Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung ist Voraussetzung für eine gerechte globale Entwicklung.

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Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Eine entscheidende Rolle

Es ist ein langwieriger, wichtiger Prozess: Die weltweite und bereichsübergreifende Gleichstellung der Geschlechter stellt eine Herausforderung dar, die dringenden Handlungsbedarf postuliert. Hintergrund der jährlichen politischen Feierlichkeit ist die Erinnerung an die entscheidende Rolle, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen. Zu diesem Anlass beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 22. Dezember 2015 auf internationaler Ebene den 11. Februar diesbezüglich zu zelebrieren. Kern der Veranstaltungen ist die Aufklärung der Gesellschaft, die Würdigung von Frauen in Wissenschaft und Forschung, der Abbau von Karriere-Hindernissen und die Sichtbarmachung außergewöhnlicher Leistungen und Lebensläufe herausragender Forscher*innen (1).

Sustainable Development Goals

Die internationale Staatengemeinschaft vereinbarte mit der Agenda 2030 ein umfassendes Ziel zur geschlechterspezifischen Gleichstellung als eines von 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung. Es handelt sich hierbei um die Sustainable Development Goals, die 17 SDGs, die Orientierungs- und Handlungsrahmen aller Mitgliedsstaaten definieren sollen. Weltweite Geschlechtergleichstellung ist gleichzeitig auch ein Querschnittsthema und Unterziel weiterer SDGs. Sie findet sie sich u.a. auch in der Forderung nach gleichen Bildungschancen (SDG 4) sowie in gleicher Bezahlung von Frauen und Männern (SDG 8) wieder (2).

Licht und Schatten im Frauenanteil

Die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung ist Voraussetzung für eine gerechte globale Entwicklung. Auch in Ländern des Globalen Südens ist man teilweise noch weit entfernt von Gleichstellung und Chancengleichheit. Dies ist der Fall sowohl in Wissenschaft und Forschung als auch anderen einschlägigen Gesellschaftsbereichen. So liegt der Frauenanteil in den Ingenieurswissenschaften und Technik in Burundi gerade mal bei 8,1 Prozent. In Mali sogar nur bei 4,5 Prozent, im Tschad bei 0,7 Prozent. Doch auch auf der Bestenliste mit dem größten Anteil an Absolvent*innen rangiert der afrikanische Kontinent weit oben. Benin examinierte und zertifizierte in den Jahren 2015 bis 2018 54,6 Prozent Frauen im Fachbereich Ingenieurwissenschaft und führt damit die Weltrangliste an (3).

Verbesserung ist in Sicht

Benin mag ein afrikanisches Vorzeigebeispiel sein. Das Land investiert aktiv in regionale Stipendien- und Innovationsfonds, „um die Beteiligung von Frauen im Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsbereiche zu erhöhen. Solche Investitionen könnten jedoch nicht alle Länder tätigen“, weshalb auch hier erhebliche Lücken zwischen besser situierten und finanzschwächeren Ländern entstehen. Ferner soll betont werden, dass laut UNESCO-Bericht 2021 der Anteil forschender Frauen südlich der Sahara bei 33,5 Prozent liegt und damit sogar knapp über dem weltweiten Schnitt (3)

Parität ist noch nicht erreicht

„To be smart, the digital revolution will need to be inclusive.“ Unter diesem Leitgedanken beschäftigen sich die UNESCO, Kooperationspartner*innen, Organisationen und Initiativen, um die Rolle von Mädchen und Frauen weiterhin zu stärken. Denn Parität ist noch nicht erreicht. Noch immer wird vielen Mädchen und Frauen in Ländern Afrikas und weltweit die Ausbildung verwehrt. Ein Grund dafür ist oftmals, dass Bildung in vielen Ländern nicht als grundlegendes Recht anerkannt ist. Daher wird nicht ausreichend Geld für den Bau von Schulen, die Bezahlung von Lehrenden und die Förderung von jungen Talenten zur Verfügung gestellt. Stattdessen ist die traditionelle Rolle der Mädchen und Frauen häufig die der Hausfrau. Überdies sind das frühe Heiratsalter und die Betreuung der Kinder sowie der Alten und Kranken oft traditionell Aufgabe der Frauen.

Das 4-A Schema

„Es ist wichtig, dass allen Mädchen und Kindern in Afrika Bildung ermöglicht wird, die auf ihr Leben abgestimmt ist, ihnen hilft, zu verstehen, worum es in ihrem Leben geht und mit ihrem Leben zurechtzukommen. Denn Bildung verspricht ein besseres Leben und hilft ihnen dabei, sich weiterzuentwickeln und ein vollkommeneres Leben zu führen.“ Bildung ist die Grundlage für geschlechterspezifische Gleichstellung, das steht fest. Daher muss Bildung zugänglich, annehmbar, anpassungsfähig und vor allem für alle verfügbar sein. Daher entwickelte Prof. Ralf Poscher (et al.) das „4-A Schema“ (4):

  • Bildung ist nur dann “available”, wenn genügend Schulen zur Verfügung stehen, genug gut ausgebildete Lehrende und genug Lernmittel.
  • Bildung ist nur dann “accessible”, wenn jedes Kind in Afrika die Möglichkeit hat, zur Schule zu gehen, sowohl physisch als auch finanziell.
  • Bildung ist nur dann “acceptable”, wenn die Schulen sicher sind und frei von Gewalt, die Unterrichtsstunden von guter Qualität sind, und wenn die Kultur der Region, aus der die Schulkinder kommen, mitberücksichtigt wird.
  • Bildung ist nur dann “adaptable”, wenn es möglich ist, die Bildung an die Veränderungen in der Gesellschaft anzupassen.

Quellen:

(1) UNESCO / „11. Februar: Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“, o.D.

(2) Bundesregierung / „Gleichstellung von Frauen und Männern“, o.D.

(3) Kooperation international / „UNESCO-Bericht: Afrikanische Länder führend beim Frauenanteil im Wissenschafts- und Technologiebereich“ vom 26.02.2021

(4) Thalhammer, M. / „Frauen und Bildung“ in Womafrika, o.D.

Bildquelle: UN Women / „Devoted to discovery: seven women scientists who have shaped our world„, credit Daria Koshkina

Verfasst am 10.02.2022

Madagaskar: Kampf gegen die Klimakrise

Zyklone im Südosten Afrikas fordern schwere Schäden und zahlreiche Todesopfer

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Madagaskar: Kampf gegen die Klimakrise

Die Bevölkerung in Madagaskar kämpft mit den verheerenden Auswirkungen der Klimakrise: Nur wenige Tage nachdem Zyklon Ana Anfang 2022 für schwere Überschwemmungen sorgte, traf Zyklon Batsirai auf das Land und brachte weitere sintflutartige Regenfälle mit sich.

„Frauen und Mädchen sind besonders stark von den extremen Wetterbedingungen betroffen, die im Land verheerende Schäden angerichtet haben. Abgesehen von Zyklonen wie Ana oder zuletzt Batsirai leiden Teile Madagaskars immer noch unter der schlimmsten Dürre, die das Land seit mehreren Jahren heimgesucht hat und die mehr als eine Million Menschen in eine unsichere Ernährungslage gebracht hat.“, berichtet Monique Morazain, CARE-Länderdirektorin in Madagaskar (1).

Häuser, die aus Stroh und Holz gebaut sind, zerbrechen unter der Sturmwut wie Streichhölzer. Verlust, Hunger und Flucht sind Realitäten und Folgen der Klimakrise. Madagaskar kämpft gegen Dürren und Überschwemmungen gleichermaßen. Seit Jahren wird das Land von diesen extremen Wetterereignissen heimgesucht, die auch andere afrikanische Länder treffen und verheerenden Schaden verursachen sowie zahlreiche Todesopfer fordern. Tropensturm Ana wütete auch in Malawi, Mosambik und Simbabwe, zerstörte Häuser, Straßen, Brücken und Leben (2).

Unter den Hilfsgütern, die CARE an die von den Zyklonen am stärksten betroffenen Menschen verteilt, befinden sich Kits für Notunterkünfte, Planen, Hygieneartikel, Decken und warme Kleidung sowie Saatgut und Werkzeuge. CARE unterstützt die Bevölkerung außerdem mit präventiven sowie akuten Katastrophenschutzmaßnahmen. Zusammen mit lokalen Partner*innen entwickelt CARE Lösungen zur Klima- und Katastrophenrisikofinanzierung und -vorsorge. Um den Auswirkungen der COVID-19 Pandemie zu begegnen, hilft CARE den besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen durch Finanzierungs-, Gesundheits- und Hygieneprogramme (1).

Quellen:

(1) CARE / „Madagaskar: Kampf gegen den Klimawandel„, o.D.

(2) Bröll, C. / „Und schon wieder ein Zyklon in Frankfurter Allgemeine vom 08.02.2022

Verfasst am 10.02.2022

Straßenkinder in Mosambik

„In der kleinen Welt, in welcher Kinder leben, gibt es nichts, dass so deutlich von ihnen erkannt und gefühlt wird, als Ungerechtigkeit.“ - Charles Dickens

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Straßenkinder in Mosambik

Charles Dickens (1812-1817) thematisierte mit seinem Gedankengang ebendiese Realität, die heute noch an Aktualität und Dimension vergangene Zeiten zu übertreffen vermag. Die Rechte von Kindern werden in weiten Teilen dieser Erde mit Füßen getreten. Eines der dramatischsten Beispiele ist das afrikanischen Land Mosambik. Besonders junge Menschen, das wehrloseste Glied einer jeden Gesellschaft, leiden stark unter den dort herrschenden Bedingungen.

Was zunächst erfreulich und elanvoll klingt, entpuppt sich als verzweigtes Problem drastischen Ausmaßes. Mosambiks Bevölkerung ist im Durchschnitt sehr jung. Die Gesamtbevölkerungszahl bemisst sich auf knapp 31,3 Mio. im Jahr 2020 (1), wovon fast die Hälfte der Bevölkerung unter 14 Jahre alt ist. Weit über 60 Prozent der dort beheimateten Menschen sind unter 18 Jahre alt. Der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre beziffert sich auf unter 3 Prozent (2). Der Großteil der Mosambikanerinnen und Mosambikaner sind somit nach deutscher Definition noch nicht einmal im arbeitsfähigen Alter.

Die Kinder leben unter sehr schwierigen Umständen. Viele Kinder leben auf der Straße, insbesondere in der Hauptstadt Maputo. Die meisten von ihnen in großer Armut. Sie haben keinen oder kaum Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, Bildung und gesundheitlicher Versorgung. Um zu überleben sind viele von ihnen Kinderarbeit, Kinderehen, Kinderhandel und Prostitution ausgesetzt. Dies verletzt offensichtlich und indiskutabel die Kinderrechte in ihren Grundfesten (3).

In engem Zusammenhang mit der Situation der Straßenkinder gilt es die Schieflage in der Muttergesundheit zu betrachten. Unterernährung bei Frauen führt nicht bloß zu Untergewicht, sondern auch zu Blutarmut und somit zu körperlich höchst kritischen Voraussetzungen, um neues Leben in die Welt zu setzen (3). 2007 waren 58% der Frauen mit HIV infiziert. Obwohl die Infektionsrate seitdem zurückgeht, kommen noch heute täglich „allein in Mosambik mehr als 50 HIV-positive Neugeborene zur Welt. Die Hälfte von ihnen stirbt im ersten Lebensjahr, die meisten anderen vor dem fünften Geburtstag.“ (4) Da die Müttersterblichkeit sehr hoch ist, verlieren viele Kinder früh bereits ein Elternteil, das andere ist oft mit Unterhalt und Erziehung überfordert. Oft verlassen Kinder daher sehr jung ihre Familien, um sich auf eigene Faust durchzuschlagen. Dadurch werden sie leicht Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel oder sogar zur Prostitution gezwungen, um ihr Überleben zu sichern.

Trotz geografischer Vorteile Mosambiks durch seine strategische maritime Lage am Indischen Ozean profitierte in vergangenen Zeiten meist bloß die ehemalige Kolonialmacht Portugal von diesem Vorzug. Wirtschaftlich entwickelte sich das Land lange nicht. Nach der Unabhängigkeit von Portugal stürzte das Land zunächst in weitere Krisen, gar in Bürgerkriege in den 1990er-Jahren, die die Situation für Kinder noch gravierender gestaltete. Gewalt, Hunger und Krankheiten machten sich breit. Seit 2011 erlebt das ostafrikanische Land jedoch eine wirtschaftliche Erholung. Gasfelder an der Küste des Landes ermöglichten diesen Aufschwung, der durch ein Entwicklungsprogramm der UN gefördert und gestützt wird (3). Klimaschutztechnisch und auf längere Sicht ein schwieriges Unterfangen. Aktuell verbessert sich die Situation im Land aber merklich und doch schleichend. Rechte der Kinder, ihre Lebensverhältnisse, ihre Perspektive – sie alle sind nach wie vor stark eingeschränkt. Deshalb ist es wichtig, dass im Land die Gesundheitsversorgung verbessert wird und die Strukturen für Straßenkinder entwickelt werden, wie sichere Rückzugsorte mit Essen, sauberem Wasser und Toiletten, dass sie aufgeklärt werden und in die Schule gehen können. Denn hinter einer jungen Bevölkerung steckt das Potenzial für mehr. Die richtige Ausbildung und ein gesundes und sicheres Umfeld sind der Grundstein für eine funktionierende Gesellschaftsstruktur und gesamtwirtschaftlichen Erfolg. Und auch darüber hinaus, sollte die Einhaltung der Kinderrechte eine Selbstverständlichkeit sein.

Unsere Mitgliedsorganisation Kinderrechte Afrika engagiert sich tatkräftig bei der Umsetzung von Projekten in genau solchen Bereichen. In Ländern wie Togo, Mali und Benin gehen sie gegen sexualisierte Gewalt, schädliche kulturelle Praktiken und Kinderhandel vor. Dabei baut die Organisation ein Netzwerk von Kinderschutzakteuren auf, das ein sicheres Umfeld für die jüngsten unserer Mitmenschen schafft.

Quellen:

(1) Weltbank/ „Mozambique – The World Bank vom 31.01.2022

(2) Index Mundi/ “Altersstruktur Mosambik vom 31.12.2019

(3) Humanium/ „Die Realisierung von Kinderrechten in Mosambik vom 09.02.2020

(4) Wenderlein, D., et al./ „AIDS in Mosambik in Ärzteblatt, o.D.

Verfasst am 03.02.2022

Kenias Umgang mit Omikron

Auch Kenia gehörte zu den Ländern, an die die westlichen Staaten erbärmlich wenig Vakzine abgegeben hatten. Nun scheint genug eingetroffen zu sein, aber die Freude trübt leider.

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Maske in Herzform

Kenias Umgang mit Omikron

Die Omikron-Variante des Coronavirus kennzeichnet sich durch ihre hohe Übertragungsgeschwindigkeit, schrieb das RKI letzte Woche (1). “Die Variante breitet sich nach derzeitigem Kenntnisstand deutlich schneller und effektiver aus als die bisherigen Virusvarianten.” Über die Gefährlichkeit der Mutation im Vergleich zu anderen ließ sich im Dezember noch nicht viel sagen (2). Heute sind ein milderer Verlauf bei sehr hohem Ansteckungsrisiko bestätigt (3). Das Risiko der Entwicklung von Langzeitfolgen („Long COVID“) besteht natürlich trotzdem. 

Trotz des Risikos widersetzt sich Kenias Bevölkerung weitestgehend der verordneten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und kommt offensichtlich glimpflich davon. 

Ähnlich und doch anders ging und geht Südafrika mit der Lage um. Strenge Kontaktverfolgung, Isolation und Ausgangssperren werden nicht bloß staatlich verordnet, sondern durch medizinisch geschultes Personal vor Ort überprüft. Infektionszahlen schnellten jedoch auch hier zu Beginn der Omikron-Welle in besorgniserregende Höhe, flauten dann aber wieder ab und hinterließen weit weniger Tote als frühere Wellen. Klassische epidemiologische Maßnahmen waren also erfolgreich (5).  

Auch in Kenia verbreitete sich die Omikron-Variante rasch.  Es wurden ebenfalls zahlreiche Maßnahmen verordnet, die den Zugang zu Bereichen des öffentlichen Lebens, wie Bars und Restaurants, nur noch für Geimpfte beschränken, d.h. aktuell für ausschließlich 16,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung im Land (6). Menschenrechtsorganisationen haben das scharf kritisiert, gibt es natürlich Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen wirklich nicht impfen lassen können. Die Einhaltung und Kontrolle der Maßnahmen funktionieren nur mäßig. Gerade zur Jahreswende tummelten sich viele Menschen an den Stränden und nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel in gewohnter Auslastung (6).  

In Anbetracht der Situation vieler Kenianerinnen und Kenianer scheint dies nachvollziehbarer, wenn man einen Blick in ihre aktuellen Lebensverhältnisse wirft. Ein positiver Test zwingt die Menschen in Quarantäne. Das bedeutet, sie können ihrer Arbeit nicht nachgehen und die Einnahmen fallen weg. Zusätzlich kosten Schnelltests in Kenia nicht wenig Geld und sind damit oft nicht erschwinglich. Um sich den Einschränkungen und Kosten zu entgehen und den Verpflichtungen des Alltags nachkommen zu können, wird nicht getestet und eine Art Normalität tritt ein (6). 

Trotzdem scheint Kenia erstmal über den Berg zu sein. Nach dramatischen Infektionszahlen um die Weihnachtszeit, fallen nun die Werte rasant und die Omikron-Welle wirkt besiegt. Auch Wissenschaftler und Krankenhausmitarbeiterinnen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi berichten von genug Kapazitäten auf Covidstationen und verfügbare Intensivbetten (3). 

Laut Forscherinnen und Forschern könnten drei Gründe für diese Entwicklung ausschlaggebend sein:  

1. Die sogenannte Durchseuchung der Bevölkerung, auch schon vor der Omikron-Welle, führte zu einer Grundimmunität, einem natürlichen Schutzschild gegen aufkommende Varianten, zumindest teilweise. Doch auch dies ist mit massiver Vorsicht und zurückhaltendem Optimismus zu behandeln.  

2. Der zweite Grund könnte die deutlich jüngere Bevölkerung Afrikas im Vergleich zu Europa sein. Über 50 Prozent der afrikanischen Bevölkerung ist unter 20 Jahre alt, berichtet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und beruft sich auf die UN World Population Prospects 2019 (4). Schwere Krankheitsverläufe treten somit nachweislich seltener auf als bei Menschen höheren Alters mit geschwächten Immunsystemen.  

3. Der dritte Grund, ist die Tatsache, dass die kenianische Gesamtbevölkerung „häufig ähnlich gearteten Viren ausgesetzt“ (3) ist, die z.B. Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber oder Malaria mit teilweise covidähnlichen Symptomen als Folge haben (3). Daher könnte sich auch auf diese Weise eine gewisse Grundimmunität eingestellt haben.  

Trotz der geringen Corona-Toten in Südafrika im Vergleich zu vorherigen Infektionswellen, sind die Sterbefälle in absoluten Zahlen und auf die Bevölkerungszahl bezogen etwa so hoch wie in Deutschland. Das liegt in erster Linie an der begrenzten medizinischen Versorgungskapazität sowie am Impfstand (5). 

Mittlerweile sei in Kenia nun genug Impfstoff eingetroffen, um Booster-Impfungen anbieten zu können. Problematisch ist jedoch, dass die Lieferung des Impfstoffs sehr kurzfristig erfolgte und diese nah am Verfallsadtum sind. So ist es extrem schwer, effektive Impfkampagnen auf die Beine zu stellen.

Auffallend ist, dass viele Länder weltweit bereits kurz nach dem Entdecken der Omikron-Variante Reisebeschränkungen für zahlreiche afrikanische Länder aussprachen, die teilweise noch gar keine Omikron-Infektionen verzeichneten. Die Omikron-Variante wurde zwar Anfang November 2021 erstmals in Südafrika nachgewiesen, aber nach wie vor unklar ist, ob sie dort entstanden ist. Diesbezüglich ist Vorsicht geboten, da das stigmatisierend wirken und Afrophobie schüren kann.  

Reisebeschränkungen können zwar helfen, die Ausbreitung einer neuen Mutante zu verlangsamen, aber verhindern können sie diese kaum. Stattdessen ist der wirtschaftliche Schaden von Reisebeschränkungen zum Beispiel in der südafrikanischen Tourismusbranche immens, insbesondere da es oft viele Monate dauert, bis sie aufgehoben werden.  

Quellen:

(1) Robert Koch Institut/ “Übersicht zu besorgniserregenden SARS-CoV-2-Virusvarianten“ vom 24.11.2021

(2) Dörries, B./ “Afrikanische Staaten fordern Ende der Reisebeschränkungen” in Süddeutsche Zeitung vom 06.12.2022

(3) Auswärtiges Amt/ „Kenia: Reise- und Sicherheitswarnungen“ vom 01.02.2022

(4) Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung/ „Vergleich der Kontinente – Anteil junger Menschen unter 20 Jahren an der Bevölkerung (1950-2020)“

(5) Wildermuth, V./ „Nationale Corona-Strategien auf dem Prüfstand / Südafrika meistert die Lage passabel“ im Deutschlandfunk vom 01.02.2022

(6) Hoffmann, H. / “Omikron in Kenia: Alle hatten plötzlich die Grippe” im Spiegel vom 12.01.2022

Verfasst am 01.02.2022

Mariama Sonko revolutioniert die Landwirtschaft in Westafrika

Mariama Sonko leitet Nous Sommes la Solution (NSS). Übersetzt bedeutet es: WIR SIND DIE LÖSUNG.

