besser aufgestellt sind. 18 Prozent der Befragten denken, dass die Sekundarschulbildung am stärksten beeinträchtigt sei. Die Schwierigkeit liege insbesondere an der Einhaltung des Lehrplans und am Ablegen von Prüfungen. Wiederum denken 19 Prozent, dass die größten Einschnitte langfristig in der frühkindlichen Bildung zu sehen sein werden. 37 Prozent sehen hingegen Grundschulkinder am stärksten getroffen von der Corona-Pandemie. Grund dafür sei, dass Grundschulkinder nicht für eigenverantwortliches Lernen außerhalb der Klassenräume ausgestattet bzw. an es gewöhnt sind. Ist die Ausstattung vorhanden, dann sind die Kinder aufgrund ihres Alters trotzdem auf die Hilfe der Eltern angewiesen. Dass die Eltern pausenlos zur Hilfe schreiten können, ist allerdings häufig nicht möglich, da diese entweder selbst kaum Erfahrung mit ELearning haben oder berufstätig sind.

Insgesamt hatten Schülerinnen und Schüler bzw. Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Sekundarstufen wenig Erfahrung mit der Fernlehre. Sobald die physischen Unterrichtsstunden ausfallen mussten, wurden die Prüfungen priorisiert, die in dem Zeitraum der Schulschließungen abgelegt werden mussten. Entweder wurden die nötigen Maßnahmen auf nationalem Level eingeleitet oder es wurde anderweitig durch lokale oder andere institutionelle Stellen unterstützt, um die Prüfungen zu ermöglichen.

Wie wirken sich die Schulschließungen aus?

1.003 Personen berichteten davon, dass die jeweilige Landesregierung Fernunterricht in die Wege geleitet hatte. Davon bewerteten 576 Personen die Maßnahmen als nicht effektiv, 32 Prozent werteten die jeweiligen Maßnahmen als effektiv.

44 Prozent der Befragten sehen die größten Nachteile für Schülerinnen und Schüler in ländlichen Gebieten, 28 Prozent für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Haushalten. Hier wird deutlich, dass die vorhandenen Bildungsunterschiede innerhalb der Gesellschaften noch weiter auseinanderzuklaffen drohen. Die Befragten sehen die Verantwortung bei den Regierungen, um die immer größer werdenden Bildungsunterschiede zwischen Mittel- und Unterschicht und städtischen und marginalisierten ländlichen Gebieten auszugleichen.

Herkömmliche Wissensquellen

Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien haben auch gerade während der Schulschließungen einen schlechteren Zugang zu Bildung. Digitale Angebote können von vielen Menschen nicht wahrgenommen werden, da das Geld für die Anschaffung von nötigen Technologien fehlt.

Das Radio und Fernsehen wurde von den Teilnehmenden als wichtigste Technologie für den Fernunterricht eingestuft. Insbesondere Grundschulkinder müssen aufgrund mangelnder Ausstattung darauf zurückgreifen. Radio und Fernsehen sind oft die einzigen technischen Informationsquellen in den Haushalten. E-Learning Angebote wie interaktive Lernplattformen oder Apps seien am relevantesten für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe.

EdTech auf dem Vormarsch

EdTech steht für Educational Technology – Bildungstechnologie. Bildungstechnologie ergänzt den gewohnten Schulalltag um digitale Elemente, also Hardware und Software. Die Anwendungen werden mit pädagogischen Elementen verknüpft. So gibt es mittlerweile zahlreiche Apps für das Smartphone, einen SMS-Dienst, der beim Lernen hilft und interaktive Spiele, die bestimmte Themen vertiefen. Durch die Anleitung von Lehrerinnen oder Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wird das Lernen unterstützt und im besten Fall erleichtert.

Insgesamt gibt es einen Konsens darüber, dass EdTech immer bedeutender für die Schulbildung in afrikanischen Ländern wird. Auch vor den Schulschließungen waren Bildungstechnologien beliebt, doch mit der Ausbreitung der Corona-Pandemie gewannen die Technologien an größerer Bedeutung, denn dies war meist der einzige Weg, Wissen zu erlernen und zu vertiefen.

Um digitale Angebote für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, sind laut der Befragten drastische Veränderungen in vielen Bereichen nötig.

Die Fernlehre habe viele positive Aspekte, könne aber noch nicht so genutzt werden, wie es nötig sei. Hürden für die funktionierende Fernlehre seien u.a.

  • die jeweilige bestehende Infrastruktur bzw. der schlechte Zugang zu Technologien,
  • der Zugang zu Materialien,
  • ein angepasster Lehrplan,
  • die Lernatmosphäre zu Hause,
  • erschwingliche und zugängliche Elektrizität und Internetverbindung,
  • Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnik,
  • persönliche Entwicklung und
  • fehlendes Wissen zum richtigen Umgang mit den Technologien.

Prognosen

Die Ausbreitung der Pandemie wird als eine große Bedrohung eingeschätzt. Umso bemerkenswerter ist allerdings, dass die Hälfte der befragten Personen neue Möglichkeiten für das Bildungssystem sieht. Diese eröffnen sich durch die Umstellungen im Zuge der Corona-Pandemie.

„Stop trying to copy first world countries“ lautet eine allgemeine Empfehlung einer Lehrkraft aus Südafrika.

Learnings

Die Umfrage bietet konkrete Hinweise auf mehreren Seiten. So schlägt eine Lehrkraft aus Tansania vor, identische Bildungsmaterialien auf allen Plattformen, im Radio, im Fernsehen und auf Online Portalen zu verbreiten. Dies würde ermöglichen, dass eine Vielzahl der Schülerinnen und Schüler identische Materialien erhält, unabhängig von der Informationsquelle, die sie benutzen.

Doch eine Aussage hört man immer wieder:
Die Regierungen der Länder müssen für einen besseren und stabileren Internetzugang sorgen, die Unterschiede sind von Region zu Region sehr groß, die Bildungsangebote sind unterschiedlich gut zugänglich.
Es darf nicht sein, dass die Chance auf Bildung vom Zugang zum Internet abhängt und dadurch viele Kinder und Jugendliche einen Nachteil haben, obwohl das Recht auf Bildung universal ist.

Es lohnt sich, einen Blick in die Umfrage zu werfen und Anreize für den eignen Unterricht zu bekommen.

Die gesamte Umfrage lesen Sie unter: https://www.elearning-africa.com/reports_surveys_COVID19.php


Südsudanesische Basketballmannschaft nimmt erstmals an AfroBaskets teil

Der aus dem Südsudan stammende ehemalige NBA-Star Luol Deng bringt nun das Nationalteam seiner Heimat zu internationalem Erfolg. Das Team wird in diesem Jahr erstmals an der afrikanischen Basketballmeisterschaft teilnehmen.

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Südsudanesische Basketballmannschaft nimmt erstmals an AfroBaskets teil

Nachdem sich Luol Deng nach 15 Saisons für die Chicago Bulls und weiteren Teams aus der NBA zurückzog, wurde er zum Nationalcoach des südsudanesischen Basketballnationalteams. Er hofft, mit Basketball etwas in dem kriegsgebeutelten Land verändern zu können.  

Im Dezember 2020 gewann das südsudanesische Team nun erstmals genug Spiele, um sich für die afrikanische Basketballmeisterschaft „AfroBasket“ zu qualifizieren. Und das als Verein, der bis jetzt erst in wenigen internationalen Wettbewerben spielte! 

In den zehn Jahren, die es das Land Südsudan gibt, herrschte während der Hälfte der Zeit, also fünf Jahre lang, ein Bürgerkrieg. 200.000 Menschen starben in diesem Krieg. Und laut einer Studie der „London School of Hygiene and Tropical Medicine“ von 2018 starben etwa doppelt so viele Menschen an den Folgen des Krieges: an Hunger und Krankheiten. 

Luol Deng, der das Nationalteam zudem finanziert, hofft, dass der Sport das Land wieder zusammenbringen kann und das Image nach Außen verbessert. Er geht davon aus, dass einige Menschen durch den Stolz auf die Nationalmannschaft wieder neue Kraft bekommen.  

Albino Bol Dhieu, der Sport- und Jugendminister des Südsudans, glaubt ebenfalls daran. Er plant den Ausbau von Basketballplätzen und Sportzentren im Land. Allerdings steht weniger als ein Prozent des Staatshaushaltes für sein Ministerium zur Verfügung.  

Das südsudanesische Nationalteam ist durch die Leistungen der letzten Monate im Ranking der internationalen Basketball Federation auf den 98. Platz gestiegen. Im August startet die AfroBasket Saison und im Südsudan wird gehofft, dass der Erfolg des Teams junge Menschen davon überzeugen wird, Basketball zu spielen anstatt im Krieg ihr Leben zu riskieren.  

Es handelt sich um eine übersetzte Version des Artikels „Can basketball heal South Sudan?“ erschienen im Economist am 09.01.2021. 


Student entwickelt Übersetzungssoftware für die Sprache „Fon”

Um die Sprachnachrichten seiner Mutter zu verstehen, entwickelt Bonaventure Doussaus eine Übersetzungssoftware für die afrikanische Sprache „Fon”.

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Symbolbild: Software

Student entwickelt Übersetzungssoftware für die Sprache „Fon”

Da Bonaventure Doussaus in seiner Kindheit und Jugend sechs Tage die Woche in der Schule war und dort Französisch sprach, beherrscht er seine Muttersprache Fon nur mittelmäßig gut. Als der junge Mann aus Benin dann zu seinem Studium für Data-Engineering nach Bremen geht, fehlen ihm die Gestik und Mimik seiner Mutter, um ihre Sprachnachrichten vollkommen zu verstehen.  