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Frau mit Plakat

Mariama Sonko revolutioniert die Landwirtschaft in Westafrika

Nous Sommes la Solution ist eine ökofeministische Bewegung von mittlerweile über 500 Landfrauenverbänden in Senegal, Ghana, Burkina Faso, Gambia, Guinea-Bissau, Guinea und Mali. Die Bewegung setzt sich für eine nachhaltigere Landwirtschaft ein, kämpft gegen die kommerzielle, naturzerstörende Agrarwirtschaft und für eine nachhaltige Agrarökologie sowie bäuerliche Familienbetriebe.

Ihre Forderungen: Ernährungssouveränität für Afrika, bäuerliches Saatgut, biologische Vielfalt und der gerechte Zugang zu Ressourcen. Ihr starkes Fundament: das über Generationen weitergegebene enorme Wissen der Frauen* über nachhaltige und traditionelle Anbaumethoden. Ihr feministischer Ansatz hört jedoch nicht bei der Landwirtschaft auf. Er kämpft auch für die Gleichstellung der Frau* innerhalb der Familie, der Gesellschaft sowie der Politik.

„Es sind das indigene Wissen und die Praktiken, die schon immer die Ernährungssouveränität unterstützt haben, und dieses Wissen liegt in den Händen der Frauen … Ökofeminismus ist für mich der Respekt für alles, was wir um uns herum haben.“

Auch in Afrika sind es überwiegend die Frauen*, die sich um die Ernährung und Reproduktionsarbeit kümmern. Gleichzeitig sind sie am meisten und ehesten von der Klimakrise durch tiefgreifende Auswirkungen auf die soziale Gerechtigkeit und die Gleichstellung betroffen. Inmitten eines patriarchalen Umfeldes stoßen sie vermehrt an Grenzen, wenn es darum geht, sich in einem von Männern* dominierenden Gesellschaftssystems zu beteiligen.

So erging es auch Mariama Sonko vor fast zehn Jahren, als sie sich für die Rechte einiger Frauen in ihrem Dorf einsetzte. Ein einflussreicher Mann* der Gemeinde hatte die Frauen* unter falschen Versprechungen ganze fünf Jahre lang auf seinem Grundstück arbeiten lassen, um sie dann ohne Lebensmittel und Lohn zu vertreiben. Als Sonko versuchte sich für das Recht der Frauen* einzusetzen, wurde sie unter Druck gesetzt und für fast zwei Jahre aus der Gemeinde ausgeschlossen.

Doch anstatt sich davon einschüchtern zu lassen, begann sie lokalen Organisationen dabei zu helfen, ihre nachhaltigen, landwirtschaftlichen Projekte zu stabilisieren, um das Einkommen der Frauen* zu stärken und sie unabhängiger zu machen.

Die Kampagne „We Are the Solution“ entstand und wuchs im Jahre 2014 zu einer großen Landfrauenbewegung.

Dabei will die Bewegung weibliche Führungskräfte in den folgenden Bereichen stärken:
1. Entwicklung eines agrarökologischen Bewusstseins mit all seiner ideologischen und politischen Dimension
2. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit für eine agrarökologische und geschlechtergerechte Alternative
3. Aufbau institutioneller Kapazität der Organisationen
4. Fundraising und Mobilisierungsarbeit
5. Gegenseitiger Austausch und Weitergabe von Wissen und Erfahrungen von Landwirt*innen zu Landwirt*innen
6. Einrichtung von Expert*innengruppen für Saatgut, Land, Klima und Ernährung

Die größten Herausforderungen für die Ernährungssouveränität in Afrika sind der Zugang zu bäuerlichem Saatgut, um sich von der Agrar-Lobby unabhängig machen zu können, der Zugang zu Ackerland, die Sensibilisierung für die schädlichen Auswirkungen der chemischen Landwirtschaft, die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Solarenergie in ländlichen Gebieten sowie eine transparente und integrative Verwaltung von Ressourcen.

Sonkos Worte an die jetzigen Generationen klingen so simpel und doch so fern in unserer kapitalistischen Gesellschaft: mehr Solidarität und Komplementarität. Die jungen Menschen müssten verstehen, dass unsere Gesundheit von unserer Ernährung abhängig ist. Dass es unabdingbar ist, sich mit der Natur zu verbinden. Weil wir ihr unser Überleben verdanken und sie für die Schönheit der Umwelt und die Verantwortung für das Leben sensibilisiert.

Wir verwenden hier die Bezeichnung Frau mit Gendersternchen für Menschen, die gesellschaftliche Erfahrungen als weiblich gelesene Menschen machen. Wir wissen über die Wichtigkeit der Dekonstruktion der Geschlechterkategorie, weil es auch Menschen gibt, die sich als nicht-binär begreifen.



Quellen:

(1) Shryock, R. in The Guardian vom 22. September 2021

(2) Women Have Wings

Verfasst am 26.02.2022

SABAA.education ermöglicht Austausch durch Kunst

Die deutsche Bildungsstiftung SABAA.education, neue Mitgliedsorganisation von GEMEINSAM FÜR AFRIKA, ruft mit der Online-Ausstellung #ensembles – Pandemic Voices and Views from sub-Saharan Africa ein Projekt ins Leben, das die Kunst zum Sprachrohr des afrikanischen Kontinents in den schweren Zeiten der Corona-Pandemie werden lässt.

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SABAA.education ermöglicht Austausch durch Kunst

Sie schafft eine Plattform für kreativen Austausch, der nicht bloß auf die kritische Situation in vielen afrikanischen Ländern aufmerksam machen soll. In erster Linie sollen die Chancen, das Potenzial, die ästhetischen Facetten, die Kunst und Leidenschaft hochbegabter Menschen ins Rampenlicht gestellt und ausgezeichnet werden.

In vier verschiedenen Kategorien werden die persönlichen Erfahrungen und Schicksale der Menschen künstlerisch verkörpert. Fotografien, die bewegen. Illustrationen, die binden. Gemälde, die faszinieren. Geschichten, die berühren. Die Verflechtung künstlerischer Aussagekraft mit dem „vielfältigen, multipolaren, diversen Blick auf das Thema „Corona-Pandemie in Subsahara Afrika“ ist ein Zusammenspiel von Kreativität und individuellen Erfahrungen und Erlebnissen (1). Sie spiegelt einige der vielen möglichen Perspektiven wider, ohne sich auf die eine Wahrheit zu fokussieren.  

Denn was wissen wir wirklich über Afrika? Wie empathisch können wir durch Einzelmeldungen und Statistiken überhaupt sein? Wer sind die Menschen und wie kommunizieren sie ihre Realität? Oft vermag künstlerisches Geschick betroffener Menschen mehr Realität zu offenbaren als Nachrichtenagenturen in 100 Artikeln es könnten. Leid und Freude, Trauer und Spaß, Verzweiflung und Hoffnung sind Emotionen, die die Künstler*innen aus den Ländern Afrikas zu machtvollen und ausdrucksstarken Elementen ihrer Werke erheben. 

Sichtbarkeit und eine Stimme, die gehört sein will. Über den Zeilen, unter den Zeilen und dazwischen. SABAA.education möchte mit der Online-Ausstellung #ensemble unterstreichen, dass der Globale Norden vom Süden lernen kann und muss, um ein nachhaltig wirksames Miteinander zu garantieren, auf Augenhöhe, mit Respekt und Toleranz für Verschiedenheit. Um jedoch auf Augenhöhe zu gestalten, gilt es erst die Augen zu öffnen, Ängste zu verstehen und einen offenen Diskurs zu schaffen, mit Menschlichkeit als höchsten Wert. Gerade in Zeiten der herrschenden Pandemie. Dafür werden durch einzelne Texte zu Beginn der Ausstellung ein Kontext geschaffen und der Blickwinkel erweitert.

Die Ausstellung wird vom 06. Januar bis 31. März 2022 online stattfinden. In einem dreidimensionalen Kunstraum werden die anspruchsvollen Werke präsentiert und besprochen. Die Ausstellung kann jederzeit auf eigene Faust, aber auch im Rahmen einer Selbstführung, besucht werden. Parallel zur dreimonatigen Kunstkampagne wird ein entwicklungspolitisches Beiprogramm angeboten. Auf fundierte und interdisziplinäre Art und Weise sollen hier die verstrickten Beziehungen zwischen dem Globalen Süden und Norden untersucht werden. Ziel ist auch hier eine umfassende Perspektive dessen zu erwerben, was in den Ländern Afrikas schlummert.  

Zugang zum dreidimensionalen Kunstraum.

Ein Video und weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier. 

Quellen:

(1) Wünsch, Ulrich, SABAA.education: Katalog #ensemble 2021

©Ulrich Wünsch

Verfasst am 20.01.2022

Migration als Konsequenz der Klimakrise

Für Migration mag es unzählige Gründe geben. Ein akuter Faktor stellt die Klimakrise in allen Ausprägungen dar, der menschliche Migrationsentscheidungen stark beeinflusst. Wir widmen uns dem Thema Klimaflucht.

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Migration als Konsequenz der Klimakrise

Klimaflucht

Fällt der diskriminierende Begriff einer sogenannten Flüchtlingskrise in Deutschland oder überhaupt in Europa, erinnert es an die über eine Million schutzsuchenden Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan seit 2015. Neben Krieg und Terror werden auch immer mehr Menschen durch die Folgen der Klimakrise, wie zunehmende Trockenheit und Unfruchtbarkeit der Böden und damit verbundene Nahrungsmittelknappheit gezwungen ihre Heimat zu verlassen.

Pariser Klimaabkommen

2015 wurde das Pariser Klimaabkommen verabschiedet. Im Rahmen dieses internationalen Paktes betrachteten Expertinnen und Experten unter anderem das Thema klimabedingte Flucht und die sogenannte Umweltmigration. Versalzung, Wüstenbildung und Flutwellen treiben mehr und mehr Menschen aus ihren Heimatländern. Der Gründer des alternativen Nobelpreises, Jakob von Uexküll, setzt diese Entwicklungen mit den vielen Schutzsuchenden im Jahr 2015 in Relation: „Wenn Europa nicht mit einer Million Kriegsflüchtlingen […] klarkommt, wie soll es mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen […] umgehen?“ (1).

Wer kann sich Migration leisten?

Menschen, die sich den weiten Weg in den Globalen Norden nicht leisten können, zum Beispiel, weil sie Schlepper nicht bezahlen können, Essen und Schutz wegfallen, bleiben gefangen („trapped population“). Das verdeutlicht in einigen afrikanischen Ländern, dass Klimaextreme nur das katalysieren können, was bereits vorhanden ist: Fehlende Mittel zum (Selbst-)Schutz, Verteilungs- und Chancenungleichheit und wenige Perspektiven für die Zukunft (3).

Auswirkungen der Klimakrise auf dem afrikanischen Kontinent

In vielen Ländern Afrikas werden klimabedingte Naturereignisse häufiger und immer heftiger. Hitzewellen, anhaltende Dürren und Überschwemmungen, wie kürzlich im Südsudan, verursachen regelmäßig Nahrungsmittelengpässe oder sogar Hungersnöte. Auch durch verheerende tropische Stürme wie den Zyklon Idai werden Häuser, Infrastruktur, landwirtschaftliche Nutzflächen und die Existenzen von Hunderttausenden Menschen zerstört. Diese Naturereignisse treffen Menschen, denen die Mittel fehlen, sich vor diesen Gefahren zu schützen, besonders stark (2). Der letzte Ausweg ist die Flucht. Allein in der Region Subsahara Afrika könnten bis zum Jahr 2050 86 Millionen Menschen betroffen sein (2).

Konkretes Phänomen Sahelzone

Seit den 60er Jahren schrumpft der Tschadsee in der afrikanischen Sahelzone wegen der zunehmenden Hitze. Über 90 % der ursprünglichen Wassermenge musste der See in den letzten Dekaden einbüßen und ist nunmehr bloß noch ein Schatten, eine Pfütze seiner selbst. Dennoch sind ca. 40 Millionen Menschen auf diesen Rest von See angewiesen. Die Klimakrise zwingt diese Menschen also ihre Heimat zu verlassen, um eine neue zu finden, in der sie mit Landwirtschaft oder anderen Jobs ausreichend verdienen können, um ihre Familien zu ernähren und ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen (4).

Migration hat es immer gegeben, aber …

Migration ist eine Anpassungsstrategie seit Menschengedenken. Es ist die Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Die Zahl derer, die gezwungen sind zu flüchten, ist jedoch in den letzten Jahrzehnten dramatisch gestiegen. Doppelt ist die Ungerechtigkeit, wenn bedacht wird, dass Industriestaaten auf Kosten des Globalen Südens dank Rohstoffen reich werden, Boden wie Luft durch Chemikalien und Emissionen verschmutzen und die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner aus einkommensschwachen Regionen am meisten darunter leiden, obwohl sie am wenigsten dazu beitragen (4). Ein weltweit ambitionierter Klimaschutz sowie die Identifizierung und Unterstützung betroffener Regionen durch die gezielte Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen der Klimakrise sind notwendig, um Klimaflucht zu verhindern (2).

Quellen:

(1) „Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration“, Bundeszentrale für politische Bildung, 21.01.2021

(2) „Migration aufgrund des Klimawandels“, Brot für die Welt, o.D.

(3) „Mythos Migrationsdruck: Klimawandel ist kein automatischer Treiber“, Welthungerhilfe, 06/2021

(4) „Klimaflucht – die wahre Umweltkatastrophe“, Deutsche Welle, 05.09.2019

Verfasst am 03.01.2022

CARE-Bericht: Die zehn Krisen, die 2021 am wenigsten Schlagzeilen machten

Medienanalyse von über 40 Krisen in internationaler Berichterstattung. Krise in Sambia bekam am wenigsten mediale Beachtung.

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CARE-Bericht: Die zehn Krisen, die 2021 am wenigsten Schlagzeilen machten

Bonn, 12. Januar 2022.

Im vergangenen Jahr berichteten internationale Online-Medien mehr als 240.000-mal über die Weltallflüge von Jeff Bezos und Elon Musk. Die humanitäre Krise in Sambia, die für über 1,2 Millionen Menschen Hunger bedeutet, fand hingegen nur ganze 512 Erwähnungen. Die Abenteuer der beiden Milliardäre wurden also fast 500-mal so häufig thematisiert wie das südafrikanische Land und seine Hungerkrise.

Für viele Menschen in ärmeren Ländern ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben, doch die Weltöffentlichkeit bekommt davon kaum etwas mit, mahnt die Hilfsorganisation CARE Deutschland. Der aktuelle CARE-Bericht „Suffering in Silence“ zeigt erneut eindrücklich auf, welche zehn humanitären Krisen im Jahr 2021 kaum mediale Aufmerksamkeit bekamen, obwohl dort über Millionen von Menschen humanitäre Hilfe benötigen.

„Viele der Krisen in unserem Ranking sind langwierig und die meisten werden von der Klimakrise verschärft. Armut, Hunger und Flucht machen noch zu selten Schlagzeilen, das zeigt der Report sehr deutlich“, so Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von CARE Deutschland. „Vergessene Krisen sind auch für Hilfsorganisationen eine besondere Herausforderung. Mit mangelndem medialem Interesse geht nicht selten auch eine geringere finanzielle Unterstützung einher. Und damit wird die konkrete Hilfe vor Ort noch schwerer.”

Armut und Hunger in Sambia am wenigsten beachtet

Die Auswirkungen langanhaltender Dürreperioden, des Klimawandels und von COVID-19 fanden nur selten Eingang in die Berichterstattung. Damit liegt Sambia auf dem ersten Platz, der 2021 am wenigsten beachteten Krisen. Direkt dahinter liegt auf Platz zwei die humanitäre Krise in der Ukraine. Im Osten des Landes herrscht seit mehr als sieben Jahren ein bewaffneter Konflikt. 3,4 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. An dritter Stelle der vergessenen Krisen befindet sich Malawi. Dort kämpfen die Menschen mit den schweren Folgen der Klimakrise. Extreme Naturereignisse wie Wirbelstürme, Fluten oder Dürren treten häufiger auf als in den Jahren zuvor.

„Was alle Krisen gemeinsam haben: Die Lage für Frauen und Mädchen ist besonders prekär”, mahnt CARE-Chef Zentel. „Sie essen weniger, wenn alle hungern, sie sind auf der Flucht von Übergriffen bedroht und sie leiden unter Unsicherheit, Gewalt und patriarchalen Strukturen.”

Zehn humanitäre Krisen, die 2021 keine Schlagzeilen machten:

1. Sambia – 1,2 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen
2. Ukraine – 3,4 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
3. Malawi – 17 Prozent der Bevölkerung sind stark unterernährt
4. Zentralafrikanische Republik – 2,8 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
5. Guatemala – 2/3 der Bevölkerung leben von weniger als 1,80 Euro am Tag
6. Kolumbien – 4,9 Millionen Menschen leben unter der Kontrolle bewaffneter Gruppen
7. Burundi – 2,3 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe
8. Niger – 1,8 Millionen Kinder benötigen Nahrungsmittelhilfe
9. Simbabwe – 5,7 Millionen Menschen fehlt es an genügend Nahrung
10. Honduras – 2,8 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe

Hier finden Sie Foto– und hier Videomaterial zu den zehn vergessenen Krisen
Bitte achten Sie bei Verwendung auf die Nennung der Quelle: “Quelle: CARE Deutschland\CARE.de”

Hier finden Sie den Report „Suffering in Silence“ online

Methodik des Reports: Im sechsten Jahr in Folge analysierte der internationale Medienbeobachtungsdienst Meltwater für CARE mehr als 1,8 Millionen Online-Artikel im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. September 2021. Die Analyse stützte sich dabei auf Artikel in den Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch. Aus einer Liste von 41 humanitären Krisen wurden jene zehn Krisen ermittelt, die die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielten.

Quellen:

CARE Deutschland e.V.

Verfasst am 13.01.2022

Hungerkatastrophe in Mali

Mali ist eines der ärmsten Länder der Erde. Klimakrise, Pandemie und Militärputsche verschärfen Hungerkatastrophen. Unsere Mitgliedsorganisation CARE hilft.

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Hungerkatastrophe in Mali

„Ich sterbe vor Hunger.“ Nirgends auf der Erde ist dieses traurige Sprichwort ernster zu nehmen als aktuell in Mali. 1,2 Millionen Menschen sind vom lebensbedrohlichen Hunger betroffen. Weitere 3,5 Millionen Menschen im Land befinden sich in einer angespannten Ernährungslage. Dieses Jahr wird die Ernährungsunsicherheit vorraussichtlich um weitere 58 Prozent hinaufschnellen (3). Die instabile Sicherheitslage, die Klimakrise und die sozioökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie mögen die Ursache für diese Notlage sein. Im Weiteren wollen wir versuchen, die drei Ursachen der Hungerkatastrophe näher zu beleuchten.

Instabile Sicherheitslage

Seit Jahren tobt in Mali ein Militärputsch nach dem anderen. Politische Krisen strapazieren staatliche Strukturen und die Bevölkerung enorm. Dadurch ergreifen terroristisch-islamistische Gruppen im Norden des Landes immer wieder die Möglichkeit, zu den Waffen zu greifen und ihre Vormachtstellung im zerrütteten Land zu festigen. Sie überfallen Dörfer, stehlen Nutztiere und drangsalieren die lokale Bevölkerung. Diplomatische Ansätze und Friedensverträge, Bundeswehreinsätze und Entwicklungshilfe scheinen machtlos im Chaos (1). Leidtragende der Krise sind die Menschen. Die Hälfte von ihnen lebt unter der Armutsgrenze, viele Kinder sind mangelernährt und Hunderttausende Familien auf der Flucht, schreibt die GIZ (2). „Frauen und Mädchen sind in dieser Situation besonders durch Gewalt und Missbrauch gefährdet.“ (3)

Die Klimakrise

Hitzewellen und schwere Dürren haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass mehr als 225.000 Hektar landwirtschaftlich nutzbare Flächen verloren gegangen sind (3). Das sind viele, wirklich viele Fußballfelder. Die einschneidende Klimakrise trifft zuerst die Menschen, die ohnehin wenig Mittel zum Selbstschutz haben. Wie sollen Bäuerinnen und Bauern noch ihre Böden bewässern, wenn ihre Lippen schon vor Durst spröde aufplatzen? Das ist keine Prioritätenfrage. Das Klima stellt keine Fragen, und wie man in den Wald, solange er noch existiert, hineinruft, so schallt es heraus. Doch der Globale Norden nutzt Noise Cancelling-Kopfhörer und konsumiert weiterhin auf Höchstniveau.