Das Internet ist ihm keine Hilfe, da es kein Übersetzungsprogramm für Fon gibt. Er beschließt, dies zu ändern und eine eigene Software zu programmieren. Da Fon allerdings fast ausschließlich mündlich überliefert wurde, steht er vor einer schwierigen Aufgabe. Bei den einzigen schriftlichen Überlieferungen der Sprache handelt es sich um alte missionarische Schriften. Doussaus entwickelt eine eigene Tastatur für die Sprache. Außerdem bittet er auf Social Media um Unterstützung: Menschen die Fon sprechen, sollen die 20 Sätze, welche sie am häufigsten verwenden, zusammen mit ihrer französischen Übersetzung einschicken.  

Durch diese Methode kommen 25.000 Datensätze zusammen. Das Programm ist ein großer Erfolg und andere afrikanische Länder haben angekündigt, die Software für weitere Sprachen nutzen zu wollen. 

Durch seine Beschäftigung mit der Sprache versteht Doussaus die Sprachnachrichten seiner Mutter heute auch schon fast ohne die eigene Software! 

Weitere Informationen: 

F. Boeselager, Student entwickelt Übersetzungssoftware für eine afrikanische Sprache in Deutschlandfunk Nova am 26.12.2020 


Internationale Studie zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ärmsten der Welt

Eine internationale Studie von verschiedenen Hilfsorganisationen untersuchte die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die ärmsten Länder der Welt.

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Internationale Studie zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Ärmsten der Welt

Alliance2015 ist ein Netzwerk aus acht europäischen Hilfsorganisationen, welche sich für Armutsbekämpfung und Katastrophenvorsorge einsetzen. Unsere Mitgliedsorganisation Helvetas ist Teil des Netzwerkes. 

Am 10. Dezember 2020 hat Alliance2015 eine Studie zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf einige der ärmsten Menschen in 23 Ländern veröffentlicht. Für diese Studie wurden 13.680 Haushalte befragt. Die Menschen wurden zu ihren Kenntnissen von Corona-Hygieneregeln befragt, welche Schwierigkeiten sie bei der Einhaltung dieser Regelungen haben und welche Auswirkungen die Pandemie auf ihre finanzielle und psychische Situation hat.   

Über 40% der Befragten gaben an, dass die Menge und Qualität ihrer Lebensmittel abgenommen habe. Am meisten sank die Menge der verfügbaren Lebensmittel in der Demokratischen Republik Kongo, in Malawi, Ecuador und in Kenia.  

90% der befragten Menschen gaben an, schlechter zu verdienen als vor der Pandemie. Am stärksten betroffen waren Gelegenheitsarbeitende und Kleingewerbetreibende. Zudem erhielten Dreiviertel der Befragten weniger oder keine Geldsendungen aus dem Ausland mehr. 

Es gab zwar ein breites Bewusstsein über die Schutzmaßnahmen gegen das Virus, allerdings konnten sich fast ein Drittel der Befragten weder Masken noch Seife leisten. Da 38% der Befragten in Camps lebten, war für sie Social Distancing unmöglich.  

Zwei Drittel der Befragten mit Kindern gaben an, dass sich der Zugang zu Bildung durch die Covid-19-Pandemie verschlechtert hatte. 70% der Befragten gaben an, dass es zu einem Anstieg an Konflikten in ihren Gemeinden und Familien kam. 

Die Daten der Studie sollen der Konzeption von neuen Projekten und dem Einstieg zum Dialog mit wichtigen Stakeholdern dienen.  

Übersetzte Zusammenfassung des Artikels “Alliance2015 Multi Country Research” vom 10.12.2020  


Die feministische Stimme: Plattform „Sauti“ der Afrikanischen Union

Die Afrikanische Union startete Ende Juli 2020 die erste Plattform für junge Feministinnen in Afrika. Der Sauti Blog ist eine digitale Sammlung von 25 Geschichten junger afrikanischer Frauen aus fünf Regionen Afrikas.

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Die feministische Stimme: Plattform „Sauti“ der Afrikanischen Union

Die Afrikanische Union lud junge Frauen ein, Geschichten zu ihren Herausforderungen und alltäglichen Schwierigkeiten während der Corona-Krise zu erzählen – als Text, Bild, Audio oder Video. Aus insgesamt 460 Einreichungen wurden 25 herausragende Beiträge junger Frauen ausgewählt, die in der Online-Publikation sowie auf der Website der Afrikanischen Union veröffentlicht wurden.  

Im Fokus: Stärkung der Frauenrechte 

Ziel der digitalen Publikation ist es, afrikanischen Frauen eine Stimme zu geben und ihre Geschichten und Herausforderungen, die sie angesichts der Corona-Pandemie erleben, anderen zugänglich zu machen. Das spiegelt sich auch im Namen wider: Sauti heißt auf Arabisch und Kisuaheli „meine Stimme“. Im Zentrum der Publikation steht die Frage, wie Frauen in Afrika dieser aktuellen Krise begegnen, wo Ungerechtigkeiten herrschen und möglicherweise durch die Krise verstärkt werden und welche Wege es gibt, für die Stärkung der Frauenrechte einzutreten.  

Der Blog soll im jährlichen Rhythmus fortgeführt werden. Dabei ist der Herausgeberin Rim Menia wichtig zu betonen, dass es ein afrikanisch geführtes und von jungen Frauen getragenes Projekt ist.   

Geschlechterungerechtigkeit bekämpfen 

In 25 Geschichten werden starke weibliche Persönlichkeiten porträtiert, ausweglose Situationen junger Frauen dokumentiert und Lösungsansätze diskutiert. Die Beiträge zeigen: Die Corona-Krise hat die Geschlechterungerechtigkeit noch verschärft, und in vielen Regionen Afrikas haben junge Frauen und Mädchen nicht die Chance, ihre Stimme zu erheben und gehört zu werden. Das möchte der Blog ändern und junge afrikanische Frauen zusammenbringen, motivieren und gemeinsam nach Lösungen suchen.  

Die Online-Publikation sauti könnt ihr hier nachlesen.  

Der Beitrag ist eine Zusammenfassung des Artikels „Was Corona für junge afrikanische Frauen bedeutet“, publiziert am 25.08.2020 auf qantara.de 


Ein ganz besonderes Korallenriff in Ostafrika entdeckt

Forschende fanden ein Korallenriff, welches durch einen glücklichen Zufall vor der Erwärmung des Meeres geschützt wird.

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Ein ganz besonderes Korallenriff in Ostafrika entdeckt

2020 wurde an der Küste zwischen Tansania und Kenia ein Korallenriff entdeckt. In der 400 Quadratkilometer großen Region kann man viele seltene Meeresbewohner finden. Die umliegenden Korallenriffe verblassen wegen der steigenden Meerestemperatur und sterben langsam ab. Doch dieses besondere Riff strahlt in bunten Farben und beherbergt die meisten Delfine der Region.  

Doch die Besonderheit liegt nicht an der Widerstandsfähigkeit dieser speziellen Korallen, sondern an einem glücklichen Zufall. Ausbrüche des Kilimanjaro bildeten vor tausenden Jahren tiefe Tunnel, welche bis heute kühles Wasser ins Meer leiten. So ist das Riff gegen Hitzewellen geschützt, welche etwa alle fünf Jahre auftreten  

Dieses Korallenriff wird in einigen Jahren möglicherweise das einzige noch bestehende der  

Region sein. Dann ist es zwar eine wunderschöne Besonderheit aber auch das Zeichen des unverantwortlichen Umgangs der Menschen mit der Erde.  

Doch auch das Riff ist bedroht. Durch illegale Fischerei und den Ausbau der Küste Tansanias könnte das Biotop zerstört werden. 

Übersetzte Zusammenfassung des Artikel ‚Happy corals‘: climate crisis sanctuary teeming with life found off east Africa in The Guardian von Karen McVeigh vom 15.12.2020 


Kein Fortschritt bei der Bekämpfung von Kinderarbeit im Kakaoanbau

In der Weihnachtszeit essen wir gerne ein Stück Schokolade mehr oder genießen eine Tasse warmen Kakao. Doch bis heute arbeiten Millionen Kinder im Kakaoanbau.

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Kein Fortschritt bei der Bekämpfung von Kinderarbeit im Kakaoanbau

Der Anbau von Kakao ist schwierig, er wächst nur an wenigen Stellen auf der Erde, nah am Äquator. Die Kakaopflanze mag es nicht, wenn sie direkt von der Sonne beschienen wird, weshalb andere hohe Pflanzen neben die Kakaopflanzen gesetzt werden müsse. Da die Kakaopflanze nur etwa 25 Jahr ertragreich genug ist, um sich wirtschaftlich zu rentieren, müssen die Kakaobäuerinnen und –bauern außerdem ständig neue pflanzen. 90% des gesamten Kakaos wird in kleinbäuerlichen Betrieben geerntet. 

Obwohl es beim Kakao zu Preisschwankungen kommen kann, und der Anbau so hart ist, entscheiden sich viele Menschen in Westafrika, wo mehr als 70% des weltweiten Kakaos herkommt, für die Kakaobohne. Denn der Konsum von Kakao ist und bleibt hoch.  

Gerade in der Weihnachtszeit essen wir gerne ein Stück Schokolade mehr oder genießen eine Tasse warmen Kakao. Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Abnehmer von Kakao weltweit. 

Doch die Bedingungen, unter denen der Kakao in unseren Schokoweihnachtsmännern angebaut wird, sind oft menschenrechtsverletzend. Die niedrigen Preise unserer Schokolade können nur zustande kommen, weil Menschen, die den Kakao anbauen nicht ausreichend entlohnt werden.  