Sozioökonomische Folgen der Covid-19-Pandemie in Mali

Die Folgen der Corona-Pandemie haben starken Einfluss auf die Lebensmittelpreise. So sind 2021 die Preise für Grundnahrungsmittel wie Mais und Bohnen in der Region Gao um 22 Prozent bzw. 18 Prozent angestiegen, schreibt unsere Mitgliedsorganisation CARE (3). Nahrungsmittel werden für weite Teile der Bevölkerung unerschwinglich. Auch der Arbeitsmarkt, sofern ein funktionierender überhaupt bestand, verblasst in der Existenzangst. Die pandemiebedingte Schließung des in Afrika weit verbreiteten Kleinhandels sorgt für Engpässe, finanzieller und ernährungstechnischer Natur.

CARE im Einsatz

CARE sammelt Spenden für Krisengebiete wie Mali. Die Spenden dienen verschiedenen Hilfsprojekten, wie dem Aufbau und der Versorgung von Flüchtlingscamps, dem Zugang zu Nahrung, Wasser und Bildung für die Bevölkerung vor Ort, dem Schutz besonders für Frauen und Kinder in Gefahr. Aber auch Hygienepakete, Landwirtschaftsprojekte und die Wartung bestehender Infrastruktur gehören zum Hilfsportfolio der weltweit wirkenden Organisation.

Quellen:

(1) „Warum Mali nicht zur Ruhe kommt„, Tagesschau, 01.06.2021

(2) „Krise und Hunger: In Mali steht die GIZ vor großen Herausforderungen„, GIZ, 18.07.2018

(3) „Mali: 1,2 Millionen Menschen von Hunger bedroht„, CARE, 09.12.2021

Verfasst am 10.01.2022

Gletscher in Afrika

Die Problematik der Gletscherschmelze ist auch in tropischen Regionen eine akute Bedrohung und eine tiefgreifende Folge des Klimawandels.

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Gletscher in Afrika

Neben den Polargebieten gibt es Gletscher dort, wo es auch Hochgebirge gibt. Das trifft sogar auf die tropische Zone zu, so z.B. in den nördlichen Anden in Südamerika, im Zentralgebirge Neu-Guineas, aber auch im östlichen Afrika. Allen gemein ist die in umfassenden Studien der Klimaforschung festgestellte Gletscherschmelze.

Afrikanische Riesen

Einige geografische Daten zur afrikanischen Hochgebirgstopgrafie: Das Kilimandscharo-Massiv erreicht eine Maximalhöhe von beachtlichen 5895 Meter, das Mount-Kenia-Massiv bringt es noch auf stattliche 5199 Meter. Das dritthöchste Gebirge Afrikas ist das Ruwenzori-Massiv mit 5109 Meter über dem Meeresspiegel.

Forscher befürchten Gletscherschwund in wenigen Jahrzehnten

Es gibt gesicherte Erkenntnisse darüber, dass die Eiskappe des Kilimandscharo bei Vermessungsarbeiten im Jahre 1880 eine Größe von 20 km2 aufwies. Messungen aus dem Jahre 2009 dagegen ergaben nur noch 2 km2 (1).

Die Ursache für das Schmelzen der einmal durchgehenden Schneedecke ist die Klimakrise zu finden sein – darin sind sich so gut wie alle sich damit befassenden Klimaforscher*innen einig. In Zeiten stetig zunehmender CO2-Emissionen nahm die Eisdicke im Kilimandscharo-Massiv sehr deutlich ab, im Zeitraum von 2000 bis 2007 um bis zu 5,10 Meter. Die Eisfläche verringerte sich im gleichen Zeitraum um 5 % jährlich (2). Die Veränderung sind schon jetzt dramatisch, aber noch schlimmer wird die Zukunft werden. Laut dem amerikanischen Gletscherforscher Lonnie Thompson könnte das Eis im Kilimandscharo-Massiv in nur wenigen „Jahrzehnten ganz verschwunden sein“ (2).

Ähnliches befürchtet auch Keith Alverson vom UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen), der herausgefunden hat, dass am Mount Kenia „bereits 8 der ursprünglich 18 Gletscher verschwunden“ (1) sind.

Landwirtschaft stark gefährdet

Das vollständige Abschmelzen der Kilimandscharo-Gletscher würde, so die Wissenschaftler, eine Wassermenge erzeugen, die für den Menschen nutzbar wäre. Diese Wassermenge würde jedoch ein geringes Ausmaß haben, da große Teile dieses Wassers als atmosphärischer Wasserdampf verdunsten würden. Eine direkte Gefahr für die Menschen im Regenwaldgürtel rund um das Gebirgsmassiv ergäbe sich, wenn es zu Moränen- und Sumpfbildungen käme. Darunter leidet die Landwirtschaft in der betroffenen Region stark, da sie Böden durch die gestaute Nässe verschlammen und unbrauchbar werden.

Quellen:

(1) „Afrikas Gletscher schmelzen“, n-tv.de, 07.09.2014

(2) „Tropische Gletscher“, Hamburger Bildungsserver, o.D.

(3) „The Big Climb“, Kilimanjaro Climate & Glaciers, 27.10.2021

Kwanzaa – Black Power statt weiße Weihnachten

Alle Jahre wieder steht Weihnachten vor der Tür. Vermutlich haben die meisten von uns das christliche Weihnachtsfest vor Augen, weil viele von uns zur hierzulande dominierenden weißen, christlich geprägten Gesellschaft gehören.

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Kwanzaa – Black Power statt weiße Weihnachten

Auch in Afrika wird Weihnachten gefeiert oder abgeänderte christliche Bräuche zelebriert. Doch das war nicht immer so. Bevor vermehrt ab dem 19. Jahrhundert christliche Kirchen und europäischen Kolonialherren nichtchristlichen Schwarzen, Indigenen und Menschen of Color*(1) zum Christentum missionierten, wurden die traditionellen Religionen Afrikas praktiziert. Sie sind bis heute noch lebendig und stellen die drittgrößte Religionsgruppe auf dem afrikanischen Kontinent dar.(2)

Unseren heutigen Artikel wollen wir deswegen dem nicht-religiösem afroamerikanischen und panafrikanischen Festes Kwanzaa (Nguzo Saba) widmen. Dieses wurde 1966 von dem amerikanischen Professor für African Studies, Autor und Aktivist der Black Power-Bürgerrechtsbewegung Dr. Maulana Ron Karenga gegründet, um sich explizit gegen das Weißsein und die damit verbundenen ungerechten Machtverhältnisse abzugrenzen.

„Kwanzaa wurde erdacht, geschaffen und in der afrikanischen Gemeinschaft eingeführt als ein kühner Akt der Selbstbestimmung.“ – Dr. Maulana Ron Karenga

Die Black Power-Bewegung

Der immer noch fortbestehende strukturelle und institutionelle Rassismus in den USA erlangte in den 50ern und 60ern – vornehmlich in den Südstaaten der USA – seine schlimmsten Ausmaße. Nicht nur, dass Afroamerikaner*innen mit Hilfe von Gesetzen rassistisch diskriminiert wurden, sie wurden auch auf offener Straße gefoltert und ermordet. Um diesem endlich wirksam entgegenzutreten, bildete sich eine antirassistische soziale Bewegung, die mit der Bewegung gegen den Vietnamkrieg und weiteren sozialen Fragen Hand in Hand ging, um für die Gleichberechtigung und die Überwindung des Rassismus in den USA zu kämpfen.

Kwanzaa wurde dementsprechend auch explizit als Alternative zu den „weißen“ Weihnachten konzipiert, um Afroamerikaner*innen zu empowern. Das Fest wird vom 26. Dezember bis zum 1. Januar abgehalten. Dabei steht jeder Feiertag für eins von sieben Prinzipien, die das Gemeinschaftsgefühl und Selbstbewusstsein der Amerikanischen Black Communities stärken sollen.

Die sieben Prinzipien des Kwanzaa

In jeder der sieben Nächte wird eine Kerze im Kinara genannten Kerzenständer entzündet: die Farben drei grüne, drei rote und eine schwarze Kerze, repräsentieren Afrika. Dabei symbolisiert jeder Tag ein bestimmtes Thema: Einheit, Einigkeit (umoja), Selbstbestimmung (kujichagulia), Gruppenarbeit und Verantwortung (ujima), kooperative Wirtschaftlichkeit (ujamaa), Sinn und Zweck (nia), Kreativität (kumba) und Glaube (imani).(3)

  1. Umoja (Einigkeit): Streben nach und Erhaltung von Einigkeit in Familie, Gemeinschaft, Nation und Race.
  2. Kujichagulia (Selbstbestimmung): Sich selbst definieren und für sich selbst sprechen.
  3. Ujima (Zusammenarbeit und Verantwortung): Zueigenmachung und gemeinsame Lösung der Probleme der Mitmenschen.
  4. Ujamaa (Gemeinsames Wirtschaften): Aufbau und Aufrechterhaltung eigener Geschäfte, Läden und Unternehmen mit gemeinsamem Profit.
  5. Nia (Zielstrebigkeit): Sich selbst Ziele setzen und sie mit der Gemeinschaft vereinbaren.
  6. Kuumba (Kreativität): Eigene Gemeinde schöner und nützlicher zu machen, als man sie geerbt hat.
  7. Imani (Glaube): Mit ganzem Herzen an sein Volk, seine Eltern, Lehrer*innen, Führer*innen, die Gerechtigkeit und den Sieg seines Kampfes glauben.

Um den Betroffenen selbst eine Stimme zu geben, möchten wir zum Schluß noch ein tolles Video des Greensboro Kwanzaa Collective empfehlen.

Den unsichtbaren Rucksack auspacken

Weiße können der BIPoC-Bewegung nur helfen, wenn sie die eigenen unsichtbaren Privilegien und den unterbewussten Rassismus reflektieren.

Hierzu möchten wir den Text von Peggy McIntosh aus dem Jahr 1989 empfehlen.

Quellen:

(1) BUNDjugend (2021): BIPoC steht im Englischen für Black, Indigenous and People of Color und wird BIPoC abgekürzt. Die solidarische Selbstbezeichnung kommt aus der US-amerikanischen Bürger*innenrechtsbewegung und verbindet BIPoC durch geteilte Rassismuserfahrungen und Ausgrenzung von der weiß dominierten Mehrheitsgesellschaft. Schwarz wird großgeschrieben, weil es sich weder um ein Adjektiv noch um eine Farbe handelt. Kolonialismus & Klimakrise – Über 500 Jahre Widerstand

(2) Dietrich, K. (27.09.2020): Christliche Missionare – Wegbereiter und Kritiker der Kolonoalmächte

(3) African American Cultural Center – Los Angeles: Official Kwanzaa Website

Verfasst am 22.12.2021

Die Massai im gezwungenen Wandel

Farbenprächtige Gewänder, schimmernder Schmuck, respekterweckende Tänze voller Elan und Bedeutung. Die Massai sprühen vor Kultur und Stolz. Und dennoch sind sie den Herausforderungen der Zeit ausgesetzt. Vertreibung, Wilderei, Klimaschäden und die Pandemie machen den Massai im Süden Kenias und Norden Tansanias zu schaffen. Stimmen aus ihren Gemeinschaften werden laut. Sie sprechen von Wandel.

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Die Massai im gezwungenen Wandel

Von der Viehzucht zur Landwirtschaft

Ngilu Lamanias ist eine Massai im Savannenmassiv von Kenia. Sie berichtet von notwendigen Veränderungen und Hoffnung. Die größte Veränderung passiert wohl im Handwerk. Aus Viehzucht wird Landwirtschaft. Das kostenintensive Halten der Tiere gestaltet sich schwierig. Gerade in Anbetracht der anhaltenden Pandemie finden Tiermärkte nicht statt. „Wir sind Viehzüchter, normalerweise kümmern wir uns um unsere Tiere. Mit der Feldarbeit haben wir nichts zu tun“, sagt Lamanias. Wenn sie jedoch etwas zu essen haben wollen, bleibt ihnen in der aktuellen Lage keine andere Wahl. Die Arbeit mit Hacke und Spaten ist dem Stamm traditionsbedingt eher fremd, „aber eigentlich läuft es gar nicht so schlecht“, meint die Massai. Sie hofft darauf, das gesäte Gemüse bald ernten und kochen zu können. (1)

Folgen der Klimakrise erschweren den Wandel

Der Weg hin zur Landwirtschaft erweitert das Überlebensspektrum der Massai. Sie sind nicht mehr ausschließlich angewiesen auf den Lebensmittelmarkt mit seinen Preisschwankungen. Sie nutzen die Regenzeit in der Savanne für den eigenen Anbau. Bloß spielen die Wetterbedingungen gerade in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Klimabedingte problematische Trocken- und Regenzeiten erschweren den Übergang. Erodierte oder durchgeweichte Böden eignen sich nicht zur Aussaat. (2)

Abhängigkeiten

Die Schattenseiten des Tourismus sind weitestgehend bekannt. Doch als Einnahmequelle dient er für viele Massai noch immer. Sie verkaufen selbstgemachten Schmuck, Ledermasken und bieten Einblicke in Kultur und Leben. Die Ausbreitung der Pandemie hinterlässt jedoch auch hier folgenschwere Engpässe. Unterkünfte für Gäste bleiben leer, das Budget wird knapp. Mitarbeitende erhalten nur noch einen Bruchteil ihrer Vergütung, wenn überhaupt. (1)

Unfreie Nomaden

Den Massai könnte auf lange Sicht die Existenzgrundlage wegfallen. Armutsbedingte Wilderei, wie die Elefantenjagdt zur Elfenbeingewinnung, aber auch die zunehmende Vertreibung aufgrund der Privatisierung weiter Landstriche zwingen die Menschen, ihr Nomadendasein wieder aufzunehmen. Völkerwanderungen gab es zwar schon immer, doch aufgrund übergeordneter politischer Regelungen scheinen die Massai mehr und mehr in der Steppe gefangen. (3)

Quellen:

(1) „Wie eine Massai-Gemeinschaft gegen die Krise kämpft“, Deutschlandfunk Kultur, 16.06.2021

(2) „Massai in Tansania“, massai.org, o.D.

(3) „Jagdtourismus vertreibt Massai“, Tourism Watch, o.D.

Verfasst am 09.12.2021

Freiwilligendienste in afrikanischen Ländern – helfen sie wirklich?

Viele junge Menschen zieht es nach bestandenem Schulabschluss ins Ausland. Dabei ist es sehr populär Freiwilligenarbeit zu leisten. Vor allem Länder in Afrika sind dabei sehr beliebt. Doch statt zu helfen, richten diese Einsätze teilweise große Schäden an. Doch was können die unmittelbaren Folgen von Freiwilligenarbeit sein und wie können wir diese Situation verbessern?

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Freiwilligendienste in afrikanischen Ländern – helfen sie wirklich?

Einsatzbereiche von Freiwilligen

Viele Freiwillige zieht es in Waisenhäuser, Schulen, Krankenhäuser, Umweltschutz-, oder Tierschutzprojekte, um dort ihre Hilfe anzubieten. Ziel dabei ist, den Urlaub oder Auslandsaufenthalt mit einer guten Tat zu verbinden. Doch besonders Freiwilligendienste in Waisenhäusern und Krankenhäusern bergen Gefahren. Nach dem Schulabschluss bringen viele Freiwillige weder die nötigen Qualifikationen für bestimmte Einsatzstellen mit noch die nötige Zeit.

Problematik von Freiwilligendiensten in Waisenhäusern

Freiwilligenarbeit in Waisenhäusern kann schwerwiegende Folgen für die Kinder haben. Denn oft bleiben die Freiwilligen nur über einen kurzen Zeitraum, so dass es zu einem häufigen Wechsel der Freiwilligen kommt. Was das bei den Kindern auslösen kann, wird dabei oft nicht hinterfragt. Die Kinder gewöhnen sich an die einzelnen Helferinnen und Helfer und werden kurze Zeit später wieder von ihnen getrennt. In der Folge können Bindungsprobleme auftreten, die sie nachhaltig prägen.

Auch ist das Geschäft mit Freiwilligendienstleistenden in Waisenhäusern so lukrativ, dass Kinder ihren Eltern teilweise entzogen werden, um das Waisenhaus zu füllen und so mit ausländischen Geldern zu finanzieren. Ebenfalls entfallen durch die Freiwilligendienstleistenden qualifizierte Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung.

Von Zuhause helfen

Dass unser Wohlstand zum großen Teil auf der Ausbeutung der Länder fußt, in denen wir so gerne helfen, wird oft vergessen. Unfaire Handelsabkommen, „Land Grabbing“, damit wir z.B. unseren Fleisch- und Energiehunger stillen können, oder unser täglicher Kaffee- bzw. Schokoladenkonsum, dessen Produktion teils unter menschenunwürdigen Bedingungen stattfindet, tragen noch immer zu einer ungleichen Verteilung von Reichtum auf der Erde bei. Der Social-Media-Manager von „No White Saviors“, Rwothomio Gabriel, findet dazu folgende Worte: „Wenn [weiße Menschen] die Probleme Afrikas lösen wollen, sollten sie bei sich zu Hause anfangen.“

Positive Effekte der Freiwilligenarbeit

Doch Freiwilligenarbeit bietet auch Potenzial, denn Freiwillige können durch ihre Nachfrage auch Arbeitsplätze schaffen. Durch ihren Aufenthalt in möglicherweise eher touristenarmen Regionen schaffen sie Arbeitsplätze für ihre Betreuung, Unterkünfte, Verpflegung und ihre Freizeitaktivitäten. Da sie auch ausgehen oder Souvenirs kaufen, stellen sie eine wichtige Kaufkraft für den Tourismus dar. Darüber hinaus könnte eine neue Zielsetzung der Freiwilligenarbeit typische koloniale Denkmuster aufbrechen: die Reise sollte dabei nicht mit dem Gedanken angetreten werden, den Menschen vor Ort zu helfen, sondern von den Menschen vor Ort zu lernen. Dabei sollte auch das eigene Ablichten mit Kindern vor Ort zur Selbstinszenierung kritisch hinterfragt werden, da es auf koloniale Denkmuster hinweist.

Verbesserungsbedarf bei Freiwilligeneinsätzen

Oft ist die Einsatzdauer von Freiwilligen zu kurz. Um Freiwillige gut einarbeiten zu können, so dass sie ihre Aufgaben auch selbstständig bewerkstelligen können, sollten Organisationen, die Freiwilligeneinsätze anbieten, einen Mindestaufenthalt festlegen. Ebenso sollten Freiwillige für bestimmte Einsatzbereiche Qualifikationen nachweisen. Das betrifft besonders Einsatzbereiche im Gesundheitswesen oder mit Kindern. So können beide Seiten durch einen Wissensaustausch profitieren. Sophie Otiende, eine kenianische Aktivistin, die sich für Opfer von Menschenhandel einsetzt, findet daher eine Mindesteinsatzdauer für Freiwilligendienste von 6 Monaten und entsprechende Qualifikation durch eine Ausbildung oder ein Studium angemessen.

Ebenso liegt die Entscheidungsmacht über logistische, aber auch thematische Schwerpunkte im Freiwilligendienst oft bei den Organisationen im globalen Norden. Die Organisationen im globalen Süden sollten dabei jedoch über ein Mitspracherecht verfügen. Sie wissen am besten, wie sie die Freiwilligen integrieren können und welche finanziellen Möglichkeiten sie dazu haben. Die Entscheidung über die Höhe des Taschengeldes und die Einsatzbereiche der Freiwilligen sollte dabei bei den Organisationen im globalen Süden liegen.

Ebenso sollte ein gleichwertiger Austausch von Freiwilligendienstleistenden stattfinden (Nord-Süd-Austausch). Das heißt, dass nicht nur Freiwillige aus dem globalen Norden in den globalen Süden entsendet werden, sondern auch aus dem globalen Süden in den globalen Norden. Zurzeit stehen diesem Vorhaben jedoch noch erhebliche Hindernisse im Weg. So besteht zum Beispiel ein unvorteilhafter finanzieller Wechselkurs für Freiwillige aus dem globalen Süden im globalen Norden. Darüber hinaus haben sie im globalen Norden, anders als weiße Menschen im globalen Süden, aufgrund anderer Merkmale, wie ihrer Hautfarbe, oft mit Vorurteilen zu kämpfen.

Quellen:

Glokal (o.J.): Das Märchen von der Augenhöhe

Hoffmann, H. (15.01.2021): »Es braucht keine Weißen, die zeigen, wo es langgeht«

Hurtz, S. (12.06.2012): Im Slum auf Selbstsuche.

Orbach, S. (17.05.2017): Gut gemeinte Freiwilligenarbeit kann Schaden anrichten. ein Interview von Deutschlandfunk Nova

Parbey, C. (24.10.21): Entwicklungshilfe: „Zu allem Überfluss sollen wir Dankbarkeit zeigen“

Verfasst am 16.12.2021

Flutkatastrophe im Südsudan: Klimakrise verschärft jährliche Überschwemmungen

Die Klimakrise ist mitverantwortlich für Rekordüberschwemmungen im Südsudan. Unsere Mitgliedsorganisation CARE unterstützt die Betroffenen vor Ort.