In der Côte d‘Ivoire und in Ghana leben Menschen im Kakaoanbau mit weit unter der Hälfte dessen, was sie zur Sicherung des Existenzminimums bräuchten. Die meisten Beschäftigten sind nur zeitweise angestellt und haben keinen festen Arbeitsvertrag. Da immer mehr Menschen in den Kakao-Anbauregionen in Westafrika von extremer Armut betroffen sind, gibt es immer mehr Kinderarbeit. 

Laut einer Studie des National Opinion Research Center arbeiten rund 1,56 Millionen Kinder im Kakaoanbau. Deutsche Unternehmen setzen sich seit 20 Jahren das Ziel Kinderarbeit im Kakaoanbau zu beenden – allerdings nur auf freiwilliger Basis. In den letzten 10 Jahren hat Kinderarbeit so leider sogar zugenommen.  

Die Länder Côte d‘Ivoire und Ghana haben 2019 eine gemeinsame Organisation für den Kakaohandel gegründet. Schwankungen des Weltmarktpreises von Kakao sollen so ausgeglichen werden, um Kleinbäuerinnen und –bauern stabilere Einnahmen zu ermöglichen. Entwicklungsorganisationen setzen sich für ein Lieferkettengesetz in Deutschland an, welches Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen innerhalb ihrer Lieferkette haftbar machen würde.  

Bis jetzt bleibt es bei den Absichtserklärungen und der freiwilligen Selbstverpflichtung der Unternehmen in Deutschland.  

Weitere Informationen:

Studie: Menschenrechtsverletzungen im Kakaoanbau 2020 


Chinua Achebe – Vater der modernen afrikanischen Literatur

Chinua Achebe ist einer der ersten bedeutenden nigerianischen Schriftsteller, der die Literatur Afrikas über den Kontinent hinaus bekannt machte. In seinem Werk setzt er sich mit den Krisen des aufstrebenden Afrikas auseinander. Er beschreibt die Konflikte des afrikanischen Dorfes beim Erstkontakt mit dem weißen Mann sowie die Herausforderungen moderner afrikanischer Großstädter.

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Chinua Achebe – Vater der modernen afrikanischen Literatur

Chinua Achebe wurde 1930 in Ogidi, Nigeria geboren. Er studierte zunächst Medizin, dann Literatur, Geschichte und Religion an der Universität von Ibadan. Später wurde er Leiter des nigerianischen Rundfunks. Während des nigerianischen Bürgerkriegs engagierte sich Achebe für die Unabhängigkeit Biafras, ein Staat der Volksgruppe der Igbo, der 1967 seine Unabhängigkeit von Nigeria erklärte. Der Bürgerkrieg endete 1970 mit der Auflösung des Biafra-Staates. Achebe nahm Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten von Nigeria an. 1990 zog er in die USA und unterrichtete an verschiedenen Universitäten.  

Things Fall Apart 

Sein erstes Buch „Things Fall Apart“, erschienen 1958, gilt als der Afrika-Roman, der die moderne afrikanische Literatur begründete. Achebe beschreibt darin den Konflikt einer archaischen Kultur mit dem Regime der britischen Kolonialherren. Hauptfigur des Romans ist Okonkwo, der im Konflikt mit den strengen Stammesregeln seines Dorfes steht und an der Herrschaft der britischen Kolonialherren zerbricht. 

Achebe schuf mit seinem Roman endlich eine literarische Stimme für Afrika, die auch außerhalb des Kontinents gehört wurde. Nelson Mandela schreibt über ihn: »Da war ein Autor mit dem Namen Chinua Achebe, in dessen Gesellschaft die Gefängnismauern einstürzten.«  

Achebe setzte sich in seinem Schaffen mit dem Wirken von Kolonialismus auseinander und setzte sich für die Beachtung der Menschenrechte in seinem Heimatland ein. Er übte Kritik an der Rezeption Afrikas durch den Schriftsteller Joseph Conrad. Die Auffassung Achebes wurde zunächst nicht gehört, später fand diese aber Anerkennung, vor allem im Rahmen der postkolonialen Rezeption Conrads. 

Chinua Achebe erhielt 2002 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2013 starb er in Boston, USA.  

Achebe prägt bis heute Nigerias junge Schriftsteller-Generation, wie beispielsweise die Autorin Chimamanda Ngozie Adichie.  

Weitere Informationen:

Chinua Achebe Nigerian Author in Britannica, 10.12.2020

Chinua Achebe Biography in Biography, 17.06.2020  


Theodor Wonja Michael – Vorbild im Kampf gegen den Faschismus

Vor einem Jahr, im Oktober 2019, starb einer der letzten bekannten afro-deutschen Zeitzeugen des Nationalsozialismus: Theodor Wonja Michael.

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Theodor Wonja Michael – Vorbild im Kampf gegen den Faschismus

Theodor Wonja Michael wurde am 15. Januar 1925 als jüngstes von vier Kindern in Berlin geboren. Sein Vater, Theophilus Wonja Michael war aus der damaligen deutschen Kolonie Kamerunnach Deutschland gekommen, um hier studieren zu können. Dies wurde ihm allerdings nicht erlaubt. Um seine Familie ernähren zu können, arbeitete er als U-Bahnbauer und bei den so genannten Völkerschauen. Zu diesen Völkerschauen wurden auch der kleine Theodor und seine Geschwister Juliana, Christine und James mitgenommen. 

Dem Vater wurde das Sorgerecht für die Kinder bald entzogen und sie kamen zu unterschiedlichen Pflegeeltern. Theodors Pflegeeltern waren vom Zirkus und so tourte er eine Weile durch Europa. Nach dem Tod seines Vaters und der Machtübernahme Hitlers verließen seine Geschwister Deutschland. Theodor arbeitete als Page in einem Hotel oder spielte Komparsenrollen in Filmen wie “Münchhausen”.  

Die Einflüsse des Nationalsozialismus bemerkte Theodor zum ersten Mal, als er nicht wie all seine Freunde zur Hitlerjugend durfte, sondern weggeschickt wurde. Theodor Wonja Michael sagte später, er habe es nur durchs Verstecken geschafft, den Nationalsozialismus in Deutschland zu überleben. Er habe häufig an Selbstmord gedacht, so Michael. 1943 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet, bis er 1945 von der Roten Armee befreit wurde. 

Nach dem Krieg wollte Michael in die USA auswandern, doch die Quote für deutsche Auswanderer war bereits erfüllt. Also blieb er in Berlin und hielt sich und seine Familie mit kleineren Jobs als Schauspieler über Wasser. Später studierte er mit Hilfe eines Stipendiums Volkswirtschaft und Soziologie. Er wurde Journalist und Dolmetscher. Irgendwann war er als “Afrika-Experte” bekannt und der Bundesnachrichtendienst bot ihm eine Stelle an. Michael war auf Grund seiner belasteten Beziehung zu Deutschland zwiegespalten, schlussendlich nahm er die Stelle an, um Türen für die Generationen nach ihm zu öffnen. 

Bis zu seinem Tod machte sich Theodor Wonja Michael gegen Rassismus und Nationalismus stark. Er war einer der letzten schwarzen Zeitzeugen des Nationalsozialismus und ist und bleibt Teil der afro-deutschen Geschichte. Für uns ist er ein Vorbild im Kampf gegen Ausgrenzung und gegen den Faschismus.  

Weitere Informationen:

Theodor Wonja Michael: Überlebt als Unsichtbarer Theodor Barth, 28.10.2019 

Ein Leben gegen den Rassismus – Zum Tod von Theodor Wonja Michael Gaby Reucher 22.10.2019 

Patrice Eméry Lumumba: Symbolfigur für den Kampf gegen den Kolonialismus

Patrice Emery Lumumba war der erste Ministerpräsident des unabhängigen Kongos. Nach seinem Tod blieb er eine der wichtigsten Symbolfiguren im afrikanischen Kampf gegen den Kolonialismus.

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Patrice Eméry Lumumba: Symbolfigur für den Kampf gegen den Kolonialismus

Lumumba wurde am 2. Juli 1925 als Isaie Tasumbu Tawosa im belgisch besetzten Teil des Kongos geboren. Isaie wuchs in einer harten Zeit auf. Auf der Suche nach den großen Bodenschätzen des Kongos tötete das belgische Königreich während der Besatzungszeit mindestens fünf Millionen Kongolesinnen und Kongolesen, das entsprach 40% der Gesamtbevölkerung.  

Die Ausbildung des jungen Lumumbas 

Die Eltern des jungen Isaie wünschten sich eine bessere Zukunft für ihren Sohn und arbeiteten hart, damit er auf einer katholischen Schule zum Religionslehrer ausgebildet werden konnte. Zunächst erfüllte der junge Isaie alle Erwartungen seiner Eltern, doch nach einigen Jahren begann er, sich gegen den Kolonialapparat zu widersetzen.  

Durch Widerspruch und Kritik flog er aus weiteren Schulen und verlor seine Ausbildungsplätze. Als es keine andere Möglichkeit mehr gab, kehrte er in sein Heimatdorf zurück. Da er lesen und schreiben konnte, bekam er eine Anstellung bei den Missionaren. Als er in die nächste Stadt zog, entschloss er sich, seinen Namen zu ändern, in Patrice Eméry Lumumba. Lumumba bedeutet “Aufrührerische Massen”.  

Der Aufstieg Lumumbas 

Lumumba wurde Postbeamter und wurde in den Club der “évolués“ (gebildete Afrikaner) aufgenommen. Diese kleine Schicht gebildeter Kongolesinnen und Kongolesen erhielten einige Privilegien. Um Mitglied zu werden, waren ein gewisser Bildungsstand, die Angehörigkeit zum Christentum, Monogamie, Sauberkeit und weitere Kriterien Voraussetzung. Ab 1952 schrieb er für einige liberale Zeitungen, später wurde er Teil der Beamtengewerkschaft, welche rein kongolesisch organisiert war. 