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Flutkatastrophe im Südsudan: Klimakrise verschärft jährliche Überschwemmungen

Überschwemmungen auf Rekordausmaß

Unsere Mitgliedsorganisation CARE weist auf die sich zuspitzende humanitäre Notlage nach der Flutkatastrophe im Südsudan hin: Die jedes Jahr auftretenden Überschwemmungen erreichen in diesem Jahr ein Rekordausmaß, wie es seit Jahrzehnten nicht erlebt wurde. Ganze Bundesstaaten sind betroffen, komplette Gemeinden stehen unter Wasser. Viele Menschen in abgelegenen Gebieten sind nach wie vor komplett von humanitärer Hilfe abgeschnitten.

800.000 Menschen von Fluten betroffen

Mehr als 800.000 Menschen in acht der zehn Bundesstaaten des Landes sind betroffen, und knapp eine halbe Million Menschen wurden bis heute vertrieben. Die Überschwemmungen haben Häuser, Gemeindeeinrichtungen und Straßen zerstört. Bentiu, die Hauptstadt des Bundesstaates Unity, wo CARE Ernährungs- und Schutzprogramme durchführt, ist besonders stark betroffen.

Klimakrise verschärft Wettermuster

Abel Whande, CARE-Länderdirektor für den Südsudan, sagt: „Zum ersten Mal erleben wir, wie ein normalerweise örtlich begrenztes und saisonales Wetterereignis zu einer großen humanitären Krise wird. Die Klimakrise verschärft die Wettermuster in ganz Ostafrika. Im Südsudan sind die Gemeinden durch den jahrelangen Konflikt und chronischen Hunger ohnehin schon geschwächt. Nun zerstören die Überschwemmungen die letzten Lebensmittelvorräte, Lebensgrundlagen und Häuser.“

Um die abgeschnittenen Gemeinden mit lebensrettender Hilfe zu erreichen, werden nun Kanus und Spezialausrüstung benötigt, berichtet der CARE-Nothelfer:

„Bei einem kürzlichen Besuch in Bentiu sah ich, wie ganze Dörfer unter Wasser standen, wie die Menschen im Freien schliefen und nicht einmal trockenes Feuerholz sammeln konnten, da die Bäume unter Wasser standen. Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass das Wasser in absehbarer Zeit zurückgehen wird, obwohl die Trockenzeit begonnen hat.“

Unterstützung für die Betroffenen

Zu den dringendsten Bedürfnissen der Menschen gehören sicheres Trinkwasser, Notunterkünfte, Moskitonetze, Medikamente, Brennholz und Nahrungsmittelsoforthilfe. Aber auch längerfristige Hilfe und Maßnahmen zum Klimaschutz sowie die Finanzierung werden entscheidend sein. „Die Überschwemmungen stellen insbesondere für Frauen und Mädchen ein erhöhtes Risiko und eine große Gefahr dar. Durch die Zerstörung ihrer Wohnräume fehlt es ihnen an Privatsphäre und sie sind einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt „, mahnt Abel Whande.

CARE hat seine Hilfsprojekte schnell angepasst, um die Vertriebenen mit lebensrettender Hilfe zu erreichen. Priorität haben die Wasserversorgung sowie Sanitär- und Hygienebedarf für Frauen und Mädchen.

Whande: „Das Letzte, was die Menschen im Südsudan verdient haben, ist, dass sie die Hauptlast einer Klimakatastrophe tragen müssen, die größtenteils von den Industrieländern verursacht wurde.“

Quellen:

CARE Deutschland e.V.: CARE zu Fluten im Südsudan

Verfasst am 20.12.2021

Insekten als nachhaltiges Nahrungsmittel der Zukunft?

Grillen, Ameisen und Mehlwürmer. Seit Jahrtausenden und womöglich noch länger bilden sie in verschiedenen Kulturkreisen einen wichtigen Bestandteil der Nahrungsmittelzufuhr. Die Zucht und Haltung der Insekten birgt die Chance, die Ernährungssicherheit weltweit zu verbessern.

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Insekten als nachhaltiges Nahrungsmittel der Zukunft?

Herausforderungen in der Landwirtschaft

Unter konventioneller Landwirtschaft versteht man den Anbau von Obst und Gemüse mit dem Einsatz von Pesitziden und Insektiziden, häufig in Monokulturen sowie Massentierhaltung. Diese Art der Bewirtschaftung ist nicht nachhaltig genug, um langfristig die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu gewährleisten. Sie schädigt die Böden und produziert große Mengen an Treibhausgasen, die die Klimakrise verstärken. Die Folgen der Klimakrise gestalten die Nahrungsproduktion zunehmend schwierig. Besonders der Zugang zu Wasser, elementar für eine funktionierende Landwirtschaft, ist in einigen Regionen bereits stark begrenzt. Erosion und unfruchtbare Böden erschweren den Anbau zusätzlich.

Mehr für weniger

Eine nicht zu unterschätzende Lösung könnte die Kultivierung von Insektenfarmen sein (1). Die Massenzucht von Insekten bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Was in Asien oder Lateinamerika bereits gang und gebe, sogar mancherorts eine Delikatesse ist, könnte auch global eine nachhaltigere Nahrungsquelle werden. Die ressourcenschonende Aufzucht von Insekten garantiert ein Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an Proteinen, Vitaminen und „guten“ Fetten (2). „Um 100 Gramm Rindfleisch zu produzieren, braucht es 2200 Liter Wasser, Hausgrillen brauchen dagegen 2000 Mal weniger!“, schreibt die Hilfsorganisation Welt ohne Hunger (3).

Essbare Insekten

Die Massenhaltung von Insekten funktioniert ebenfalls in sogenannten Farmen. 1900 Insektenarten sind als essbar eingeordnet. „Laut Weltbank sind bisher 18 Arten als geeignet für die Tierhaltung identifiziert worden.“(3) Darunter zählt zum Beispiel die Schwarze Soldatenfliege. Das schnelle Wachstum, die Resistenz gegen Krankheiten und die omnivoren Eigenschaften der Soldatenfliege zeichnen sie für die Massentierhaltung aus. Vorreiter und Marktführer ist Südkorea. 2.500 Farmen züchten dort bereits Grillen, Raupen, Fliegen und viele weitere zum Verzehr geeignete Insektenarten.

Neben der Nahrungsquelle für Menschen dienen Insekten ebenfalls als Futter für Tiere. Neuerliche wissenschaftliche Studien ergaben auch, dass sich gewisse Insekten für Medizinpräparate eignen (2).

Gerechtere Verteilung von Lebensmitteln

Möglicherweise könnten Insekten Nahrungsengpässen in der Zukunfts entgegenwirken. Doch nur, wenn auch Insekten nachhaltig gehalten werden, in ökologischer als auch sozialer Hinsicht. Untersuchungen haben ergeben, dass der ökologische Fußabdruck von Insektenfarmen im Moment kaum besser ist als der von konventionellen Hühnerfarmen. Die Transportwege sind oft weit und die Löhne der Arbeitskräfte auf den Farmen sehr niedrig (4). Will man weg vom Fleisch als Nahrungsmittel, warum dann nicht gleich auf vegetarische Kost umsteigen? Das wäre noch nachhaltiger und gar keine Tiere müssten ihr Leben lassen.

Zudem ist laut FAO (Food and Agriculture Organisation) eigentlich ausreichend Nahrung für alle Menschen weltweit vorhanden. Doch von den vier Milliarden Tonnen Nahrung, die jedes Jahr produziert werden, wird ein Drittel verschwendet. Ein großer Teil davon landet im globalen Norden einfach in der Tonne, während sich viele hungernde – 155 Millionen – oder mangelernährte Menschen – 161 Millionen weltweit – die Nahrungsmittel schlichtweg nicht leisten können oder ihnen zu wenig zur Verfügung steht (5). Das Problem liegt also zum einen an der ungleichen und ungerechten Verteilung. Zum anderen an wenig effizienten Versorgungsketten, denn viel Nahrung verdirbt auch einfach durch schlechte Lagerung oder mangelnde Absatzmöglichkeiten im globalen Süden. Diese Probleme könnten unter anderem durch einen strategischen Ausbau der Infrastruktur im globalen Süden sowie einen achtsameren und sparsameren Umgang mit Lebensmitteln im globalen Norden in Kombination mit gerechteren Wirtschaftsstrukturen behoben werden.

Insekten als nachhaltiges Nahrungsmittel?

Ein Pilotprojekt der Weltbank strebt mithilfe der Massentierhaltung von Insekten eine verbesserte Nahrungssicherheit an. Die Überfischung der Weltmeere, erodierte, unfruchtbare Böden, sinkende Grundwasserspiegel, voranschreitende Abholzung der Regenwälder und weitere Ein- und Auswirkungen könnten die Insektenzucht zu einer ökonomischen, ökologischen und humanitären Alternative zur Bekämpfung des Welthungers erheben (1). Doch auch Projekte der Weltbank standen und stehen desöfteren in harscher Kritik. Daher sind Projektansätze der Entwicklungsbank einer profunden Kontrolle zu unterziehen, bevor sie vollumfänglich gutgeheißen werden können. Denn die ökologischen Schattenseiten der Massenhaltung jeglicher Erzeugnisse, ob Fleisch, Soja oder auch Insekten, bedürfen einer strategischen und umweltbewussten Annäherung.

Quellen:

(1) Insects, the Food of the Future?, Weltbank, 10.06.2015

(2) Esst mehr Insekten!, Frankfurter Allgemeine, 10.12.2021

(3) Insekten sind das neue Rind, Welt ohne Hunger, 23.04.2018

(4) Nicht die Nahrung der Zukunft, taz, 29.07.2019

(5) Welthunger-Index 2021

Verfasst am 13.12.2021

Sudan: Um jeden Preis auf dem Weg zur Demokratie?

Im Sudan protestiert die Zivilgesellschaft gegen das Militär, das Ende Oktober nach einem Putsch die Regierung abgesetzt hat.

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Sudan: Um jeden Preis auf dem Weg zur Demokratie?

Weltweit und seit jeher verursachten Demokratisierungsprozesse kriegerische Auseinandersetzungen. Oft deshalb, weil sich undemokratische Regierungsformen nicht von der Bühne des politischen Geschehens verabschieden wollten und sich an die Macht klammerten.

Eine ähnliche Lage mobilisiert seit mehreren Wochen die sudanesische Zivilgesellschaft zu prodemokratischen Protesten.

Der Militärputsch

Ende Oktober dieses Jahrs übernahm das Militär die Macht im afrikanischen Land. Generalkommandant Abdel Fattah al- Burhan veranlasste die Verhaftung des Premiers Abdullah Hamduk und weiterer Minister. Zusätzlich ließ der Generalkommandant Internet, Mobil- und Festnetze abschalten. Er begründet das Vorgehen der Armee mit einer anhaltenden Bedrohung des Friedens und der Sicherheit durch die amtierende demokratiefreundliche Übergangsregierung unter Hamduk. „Man werde den demokratischen Kurs aber fortsetzen, bis die Macht an eine zivil gewählte Regierung übergehe.” (1) Ein drastischer Schritt, der weltweit Kritik erntet.

Spannungsgeladener Übergang

Militär und zivile Opposition im Sudan bildeten eine vorübergehende und verstrickte Partnerschaftsregierung bis Neuwahlen möglich sind. Spannungen zwischen beiden Seiten entflammten zu neuen Konflikten. Vorwürfe wurden laut, das Militär verzögere die Neuwahlen und den Einsatz einer demokratisch gewählten zivilen Regierung. Außerdem machte die Bevölkerung das Militär verantwortlich für eine “steigende Inflationsrate sowie Engpässe bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern.” (1)

Neue Akteure

Hunderttausenden Menschen gingen daraufhin auf die Straßen und protestierten gegen die Putschisten. In der sudanesischen Hauptstadt Khartum wurde mit Waffengewalt gegen die Protestierenden vorgegangen (2). Zahlreiche Tote und Verletzte waren zu verzeichnen (3).

Nun tritt jedoch noch ein weiterer Akteur ins Gefecht. Bewaffnete Rebellengruppen “sähen lieber eine Militär- als eine Zivilregierung an der Macht” (1). Eine Militärdiktatur biete ihnen bessere Aussichten zur Durchsetzung eigener Interessen.

Die Rückkehr des Premiers

Das Blutvergießen sollte ein Ende finden. Aus dieser Motivation heraus wurde der zuvor entmachtete Premier Abdullah Hamduk wieder eingesetzt. Er zeigte sich, deutlich geschwächt, zusammen mit dem Generalkommandant im Fernsehen und unterzeichnete die Vereinbarung zur Einigung. Die 14 Punkte umfassende Vereinabarungserklärung beschließt die Wiederaufnahme einer vorübergehenden Machtteilung zwischen Militär und Zivilisten und Neuwahlen im Jahr 2023. Die Putschisten sind demnach weiterhin zumindest Teilmachthaber (4). Dies will die Zivilbevölkerung nicht akzeptieren. Zehntausende Sudanesinnen und Sudanesen sind daher vergangenen Montag in der Hauptstadt Khartum auf die Straßen gegangen, um erneut gegen das Militär zu protestieren. Anders als in den Wochen zuvor, verlief der Protest fiedlich (5).

Die Rolle des Westens

Die Lage ist kritisch und verschärft sich stetig. Doch der Westen könnte durch eine klare Positionierung gegen das Militärregime Druck ausüben. Theodore Murphy, der Direktor des Afrika-Programms des European Council on Foreign Relations, dazu: „Wenn die EU jetzt einheitlich und in aller Deutlichkeit erklärt, dass verbesserte Beziehungen zum Sudan für sie nur auf Basis einer demokratischen Transition denkbar seien, und sie diese abbrechen würde, sollte diese Voraussetzung nicht mehr gegeben sein, könnte das durchaus Einfluss auf die Militärführung haben.“ Die Situation im Sudan wird weiterhin beobachtet.

Quellen:

(1) “Sudan: Hintergründe des Putsches”, Deutsche Welle, 25.10.2021

(2) “Tote bei Massenprotesten im Sudan”, Tagesschau, 13.11.2021

(3) “15 Menschen bei prodemokratischen Protesten im Sudan getötet”, Der Standard, 18.11.2021

(4) „Entmachteter Regierungschef zurück auf altem Posten„, Tagesschau, 21.11.2021

(5) „Zehntausende demonstrieren erneut gegen das Militär„, Zeit Online, 14.12.2021

Verfasst am 14.12.2021

Omikron: Ein Weckruf an die Welt

Omikron ist keine innovative Computersoftware, sondern die besorgniserregende Coronavirusmutation mit Ursprung im südlichen Afrika.

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Omikron: Ein Weckruf an die Welt

WHO in großer Sorge

Südafrika soll der Ursprung der neuen Coronamutation Omikron sein. Die Weltgesundheitsorganisation stuft diese Variante des Virus als besorgniserregend ein, zumal 88 Prozent der Neuinfektionen im Land auf die Omikron-Variante zurückzuführen sind (1).

Die Ausbreitung der Variante ließ nicht lange auf sich warten. Betroffen sind mittlerweile weite Teile des afrikanischen Kontinents, wie Botsuana, Mosambik und Simbabwe (2). Aber auch Nordamerika und Europa verzeichnen steigende Fallzahlen (3).

„In ganz Afrika seien in der vergangenen Woche 52.300 Neuinfektionen gezählt worden – das ist ein Anstieg um 105 Prozent im Vergleich zur Vorwoche“, schrieb der österreichische Kurier. Ein Großteil der Infektionen entfiel auf Südafrika. Die Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union geht von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus (4).

Im Teufelskreis der Pandemie

Grund für die Ausbreitung der Mutation ist auch die geringe Impfquote. Afrika wurde über weite Strecken der Pandemie allein gelassen (1). Das Aufkaufen der Vakzine auf dem Weltmarkt durch die Industriestaaten ließ den Kontinent fast leer ausgehen. Selbst UN-Initiativen (COVAX) droht das Nichterreichen der Jahresimpfziele.

Ziele scheinen jedoch nicht allein aufgrund des Impfstoffmangels in die Ferne zu rücken. Auch die Passivität der afrikanischen Regierungen ist ein Beschleuniger der Virusverbreitung. Hohe Kosten für Impfkampagnen auf der einen Seite, Spardruck auf der anderen paralysieren den Impffortschritt erheblich. Der Teufelskreis kann nicht deutlicher sein. Eine hohe Inzidenz erfordert binnenwirtschaftliche Einschränkungen. Diese wiederum bringen Länder in finanzpolitische Schwierigkeiten, Kürzungen in Bildung und Infrastruktur sind die Folge. Aber auch die Investition in notwendige Logistik und Impfkampagnen ist nur schleppend möglich, was die Impfrate direkt beeinflusst und damit das Infektionsgeschehen auf der ganzen Erde (1).

Afrika benötigt mehr Unterstützung, denn die Pandemie kann nur global erfolgreich bekämpft werden. Das bedeutet, einen gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen für alle und damit gegegbenenfalls die Aussetzung der Patentrechte, um ausreichend Impfstoff produzieren zu können.

Quellen:

(1) „Der Omikron-Weckruf„, NZZ, 03.12.2021

(2) „Omikron in Südafrika: Mehr Fälle und große Sorgen„, DW, 03.12.2021

(3) „Omikron bis Delta – Die Ausbreitung der Corona-Varianten weltweit„, Morgenpost, o.D.

(4) „Omikron: Rascher Anstieg der Corona-Fallzahlen in Afrika„, Kurier.at, 02.12.2021

Verfasst am 06.12.2021

Diamanten in Afrika

Was zunächst als schimmernder Wohlstandsförderer daherkommt, enthüllt eine Maschinerie der Korruption. Ein Einblick in die blutige Welt der afrikanischen Diamanten.

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Diamanten in Afrika

Reich, aber arm dran

Diamanten, es sind sagenumwobene, wohlstandsversprechende Edelsteine, die in komplizierten naturphysikalischen Druckprozessen tief unter der Erde entstehen und nach denen Menschen seit geraumer Zeit trachten. Rund zwei Drittel der weltweit gehandelten Edelsteine stammen aus Afrika. “Reich an Diamanten, aber trotzdem arm” (1), das ist das Schicksal des afrikanischen Kontinents. Man möge annehmen, dass die Vorkommen auch ein vortreffliches Leben in der Schürfregion garantieren. Diese Annahme kann leider nicht falscher sein.

Blut im Schmuckkasten des Globalen Nordens

Die Diamantenvorkommen, gerade in Sierra Leone und Liberia, waren Vorboten für blutige Bürgerkriege, bilaterale Konflikte, Korruption und illegale Waffenimporte. Zwischen 1991 und 2002 fielen den Ausschreitungen im Land mehr als 50.000 Menschen zum Opfer (2). Die Blutdiamanten waren geboren. Anlass genug, in Hollywood einen Blockbuster aufzuziehen, erfreute man sich im Globalen Norden stets an den funkelnden Steinen. Auf großen amerikanischen Auktionen fließen Millionenbeträge für blutbeschmierte Diamanten, die im Schmuckkästchen landen. Oder am Finger der Teuersten.

Fehlgeleitetes Geld

Diese Erträge würden für die Entwicklung der Schürfregionen dringend gebraucht, für den Aufbau von Kliniken, Infrastruktur, Wasser- und Stromnetzen, doch dort bleibt kaum etwas zurück. “In Amerika haben sie jetzt ihren Spaß an diesen Diamanten – und wir?”, sagt ein Lehrer im sierra-leonischen Dorf Koryadu, in dem 2018 einer der größten Diamanten der Welt gefunden wurde. Dabei zeigt er auf das Schulgebäude, ein wackliger Pavillon aus Blech und Holz (3). Friedensdiamant wurde der kürzlich gefundene Edelstein getauft, der an die Regierung übergeben wurde. Er sollte ein internationales Zeichen setzen, die Zeit der Blutdiamanten beenden und der Bevölkerung zugutekommen (3).

Die britische Antikorruptionsgruppe Global Witness berichtet, “die Diamanten hätten dem einfachen Volk keine Vorteile gebracht. Im Gegenteil.” (1). Die Einnahmen werden systematisch von Geheimdiensten und Militärs für sich abgezweigt.

“Zwei Tassen Reis, etwas Tabak und Gin als Tageslohn”

Ein weiterer Grund für die Armut trotz Diamantenvorkommen ist die Verlagerung der Wertschöpfung ins Ausland. Viele Minen gehören ausländischen Großinvestoren, die die geschürften Diamanten ins Heimatland schiffen lassen. Dort passiert die eigentliche Wertsteigerung durch Schleifen und Verarbeitung der Rohdiamnten zu den beliebten Schmuckstücken. Passierte dies im Herkunftsland, schaffte man neue Ausbildungs- und Arbeitsplätze und leiste aktiv zur Entwicklung des Kontinents bei. Man bedenke, dass unter den zehn weltweit größten Diamantenproduzenten sieben afrikanische Länder zählen. Dennoch schuften die Schürferinnen und Schürfer wie Sklavinnen und Sklaven und leben in bitterer Armut (4). “Zwei Tassen Reis, etwas Tabak und Gin als Tageslohn” (4) können die Diamantenschürferinnen und -schürfer von ihren “Gönnern” erwarten.

Kimberley-Prozess

Im Jahr 2003 wurde deshalb der Kimberley-Prozess initiiert. Dabei handelt es sich um einen internationalen Zusammenschluss von inzwischen 81 Staaten, der strenge Richtlinien für den Im- und Export der Edensteine vorgibt. Über Handelszertifikate können alle Stationen eines Diamanten von der Mine bis zum Verkauf nachverfolgt werden. Den illegalen Handel mit den so genannten Blut- oder Konfliktdiamanten verhindern soll. Ein internationales Gremium prüft, ob diese Zertifikate korrekt ausgestellt werden. Ziel ist, die Finanzierung von Kriegen aus dem Erlös dieses illegalen Handels zu unterbinden. Menschenrechtsverletzungen wie Kinder- und Zwangsarbeit werden dabei allerdings nicht Rechnung getragen.

Quellen:

(1) “Reich an Diamanten, aber trotzdem arm”, Deutsche Welle, 15.09.2017

(2) “Sierra Leones Friedensdiamant verscherbelt”, Süddeutsche Zeitung, 05.12.2017

(3) “Sierra Leone / Friedensdiamant ist kein Gewinn für die Bevölkerung”, Deutschlandfunk, 17.03.2018

(4) “Das Geheimnis der Diamanten”, Michael Obert, o.D.

(5) „EU übernimmt Führung im Kampf gegen Blutdiamanten„, Euractiv, 05.03.2018

Verfasst am 06.12.2021

Benin-Bronzen: Rückgabe von kolonialer Raubkunst

Die Diskussion um die geraubten Benin-Bronzen nimmt Schwung auf. Deutschland erklärt sich zur Rückgabe der Kunstwerke bereit.

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Benin-Bronzen: Rückgabe von kolonialer Raubkunst

Blühendes Königreich Benin

Vom portugiesischen Seefahrer Lourenco Pinto ist ein Zitat erhalten. Es stammt aus dem Jahr 1691 und lautet: „Groß-Benin, wo der König lebt, ist größer als Lissabon; alle Straßen verlaufen schnurgerade und so weit man blicken kann. Die Häuser sind großzügig, insbesondere das des Königs, das reich verziert und von herrlichen Säulen umgeben ist. Die Menschen sind wohlhabend und fleißig. Benin wird so gut regiert, dass Diebstahl unbekannt ist und die Menschen in solcher Sicherheit leben, dass ihre Häuser keine Türen haben.“ (1)

Eine blutige Geschichte

Gute 200 Jahre später, 1897, war es vorbei mit Reichtum, Pracht und Sicherheit, als die Briten die Handelsvorherrschaft über das Königreich Benin ausübten. Bei „einer blutigen Strafexpedition der britischen Armee“ wurde Benin-Stadt (im heutigen Nigeria gelegen) zerstört und „mehrere tausend Bronzen als Beute entwendet“ (2).

1.200 Marinesoldaten und etwa 5.000 Mann der kolonialen Truppen sollen in Benin eingefallen sein (1). Sie waren gekommen zum Niederbrennen von Häusern, zum Auslöschen der Hauptstadt und zum Rauben von geschätzt 5.000 Bronzen, Metalltafeln oder Statuetten. Aber auch Figuren und Masken aus Elfenbein, Holz, Leder und Korallen wurden verschleppt (1). All diese kostbaren Kunstgegenstände von unschätzbarem materiellen wie ideellen Wert wurden in das Heimatland der Räuber verbracht und in Teilen an andere Länder verkauft. Bei dieser Plünderungsoffensive wurde innerhalb von 10 Tagen eine bis heute nicht bekannte Anzahl einheimischer Menschen ermordet.

Eingeständnis und Rückgabe

Von den einst geraubten blutbeschmierten Bronzen sind etwa 3.000 an der Zahl weltweit im Besitz von Museen. Die zweitgrößte Sammlung dieser besonderen Art von Kunstliebhaberei befindet sich im kürzlich eröffneten Berliner Humboldt Forum.   

Was die rechtmäßige Rückgabe der Raubgüter betrifft, passierte viele Jahrzehnte nichts. Seit einigen Jahren jedoch wird über koloniale Raubkunst viel diskutiert. Die Herkunftsländer fordern – zu Recht – die Rückgabe der Artefakte. Die deutsche Regierung erklärt sich nun bereit, 1.100 Artefakte an Nigeria zurückzugeben. Dabei geht es nicht bloß um die Rückgabe der Kunstwerke, sondern auch um das Einschlagen „einer ganz neuen Form der Zusammenarbeit für die Zukunft“, zum Beispiel in der Archäologie und kulturellen Infrastruktur. Dazu könnten Austauschprogramme sowie die Ausbildung von Kuratorinnen und Restauratoren gehören (3,4). Der nigerianische Informations- und Kulturminister Alhaji Lai Mohammed sieht diese Entwicklung als „mutigen Schritt“ an (4). Die Rückgabe der entwendeten Kulturgütern ist für das zweiten Quartal 2022 geplant (4). Auch andere europäische Ländern, wie Belgien und Frankreich, werden zahlreiche Kunstwerke restituieren.

Quellen:

(1) „Was sind die Benin-Bronzen?„, rbb24 Kultur, 29.04.2021

(2) „Vorwärts in die Vergangenheit„, Blätter, Marlene Militz, 02/2021

(3) „Deutschland will sämtliche Benin-Bronzen übereignen„, Zeit Online, 14.10.2021

(4) „Ein mutiger Schritt„, Süddeutsche Zeitung, 15.10.2021

Verfasst am 25.11.2021

Sansibar – Vom Sklavenmarkt zum Party-Hotspot

Einst großer Sklavenmarkt entwickelte sich die tansanische Insel Sansibar zu einem Party-Hotspot mit gefährlichen Auswirkungen für ihre Gäste und Bewohnerinnen und Bewohner.

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Sansibar – Vom Sklavenmarkt zum Party-Hotspot

Paradies Sansibar

Wer dem Traum von weißen Sandstränden anhängt und der Anmut kristallklaren Ozeanwassers erliegt – auf den wird die Koralleninsel gewiss ihren Reiz ausüben. Sansibar ist ein Archipel mit den beiden Hauptinseln Unguja (früher ebenfalls Sansibar genannt) und Pemba im Indischen Ozean vor der Küste Tansanias. Sansibar erlangte 1963 die Unabhängigkeit und schloss sich kurz darauf Tansania als autonomer Teilstaat an. Dieser verfügt über eine eigene Regierung, ein eigenes Parlament sowie einen eigenen Präsidenten.

Sklavenumschlagplatz

Was für die einen die Trauminsel schlechthin ist, war noch vor 200 Jahren das Zentrum des ostafrikanischen Sklavenhandels. Zu jener Zeit war es als nicht anstößig erachtet worden, wenn „arabische Muslime in Nord- und Ostafrika gefangene Afrikaner in den Nahen und Mittleren Osten“ (1) verkauften. Verschleppt wurden diese Menschen in so großen Mengen, weil viele von ihnen die langen Transporte nicht überlebten (1).

Gewürz-Monopol

Der Handel mit Sklaven verlor an Bedeutung, stattdessen wurden die Sklaven auf Sansibar etwa ab 1820 beim Anbau von Gewürznelken eingesetzt. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt war enorm gestiegen und auf den Gewürz-Plantagen schufteten Slavinnen udn Sklaven. Aktuell steuert Sansibar bei den Gewürznelken etwa 80 Prozent der Welternte bei. Aber auch Pfeffer wächst auf Sansibar, die teure Vanille oder die Muskatnuss.

1890 wurde Sansibar britisches Protektorat und damit Teil des British Empire. Ende des 19. Jahrunderts wurde die Sklaverei schließlich von den Briten als illegal geächtet, aber erst 1909 endgültig abgeschafft (1).
Fast als Alleinanbieter auf dem Weltmarkt brachte der Anbau der und Handel mit kostbare Gewürzen einigen wenigern der Inselbewohnerinnen- und -bewohnern Wohlstand.

Techno-Insel neuer Party-Hotspot

Das mit den Gewürzen ist die eine Einnahmequelle, die nicht so schnell versiegen wird, selbst in Coca Cola ist Vanille enthalten. Nun sprudelt eine weitere Quelle, nämlich die des Tourismus. Ein Geheimtipp als Trauminsel ist Sansibar schon länger. Neuerdings nimmt die Anziehungskraft der Insel deutlich zu, als Party-Hotspot für coronamüde Touristinnen und Touristen, die in ihren Heimatländern aufgrund von Hygiene- und Distanzauflagen nicht mehr ausgelassen feiern können. Das Partyleben auf der paradiesischen Insel dagegen hat kaum Einschränkungen – hier gibt es „kein Social Distancing, kaum Masken, weder Test- noch Quarantänepflicht“ (2). Bloß Sonne, Strand, Bars und Bass. Namhafte Techno-DJs und DJanes legen auf, verführen in diese scheinbar „coronafreie Parallelwelt“ (2). Bedenken verfliegen im Rausch der ausgelassenen Parties im Flug.

Corona ist nicht nur ein Bier

Sich bewusst zu machen, dass die Covid-19-Sterberate in Afrika im Frühjahr 2021 „erstmals über dem weltweiten Durchschnitt“ (2) lag, würde den Spaß deutlich einschränken. Das betrifft vor allem die Inselbewohnerinnen und -bewohner, die durch den Partytourismus großen Risiken ausgesetzt werden. Verschärft werden diese durch ein manglhaftes Gesundheitssystem.
Neben den Risiken für die Menschen vor Ort, tragen die Partytouristinnen und -touristen neue Mutanten des Virus zurück in ihre Heimatländer und unterstützen damit die Ausbreitung von Covid-19.

Mit der neuen Präsidentin Samia Suluhu Hassan, die im März die Nachfolge des mutmaßlich an einer Covid-19-Infektion verstorbenen Präsidenten Magufuli angetreten hat, tritt Tansania eine Kehrtwende in der Corona-Politik an. Samia Suluhu Hassan ließ sich impfen und rief ihre Mitbürger zur kostenfreien Impfung auf und verhängte Einschränkungen im öffentlichen Leben, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. In diesem Zuge schloss sich Tansania auch der internationalen Initiative COVAX an.

Quellen:

(1) „Sklavenhandel in Ostafrika – ein verschwiegenes Kapitel“, Deutsche Welle, 22.08.2019

(2) „Keine Masken, kein Abstand, Partys und weisse Strände: Sansibar sieht sich als Corona-freie Parallelwelt“, Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2021

(3) „Feiern auf der ‚coronafreien‘ Insel?“, BR KulturBühne, 18.03.2021

(4) „Wo der Pfeffer wächst: Gewürzinsel Sansibar“, Deutsche Welle, 18.08.2008

Auswirkungen der Pandemie auf Afrika

Die Auswirkungen der Pandemie auf den afrikanischen Kontinent wirken sich drastisch auf das Leben der Bevölkerung dort aus. Doch es gibt Lichtblicke.

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Auswirkungen der Pandemie auf Afrika

Die vierte Corona-Welle hat uns erreicht. In Deutschland (mit Höchstinzidenz seit Pandemiebeginn) und in ganz Europa in bislang nicht gekanntem Ausmaß. Auch auf dem Nachbarkontinent Afrika herrscht die Pandemie. Aktuelle Zahlen dazu werden eher verhalten kommuniziert, doch vernachlässigen sollte man deshalb das Infektionsgeschehen zwischen Casablanca und Kapstadt auf keinen Fall. Denn die Auswirkungen für die Menschen sind schwerwiegend.

Hohe Dunkelziffer, wenig Möglichkeiten

Ohnehin wird die Dunkelziffer der in Afrika an Covid19 erkrankten Menschen hoch sein. Testung und die Behandlung Betroffener scheitern an einem Gesundheitswesen, das für Situationen wie diese rasch an seine Belastungsgrenzen stößt.


Laut UNICEF gab es in Uganda „zwischen März und Juni 2021 einen Anstieg von Covid19-Fällen um 2800 Prozent“ (1). Namibia hatte in den letzten Monaten sogar die höchste Todesrate in Afrika zu verzeichnen. Im Kongo fehlt es an lebenswichtiger Gesundheitsausstattung und Intensivpflegebetten. Von den weltweit 2,7 Milliarden Impfdosen wurden lediglich 1,5 % an Menschen in Afrika verimpft (1).

Folgen von Lockdowns und Schulschließungen

Die Auswirkungen der Pandemie sind ähnlich wie hierzulande. Und doch sind sie anders, hat man erstmal den Blick geschärft für die Armut, in der viele Menschen in den meisten Ländern Afrikas leben. So kam es zum Beispiel in den meisten Ländern zu mehrwöchigen Schulschließungen. Dadurch gerieten die Kinder in gesellschaftliche Isolation und waren der wohnlichen Enge zuhause ausgesetzt – oft wohnen mehrere Generationen auf engem Raum zusammen. Lernrückstände verheißen nichts Gutes. Insbesondere Kinder aus bildungsferneren Schichten haben den Anschluss in der Schule verloren. Teilweise mussten oder müssen Kinder arbeiten gehen, um ihre Familien finanziell zu unterstützen, weil die Eltern ihren Job verloren haben. Bildungspolitische Erfolge, auch durch internationale Unterstützung, erleiden Rückschläge. Online-Unterricht scheitert oft an der technischen Ausstattung der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, teilweise mangelt es auch an der notwendigen Infrastruktur und dem Knowhow.

Darüber hinaus hat die häusliche Gewalt zugenommen. Missbrauch und Teenager-Schwangerschaften häufen sich signifikant (1). Erstmals seit vielen Jahren ist die Anzahl an Kinderehen wieder gestiegen. Insbesondere Mädchen, die bereits im Kindesalter verheiratet werden, leiden meist ihr Leben lang unter den Folgen. Häufig gehen sie nicht zur Schule und bekommen sehr jung Kinder, was oft Komplikationen in der Schwangerschaft mit sich bringt. Alle diese Faktoren erschweren ihr gesellschaftliches Teilhabe innerhalb ihrer Gemeinschaften.

Hunger und Unterernährung nehmen zu

Auch für die Wirtschaft bringt die Verbreitung des Coronavirus schwerwiegende Einschnitte. IWF (Internationaler Währungsfond) und Weltbank errechneten für 2020 ein Minus von 1,6 % beim Wirtschaftswachstum auf dem afrikanischen Kontinent – so viel wie seit 25 Jahren nicht mehr (2).

Ausgangssperren schränkten den weitverbreiteten Kleinhandel stark ein. Da gerade in diesem Bereich viele Menschen unter prekären Bedingungen arbeiten und kaum über Rücklagen verfügen, und Nahrungsmittel aufgrund von Produktions- und Lieferengpässen teurer geworden sind, nahmen Hunger und Armut seit Pandemiebeginn deutlich zu. Aktuell sind 282 Millionen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent unterernährt (5).

Der Lichtblick

Allerdings: Bei der Bekämpfung des Coronavirus flammt Hoffnung auf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Anfang 2020 federführend die Initiative COVAX ins Leben gerufen (3). COVAX will weltweit einen gleichmäßigen und gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen gewährleisten. Sie kauft beispielsweise Impfstoffe weltweit auf, um sie dann verstärkt in Afrika verimpfen zu lassen. Die Organisation stand und steht dabei in Konkurrenz zu den Abnehmern aus den wohlhabenden Ländern, die den Weltmarkt für diese Vakzine mit ihrer hohen Kaufkraft rasch leergefegt hatten. Fehlende Kühlhäuser vor Ort in Afrika kommen erschwerend hinzu (1). Dennoch sollte das Engagement von COVAX hoch geschätzt werden. Doch es ist noch ein langer Weg, bis die Pandemie unter Kontrolle sein wird. Dazu müssten alle Länder weltweit zusammenarbeiten und die vorhandenen Ressourcen gerecht aufteilen.

Quellen:

(1) „Tödliche Corona-Welle in Afrika südlich der Sahara„, UNICEF, 28.06.2021

(2) „Die ärmsten Länder trifft es hart“, Tagesschau, 18.05.2021

(3) „Pandemie-Folgen in Afrika: Mehr Teenager bekommen Kinder“, Deutsche Welle, 09.09.2021

(4) „Afrika: Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie“, Deutsche Welle, 10.03.2021

(5) UN: Pandemie verschärft Hunger auf der Welt“, zdf heute, 21.07.2021

(6) UNICEF: Corona forciert Kinderehen“, Deutsche Welle, 08.03.2021

COP26: Afrika braucht verlässliche Unterstützung

197 Teilnehmerländer trafen sich auf dem COP26-Gipfel im schottischen Glasgow zur Klimakonferenz (COP= Conference of the Parties). Das zweiwöchige Treffen war von großer Tragweite und hatte zum Ziel, sich auf Maßnahmen zu einigen, um den Klimawandel und seine Folgen so schnell wie möglich gemeinschaftlich aufzuhalten.

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COP26: Afrika braucht verlässliche Unterstützung

Stimmen des Klimagipfels

Schon im Vorfeld des Glasgower Meetings wurden die mahnenden Stimmen der Gipfelprominenz laut. So ist es bei dem britischen Premier Boris Johnson „eine Minute vor Mitternacht“ (1). Konferenzpräsident Alok Sharma sieht die „letzte Hoffnung“ im COP26, das im Pariser Klimaabkommen gesetzte 1,5-Grad-Ziel doch noch erreichen zu können (1). Auch IWF-Chefin Kristalina Georgieva bringt ihre Besorgtheit zum Ausdruck, wenn sie vor der „großen Bedrohung für die makroökonomische und finanzielle Stabilität“ (1) durch den Klimawandel warnt. Nachhallen vom Gipfel sollte auch das Wort der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen, wenn sie den „Moment der Wahrheit“ (1) gekommen sieht.

Bei der Konferenz in Schottlands Metropole ging es um die Erarbeitung eines Konzepts zur wirksamen Reduzierung der weltweiten Treibhausgasemissionen. Unbestritten ist dabei zu beachten (auch in Rechnung zu stellen), dass die Länder der G20-Gruppe für grob 80% dieser klimafeindlichen Emissionen verantwortlich sind. Am stärksten jedoch betroffen von diesen für die Menschen und ihre Umwelt schädlichen Einflüsse sind die ärmeren Regionen vor allem im Globalen Süden dieser Erde und das bei anhaltend steigenden CO2-Emissionen. Beispiel: Deutschland produziert pro Kopf mehr Treibhausgase als die meisten anderen Europäer (4).

Afrika ist besonders betroffen vom Klimawandel

Davon ganz besonders betroffen, ist unser Nachbarkontinent Afrika. Dieser Erdteil mit einem Anteil von nur 4% an den Treibhausgasemissionen leidet bereits jetzt stark unter den Folgen des Klimawandels, erhält aber am wenigsten internationale Klimafinanzierung (im Pariser Klimaabkommen von 2015 vereinbart) und war in Glasgow unterrepräsentiert. Was die erwähnte sog. internationale Klimafinanzierung betrifft, sind bis zum Jahr 2020 die im Pariser Klimaabkommen von 2015 zugesagten 100 Mrd. US-Dollar, die jährlich den doch meist im Süden liegenden ärmeren Ländern gezahlt werden sollten, lediglich 80 Mrd. geflossen. Über diese Säumnis wissen gerade die afrikanischen Länder zu klagen. Die Unterstützung bei der Behebung der auf den Klimawandel zurückzuführenden Verluste und Schäden verlief bislang schleppend bis gar nicht – bei den unterrepräsentierten afrikanischen Staaten wurden, verständlicherweise, Forderungen laut, „dass Auswirkungen von Klimaschäden integrativer Teil der UN-Klimaverhandlungen werden mögen“ (3). Zudem ist es der Wunsch vieler afrikanischer Länder, den Zugang zur Klimafinanzierung zu vereinfachen und bürokratische Hürden zu beseitigen (3).

Die Notwendigkeit der Finanzierungshilfen wird deutlich, wenn immer häufiger klimabedingte Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen den Kontinent heimsuchen und tiefe ökologische wie gesamtgesellschaftliche Schäden verursachen. Diese Rückschläge wirken sich drastisch auf die Entwicklung der Länder aus. Sie sorgen für langfristige politische wie wirtschaftliche Instabilität. (6)

Verpflichtung der Verursacherländer

Sicherlich nicht nur aus der Sicht afrikanischen Bewohner geht es bei der COP26 vordergründig um Klimagerechtigkeit. Die für globale Erderwärmung hauptsächlich verantwortlichen Staaten müssen Verantwortung übernehmen, um Fortschritte in die Klimaverhandlungen nicht nur in Glasgow zu erlangen: Afrikas Anteil an der Verursachung der sich anbahnenden Katastrophe ist marginal, die finanziellen Mittel zur Bekämpfung sind in dem Maße verglichen mit den Verursacherländern gering.

Wenig Hoffnung für die Zukunft

Nach Ende der COP26 sind die Ergebnisse eher enttäuschend als zukunftsweisend. Wichtige Meilensteine sind nicht festgelegt worden, wie eine Einigung zum globalen Kohleausstieg oder die Aufstockung der Finanzierungshilfen für besonders vom Klimawandel betroffene Länder. Diese werden bei den Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel weitgehend allein gelassen. Stattdessen einigten sich die Teilnehmer der Konferenz kurz vor Ende der Verhandlungen auf lediglich eine Reduzierung der Kohlkraft statt auf einen Ausstieg (7). Damit rücken Klimaziele in weite Ferne.