Lumumbas Beteiligung an der kongolesischen Nationalbewegung 

Als er Kritik an der ungerechten Bezahlung kongolesischer Beamten übte und sich seinen ihm zustehenden Lohn aus der Postkasse nahm, wurde er für zwölf Monate inhaftiert. Diese Gefangennahme löst bei den “évolués” eine politische Bewusstwerdung aus. Nach seiner Freilassung entschied Lumumba, sich gegen die koloniale Unterdrückung einzusetzen. 1957 war er eines der Gründungsmitglieder der Partei der Kongolesischen Nationalbewegung. Lumumba wurde zur zentralen Figur der Bewegung.  

Im Oktober 1959 wurde Lumumba von der belgischen Kolonialmacht gefangengenommen, gefoltert und nach vier Monaten wieder freigelassen. Seine Partei gewann am 25. Mai 1960 die Parlamentswahlen. In seiner Rede zum Amtsantritt als Ministerpräsident prangerte er öffentlich die Jahre der Unterdrückung durch das belgische Königreich an. Die Zuhörenden waren begeistert, der belgische König beleidigt. Der gesamte Westen war gegen den Amtsantritt Lumumbas, welcher eine Rückbesinnung auf afrikanische Werte erreichen wollte, statt einer westlichen Politik zu folgen.  

Das Komplott gegen den Ministerpräsidenten 

Zwei Monate nach der Wahl spaltete sich die bodenschatzreiche Provinz Katanga vom Rest des Kongos ab. Unterstützt wurde das Vorhaben von Belgien und den USA, welche Uran aus dem Kongo bezogen. Regiert wurde Katanga danach von Moïse Tschombé, welcher der Kolonialmacht Belgien sehr nahe stand.  

Die USA drängte außerdem auf die Entlassung Lumumbas durch den Präsidenten Kasavubu. Als Lumumba daraufhin allerdings Kasavubu aus seinem Amt enthob, kam es zu einem Putsch von Oberst Joseph Mobutu, welcher von den USA abgesegnet war. Lumumba wurde unter Hausarrest gesetzt. Nachdem ihm die Flucht gelang, versuchte er, die Verschwörung bei einer Kundgebung öffentlich zu machen. Daraufhin wurde er wieder festgenommen und am 17. Januar 1961 von Unterstützern Mobutus und Kasavubus mit Unterstützung der CIA und belgischen Soldaten ermordet. 

Daraufhin regierte Kasavubu bis 1965 das Land, bis Mobuto ein zweites Mal putschte und zum Präsidenten wurde. Mobuto führte daraufhin eine 30-jährige diktatorische Herrschaft.  

Erst Jahre später gelangte die wahre Geschichte des Komplotts gegen Lumumba an die Öffentlichkeit. Lumumba verblieb in den Köpfen der Menschen als Symbol der Befreiung Afrikas von den Kolonialmächten. Seine Rede zum Amtsantritt ist bis heute unvergessen. 

Quelle:

Diallo, M. Moustapha (Hrsg.), 2015, Visionäre Afrikas – Der Kontinent in ungewöhnlichen Porträts, Bonn

Wie der Sieg von Zozibini Tunzi zur “Miss Universe” zum Wandel der Schönheitsstandards beiträgt

Schönheitswettbewerbe sind umstritten. Wer und was als schön gilt, wird in den Shows bewertet, die jährlich Millionen Menschen ansehen. Die Siegerinnen des Jahres 2019 zeigen, dass es zumindest ein wenig Umdenken innerhalb der Branche gibt.

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Wie der Sieg von Zozibini Tunzi zur “Miss Universe” zum Wandel der Schönheitsstandards beiträgt

Schönheitswettbewerbe sind in den USA seit jeher ein großes Spektakel. Seit 1921 wird “Miss America” gesucht, seit 1951 “Miss World” und seit 1952 “Miss USA” und “Miss Universe”. Wie die Namen schon vermuten lassen, werden bei “Miss World” und “Miss Universe” Frauen aus der ganzen Welt begutachtet. 1983 kam dann “Miss Teen USA” hinzu. Die Teenagerinnen müssen immerhin nicht in Badeanzügen auftreten.  

Obwohl das Konzept “Schönheitswettbewerb” umstritten ist, hält sich das Konzept ähnlich gut wie TV-Sendungen namens “Germanys next Topmodel” oder das amerikanische Äquivalent. Obwohl die Zuschauerzahlen beim Miss Universe-Wettbewerb zuletzt sanken, schauten immerhin noch 3,82 Millionen Menschen der Südafrikanerin Zozibini Tunzi bei ihrem Sieg zu.  

Zozibini Tunzis Sieg ist ein Meilenstein in der Geschichte des Wettbewerbs. Die junge schwarze Frau trug ihre Haare in einer modernen Kurzhaarfrisur. Während des Wettbewerbs wurde ihr häufig geraten, ihre natürlichen Haare unter einer Perücke zu verstecken, erzählte Tunzi. Doch gerade das stärkte die 27-jährige in ihrem Selbstbewusstsein, zu ihren Haaren zu stehen. 

Im Jahr 2019 kam es zudem zu einem weiteren wichtigen Schritt in der Geschichte der Schönheitswettbewerbe: die fünf Schönheitsköniginnen der größten Wettbewerbe der Welt waren 2019 schwarze Frauen! Miss Teen USA Kaliegh Garris, Miss USA Cheslie Kryst, Miss America Nia Franklin und natürlich Miss Universe Zozibini Tunzi. 

In einem Interview mit CNN sprach Tunzi darüber, dass sie nie an diesen Sieg geglaubt hätte, da ihr die Vorbilder fehlten. Nun ist sie froh, ein Vorbild für junge Mädchen sein zu können. Auch der Umstand, dass sie keine Ausnahme war, sondern vier weitere schwarze Frauen zu den schönsten gekürt worden waren zeigt, dass es zu einem Umdenken in der Gesellschaft kommt.  

Die Siegerinnen der Wettbewerbe sind ein Zeichen gegen veraltete Schönheitsstandards.  Schönheitsstandards, die von und für weiße Frauen gemacht waren. Jahrzehntelang wurden braune Haut, krauses Haar und breite Nasen als minderwertig angesehen. Noch heute wird die Schönheit schwarzer Frauen in Bezug auf weiße Frauen gesetzt, obwohl die Schönheit ganz für sich allein stehen sollte. 

Am 10. November 2020 wurde nun Asya Branch zur Miss USA 2020 gekrönt, eine wunderschöne afro-amerikanische Frau. 

Weitere Informationen:

Cohan M. / CNN How Miss Universe’s historic win helped shift the status quo for beauty standards (07.08.2020)

Ein Vorbild: Chimamanda Ngozi Adichie

Die international gefeierte nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie bezeichnet sich selbst als glückliche afrikanische Feministin. Ihre Bücher wurden in 37 Sprachen übersetzt und erhielten so viele Preise, dass sie kaum alle aufzuzählen sind. Nun veröffentlichte sie eine neue Kurzgeschichte.

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Ein Vorbild: Chimamanda Ngozi Adichie

Chimamandas Weg zur erfolgreichen Autorin 

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Engugu als eines von sechs Geschwistern geboren. Ihre Mutter war an der gleichen Universität angestellt, an der ihr Vater Mathematik-Professor war. Dort studierte Chimamanda eineinhalb Jahre Medizin und Pharmazie, bevor sie mit Hilfe eines Stipendiums anfing, in den USA, an der Drexel Universität in Philadelphia, Kommunikation zu studieren. Ihren Abschluss in Kommunikations- und Politikwissenschaften machte sie 2001 summa cum laude. Daran hängte sie einen Masterabschluss im Kreativen Schreiben an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. 

Im Oktober 2003 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Blauer Hibiskus“, der mit dem Commonwealth Writers Preis für das „Beste Erste Buch“ 2005 ausgezeichnet wurde, darauf folgte 2006 ihr zweiter Roman „Die Hälfte der Sonne“. 

Daraufhin absolvierte sie 2008 ihren Master in Afrikanistik. 

Der TED-Talk „The Danger of a Single Story 

2009 wurde Chimamandas TED-Talk „The Danger of a Single Story“ veröffentlicht (auf englisch mit deutschen Untertiteln). In diesem TED-Talk spricht Chimamanda über die Gefahren, welche durch einseitige Erzählungen entstehen können. Wenn nur einseitig über Menschen, Kulturen oder Orte gesprochen oder geschrieben würde, werde die Realität reduziert und die Wahrnehmung der Welt manipuliert, so Chimamanda. Dieser TED-Talk ist einer der populärsten überhaupt! 

Der TED-Talk „We Should All Be Feminists!“ 

Vier Jahre später wurde ihr zweiter TED-Talk „We Should All Be Feminists“ zu einem weiteren Erfolg (auf englisch mit deutschen Untertiteln). Bei diesem Vortrag spricht Chimamanda über ihre eigenen ersten Begegnungen mit dem Begriff „Feminismus“ und wie es dazu kam, dass sie sich eine „glückliche afrikanische Feministin“ nennt. 

Chimamanda heute 

Heute lebt Chimamanda teils in den USA, teils in Nigeria. In Nigeria gründete sie die non-profit Organisation „Farafina Trust“, welche Menschen beim Erlernen des Lesens und kreativen Schreibens fördert. Immer wieder tritt sie in den Medien als Expertin für Rassismus, Sexismus und die aktuelle Situation in Nigeria auf. 