Quellen:

(1)„Es ist eine Minute vor Mitternacht“, Tagesschau, 01.11.2021

(2)„COP26 aus der Perspektive Subsahara-Afrikas“, Konrad-Adenauer-Stiftung, 28.10.2021

(3)„COP26: Afrika ist in Glasgow unterrepräsentiert“, Africa-live.de, 31.10.2021

(4)„CO2-Emissionen: Größte Länder nach Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß im Jahr 2020“, Statista, 11/2021

(5)„COP26: UN-Klimakonferenz in Glasgow„, Bundeszentrale für politische Bildung, 29.10.2021

(6)„Acht Beispiele, wie sich der Klimawandel schon jetzt auf Afrika auswirkt“, 350.org, 20.05.2015

(7)„Ein Sieg wie eine Niederlage“, taz.de, 14.11.2021

Niedrige Impfquote in Afrika

In vielen afrikanischen Ländern ist die Impfquote bis heute sehr gering. Jetzt soll Abhilfe geschaffen werden.

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Niedrige Impfquote in Afrika

Impfquoten in Afrika

Trotz des Ziels der WHO (World Health Organization = Weltgesundheitsorganisation) bis Ende September 2021 mindestens 10 Prozent der Menschen in Afrika vollständig geimpft zu haben, erreichten nur 15 afrikanische Länder dieses Ziel. Viele Länder konnten Ende September 2021 nur eine Impfquoten von bis zu 2 Prozent nachweisen. Seychellen und Mauritius hingegen konnten relativ hohe Impfzahlen verzeichnen. 60 Prozent der Bevölkerung sind dort nun vollständig geimpft. Auch Marokko konnte mit einer Impfquote von 48 Prozent das Ziel der WHO übertreffen.

Probleme in der Logistik

Von allen Kontinenten verzeichnet Afrika die geringste Impfquote. Doch woran scheiterte das Impfvorhaben? Zu Beginn dieses Jahres trafen die ersten Impfstofflieferungen ein, gerieten jedoch kurz darauf wieder ins Stocken. Die Ursache dafür lag beim Hauptlieferanten Indien, der den Corona-Impfstoff für AstraZeneca produziert. Nach einem starken Corona-Ausbruch in Indien, mussten die Impfdosen jedoch erst einmal für die eigene Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die Folge waren Lieferausfälle, die vor allem Afrika trafen.

Doch nicht nur die spärliche Impfstoffverfügbarkeit führte zu einer geringen Impfquote. Auch die vorhandenen Impfdosen wurden nur zum Teil verwendet. Dieses lässt sich unter anderem auf die teilweise sehr schlechte Infrastruktur und den Mangel an qualifiziertem medizinischem Personal zurückführen. Zusätzlich wurden viele Impfdosen eingelagert, um als Zweitimpfung zur Verfügung zu stehen. Dieses Vorgehen wurde später von der WHO kritisiert, da möglichst viele Erstimpfungen angestrebt werden sollten. Aber auch Konflikte in einigen Ländern wie Äthiopien erschwerten den Vorgang.

Hohe Impfskepsis

Ebenfalls kommt eine verbreitete Impfskepsis hinzu, weshalb Impfangebote nur zögerlich angenommen werden. In Nigeria sollen 23 Prozent der Bewohner einer Impfung skeptisch gegenüberstehen. Die Angst reicht von möglicher Unfruchtbarkeit bis zu einem vermuteten Peilsender in der Impfdosis. Doch gegen solche Fehlinformationen und Verschwörungstheorien vorzugehen ist schwierig.

Während in Nigeria vor allem Fehlinformationen das negative Bild bezüglich der Corona-Impfung prägen, wird in den Nachbarstaaten Niger und Senegal vor allem das Gesundheitsrisiko durch eine Coronainfektion als eher gering wahrgenommen. Die Hälfte der Bevölkerung lehnt folglich die Impfung ab. Ähnlich sieht es in anderen Staaten, wie Nigeria, Sudan, Burkina Faso und der Demokratischen Republik Kongo aus. Hier positioniert sich etwa ein Drittel der Bevölkerung ähnlich zur Impfung. So vielseitig die Einstellungen und Meinungen in vielen afrikanischen Ländern bezüglich der Coronapandemie und – Impfung auch seien mögen, eines haben sie gemeinsam: viele Menschen lehnen die Impfung ab. So mussten schlussendlich viele Impfdosen aufgrund der mangelnden Nachfrage vernichtet werden, obwohl die.

Abhilfe schaffen: Produktionsstätten für Impfstoff in Afrika und Aufklärung

Viele afrikanische Länder sind auf den Import der Impfdosen angewiesen, wodurch sie von anderen Ländern abhängig sind. Um diesem Problem und somit dem Mangel an Impfstoff entgegenzuwirken, sagten sowohl Moderna als auch BioNTech dem Bau einer Produktionsstätte für den mRNA-Impfstoff in Afrika zu. Nun steht die Suche nach einem geeigneten Produktionsstandort an. Es gibt bereits ähnliche Partnerschaften, so arbeiten der US-Hersteller Johnson & Johnson mit der südafrikanische Pharmafirma Aspen zusammen und der chinesische Hersteller Sinovac mit Impfstoffhersteller VACSERA in Ägypten.

Diese Entwicklung könnte ein erster Schritt in Richtung einer höheren Impfdichte sein. Ob diese Vorhaben jedoch die Impfquoten bei der bestehenden großen Impfskepsis stabilisieren werden, bleibt abzuwarten. Diesbezüglich wird eine verstärkte Aufklärung über die Risiken einer Covid19-Erkrankung sowie über die Wirkungsweise der Impfung wichtig sein.

Quellen:

o.A. / Afrika: Impfquote in nur 15 Ländern bei mindestens zehn Prozent in ORF.at vom 30.09.2021 

o.A. / Corona-Impfstoff-Produktion in Afrika läuft an in DW vom 28.10.2021

Eisele, I. / Corona-Impfungen in Afrika: Was läuft schief? in DW vom 03.06.2021

o.A. / „Will kein Versuchskaninchen sein“: Afrikas Impfskepsis wird zum Problem für die Welt in ONLINE FOCUS vom 09.08.2021

Kreislaufwirtschaft in Afrika

“Zirkuläre Wirtschaft” oder “Kreislaufwirtschaft” ist die Bezeichnung eines innovativen Wirtschaftssystems, welches nicht mehr auf den Verbrauch von Rohstoffen aufbaut, sondern Produkte so konstruiert und designt, dass sie eine maximale Lebensdauer haben und am Ende wieder Ressourcen aus ihnen gewonnen werden können.

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Kreislaufwirtschaft in Afrika

Probleme der aktuellen Wirtschaftssysteme 

Der weltweite Verbrauch von Rohstoffen steigt seit Jahren stetig an. Ein Grund dafür ist unser Konsumverhalten, ein anderes die wachsende Bevölkerungszahl. In unserer Gesellschaft hat sich in meisten Teilen die “Lineare Wirtschaft” durchgesetzt. Rohstoffe werden gefördert, um einmal verbaut, einmal verbraucht und einmal weggeschmissen zu werden. Dass dieser Konsum nicht tragbar ist, sollte allen im Angesicht des Klimawandels und der bevorstehenden Rohstoffknappheit klar sein. Zurzeit verschwenden wir unglaubliche Mengen an Rohstoffen. Ein Beispiel: in einer Tonne alter Smartphones steckt mehr pures Gold als in einer Tonne Golderz! 

Verschwendung von Ressourcen 

Da es in Zukunft immer mehr Menschen auf der Erde geben wird, und viele unserer täglich genutzten Produkte aus vergänglichen Rohstoffen erzeugt werden, muss im großen Stil umgedacht werden. Recycling ist ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung: Einmal-Plastikverpackungen werden beispielsweise eingeschmolzen und können in anderer Form wiederverwendet werden. Das Problem: häufig verlieren die Rohstoffe beim Recyceln an Qualität. 

Zirkuläres Wirtschaftssystem 

In einem zirkulären Wirtschaftssystem sollen alle Produkte so konzipiert werden, dass sie möglichst lange halten, leicht zu reparieren sind oder auseinander gebaut und ihre Einzelteile weiterverwendet werden können. Die Lebensdauer von Produkten und Ressourcen soll maximiert werden.  

Der natürliche Kreislauf 

Das klingt zunächst kompliziert, ist aber eigentlich ein sehr natürlicher Kreislauf. Ein Beispiel: Eine Pflanze wächst aus dem Boden ➜ eine Raupe frisst diese Pflanze ➜ ein Vogel frisst die Raupe ➜ ein Mensch isst den Vogel ➜ die Überreste des Vogels, also Knochen und Hautreste, sowie die ausgeschiedenen Fäkalien des Menschen, landen in der Erde ➜ Nährstoffe für wachsende Pflanzen ➜ …

Vorteile der Kreislaufwirtschaft 

Die Kreislaufwirtschaft baut nicht mehr hauptsächlich auf dem Verkauf von Produkten auf, sondern auf dem von Dienstleistungen. Eine Spülmaschine wird zum Beispiel nicht mehr verkauft, sondern an eine Person verliehen. Ein Unternehmen kümmert sich dann um die Reparatur und im Zweifelsfall um ein neues Produkt, aber auch um die Abholung des alten Produkts und dessen Weiterverarbeitung. Auf diese Weise ist eine zirkuläre Wirtschaft nicht nur nachhaltig, sondern schafft auch viele Arbeitsplätze. 

Heute ist nur etwa 8,4% der weltweiten Produktion zirkulär. Obwohl eine Kreislaufwirtschaft umweltschonender, ressourcensichernder und innovationkräftig wäre.  

Potenzial der Kreislaufwirtschaft in Afrika 

Im Vergleich zu Europa oder Nordamerika ist die lineare Wirtschaft in Afrika nicht so stark verankert, da noch nicht so viel Kapital investiert wurde. Deshalb werden dort schon jetzt viele interessante Unternehmen gegründet, die auf einem zirkulären System aufbauen.  

Im Bereich Biomüll 

An der Coté d’Ivoire sammelt das Unternehmen LONO Bio-Abfall der bei der Ernte von Kakao, Cashews oder Tropenfrüchten anfällt. Aus diesen Abfällen werden in bestimmten Kompostbehältern Biogas, Biokraftstoff und Tierfutter erzeugt. Die Behälter können Kleinbäuerinnen und Kleinbauern kaufen und so ihren eigenen Abfall verwerten. 

In der ghanaischen Hauptstadt Accra wird aus den Abfällen von Lebensmittelmärkten und Schlachthöfen in Kombination mit Fäkalien aus öffentlichen Toiletten nährstoffreicher organischer Dünger gewonnen. Zudem erzeugt das Unternehmen Safisana aus dem entstehenden Biogas Methan Strom.  

In Tansania, Ghana, Kenia wenden die Unternehmen  EcoduduNeat Eco-FeedsNovfeed alle eine ähnliche Methode an: Aus Biomüll von Haushalten, oder Ernteabfällen von Plantagen werden mit Hilfe der Schwarzen Soldatenfliege Tierfutter und Dünger. Die Fliege und ihre Larven zersetzen den Abfall, dabei entsteht ökologischer Kompost. Die Larven werden daraufhin gesammelt und auf Grund ihres hohen Proteingehalts zu Tierfutter für Fische, Schweine oder Hühner weiterverarbeitet. Sie stellen eine günstige und lokale Alternative zu importiertem Tierfutter dar.

Im Bereich Plastik 

In Ghana sammeln alleinerziehende Mütter Plastikmüll von der Straße auf. Dieser Müll macht 65% des Plastiks aus welches “Pyramid” für seine Produktion verwendet. Das Unternehmen Pyramid stellt Vorhangstangen aus recyceltem Plastik her. Ein weiteres wichtiges Produkt ist das “Plastik-holz” welches Holz als Baumaterial ersetzen soll. So werden die Straßen gesäubert, alleinerziehenden Müttern ein Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt und Holz wird als Rohstoff für Baumaterial geschont. (Ziel 11) 

Im Viktoriasee in Uganda richten Wasserhyazinthen (bzw. Gartenseerosen)  großen Schaden an. Es handelt sich um ein nicht einheimisches Gewächs, welches Sauerstoff aus dem See zieht und so für weniger Fischbestand und üblen Geruch sorgt. Diese Pflanze wird von “Hya Bioplastic” nun in Kombination mit Zuckerrohr oder Mais dazu verwendet, abbaubares Verpackungsmaterial herzustellen.

Im Bereich Bauwesen 

In Kenia erzeugt das Unternehmen “MycoTile” Baumaterial aus Ernteabfällen von Zuckerrohr, Kaffee, Kokosnuss und Reis in Kombination mit Pilzmyzelen. Es ist so stabil wie industriell hergestelltes Material, feuerfest und preiswert. In Kenia muss viel Baumaterial importiert werden, mit der Methode von MycoTile können lokale Rohstoffe genutzt werden. Pilzmyzele sind die fasrigen Härchen von Pilzen. Die Bauplatten werden mit Hitze behandelt bevor sie verbaut werden, um das Wachstum der Pilze zu stoppen. 

Weltweites Potenzial der Kreislaufwirtschaft 

Das Potential der zirkulären Wirtschaft ist riesig und könnte in Afrika ein wichtiger Schritt gegen Arbeitslosigkeit, Armut und Ressourcenverschwendung sein. Doch ebenso der Rest der Welt sollte alles daransetzen und Geschäftsmodelle, die der Kreislaufwirtschaft entsprechen,  fördern um einen gesamtgesellschaftlichen Wandel herbeizuführen.  

Quellen:

alles daransetzen und Geschäftsmodelle, die der Kreislaufwirtschaft entsprechen,  fördern um einen gesamtgesellschaftlichen Wandel herbeizuführen.  

o.A. / Zirkuläre Wirtschaft in CRCL, o.D. 

Warner, H., Bingham, J. & Ohui Nartey, D./ The Circular Economy: Our Journey in Africa So Far in Footprints Africa von 2021. 

o.A. / Transforming African economies to sustainable circular models in World Economic Forum vom 18.11.2020.  

o.A. / Circular Economy and Material Value Chains in World Economic Forum, o.D.   

Der Revolutionär Burkina Fasos: Thomas Sankara

Thomas Sankara war ein revolutionärer afrikanischer Politiker. 1983 wurde er zum 5. Präsidenten Obervoltas. Er gab dem Land den neuen Namen: Burkina Faso, das Land der Aufrechten. Er leitete viele sozialistische Gesetzesänderungen ein. Sankara wurde am 15. Oktober 1987 ermordet.

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Der Revolutionär Burkina Fasos: Thomas Sankara

1949 wurde Thomas Sankara in Obervolta, dem heutigen Burkina Faso, geboren. Da er sehr gut in der Schule war, ging er auf eine weiterführende Schule. Später wurde er Teil der nationalen Militärakademie. Dort kam er zum ersten Mal mit der “African Independence Party” und den Lehren von Karl Marx und Wladimir Lenin in Berührung. 

Sankaras politischer Aufstieg 

Während des Grenzkrieges zwischen Mali und Obervolta 1974 wurde Sankara Hauptmann der obervoltaischen Luftwaffe. Hier lernte er den Captain Blaise Compaoré kennen. Zusammen gründeten sie die Geheimorganisation kommunistischer Offiziere (Regroupement des officiers communistes (ROC)), um sich gegen Korruption einzusetzen.  

Nebenher wurde Sankara in der Hauptstadt Ouagadougou immer bekannter, da er als Gitarrist in einer relativ bekannten Jazz-Band spielte. 

1981 wurde Sankara zum Informationsminister ernannt und 1983 zum Premierminister unter Jean-Baptiste Ouédraogo. Immer lauter forderten er und seine Anhänger die Abgabe von Macht an die Zivilbevölkerung. Dies führte 1983 zur Inhaftierung Sankaras.  

Thomas Sankaras Putsch 

Als er aus dem Gefängnis freikam, beteiligte er sich an dem unblutigen Putsch seines Freundes Blaise Compaoré. Nachdem dieser erfolgreich war, wurde Sankara zum 5. Präsidenten Obervoltas ernannt.  

Inspiriert von Fidel Castro in Kuba wollte er das Land sozialistisch revolutionieren. Außerdem war Sankara ein Panafrikanist und Anti-Imperialist. Er wollte das Land so weit wie möglich unabhängig von Importen machen.  

Revolutionäre Reformen 

Um dies zu erreichen, leitete er eine große Bodenreform ein und brachte die Planwirtschaft so auf den Weg. Auch der Kampf gegen Hunger und Korruption waren wichtige Punkte seiner Politik. Regierungsmitgliedern sollte weniger Luxus zur Verfügung stehen und die teuren Limousinen wurden durch den Renault 5 ausgetauscht – das billigste Auto zu dieser Zeit. 

1984 veranlasste Sankara die Umbenennung Obervoltas in Burkina Faso, das Land der Aufrechten bzw. Land der Integren. 

Zudem setzte sich Sankara stark für die Rechte der Frauen ein. Zu dieser Zeit war Burkina Faso das Land in Afrika mit den meisten Frauen im Parlament. Die Beschneidung der Frau wurde verboten, Polygamie von Sankara verurteilt, Verhütung hingegen propagiert.  

Des Weiteren gab es große Impfkampagnen und Alphabetisierungsprogramme für die gesamte Bevölkerung. Sankara setzte sich für die Unabhängigkeit des Landes ein und förderte einheimische Kleidungsunternehmen. Zum Beispiel mussten während seiner Zeit als Präsident alle Schuluniformen, Militäruniformen und Kleidung für die Regierung aus einheimischen Baumwollstoffen hergestellt werden. 

Thomas Sankara war mit Yacouba Sawadogo befreundet, der durch die traditionelle “Zai”-Methode als “Mann, der die Wüste aufhielt” bekannt wurde. So legten die beiden durch Aufforstungsversuche in der Sahel-Zone als Gegenmaßnahme zur Desertifikation den Grundstein für die “Grüne Mauer”. 

Verweigerung von Schuldenzahlungen 

Sankara weigerte sich Staatsschulden an europäische Länder zu zahlen, da er den Ursprung dieser Schulden in der Zeit des Kolonialismus erkannte. Er sprach sich auch gegen Entwicklungshilfe aus und wollte sie durch einen gemeinsamen Anlagenfond der Entwicklungsländer ersetzen.  

Schattenseiten der Revolution Sankaras 

Allerdings ließ Sankara keine politischen Oppositionsparteien zu und Verbot Gewerkschaft. Einige politische Gegner ließ er umbringen und ihm wird vorgeworfen, durch sein Erziehungssystem Kinder mit seinen politischen Vorstellungen indoktriniert zu haben.  

Blaise Compaorés zweiter Putsch 

1987 wurde Sankara von seinem alten Weggefährten Blaise Compaoré umgebracht. Es wurde allerdings eine “natürliche Todesursache” angeben. Compaoré stellte sich als “Retter der Revolution” dar, da Sankara das Land willkürlich und im Alleingang regiert hätte. Compaoré wurde daraufhin zum Präsidenten ernannt und blieb dies auch, bis er 2014 vom eigenen Volk verjagt wurde. 

Sankara wird zum Idol 

Heute wird Thomas Sankara in vielen afrikanischen Ländern als Held gefeiert, besonders in Burkina Faso. Anders als andere junge Revolutionäre auf dem afrikanischen Kontinent (abgesehen von Nelson Mandela und Patrice Lumumba),  die sich von Idealisten zu korrupten und unbeliebten Altpolitikern entwickelten, wird durch Sankaras junge Ermordung immer das Bild eines gutaussehenden jungen Idols bestehen bleiben. Am 15. Oktober gedenken die Menschen in Burkina Faso dem “afrikanischen Che Guevara” Thomas Sankara. 

Quellen:

Müller, I. A. / Thomas Sankara im westafrikaportal, o. D.  

Hielscher, H. & Gunke, C. / Afrikas Che Guevara im Spiegel vom 15.10.2018. 

15.10.2021

Kreative Mathematikerin – Diarra Bousso

Die Designerin und Mathematikern Diarra Bousso benutzt mathematische Formeln, um die Muster für ihr Mode-Label “Diarrablu” zu designen. Sie bezeichnet sich selbst als “kreative Mathematikerin”. Zusätzlich zu ihrem Mode-Label arbeitet sie Vollzeit als Mathematiklehrerin.

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Kreative Mathematikerin – Diarra Bousso

Diarra Bousso wurde im Senegal geboren und ging in der Hauptstadt Dakar zur Schule. Mit 16 erhielt sie ein Stipendium, um in Norwegen ihre Schulausbildung abzuschließen. Danach studierte sie Ökonomie, Statisitk und Mathematik in den USA. Mit nur 22 Jahren war sie bereits Traderin an der Börse. 

Der amerikanische Traum 

Bei der Arbeit an der Börse fühlte sie sich allerdings oft verloren, als eine der wenigen Frauen, Afrikanerinnen und Musliminnen.  Zudem fehlte ihr die Kreativität bei dem Job. So kehrte sie nach kurzer Zeit zurück in den Senegal.  

Ein Unfall wird zum Wendepunkt 

Dort erlitt sie einen schweren Unfall, der einen temporären Gedächtnisverlust und Beschwerden beim Gehen zur Folge hatte. Diese Zeit im Bett nutzte Bousso um sich mit Mode und Design auseinander zu setzen. Ihre Begeisterung für Mode hatte Bousso von ihrer Mutter übernommen, die schon immer sehr elegant gekleidet gewesen war und großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legte. 

Frühe Inspiration durch die Eltern 

Von ihrem Vater nahm Bousso schon in jungen Jahren das Interesse für das Handwerk mit, sie beobachtete Schneiderinnen und Schneider bei ihrer Arbeit und gründete 2013 ihr erstes Mode-Label. Da sie allerdings immer noch zu wenig über die Modeindustrie wusste, und lernen wollte, wie sie funktionierte, besuchte sie Produktionsstätten in China und der Türkei. Dort erhielt sie Einblick in die Lieferketten und Materialbeschaffung. Um Kontakte zur Modewelt zu knüpfen, besuchte sie außerdem die New Yorker und Pariser Fashionweek. 

Boussous erstes Mode-Label hatte keinen sonderlich großen Erfolg und sie entscheid sich stattdessen dazu in Kalifornien Kreative Mathematik an der Stanford Graduate School of Education zu studieren.  

Mathematische Formeln werden zu bunten Mustern  

2015 kam ihr dann die entscheidende Idee für ihren Erfolg: Sie verwendet mathematische Gleichungen, um Muster zu erzeugen. Diese koloriert Bousso und lässt ihre Followerinnen und Follower auf Social Media abstimmen, welche Muster ihnen besser gefallen. Ihr Mode-Label “Diarrablu” ist weltweit erfolgreich. 

Modeschöpferin und Vollzeit-Mathelehrerin 

Bousso bezeichnet sich als kreative Mathematikerin und sieht in ihrer Tätigkeit als Mathematiklehrerin von Jugendlichen einen wichtigen Ausgleich zu ihrer kreativen Arbeit. Im Klassenzimmer würde sie immer die neusten Trends sehen und sei ständig mit der Jugend konfrontiert.  

Nachhaltige Produktion 

Bei ihren Kollektionen orientiert sie sich an den Jahreszeiten, produziert allerdings monatlich, dadurch kann die Produktion besser an die Nachfrage angepasst werden und es bleiben weniger Stücke übrig. Dies ist ein nachhaltiger und ökologischer Produktionsprozess. 

Nachhaltigkeit stellt generell ein wichtiges Thema für Bousso da: ihre Stoffe sind aus pflanzlicher Cellulose, einem natürlichen und abbaubaren Stoff.  

Inspiriert durch den afrikanischen Kontinent 

Ihre afrikanische Herkunft inspiriert die Designerin. Ihre Kleidungsstücke sind klar und elegant geschnitten und erinnern an traditionelle Boubous. Auch Farben, Muster und Motive sind von afrikanischen Symbolen und Farbeschemata inspiriert. 

Quellen: 

Jennings, H. / Meet Diarra Bousso: One of Senegal’s most promising designers in CNN 19.04.2021. 

Müller, K. / Auf ihren Kleidern tanzen Algorithmen: Diarra Bousso bringt moderne Technologie in Afrikas Modeszene in Neuer Zürcher Zeitung vom 06.01.2021.  

Fortbildungsreihe: Die 17 Nachhaltigkeitsziele – Lernsnacks für Lehrkräfte Volume 2

Die Fortbildungsreihe gibt Lehrkräften, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in 18 verschiedenen Workshops zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung Impulse für ihren Unterricht zum Thema entwicklungspolitische Bildungsarbeit.

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Fortbildungsreihe: Die 17 Nachhaltigkeitsziele – Lernsnacks für Lehrkräfte Volume 2

Vom 2. November 2021 an bietet ein Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen, die sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und für das Globale Lernen engagieren, die digitale Fortbildungsreihe „Die 17 Nachhaltigkeitsziele – Lernsnacks für Lehrkräfte“ an. Sie richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen und Jahrgangsstufen und weitere Interessierte.
Jede Woche werden dienstags und donnerstags zwei Lernsnacks à 60 Minuten zu den SDGs angeboten. Dabei werden zielgruppenspezifisch die einzelnen Themenfelder erläutert, Unterrichtsmaterialien vorgestellt und praktische Methoden für den Präsenz- und Fernunterricht diskutiert und erprobt. Das Themenspektrum der methodenreichen Lernsnacks ist so breit wie die Nachhaltigkeitsziele selbst. Sie besprechen unter anderem Aspekte von Armut, Hunger, Klimawandel, Digitalisierung, Fairem Handel, Bildung, Gesundheit oder Frieden.

Alle weiteren Informationen und Fortbildungen der Reihen finden Sie hier.

Auch GEMEINSAM FÜR AFRIKA wird eine Fortbildung in dieser Reihe veranstalten. Unsere Fortbildung dreht sich rund um das Nachhaltigkeitsziel 4: „Hochwertige Bildung“ und wie man am besten digitale Unterrichtsmaterialien mit offenen Lizenzen konzipiert. Mehr Informationen dazu im nächsten Abschnitt.


Unsere Online-Fortbildung zu Nachhaltigkeitsziel 4

Bildung für alle – digitale Unterrichtsmaterialien mit offenen Lizenzen

SDG 4 - Hochwertige Bildung

  • Wie kann ich digitales und interaktives Unterrichtsmaterial selbst erstellen?
  • Was ist OER und offene Lizenzen und welche Vorteile haben sie?
  • Wie kann ich das alles für den digitalen Unterricht nutzen?

Diese Fragen werden mithilfe von kurzen Präsentationen und praktischen Beispielen anschaulich erklärt und live ausprobiert!

Wer selbst digitale Materialien erstellen möchte, die kostenlos gespeichert, verändert und geteilt werden dürfen, erfährt in diesem Online-Workshop von GEMEINSAM FÜR AFRIKA anhand von Praxisbeispielen, wie das geht und vor allem – was es alles für Möglichkeiten gibt: vom klassischen digitalen Memory-Spiel über Lückentexte bis hin zum interaktiven YouTube-Video gibt es inzwischen einiges, was den digitalen Unterricht auflockert.
 
GEMEINSAM FÜR AFRIKA erstellt unterschiedliche freie und offene Bildungsmaterialien zu globalen und afrikaspezifischen Themen – wie z. B. Unterrichtshefte, Workshops und Quizze. Diese werden den Teilnehmenden in dem Workshop vorgestellt und können im Anschluss für den jeweiligen Unterricht angepasst werden. Anhand dieser Beispiele können aber auch eigene Unterrichtsmaterialien erstellt werden.
 

Inhalte des Workshops

1. Was sind Open Educational Resources und freie Lizenzen?
2. Wie kann man selbst digitale OER-Materialien erstellen?
3. Praxisbeispiele und Unterrichtsmaterialien von GEMEINSAM FÜR AFRIKA.

Zielgruppe sind Lehrkräfte aller Schulformen sowie Menschen, die digitale OER-Materialien erstellen möchten.

Rahmendaten

Datum: 09.11.2021

Uhrzeit: 17:30 – 18:30 Uhr

Ort: Online-Veranstaltung (Link wird nach der Anmeldung verschickt)

Anmeldung

Bitte richten Sie Ihre Anmeldung mit dem Betreff „Anmeldung zur Fortbildung Bildung für alle am 09.11.2021“ so früh wie möglich an: schulen@gemeinsam-fuer-afrika.de, da die Teilnehmendenzahl beschränkt ist.

Bei der Anmeldung geben Sie bitte Folgendes an: Vorname und Name, Bildungseinrichtung (Schulform) oder Organisation und Ihre E-Mail-Adresse.  Nach der Anmeldung erhalten Sie die Zugangsdaten dann an die von Ihnen angegebene E-Mail-Adresse. Die Fortbildung ist kostenlos. 

Kontakt für eventuelle Rückfragen ist Rebekka Ziegler: ziegler@gemeinsam-fuer-afrika.de, Telefon: 030 297724 15.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Zahlreiche Kultur- und Naturschönheiten, aber kaum Welterbestätten in Afrika

Afrika bietet ein weites Spektrum an spektakulären Kultur- und Naturstätten, allerdings tragen nur die wenigsten dieser den UNESCO-Welterbetitel. Die Folge ist, dass diese Stätten trotz zunehmender Bedrohungen durch menschliches Eingreifen kaum geschützt werden.

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Zahlreiche Kultur- und Naturschönheiten, aber kaum Welterbestätten in Afrika

Die UNESCO, (aus dem Englischen übersetzt: Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) zeichnet Stätten von herausragender menschlicher Bedeutung aus. Durch die Vergabe des UNESCO-Welterbetitels wird dabei der Schutz der jeweilige Kultur- oder Naturstätte angestrebt.

Eurozentrische Vergabe des Titels „Weltkulturerbe“

Laut dem kenianischen Archäologen George Abungu ist die Vergabe des Welterbetitels allerdings an europäische Werte und Vorstellungen geknüpft, weshalb sich die Vergabe des Titels in der Vergangenheit vor allem auf europäische Monumente konzentrierte. Dieses wird besonders an der ungleichen Verteilung der Welterbestätten deutlich, denn gerade einmal 9% dieser befinden sich in Afrika.

Heute können auch Kulturlandschaften, in welchen die Verbindung aus menschlichen Einflüssen und der Umwelt eine neue Dimension des menschlichen Erbes zeigen, durch den Welterbetitel geschützt werden. Dieses öffnet besonders afrikanischen Kultur- und Naturstätten die Türen. 

Wenig Initiative aus afrikanischen Ländern

Trotz der neuen Möglichkeiten, einen UNESCO-Welterbetitel zu erhalten, kamen bisher nur wenige Anträge für afrikanische Kultur- oder Naturstätten. Dieses lässt sich unter anderem auf die aufwendigen bürokratischen Abläufe und die fehlenden Erfahrungen im Denkmal- und Naturschutz zurückführen.

Die Bedrohung vieler afrikanischer Welterbestätten durch menschliches Eingreifen in noch unberührte Naturregionen sei jedoch groß, heißt es seitens der UNESCO. Die Vergabe des Welterbetitels sei daher für den Schutz dieser Gebiete bedeutungsvoll.

Probleme an anderer Stelle größer

Um dieser Problematik entgegenzutreten, könnten die Universitäten, beispielsweise im Umgang mit bürokratischen Prozessen, Hilfestellung leisten. Diese müssen sich jedoch oft um ihr eigenes Fortbestehen bemühen und können somit nur bedingt eingreifen.

Ebenso wäre eine Beteiligung der jeweiligen Regierung essenziell, jedoch liegen die Interessen hier vor allem auf wirtschaftlichen Themen. Oft wird dabei die Nutzung natürlicher Ressourcen für wirtschaftliche Zwecke dem Erhalt von Naturlandschaften vorgezogen. Grund dafür sind meistens die ausbleibenden Einnahmen. Hier könnte der Tourismus einen Ausgleich bieten. Dieser ist jedoch in den entsprechenden Regionen bisher kaum von Bedeutung.

Ivindo-Nationalpark trägt nun UNESCO-Welterbetitel

Nachdem 2007 der Lopé Nationalpark als erste afrikanische Naturstätte zum Welterbe ernannt wurde, folgte am 28. Juli 2021 nun der Ivindo-Nationalpark in Gabun. Die Anerkennung des Ivindo-Nationalparks als Welterbe ist das Ergebnis der Bemühungen der gabunischen Behörden. Diese setzt sich für den Schutz ihrer Wälder ein. Die Hoffnung, durch die Vergabe des Titels die Bekanntheit des Nationalparks und somit den Ökotourismus anzukurbeln, ist groß. Neben dem Schutz der Waldfläche, würde sich somit auch die Chance einer neuen wirtschaftlichen Einnahmequelle ergeben.

Der größte Teil des Ivindo-Nationalparks ist von Regenwald bedeckt, wodurch er eine optimale Lebensgrundlage für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten darstellt. Besonders für bedrohte Säugetiere, wie Waldelefanten, Gorillas, Schimpansen und Leoparden ist der Ivindo-Nationalpark eine der letzten Rückzugsmöglichkeiten und daher besonders schützenswert. Die Wasserfälle des Nationalparks werden aus den zahlreichen Schwarzwasserflüssen gespeist, weshalb er eine besondere Naturschönheit darstellt.

Da nur noch etwa ein Drittel der ursprünglichen Waldfläche erhalten ist, ist der Schutz der übrigen Waldfläche besonders wichtig. In jüngster Vergangenheit prägte noch der Abbau von Diamanten und Holz das Bild des zentralafrikanischen Regenwaldes und somit seiner Zerstörung. Nun sollen internationale Hilfsgelder im Kampf gegen die Entwaldung eingesetzt werden und der UNESCO-Welterbetitel den Schutz der verbliebenden Waldfläche sichern.

Es geht uns alle etwas an

Auch wenn der Ivindo-Nationalpark eine große geographische Entfernung zu uns aufweist, ist sein Erhalt, sowie der vieler anderer Naturstätten Afrikas, auch für uns von Bedeutung. Sie sind nicht nur Lebensgrundlage vieler Tierarten, sondern auch für uns Menschen. Besonders große Waldflächen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Erde, da die Bäume den Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern. Der Schutz der Wälder leistet somit einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Der UNESCO-Naturerbetitel für afrikanische Stätten ist dabei ein erster Schritt, um den Erhalt dieser Gebiete zu sichern und um Wertschätzung gegenüber den zahlreichen afrikanischen Naturschönheiten auszudrücken.

Quellen

Africanews Redaktion/ Gabon’s Ivindo park given World Heritage status by UNESCO in Africanews vom 29.07.2021

Köhl, M. & P. R. Neupane, N. Lotfiomran/ The impact of tree age on biomass growth and carbon accumulation capacity: A retrospective analysis using tree ring data of three tropical tree species grown in natural forests of Suriname in Plos One vom 16.08.2017

Ngounou, B./ GABON: Ivindo Park listed as a UNESCO World Heritage Site, what is at stake? in Afrik21 vom 09.08.2021

O.A./ Der zentralafrikanische Regenwald in Carbon Connect vom 21.09.2018

O.A./ UNESCO-Welterbe in Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart vom o.J.

Schwikowski, M./ UNESCO-Welterbe: Afrika findet kaum statt in DW vom 02.08.2021.

07.10.2021

Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell erhält Goethe-Medaille

Die Prinzessin der Douala in Kamerun, Marilyn Douala Manga Bell, erhält dieses Jahr für ihren besonderen Einsatz im internationalen Kulturaustausch die Goethe-Medaille. Ihr Ziel ist es, durch Kunst und gemeinsame Geschichten eine kollektive Identität für Kamerunerinnen und Kameruner zu schaffen.

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Prinzessin Marilyn Douala Manga Bell erhält Goethe-Medaille

Marilyn Douala Manga Bell ist eine von drei Preisträger*innen, die am 28. August 2021 mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet wurden. Die Goethe-Medaille ist die offizielle Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für einen außergewöhnlichen Einsatz für den internationalen kulturellen Austausch.  

Leben der Prinzessin aus Kamerun 

Prinzessin Douala Manga Bell wurde 1957 in Kamerun geboren. Als Enkelin des Königs Rudolf Manga Bell trägt sie den Titel “Prinzessin”. Sie studierte Entwicklungsökonomie in Paris und arbeitete zehn Jahre für internationale Nichtregierungsorganisationen im Bereich der ländlichen Entwicklung. 1991 gründete sie, gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Kunsthistoriker Didier Schaub, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst in der Kameruner Metropole Douala: “Doual’art”.  

Mit der Kunst, die sie finanziert und ausstellt, um sie Menschen zugänglich zu machen, möchte Douala Manga Bell Diskussionen zur aktuellen Situation und gesellschaftskritischen Themen anstoßen. 

Separatistischer Konflikt in Kamerun 

Gerade zurzeit stellt die fehlende kollektive Identität in Kamerun ein großes Problem dar. Seit 2017 herrscht im Nord- und Südwesten des Landes ein separatistischer Bürgerkrieg. Das bedeutet, in diesen Teilen Kameruns würden die Menschen gerne einen eigenen Staat gründen und sich vom eigentlichen Kamerun abspalten.  

Gründe für den Konflikt ist die Zweisprachigkeit des Landes 

Begründet liegt dieser Wunsch in der Ungleichheit zwischen der französisch-sprachigen (frankophonen) Mehrheit und der englisch-sprachigen (anglophonen) Minderheit. Kamerun ist seit den 1970er Jahren ein Land mit einer Zentralregierung. Seit 1984 ist Präsident Biya an der Macht. Er setzte seit 2016 immer härtere Maßnahmen zur “Frankophonisierung” der englisch-sprachigen Gebiete durch. Es wurden frankophone Richterinnen, Richter und Lehrkräfte in die anglophonen Regionen ausgesendet. Der Unterricht findet in den meisten weiterführenden Schulen nur noch in Französisch statt. Zudem werden die anglophonen Gebiete finanziell und infrastrukturell benachteiligt. 

Ungerechtigkeit führt zu Kämpfen zwischen Regierung und separatistischen Gruppen 

Die ungleichen Verhältnisse führten zur Unzufriedenheit der anglophonen Minderheit. Bewaffnete separatistische Gruppen kämpfen bis heute mit staatlichen Sicherheitskräften um diese Gebiete. Auf beiden Seiten werden menschenrechtsverletzende Taten verübt.  

Konflikt als Überbleibsel der Kolonialzeit 

Der Ursprung des Konfliktes liegt in der Kolonialzeit. Kamerun war zwischen 1884 und 1916 eine deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland alle seine Kolonien aufgeben. Kamerun wurde anschließend zwischen Großbritannien und Frankreich “aufgeteilt”. Frankreich erhielt etwa 4/5 der Fläche, Großbritannien den Rest. 1960 und 1961 erlangten beide Teile Kameruns ihre Unabhängigkeit. Zunächst bildeten sie einen föderalen Staat, also einen Staat, in dem die einzelnen Regionen eine relativ große Autonomie (Selbstständigkeit) haben. Ab Mitte der 1960er Jahre entwickelte sich das Land allerdings immer stärker zu einem Zentralstaat mit frankophoner Spitze.  

Douala Manga Bells Hoffnung 

Heute beschäftigt sich auch Douala Manga Bell mit der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und ihren Folgen für das heutige Kamerun. Sie setzt sich durch ihre kulturelle Arbeit für die Festigung einer eigenen gesamtgesellschaftlichen Identität von allen Kamerunerinnen und Kamerunern ein.  

Quellen: 

Chimtom, K. / Goethe-Medaille für eine Prinzessin aus Kamerun in DW vom 28.08.2021.  

Krebs, S. / Der Kampf um Ambazonia in Tagesschau vom 06.08.2021.  

Glund, M. & Mehler, A. / Kamerun in BPB vom 23.03.2021.  

05.10.2021

Afrikapolitik in den Wahlprogrammen

Nach der Bundestagwahl am 26. September 2021 laufen die Koalitionsverhandlungen in vollem Gange. In Hinblick auf die Afrikapolitik von CDU/CSU, SPD, Grüne und SPD zeigen sich neben erwartbaren Unterschieden auch einige Gemeinsamkeiten. Ein Überblick.

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Afrikapolitik in den Wahlprogrammen

CDU/CSU 

Die zukünftige Afrikapolitik der CDU/CSU soll auf einem modernen und differenzierten Bild des Nachbarkontinents basieren. Projekte, die bereits während der Regierungszeit von Angela Merkel in die Wege geleitet wurden, sollen weiterverfolgt werden. Dazu zählt der Marshallplan mit Afrika ebenso wie der Compact with Africa. Beide sollen die Bedingungen für Privatinvestitionen und Beschäftigungsmöglichkeiten in den Ländern Afrikas gemeinsam mit den Partnerländern verbessern. Des Weiteren unterstützt die CDU/CSU die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA).  

Innerhalb der zukünftigen Zusammenarbeit sollen außerdem Zugang zu Kapital sowie staatliche Garantien zur Risikoabsicherung sichergestellt werden. Auch die Energiewende in Afrika wird als Teil der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der europäischen Klimapolitik berücksichtigt. In den Themenfeldern Frieden und Sicherheit fokussiert sich die CDU/CSU auf Korruptionsbekämpfung und die Förderung von Rechtsstaatlichkeit. 

SPD 

Das Wahlprogramm der SPD legt keinen expliziten Fokus auf die zukünftige Afrikapolitik. Im Gegensatz zu CDU/CSU, FDP und Grüne, die sich jeweils mit einem eigenen Unterkapitel zur Afrikapolitik widmen, erwähnt das Programm der SPD den afrikanischen Kontinent in nur einem Satz direkt. Dabei betont die Partei die politische und wirtschaftliche Partnerschaft zwischen Europa und Afrika auf Augenhöhe. Das nationale Lieferkettengesetz soll weiterentwickelt werden. Im Bereich Klimaschutz sollen die Länder Afrikas außerdem bei der nachhaltigen Entwicklung unterstützt werden.   