Ende Oktober erschien nun eine neue Kurzgeschichte von Chimamanda: „Zikora“, eine Geschichte über eine Anwältin in Nigeria, welche ungewollt schwanger wird und sich deshalb viel mit ihrer eigenen Mutter und ihren Wünschen auseinandersetzt.  

Spannende Online-Kurse im November

GEMEINSAM FÜR AFRIKA-Referentin Anna Lena Johannsen lädt im November mit der Volkshochschule Göttingen zu kostenlosen Online-Kursen ein.

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Spannende Online-Kurse im November

Die Ausbreitung der Corona-Pandemie bringt viele Veranstaltungen ins Internet. Auch im November gibt es interessante Online-Kurse. Die Referentin Anna Lena Johannsen gibt vom 9.11. bis 25.11. zahlreiche Kurse zu verschiedenen Themen mit Afrikabezug.

Informationen zu den Kursen

Kinderrechte & Corona in Ländern des Globalen Südens 
Inwiefern beeinflusst die Corona-Pandemie die Rechte von Kindern in den Ländern des globalen Südens? Die Referentin bietet Einblicke in die aktuelle Situation und spricht über das Thema Kindesarmut in Bezug auf die Corona-Pandemie.
Wann? Mo 23.11.2020 von 17-19 Uhr, nähere Infos und Anmeldung: hier

Europe meets Africa
Das Training unter dem Titel „Europe meets Africa“ ermöglicht den Teilnehmenden das eigene Denken und Handeln zu hinterfragen. Der Kurs bietet Denkanstöße zum Kolonialismus, zu verschiedenen Kulturkonzepten und der Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Kontinent.
Wann? Di 24.11.2020 von 17-19 Uhr, nähere Infos und Anmeldung: hier

Meine Welt – deine Welt – unsere Welt: Interkulturelle Kompetenzen
Das interkulturelle Training macht auf Zusammenhänge zwischen Menschen verschiedenen Kulturen innerhalb einer Gesellschaft aufmerksam und hilft dabei, das eigene interkulturelle Verständnis zu hinterfragen und zu schulen.
Wann? Mi 25.11.2020 von 17-19 Uhr, nähere Infos und Anmeldung: hier

Hier geht es zum Programm, weiteren Informationen und der Anmeldung.

Legen Sie den gewünschten Kurs einfach in den Warenkorb und checken Sie als Einzelteilnehmer/in aus.

Die Teilnahme ist kostenlos.

Die Kurse finden über die Videoplattform ZOOM statt.

Ein grünes Universitätsnetzwerk für nachhaltige Campi

In Kenia wurde ein grünes Universitätsnetzwerk geschaffen. Universitäten sollen sich gegenseitig unterstützen, ihre Campi ökologisch nachhaltiger zu gestalten und Studierende in Projekten rund um die Umwelt zu unterstützen.

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Ein grünes Universitätsnetzwerk für nachhaltige Campi

Die Vorzeige-Uni 

Die Strathmore Universität in Kenia ist eine der grünsten auf der Welt. Auf dem Dach des Universitätsgebäudes befindet sich eine 600kw starke Solaranlage, welche durch Sonnenkraft so viel Strom erzeugt, dass die Uni nicht nur gratis Energiezufuhr erhält, sondern Teile des Stroms sogar verkaufen kann. 

Professor da Silva der Strathmore Universität glaubt, dass alle Universitäten in Afrika mit Solarenergie versorgt werden und so neue Standards der Nachhaltigkeit setzen könnten. Allerdings ginge es nicht nur um die Energiezufuhr der Universität, wünschenswert wäre es in seinen Augen, wenn die Studierenden auch privat nachhaltig leben. 

Bei der Strathmore Uni gibt es weit mehr als „nur“ grünen Strom: die Gebäude sind nach einem grünen Konzept gebaut: sie nutzen natürliches Licht, Direktverdampfer-Kälteanlagen für dezentrale Kühlung und Regenwasser. So sind sie viel günstiger zu betreiben als herkömmliche Häuser. Außerdem arbeiten Studierende und Lehrende der Uni gemeinsam an Projekten für Plastikrecycling oder an Methoden, um aus Essensresten natürliches Gas herzustellen. 

Das grüne Universitätsnetzwerk 

Nun soll ein grünes Universitätsnetzwerk mit 18 Unis in Kenia entstehen. Bei einem Treffen beschlossen die Unis nun, Campi grüner zu gestalten und Studierende in ihrem Engagement für nachhaltige Ideen zu unterstützen und zu fördern. 

Neben dem Wunsch nach mehr ökologischer Nachhaltigkeit spielt für einige Universitäten die Kostenersparnis durch die Adaption von nachhaltigen Technologien eine wichtige Rolle. 

In enger Zusammenarbeit mit dem kenianischen Umweltministerium und der nationalen Umweltmanagementbehörde wird das Umweltprogramm der UN in den kommenden Monaten ein Treffen der Universitäten Kenias veranstalten. Dort sollen andere Universitäten überzeugt werden, sich dem Netzwerk anzuschließen. 

Inspiration für Studierende 

Kenias Universitäten würden nicht nur die Karrieren der nächsten Generation definieren, sondern auch ihr Verhalten beeinflussen, meint Juliette Biao, afrikanische Direktorin des UN-Umweltprogramms. Sie blickt in eine Zukunft, in der das grüne Universitätsnetzwerk Kenias Studierende inspiriert und ein Vorbild für andere Universitäten auf dem gesamten Kontinent wird. Die Erfahrungen des Netzwerkes wurden im August 2020 in einem Ministertreffen in Südafrika geteilt, so dass ein afrikaweiter Plan zur Stärkung der Umwelterziehung entwickelt werden kann. 

Dieser Artikel ist eine übersetzte Zusammenfassung des Artikels Kenyan universities aim tob e „greenest in the world“ welcher am 3. Juli 2019 auf unenvironment.org veröffentlicht wurde. 

Anton Wilhelm Amo Afer – der erste afrikanische Philosoph Deutschlands

Seit 25 Jahren fordern Aktivistinnen und Aktivisten, die Mohrenstraße in Berlin Mitte umzubenennen. Einen Vorschlag für einen neuen Namensgeber lieferten sie direkt mit: Anton Wilhelm Amo, der erste afrikanische Philosoph Deutschlands.

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Schreibfeder

Anton Wilhelm Amo Afer – der erste afrikanische Philosoph Deutschlands

1707 wurde der vierjährige Junge Amo von holländischen Menschenhändlern aus seinem Heimatdorf Axim, welches im heutigen Ghana liegt, in die Niederlande verschleppt. Nur ein Jahr zuvor wurde eine Straße in Berlin-Mitte “Mohrenstraße” genannt. 

Amos Werdegang 

Drei Jahre nach seiner Verschleppung wurde er dann an den deutschen Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfsbüttel “verschenkt”. Vielen Menschen der damaligen europäischen Oberschicht dienten afrikanische Kinder als Statussymbol. Es zeugte von Wohlstand und Weltgewandtheit. Der junge Amo überzeugte den Herzog allerdings schnell von seiner unbeugsamen Haltung und Intelligenz. Herzog Anton Ulrich hatte einen Verwandten, Zar Peter den Großen, an dessen Hof ein Afrikaner lebte, welchem die beste Erziehung ermöglicht wurde. Herzog Anton Ulrich war einer der gebildetsten seiner Zeit und beschloss, Amo eine ebenso gute Erziehung und Bildung zuteil werden zu lassen.  

Amo lernte Latein, Griechisch, Hebräisch, Holländisch und Französisch und nahm sich vor, irgendwann auf eigenen Beinen zu stehen. Als Amo acht Jahre alt war, sollte er auf den Namen Anton Wilhelm getauft werden, doch er bestand darauf, seinen Geburtsnamen ebenfalls zu behalten. In seinem späteren Leben fügte er den Namen “Afer”, das lateinische Wort für Afrikaner, als Bekenntnis zu seiner Heimat hinzu.  

Die erste wissenschaftliche Arbeit über die Rechte der Schwarzen in Europa 

Am 9. Juni 1727 schrieb sich Anton Wilhelm Amo Afer an der Universität Halle für Philosophie und Jura ein. Während seines Studiums nahm er sich vor, den Umgang mit den Afrikanern auf die akademische Tagesordnung zu bringen. Seine erste Dissertation schrieb er über “die Rechte der Mohren in Europa”.  

Anfang des 18. Jahrhunderts herrschten in Europa der Adel und die Geistlichen, andere Teile der Bevölkerung hatten weniger oder gar keine Rechte. Diese Aufteilung wurde durch eine göttliche Ordnung gerechtfertigt. Eine kritische Stellungnahme zur ungerechten Behandlung einer Bevölkerungsschicht war also sehr mutig von Amo. Es war außerdem die erste bekannte wissenschaftliche Arbeit über die Rechtsstellung von Schwarzen in Europa! 

Amo vertrat die Haltung, dass der Glaube an ein feudales Herrschaftssystem (also ein System, in dem der Adel und die Geistlichen mehr Macht haben) und eine unkritische Einstellung gegenüber dem Glauben einer fortschrittlichen Entwicklung im Weg stehen würde. 

Unter einigen Gleichgesinnten war Amo hochangesehen. Im Mai 1733 leitete er sogar einen Empfang für August III., dem damaligen König von Polen, an der Universität Halle. 

Das traurige Ende seiner beeindruckenden Karriere 

Nach dem Tod seiner Freunde und langjährigen Förderer wurde es allerdings immer schwieriger für den afrikanischen Philosophen. Er hatte aufgrund wachsender Diskriminierung keine Chance, weiterhin an einer Universität zu arbeiten. Da er nichts mehr verdiente, war er sehr arm und überlegte, ob er nach Afrika zurückkehren sollte. Da er allerdings die Sprache seiner Eltern nicht mehr sprach und nicht einmal wusste, ob sie noch lebten, beschloss er, in Deutschland zu bleiben.  

Als er sich mit fünfzig Jahren in eine Frau verliebte und diese seine Liebesbriefe veröffentlichte und ihn so öffentlich demütigte, kränkte ihn das so sehr, dass er sich doch dazu entschied, nach Ghana zurückzukehren. 

In Ghana lebten nur noch sein Vater und seine Schwester. Da Amo ihre Sprache nicht sprach, führte er wahrscheinlich ein Einsiedlerleben in großer Armut. Anton Wilhelm Amo Afer starb vermutlich 1759 im holländischen Fort Chama in Ghana.  

Schon seit 25 Jahren fordern Initiativen, insbesondere aus der Schwarzen Community Berlins, die Mohrenstraße in Berlin-Mitte umzubenennen. Das Bündnis “Decolonize Berlin” schlägt Anton Wilhelm Amo als Namensgeber vor. 

Was wir daraus lernen sollten 

Amos außergewöhnliche, aber tragische Karriere als erster afrikanischer Philosoph in Deutschland könnte uns so im Alltag immer wieder daran erinnern, dass Integration trotz bester Voraussetzungen aufgrund von Vorurteilen scheitern kann. Diese Vorurteile müssen wir bei uns selbst suchen, um allen Menschen eine echte Chance auf gelungene Integration zu bieten. 

Weiter Informationen: 

Eine Welt Stadt Berlin Mohrenstraße

Innovationen und die 17 Ziele

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Black Panther-Held Chadwick Boseman half gegen Stereotype in Afrika

Chadwick Boseman war ein amerikanischer Schauspieler, der durch seine Darstellung als erster schwarzer Superheld für viele ein Vorbild war – nicht nur auf der Leinwand.

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Black Panther-Held Chadwick Boseman half gegen Stereotype in Afrika

Chadwick Boseman war ein amerikanischer Schauspieler, der gegen Afrika-Stereotypen gekämpft hat. Auch an der Black Lives Matter Bewegung nahm er Teil. Im August starb er an Darmkrebs. 

Als T’Challa spielte Chadwick Boseman den König des imaginären afrikanischen Landes Wakanda im Film “Black Panther”. Der erste Marvel-Superheldenfilm mit fast ausschließlich schwarzer Besetzung wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.  

Boseman wurde dafür gelobt, dass er sich mit Themen befasste, die die afrikanische Kultur und Politik prägten und prägen. Wie dem Kolonialismus in Afrika durch Europa.

Afrika ist ein Kontinent mit 54 Ländern und über 1,2 Milliarden Menschen, in westlichen Medien wird es allerdings oft als einseitig dargestellt. Häufig werden Bilder von armen oder hungernden Menschen präsentiert, welche auf Hilfe angewiesen sind. Dabei wird der Fortschritt und die Eigenständigkeit vieler Länder oft vernachlässigt.

Im Gegensatz dazu präsentierte Wakanda, das imaginäre afrikanische Land aus dem Film „Black Panther“, eine große Vielfalt an Ästhetik und Landschaft. Das anhaltende Erbe der europäischen Kolonialisierung des Kontinents bleibt der rote Faden in der gesamten Erzählung des Films.  

In „Black Panther“ ist einer der Schlüssel zum Erfolg Wakandas, dass es im 19. Jahrhundert dem europäischen Kampf um die Aufteilung des Kontinents entgangen ist, um die Kontrolle über seine eigene politische Souveränität und seine nationalen Ressourcen zu behalten. Boseman selbst bestand darauf, dass sein Charakter mit einem südafrikanisch, inspirierten statt mit einem europäischen oder amerikanischen Akzent spricht, um Wakandas Unabhängigkeit als schwarz-afrikanische Nation zu unterstreichen. 

Die beeindruckenden Luftaufnahmen des Films zeigten wunderschönen Bilder von Südafrika, Simbabwe und Uganda. Im Film haben sich diese Landschaften ohne koloniale Eingriffe entwickelt, ganz im Gegensatz zur Wirklichkeit. In der Realität haben diese Länder eine sehr schmerzhafte Kolonialgeschichte.  Genau dieser Gegensatz sorgten dafür, dass sich die fiktive Erfolgsgeschichte für einige Zuschauer in Afrika sowohl erfrischend als auch nachvollziehbar anfühlte. „Die Leute mochten es, weil es Verbindungen zur Lebensweise hier hat. Und die Charaktere in gewisser Weise mit Stämmen in Afrika vergleichbar sind.“, sagte Elias Abraha, Theatermanager in Addis Abeba. 

„Black Panther“ zeigte, was jeder Person hätte klar sein müssen: ein Film mit mehrheitlich schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern kann ein riesiger Erfolg werden! Und afrikarelevante Themen verdienen mehr Platz in der popkulturellen Medienlandschaft! 

Dieser Artikel ist eine übersetzte Zusammenfassung des Artikels In Africa, Chadwick Boseman’s „Black Panther“ was also warrior against stereotypes von thewashingtonpost.com, welcher am 29.08.2020 veröffentlicht wurde.

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Ashish J. Thakkar aus Ruanda

Früh übt sich: Ashishs J. Thakkars gründete mit nur 15 Jahren sein heutiges Unternehmen Mara Phones und brachte 2019 das erste Smartphone mit dem Zusatz „Made in Africa“ heraus.

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Ashish J. Thakkar aus Ruanda

Ashishs J. Thakkars Familiengeschichte ist von Flucht und Migration geprägt. Seine Familie ist vor über Hundert Jahren aus Indien nach Uganda migriert.  Die Vertreibung dort lebender Asiaten durch den damaligen Diktator Idi Amin zwang sie jedoch, ihr Leben 1972 dort aufzugeben. Sie bauten eine neue Existenz im Vereinigten Königreich auf, wo auch Ashish zur Welt kam. Zwei Jahre vor einem der größten Völkermorde der Geschichte zog die Familie nach Ruanda. 1994 führten jene Ereignisse jedoch zu einer erneuten Vertreibung. Die Familie flüchtete zunächst nach Burundi und ließ sich dann in Ugandas Hauptstadt Kampala nieder. Zu diesem Zeitpunkt war Ashish 12 Jahre alt.

Ashish ging in Uganda zur Schule, doch bereits als Teenager wollte er lieber Geschäfte machen. Er konnte seine Eltern überzeugen, ihm etwa 4.500 Euro zu leihen. Er beendete die Schule daraufhin frühzeitig. Ashish versprach, wieder zu Schule zu gehen, wenn seine Geschäfte nicht aufgehen sollten. Mit dem Geld seiner Eltern flog Ashish regelmäßig nach Dubai in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort kaufte er günstige Computerteile ein, um sie in Uganda wieder mit Gewinn zu verkaufen. Er hatte schnell Erfolg. Als er nur 15 Jahre alt war, gründete er sein heutiges Unternehmen Mara Phones. Das Unternehmen machte erstaunlich schnell Gewinn. So konnte Ashish bald in andere Geschäftszweige einsteigen, wie Immobilien, Tourismus, Bankenwesen und erneuerbare Energien. 2019 brachte die Mara Group, die inzwischen ihren Sitz in Ruanda hat, das erste Smartphone mit dem Zusatz „Made in Africa“ heraus.

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Textquellen:

https://yourstory.com/2018/01/ashish-thakkar

https://www.forbes.com/sites/mfonobongnsehe/2012/06/18/young-successful-and-african-ashish-thakkar-ceo-of-mara-group/#2c7a4ad88334

https://www.bbc.com/news/business-26420868

Bildquelle: : „#EndPoverty 2030 – Millennials Take on the Challenge“ von der Welt Bank Photo Collection ist lizenziert unter CC BY-NC-ND 2.0.


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Bernice Dapaah aus Ghana

Bernice Dapaah leitet das Unternehmen „Ghana Bamboo Bikes Initiative“. Das Unternehmen möchte nicht nur Gewinn erwirtschaften, sondern auch etwas Gutes für die Umwelt tun und Arbeitsplätze schaffen.

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Bernice Dapaah aus Ghana

Bernice Dapaah kommt aus der ghanaischen Stadt Kumasi. Heute leitet sie das Unternehmen „Ghana Bamboo Bikes Initiative“. Das Unternehmen stellt Fahrräder aus Bambus her. Bambus ist sehr stark und eignet sich daher sehr gut für Fahrradrahmen. Sie hat inzwischen über 15 Jahre Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und mit sozialen Unternehmen. Bevor sie den großen Erfolg mit der „Ghana Bamboo Bikes Initiative“ hatte, studierte sie in ihrer Heimatstadt Kumasi und ging anschließend für ein weiterführendes Studium in das Vereinigte Königreich. Als Bernice vor der Wahl stand, was sie mit ihrem Studium anfangen würde, entschloss sie sich, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie wollte lieber Jobs schaffen, als welche zu suchen. Sie gründete gemeinsam mit Winnifred Selby die „Ghana Bamboo Bikes Initiative“ im Jahr 2009.

Das Unternehmen möchte nicht nur Gewinn erwirtschaften, sondern auch etwas Gutes für die Umwelt tun und Arbeitsplätze schaffen. Solche Unternehmen nennen wir soziale Unternehmen. Ihren Erfolg nutzt die Ghanaerin auch für andere gute Dinge. Sie ist beispielsweise Koordinatorin des „National Free Shoes and Educational Supply“ Programms. Das ist eine Initiative, die Kinder mit Schulmaterialien, Schuluniformen und Schuhen unterstützt. Denn es kommt nicht selten vor, dass Kinder die Schule nicht besuchen können, weil sie keine Schuhe besitzen. Diese sind jedoch ein fester Bestandteil der Schuluniform und nicht jede Familie kann sie sich leisten. Kinder werden ohne ein Paar Schuhe außerdem schnell zu Außenseitern und sind zudem anfälliger für Krankheiten. Bernice hat inzwischen viele Preise gewonnen und setzt sich mit ihrem Erfolg für Mensch und Natur ein.

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Textquelle: Bernice Dapaah (Ghana)

Bildquelle: „Green Leadership: Sustainability as Strategy“ von World Economic Forum ist unter CC BY-NC-SA 2.0. lizenziert.


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Roy Ombatti aus Kenia

Seine Begeisterung für Technik und Design und sein Ziel Menschen mit technischen Lösungen zu unterstützen, brachten Roy Ombatti dazu, gemeinsam mit seinem Studienkollegen Karl Heinz das Unternehmen AB3D zu gründen. AB3D stellt 3D-Drucker aus Elektroschrott her.

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Roy Ombatti aus Kenia

Roy Ombatti kommt aus Kenia und war schon immer begeistert von Design und Technologie. An der Universität von Nairobi, in Kenias Hauptstadt, studierte er darum Maschinenbau. Dort machte er seinen ersten Abschluss, den Bachelor. Für seinen zweiten Abschluss, den Master, ging er an die Stanford Universität nach Kalifornien, in den Vereinigten Staaten. Roy benutzt gerne Maschinen und möchte auf diese Weise Innovationen schaffen. Sein Ziel ist es, Menschen zu unterstützen, indem er technische Lösungen für ihre Probleme entwickelt. Roy möchte am liebsten, dass alle so begeistert von Technik werden wie er. Deshalb ist er einer der Mitbegründer des Nairobi Fablab Robotics Outreach Program (auf Deutsch: Nairobi Bildungsprogramm für Labor- und Robotertechnik). Bei diesem Programm engagieren sich Studierende, die gerne Ingenieure werden möchten. Sie fördern und unterrichten vor allem benachteiligte Kinder.

Roys Traum ist es, dass es den Menschen in seinem Heimatland immer besser geht. Das heißt, er möchte langfristige Lösungen finden, die auch im Einklang mit der Natur und der Umwelt existieren können. Deswegen nahm er an der 3D4D-Challenge teil: Bei diesem Wettbewerb sollten die Teilnehmenden Lösungen von Problemen innerhalb ihrer Gemeinschaft finden. Als Mittel zum Zwecke diente der 3D-Druck. Der 3D-Drucker schmilzt Material wie etwa Kunststoff und druckt daraus jede gewünschte Form. Diese Form kann alles Mögliche sein: Eine Tasse, kleine Figuren oder Ersatzteile für eine Maschine. Roy entwarf Schuhe aus recyceltem Plastik mithilfe des 3D-Druckers und wurde zu einem der Finalisten gewählt. So kam er auf die Idee, gemeinsam mit seinem Studienkollegen Karl Heinz das Unternehmen AB3D zu gründen. AB3D stellt 3D-Drucker aus Elektroschrott her.

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Textquellen

`https://www.3d4dchallenge.org/‘

https://about.me/royombatti

Bildquelle: Copyright Berlin Producers


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Juliana Rotich aus Kenia

Juliana Rotich gründete 2008 zusammen mit Erik Hersman, die Plattform Ushahidi, was auf Swahili „Zeuge“ bedeutet. Aus Ushahidi ging das Unternehmen BRCK hervor.

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Juliana Rotich aus Kenia

Juliana Rotich wurde 1977 in Kenia geboren. Sie ist die Pionierin der kenianischen IT-Szene. Sie interessierte sich schon früh für Technik und ihr Vater ermutigte sie, ihre Interessen zu verfolgen. Mae Jemison, die erste Afroamerikanerin im All, und die Schwarze Lieutenant Nyota Uhura aus Star Trek waren Julianas Vorbilder. Sie zeigten ihr, dass alles möglich ist.

Juliana studierte Computer-Technik in den USA und arbeitete bei verschiedenen Tech-Unternehmen. 2008 gründete sie, zusammen mit Erik Hersman, die Plattform Ushahidi, was auf Swahili „Zeuge“ bedeutet. Mit Hilfe dieser App können Zeugenaussagen über verschiedene Kanäle zusammengetragen werden. Zum ersten Mal eingesetzt wurde das Programm 2007/8 bei der Parlamentswahl in Kenia. Bei Ushahidi handelt es sich außerdem um eine Open Source Plattform, die an andere Bedürfnisse angepasst werden kann. Juliana Rotich entschied sich nach Kenia zurückzukehren, weil sie wusste, dass sie dort mehr bewirken konnte als in den USA.

Aus Ushahidi ging das Unternehmen BRCK hervor, welches sie auch zusammen mit Erik Hersman gründete. Das Ziel von BRCK ist es, eine kostenlose Internetverbindung für alle zu ermöglichen. Zuvor war Juliana an der Gründung von iHub beteiligt, welches als eine Art Start-Up-Schmiede gilt und schon 150 Start-Ups hervorgebracht hat. Bei allem was Juliana Rotich tut, fragt sie sich stets: Wem kann ich helfen und welche Probleme kann ich lösen? Sie erhielt 2019 den deutschen Afrika-Preis.

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Quellen

Welt.de (24.10.2019) „Es lohnt sich, in Afrikas Zukunft zu investieren“ letzter Zugriff am 06.10.2020

Bildquelle: „Innovation Unlimited: Juliana Rotich“ by World Economic Forum und steht unter einer CC BY-NC-SA 2.0 Lizenz.


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Charles Ofori Antipem aus Ghana

Charles Ofori Antipem ist Gründer des Unternehmens "Dext Technology". Mit dem Dext Science Set ermöglicht er Kindern das Experimentieren im Unterricht.

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Charles Ofori Antipem aus Ghana

Charles Ofori Antipem kommt aus Nsoatre, einer Stadt im Westen Ghanas. Sein Vater war Lehrer für Naturwissenschaft. Von ihm hat er seine Leidenschaft fürs Erfinden. Nicht alle Familien haben dort genug Geld, um ihre Kinder zur Schule zu schicken. Doch Charles hatte Glück und durfte die Schule besuchen. Schon als Kind verbrachte er viel Zeit in der Bibliothek. Erfinderinnen und Erfinder haben ihn immer fasziniert.

In der Schule konnte Charles auf Anhieb viele Dinge verstehen und sich merken. Das ging anderen Kindern oft nicht so. Denn oft fehlten Materialien, um z. B. im Unterricht Experimente durchzuführen. Das machte ihnen das Lernen schwer. Charles hat jedoch eine sehr gute Vorstellungskraft. Seine erste Erfindung entstand bereits, als er 15 Jahre alt war: eine wasserfeste, zusammenklappbare Tastatur. Darauf folgten zahlreiche weitere Innovationen.

Die bisher erfolgreichste ist das Science Set (ein Wissenschafts-Set). Das wird mittlerweile auf der ganzen Welt genutzt. Mit dem Set kann man z. B. einen Stromkreis bauen. Die erste kleine Version des Science Sets baute Charles 2015 im Schlafsaal seiner Universität. Während der Ferien unterrichtete er damit Naturwissenschaften in Nsoatre. Die Kinder waren begeistert und konnten die Inhalte mit dem Science Set viel besser verstehen als zuvor. Gemeinsam mit seinem damaligen Mitbewohner Michael Asante-Afrifa gründete Charles das Unternehmen „Dext Technology“. Das stellt heute die Science Sets her. Dext hat mittlerweile mehrere Auszeichnungen für das Science Set gewonnen.

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Quellen

Centro de Comercio Internacional (2018) „Championing science for change: Charles Ofori Antipem of Dext Technology, Ghana“  letzter Zugriff am 01.10.2020

Bild:Charles Ofori Antipem, Mitbegründer von Dext Technology, sprach beim „UK-Africa Investment Summit in London“, 20 January 2020″. Das Bild stammt von DFID – UK Department for International Development und steht unter einer CC BY 2.0 Lizenz.


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Online-Veranstaltung: „Western consumer behaviour and effects on the African continent towards achieving the SDGs”

Die Online-Veranstaltung zeigt Zusammenhänge unseres Konumsverhaltens und Auswirkungen auf den afrikanischen Kontinent. Sie findet am Dienstag, den 27.10.2020 statt.

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Online-Veranstaltung: „Western consumer behaviour and effects on the African continent towards achieving the SDGs”

Einladung zur Online-Veranstaltung

Welche Auswirkungen hat mein individuelles Konsumverhalten auf Länder des globalen Südens und speziell auf den afrikanischen Kontinent? Eine Frage, die wir uns regelmäßig beim Kauf von Lebensmitteln, Smartphones, Kleidung, aber auch anderen Gebrauchsgegenständen stellen sollten. Antworten darauf geben die Sprecherinnen und Sprecher der Online-Veranstaltung „Western consumer behaviour and effects on the African continent towards achieving the SDGs”. Die Online-Veranstaltung findet im Rahmen des Programms Chat der Welten statt. Expertinnen und Experten aus Uganda und Deutschland werden verschiedene Perspektiven des Themas beleuchten und spannende Einblicke geben.

Die Einladung zur Online-Veranstaltung finden Sie hier. Über die darin angegebene E-Mail-Adresse können Sie sich direkt für die Online-Veranstaltung anmelden.

Informationen zur Veranstaltung

  • Datum: Am Dienstag, den 27.10.2020
  • Uhrzeit: 17 – 19:30 Uhr
  • Wo: Über Zoom
  • Sprache: Englisch
  • Technische Ausstattung: Internetfähiges Endgerät, Zoom
  • Wer kann teilnehmen: Jede und jeder
  • Anmeldung: Per E-Mail an Dorothy Kidza-Zentler (siehe Einladung)

Speaker

Die drei Speaker Dorothy Kidza-Zentler, Jeremiah Ssekabira und James Iga moderieren die Veranstaltung. Jeremiah Ssekabira ist Koordinator für den Chat mit Uganda und Dorothy Kidza-Zentler ist Referentin für Globales Lernen bei Chat der Welten, Globale Vermittlerin bei BtE – EpiZ Reutlingen und Future Fashion DEAB Stuttgart. James Iga ist Referent für Globales Lernen bei BtE- EPiZ Reutlingen. Dorothy Kidza-Zentler und James Iga sind außerdem ReferentInnen bei GEMEINSAM FÜR AFRIKA. Neben den drei Specherinnen und Sprechern wird es noch weitere Expertinnen und Experten geben, die wichtige Einblicke ins Thema geben werden.

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Weltmädchentag 2020

Der heutige Weltmädchentag (International Day of the Girl) bietet eine großartige Gelegenheit den Blick auf Mädchen in afrikanischen Ländern zu werfen. Welche Hürden müssen sie tagtäglich überwinden? Welche wunderbaren Lösungen werden für Probleme entwickelt?

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Weltmädchentag 2020

Mädchen und Corona in Afrika

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf viele Bereiche aus. Mädchen und junge Frauen leiden in vielen Ländern am stärksten unter den Folgen der Pandemie. Die Corona-Pandemie führte dazu, dass viele Mädchen im Süden Afrikas schwanger wurden. Denn viele Mädchen und junge Frauen erlebten und erleben sexuelle Gewalt. Diese stieg im Zuge der Schulschließungen und der weltweiten Lockdowns an. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Teenager-Schwangerschaften ist, dass viele Mädchen und Frauen nicht wissen, wie sie richtig verhüten können und oft auch die finanziellen Mittel dazu fehlen.

Mädchen und Frauen sind weltweit von Gewalt und sexueller Ausbeutung bedroht. Ungleichheiten in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft erschweren Mädchen den Zugang zu Bildung und den Einstieg in die Berufswelt. Freizeit und andere alltägliche Aufgaben unterscheiden sich teilweise enorm von denen der Jungen.

Zwangsheirat

Mädchen werden häufig zwangsverheiratet. Niger liegt weltweit auf Platz 1 in Sachen Kindesheirat.  Eltern können aufgrund von Armut oft nicht ausreichend für ihre Kinder sorgen und sehen eine Zwangsheirat als einzige Chance, um die Töchter zu versorgen. Der Wohnraum ist zu klein für die Familie, die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Kinder können nicht zur Schule gehen, da sich die Eltern die Gebühren nicht leisten können. An dieser Stelle starten Organisationen Eingliederungsmaßnahmen, um jungen Mädchen eine Chance auf Schuldbildung zu geben und diese zu schützen.

In Benin arbeitet unsere Mitgliedsorganisation „Kinderrechte Afrika“ mit einem lokalen Partner an einem Projekt, das Mädchen den Rücken stärkt. Auf einer Ausbildungsfarm erlernen Mädchen biologische Anbaumethoden. Das Projekt schützt die jungen Mädchen vor Ausbeutung und schafft Zukunftsaussichten.

500.000 Mädchen mehr in Zwangsehen im Jahr 2020

Die Zwangsheirat ist ein weiterer Grund für den Anstieg von Teenager-Schwangerschaften während der Corona-Pandemie. Man geht davon aus, dass im Jahr 2025 rund 61 Millionen Kinder zwangsverheiratet sein werden.

„Allein im Jahr 2020 dürften eine halbe Million Mädchen mehr zwangsverheiratet werden, schätzt die Organisation in ihrem Bericht „Global Girlhood – Wie COVID-19 den Fortschritt in Gefahr bringt“.“

Sierra Leone setzt Schulverbot für schulpflichtige Mütter außer Kraft

Schwangere Mädchen und junge Frauen werden im Falle einer Schwangerschaft häufig aus der Gesellschaft und von der Schule ausgeschlossen. In anderen Ländern, wie in Sierra Leone, bemüht sich die Regierung, Mädchen eine Chance auf Bildung zu ermöglichen, insbesondere um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. [4] In Sierra Leone wurde im Frühjahr 2020 das Schulverbot für schulpflichtige werdende Mütter außer Kraft gesetzt. Der westafrikanische Staat geht mit gutem Beispiel voran.

Nichtsdestotrotz bedeutet eine Schwangerschaft meist das Bildungsaus für die Mehrheit der Mädchen. „Bis zu einer Million Mädchen könnten in Afrika vom Schulbesuch ausgeschlossen werden, weil sie während der Corona-Schließungen schwanger geworden sind.“ Dies prognostiziert ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Organisation World Vision.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass gemeinsam gegen die geschlechterbasierten Ungerechtigkeiten gekämpft wird. Unsere Unterrichtsmaterialien liefern spannende Informationen und Handlungsanweisungen zu diesem Thema. Weitere Beiträge zu Frauen und interessanten Beispielen im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit findet ihr außerdem in unserer Infothek.

Weitere Informationen unter:

World Vision Der Staat verbietet schwangeren Mädchen die Schulbildung (26.08.2020)

UN My Voice, Our Equal Future (2020)

Deutsche Welle Corona treibt Hunderttausende Mädchen in Zwangsehe (01.10.2020)

World Vision Der Staat verbietet schwangeren Mädchen die Schulbildung (26.08.2020)

RND Corona: Wegen Schwangerschaft droht eine Million Mädchen Schulverbot (21.08.2020)

World Vision Covid-19 Aftershocks: Access denied (2020)

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Der innovative Pflege-Roboter aus Senegal

Zwei Studierende an der Universität Ecole Superieure Polytechnique in Dakar, entwickelten einen Krankenhausroboter um den Kontakt zwischen medizinischem personal und Covid-19-Patientinnen und Patienten zu verringern.

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Der innovative Pflege-Roboter aus Senegal

Junge Gründerinnen und Erfinder aus Afrika zeigen, wie technische Lösungen unterstützend im Kampf gegen Covid-19 eingesetzt werden können. Lamine Mouhamed Kébé und Mohamed Gueye sind Studenten an der Universität Ecole Superieure Polytechnique in Dakar, Senegal. Sie waren gerade dabei Schließfächer mit WLAN zu entwickeln, als die Corona-Pandemie Afrika erreichte.[1] Im April 2020 startete die Universität dann die Entwicklung des Roboters namens „Docteur Car“.

Medizinische Versorgung neu gedacht

Der Krankenhaus-Roboter teilt Essen und Medikamente aus. Außerdem ist er mit einer internen Kamera ausgestattet. Die Kontrolle läuft über eine dazugehörige App.

Die moderne Ausstattung ermöglicht dem medizinischen Personal über den Roboter mit den Patientinnen und Patienten zu kommunizieren. Denn „Docteur Car“ spricht vier Sprachen: Englisch, Französisch, Pulaar und Wolof.[2] Wolof ist die Muttersprache von rund 4,6 Millionen Senegalesen und gilt für zusätzliche 7,8 Millionen als Lingua franca, insbesondere in Dakar. Pulaar wird von den Fulani gesprochen, einem ehemaligen Nomadenvolk Westafrikas, welches heute sesshaft ist.

Diese Sprachfunktion ist insbesondere für die Behandlung von Menschen in sehr abgelegenen Regionen interessant. Denn viele Menschen in ländlichen Gebieten haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. So könnte die Erfindung auch unabhängig der Corona-Pandemie vielen Menschen helfen, nicht nur in Senegal!

Corona-Situation in Senegal

Obwohl Senegal im Vergleich zu europäischen Staaten oder den USA weniger Corona-Fälle aufweist, stellt das Coronavirus weiterhin eine Bedrohung für die Senegalesen und ihr Gesundheitssystem dar. Die Folgen der Ausbreitung sind in Ländern mit schwächerer Infrastruktur deutlich schwerer. Es mangelt oft an der notwendigen Ausstattung, um eine flächendeckende Ausbreitung zu bekämpfen. Das Virus wird teilweise durch das Krankenhauspersonal übertragen, da diese dem Virus täglich ausgesetzt sind.[3]

Vision

Ziel der Erfindung ist es, den Kontakt zwischen dem medizinischen Personal und Covid-19-Patientinnen und Patienten zu verringern. Dies würde die Zahl der Neuinfektionen senken und das medizinische Personal schützen.

Derzeit arbeiten die jungen Erfinder der senegalesischen Universität an Verbesserungen, um zukünftig auch medizinische Tests von ihrem Roboter durchführen zu lassen. Die Innovation hat folglich viele positive Auswirkungen auf den Klinikalltag. Zusätzlich zum Schutz des Personals werden die Kosten für teure Ausstattung und Schutzausrüstung gesenkt. Denn nach einmaliger Nutzung müssen diese entsorgt werden. Der Roboter benötigt dies nicht.

Weitere Informationen unter:

[1] Bonn Sustainability Portal (2020) GIZ | „Gute Besserung“: Studenten aus Senegal entwickeln sprechenden Pflege-Roboter

[2] Emergency Live (2020) Senegal: Docteur Car fights COVID-19, Polytechnic Institut of Dakar presents the robot with anti-COVID innovations

[3] France 24 (2020) Senegal’s engineering students design machines to fight Covid-19

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