Bündnis 90/ Die Grünen 

Ebenso wie die CDU/CSU legen die Grünen Wert auf ein differenziertes Afrikabild als Grundlage ihrer Politik. Sie fordern eine europäische Afrikapolitik, die frei von patriarchalen Denkmustern ist und die europäische Verantwortung annimmt. Im Bereich der Wirtschaft unterstützen sie ebenfalls die Freihandelszone AfCFTA. Außerdem sollen Strukturen geschaffen werden, die regionale Wertschöpfung und Handel innerhalb der Handelspolitik fördern. 

Für mehr Sicherheit und Frieden wollen sie insbesondere die zivile Krisenprävention stärken und die Afrikanische Union und Regionalorganisationen dabei fördern, die Agenda 2063 sowie die regionalen Entwicklungs- und Friedensagenden umzusetzen. 2015 wurde die Agenda 2063 mit dem Ziel eines geeint auftretenden und unabhängigen afrikanischen Kontinents verabschiedet. Im Rahmen des globalen Klimaschutzes und der Klimaaußenpolitik sollen Klima- und Entwicklungspartnerschaften mit afrikanischen Ländern sowie erneuerbare Energien ausgebaut werden. Nicht zuletzt soll die vielfältige afrikanische Diaspora stärker in Europa beteiligt werden.

FDP 

Die FDP betont ebenfalls eine partnerschaftliche Unterstützung des afrikanischen Kontinents und betont Europas historische Verantwortung. Neben der Umsetzung der Freihandelszone AfCFTA fordert die FDP eine Überarbeitung der EU-Wirtschaftspartnerschaftsabkommen. Außerdem sollen alle afrikanischen Staaten einen bevorzugten Marktzugang ohne Protektionismus angeboten bekommen. Die Partei will  Sicherheitskräfte situationsbedingt unterstützen und Anreize für gute Regierungsführung schaffen. Im Bereich Klimaschutz und Digitalisierung führt die Partei keine spezifischen Ideen in Bezug auf Afrika an. Für die Entwicklungszusammenarbeit sollen zukünftig öffentliche Mittel zur Mobilisierung von Investitionen genutzt werden, um Einnahmen in Entwicklungsländern zu generieren. 

Gleichberechtigte Afrikapolitik? 

Insgesamt wird die zukünftige Afrikapolitik stärker als in vergangenen Wahlprogrammen thematisiert. Dennoch fehlen konkrete Vorschläge, mit welchen Maßnahmen die Afrikapolitik der jeweiligen Parteien umgesetzt werden sollen. Zwar legen alle genannten Parteien Wert auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, dennoch liegt noch zu oft der Fokus auf entwicklungspolitischen Aspekten. Für eine moderne und differenzierte Afrikapolitik müssen alle Partnerländer gleichberechtigt miteinbezogen werden. 

Quellen:  

Ingo Henneberg, Deutsche Afrika Stiftung / Afrikapolitik in den Wahlprogrammen der im Bundestag vertretenen Parteien 2021 in Afrikapost aktuell vom 23.09.2021.

Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft / Analyse: Afrika in den Wahlprogrammen zur Bundestagswahl vom 02.07.2021

CDU/CSU / Das Programm für Stabilität und Erneuerung

SPD / Das Zukunftsprogramm der SPD

Bündnis 90/Die Grünen / Deutschland. Alles ist drin.

FDP / Nie gab es mehr zu tun

Octopizzo – Rapper und Philanthrop

Henry Ohanga, besser bekannt als Octopizzo, ist ein erfolgreicher Rapper aus Kenia. 2021 war er für einen Emmy nominiert. Der Geschäftsmann und Gründer der Octopizzo Foundation stammt aus dem Flüchtlingslager Kibera. Dort setzt er sich nun für eine bessere Zukunft der Menschen vor Ort ein.

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Octopizzo – Rapper und Philanthrop

Aufwachsen in Kibera 

Henry Ohanga ist einer der erfolgreichsten Rapper Kenias. Er wuchs in einem der größten Slums des Landes auf: Kibera, am Rande der Hauptstadt Nairobi. Ohangas Eltern starben als er 14 Jahre alt war, seine Geschwister zogen zu Verwandten aufs Land. Doch der jugendliche Ohanga blieb in Kibera. Seine Tante bezahlte seine Schule und ermutigte ihn sie weiterhin zu besuchen.  

Zu dieser Zeit war Ohanga in einer Gang und klaute, um sich essen kaufen zu können. Er ist nicht stolz auf diese Zeit. Um sich und anderen einen Rückzugsort aus der Kriminalität zu bieten, gründete er 2007 ein Gemeindezentrum. Hier trafen er und seine Freunde sich und hörten gemeinsam Musik. Sie verbrachten Tage damit, Rap-Battles zu veranstalten.  

Octopizzos Karriere und Motivation 

Nach einiger Zeit machte Ohanga sein Hobby zum Beruf: Er wurde zu Octopizzo. Seine Lieder haben alle einen Bezug zu seiner Heimat Kibera. Octopizzos Wunsch ist es, nicht nur die negativen Seiten des Lagers an die Öffentlichkeit zu tragen, sondern deutlich zu machen, dass auch hier ein ganz normales Leben stattfände. Auch in Kibera spreche man über Lifestyle, Musik und Mode. In den westlichen Medien würden hingegen immer nur Bilder von Elend und Hunger gezeigt werden. Doch so sei es natürlich nicht dauernd; zwischen dem Elend fände das normale Leben statt, so Octopizzo.  

Die Octopizzo Foundation 

Das ehemalige Gemeindezentrum ist heute die Octopizzo Foundation. Diese versteht Ohanga jedoch nicht als Wohltätigkeitsorganisation. Für ihn komme Wohltätigkeit von oben, er hingegen wolle nur etwas zurückgeben – aus Solidarität. 

Die Octopizzo Foundation arbeitete schon mit der UNHCR zusammen. Gemeinsam wurde das Projekt „Artists for Refugees“ ins Leben gerufen. In diesem Zuge nahm Octopizzo 2016 sein Album „Refugeenius“ auf. Auf dem Album singt er Lieder mit 20 Geflüchteten aus den Flüchtlingslagern Kakuma und Dadaab. 

Doch, obwohl das Album sicher das bekannteste Produkt ist, welches aus dem Projekt entstand, gab es noch viele weitere Kunstschaffende, die mit Geflüchteten sehr unterschiedliche Projekte verwirklichten.  

Zukunftschancen schaffen  

Octopizzo wünscht sich noch mehr für seine Heimatstadt zu tun. Gerne würde er eine Berufsschule bauen und den jungen Menschen in Kibera so Zukunftschancen ermöglichen.  

Er selbst machte eine Ausbildung zum Elektriker und arbeitete drei Jahre in dem Beruf, bevor die Musikkarriere zu einem Vollzeitjob wurde. Einige Jahre später studierte Ohanga Social-Impact-Strategien und Leadership-Theorien an der University of Pennsylvania und in Harvard. Doch die Theorie allein würde nicht ausreichen. Seine Mitstudierenden kritisierte er dahingehend, dass diese keine praktischen Erfahrungen machen und das echte Leben nicht kennen würden. 

Ohanga selbst kehrt immer wieder nach Kibera zurück und spricht und arbeitet mit den Menschen vor Ort. Ohne seine Frau und seine Kinder würde er sofort wieder hier leben wollen, meint er.  

Quellen:  

Business Punk Redaktion / Vom Slum nach Harvard und wieder zurück: Der kenianische Rapper Octopizzo will mit anpacken in Business Punk vom 12.06.2020. 

Milimo, D. / Biography: Rapper Octopizzo in pulselive vom 26.04.2021. 

Khechab, S. / Kenyan Hip-Hop Artist Octopizzo on the Power of Music and Entrepreneurship in The Oslo Desk vom 21.09.2021. 

Addis Powerhouse – Das äthiopische Feminismus-Magazin

Addis Powerhouse ist ein digitales feministisches Magazin von Frauen aus Äthiopien. Sie wollen das Image von Feminismus in ihrem Land verbessern. In ihrem monatlich erscheinenden Magazin schreiben sie über feministische Themen und veröffentlichen Interviews mit interessanten Feministinnen.

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Addis Powerhouse – Das äthiopische Feminismus-Magazin

Schon der Name des Magazins macht klar, dass es neuen Aufschwung in die feministische Debatte Äthiopiens bringen möchte. “Addis” sei die Kurzform der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba und bedeute außerdem “neu”, erklärt Hellina Hailu. Sie ist eine der Gründerinnen des Magazins “Addis Powerhouse”. Die Herausgeberin Hannah Lemma ergänzt, dass das “Powerhouse” ein Ort sein soll, an dem Frauen Kraft schöpfen und ihre Energie aufladen können.Das feministische Online-Magazin wurde 2020 von den zwei Frauen gegründet und erscheint nun monatlich.  

Frauenrechte in Äthiopien 

Obwohl in den letzten Jahrzehnten viel für die Gleichstellung von Männern und Frauen in Äthiopien getan wurde, zahlen sich diese Anstrengungen vor allem in den ländlichen Gebieten kaum aus. Frauen sind zwar bspw. in der Politik recht gut repräsentiert und das Kabinett besteht zu 50 % aus Frauen, jedoch ist die Gleichberechtigung noch weit entfernt.  

In den ländlichen Gebieten des Landes herrschen weiterhin streng patriarchale Strukturen vor. Viele Frauen erleben Genitalverstümmelung, sexualisierte oder häusliche Gewalt. 

Thematische Schwerpunkte des Magazins 

Im Addis Powerhouse werden Themen wie Abtreibung, Prostitution, Sexismus, Frauen in der Politik und Frauen mit Behinderungen behandelt. Die Autorinnen äußern sich auch zu den Menschenrechtsverletzungen in der Tigray Region in Äthiopien. Dort werden tausende Frauen von Soldaten der Zentralregierung vergewaltigt und misshandelt.  

Projekte des Addis Powerhouse 

Die Gründerinnen des Magazins setzen sich nicht allein durch ihre Artikel für den feministischen Kampf ein. Zusätzlich organisieren sie Projekte, um Aufmerksamkeit für die steigende Gewalt gegen Frauen zu schaffen oder um sich gegen Vergewaltigungen und sogenanntes “Victim Blaming” einzusetzen.  

Des Weiteren organisiert das Addis Powerhouse Workshops für Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler, um ihren Blick für Gendergerechtigkeit in ihrer Arbeit zu schärfen. 

Sprachbarriere muss überwunden werden  

Bisher stellt die englische Sprache des Newsletters noch eine Barriere für viele interessierte Leserinnen und Leser dar. In dem multiethnischen Staat gibt es etwa 80 verschiedene Sprachen. Die meisten Artikel erscheinen bisher auf Englisch. Englisch gilt als Bildungssprache und wird in den Oberschulen als Unterrichtssprache gesprochen. Amharisch, die Amtssprache Äthiopiens, wird von etwa 24 Millionen der 110 Millionen Bürgerinnen und Bürger gesprochen. Die Autorinnen versuchen in Zukunft immer mehr Artikel auf Amharisch zu schreiben, um ihr Magazin so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.  

Quellen: 

Abebe, L. / Powerhouse für Powerfrauen: Feminismus auf äthiopische Art in DW vom 16.06.2021. 

o. A. / Meet the Addis Powerhouse Team in Addis Powerhouse, o. D.  

Die nubischen Gewölbe – traditionelle Bauweise für die Zukunft

In Mali werden wieder mehr Gebäude in einer besonderen und traditionellen Bauweise errichtet. Die “nubischen Gewölbe” sind dabei nicht nur aus günstigeren Materialien als herkömmliche Häuser gebaut, sondern auch noch ökologischer.

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Die nubischen Gewölbe – traditionelle Bauweise für die Zukunft

In Mali und anderen westafrikanischen Ländern setzt sich die Organisation “The Nubian Vault” (Das Nubische Gewölbe) dafür ein, mehr und mehr Menschen von der traditionellen Bauweise zu überzeugen. 

Bauweise der nubischen Gewölbe 

Nubische Gewölbe werden komplett aus Lehmziegeln und Lehmmörtel errichtet. Die Gebäude kommen komplett ohne Holz als Stützpfeiler aus. Dies wird durch die spezielle Kuppelform ermöglicht. Wenn Bäume nicht extra für den Hausbau gefällt werden müssen, ist das ein ökologischer Pluspunkt. 

Nubische Gewölbe

Vorteile der traditionellen Bauweise 

Ein Vorteil des nubischen Gewölbes ist, dass keine teuren Materialien gekauft und transportiert werden müssen. Die Lehmziegel werden lokal hergestellt und verbaut. The Nubian Vault vereinfachte und standardisierte den Bau der Gewölbe, um die Bauweise möglichst vielen Menschen näherzubringen.  

Daraus entstanden nicht nur private Wohnhäuser, sondern auch kleine Bauunternehmen. Durch die Schulungen von The Nubian Vault können Menschen lernen, wie nubische Gewölbe errichtet werden und anderen beim Hausbau helfen. So werden nicht nur ökologisch nachhaltige Häuser gebaut, sondern das Geld für den Hausbau bleibt innerhalb von Gemeinden. Bis heute lernten etwa 1.500 Menschen die Bautechnik von der Organisation.  

Durch die vereinfachte Bautechnik können die Menschen auch selbst beim Hausbau helfen und so die Kosten senken. Umgerechnet kostet die Erbauung eines nubischen Gewölbes etwa 180 €.  

Höhere Lebensqualität in nubischen Gewölben 

Die nubischen Gewölbe sind allerdings nicht nur günstiger und ressourcenschonender, sondern bieten auch eine höhere Lebensqualität als Häuser mit einem Blechdach. In den Gewölben wird es nicht so heiß wie unter einem Flachdach. Außerdem halten die Wände aus Erde die Luft in den Innenräumen kühl.  

Bei Regen ist es in den Gebäuden nicht so laut wie unter einem Blechdach und das Dach kann bei einem Sturm nicht weggeweht werden. Auch vor Feuer müssen sich die Menschen in nubischen Gewölben weniger Sorgen machen, denn bekanntlich brennt Erde deutlich schlechter als Holz. 

Die Verbreitung der Bauweise könnte eine Antwort auf zukünftige Probleme wie Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Desertifikation darstellen.  

Quellen:

o. A. / The Nubian Vault Concept von The Nubian Vault, o. D. 

Gankin, S. / Using the Nubian vault to build in Mali in DW vom 29.07.2021. 

 

Erfolg afrikanischer Zeichentrickformate

Viele große Produktionsfirmen wie Disney, Netflix und YouTube setzen auf Zeichentrickformate von afrikanischen Kreativen. So kann mehr Diversität und Sichtbarkeit in der eher einseitigen Zeichentricklandschaft erreicht werden.

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Erfolg afrikanischer Zeichentrickformate

Ein Beispiel ist die Serie “Super Sema” aus Kenia. Bei dieser Serie entwickelt das 10-jährige Mädchen Sema gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder MB immer neue Erfindungen, um ihren Widersacher Tobor, einen Roboter mit künstlicher Intelligenz zu besiegen oder den Menschen in ihrem Dorf zu helfen.  

Super Sema – eine Edutainment-Serie 

Die animierte Serie wurde von dem frauengeführten Start-Up Kukua entwickelt und von YouTube Kids produziert. Kukua möchte sogenannte Edutainment-Formate für Kinder produzieren. “Super Sema” ist ihre erste eigene Franchise. Edutainment setzt sich aus den Worten “education” (auf Deutsch: “Bildung”) und Entertainment (auf Deutsch: “Unterhaltung”) zusammen. Kindern soll spielerisch etwas beigebracht werden.  

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Sichtbarkeit und Diversität 

Ebenso wichtige Themen stellen Inklusivität und Sichtbarkeit dar: Super Sema ist ein Mädchen aus Afrika, welches sich für Technik, Innovation und Naturwissenschaften interessiert. Den Produzentinnen der Serie war es ein großes Anliegen, Vorbilder für junge Mädchen zu schaffen, die es so kaum oder überhaupt nicht gibt.  

Mit Lupita Nyong’o als Sprecherin von Semas Mutter Dunia und als Shareholderin bei Kukua haben die Macherinnen eine prominente Schauspielerin mit an Bord.  

Mit Freude lernen und Interesse wecken 

Die fünfminütigen Folgen sind frei zugänglich auf YouTube und der Super-Sema-Webseite zu sehen. Außerdem gibt es Apps mit Minispielen, mit denen Kinder schreiben und lesen lernen können. Auf der Webseite können Kinder außerdem Videos finden, in welchen ihnen Experimente zum Nachmachen vorgestellt werden. So soll die Lust an Naturwissenschaften und Innovation geweckt werden.  

Andere spannende Zeichentrick-Neuheiten aus Afrika 

Auch die Serie “Mama K’s 4” handelt von Superheldinnen. Die vier Teenagerinnen leben im futuristischen Sambia und retten mit der Hilfe eines pensionierten Rentners die Welt. Die Serie wird die erste afrikanische Zeichentrick-Produktion auf Netflix sein, geschrieben von Malenga Mulendema aus Sambia. 

Eine weitere spannende Cartoon-Neuheit aus Afrika ist auch die Serie “Kizazi Moto: Generation Fire”, die auf Disney+ erscheinen soll. Künstlerinnen und Künstler aus Kenia, Uganda, Simbabwe, Südafrika, Nigeria und Ägypten animieren zehn Folgen Science-Fiction-Geschichten aus afrikanischer Perspektive.  

Es gibt noch viele weitere interessante neue Zeichentrick-Formate von afrikanischen Kreativen. Es bleibt spannend und wir können uns auf eine etwas diversere Zeichentrickwelt in der Zukunft freuen.

Quellen:

Vourlias, C. / Disney Taps Top African Toon Talents for Animated Anthology ‘Kizazi Moto’ (EXCLUSIVE) in Variety vom 17.06.2021. 

Pigliucci, C. / Women-led production company in Kenya empowers children through animated ‚Super Sema‘ series, with help from Lupita Nyong’o in CNN vom 25.08.2021. 

Mureithi, C. / Disney and Cartoon Network are finally embracing African animation in QuartzAfrica vom 25.06.2021. 

 

Deutscher Afrika-Preis 2021 für Dr. Daniel Bekele

Der Deutsche Afrika-Preis 2021 geht an den äthiopischen Anwalt Dr. Daniel Bekele. Er wurde für seinen lebenslangen Kampf für die Menschenrechte geehrt.

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Deutscher Afrika-Preis 2021 für Dr. Daniel Bekele

Der Deutsche Afrika-Preis der Deutschen Afrika Stiftung wird seit über 25 Jahren jährlich an herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Kontinents verliehen, die sich für Frieden, Versöhnung und sozialen Fortschritt einsetzen. Dieses Jahr erhielt der Anwalt Dr. Daniel Bekele den Preis für seinen lebenslangen Einsatz für die Menschenrechte.  

Einsatz für die Menschenrechte schon in jungen Jahren 

Daniel Bekele hat sich schon früh für die Menschenrechte engagiert: Mit nur 23 Jahren begann er als Anwalt in Addis Abeba zu arbeiten, vertrat NGOs und wurde schnell zu einem gefragten Experten für Demokratie und Menschenrechte. Er förderte die Menschenrechte und die Zivilgesellschaft in Äthiopien, einschließlich der Rechte der Frauen, indem er eng mit der Ethiopian Women Lawyers Association und mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenarbeitete. 

Im Jahr 2004 wurde Bekele „Head of Policy Research and Advocacy“ bei ActionAid in Äthiopien. Er war einer der führenden Aktivisten des Global Call to Action Against Poverty. Als Vertreter der Zivilgesellschaft übernahm er eine leitende Rolle bei der Überwachung der Parlamentswahlen in Äthiopien 2005.  

Verhaftung und Gefängnisstrafe 

Nachdem er die fragwürdige Durchführung der Wahlen und deren gewaltsame Folgen kritisiert hatte, wurde er im November 2005 verhaftet und anschließend unter dem Vorwurf des „Umsturzes der Regierung und der Verfassung“ zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.  

Bis März 2008 blieb Bekele im Gefängnis. Danach war er zwischen 2011 und 2019 in leitenden Positionen bei Human Rights Watch und Amnesty International tätig. 

Kritik an Geberländern des Nordens für Zusammenarbeit mit autoritären Regimen 

Daniel Bekele ist davon überzeugt, dass die sozioökonomische Entwicklung mit der Achtung der Menschenrechte und der demokratischen Entwicklung einhergehen sollte. Er scheut sich daher nicht, auch die Geberländer des Nordens für ihre Zusammenarbeit mit autoritären Regimen und ihr Versagen bei der Erfüllung ihrer humanitären Verpflichtungen zur Unterstützung der Entwicklung armer Länder zu kritisieren.  

Bekele als Leiter der Menschenrechtskommission 

Im Zuge der demokratischen Öffnung Äthiopiens unter Premierminister Abiy Ahmed ernannte das äthiopische Parlament Daniel Bekele im Juli 2019 zum Leiter der staatlichen äthiopischen Menschenrechtskommission (EHRC). Das sich verschlechternde politische Klima in Äthiopien und der Bürgerkrieg um die Provinz Tigray im Norden des Landes stellen die Kommission vor die schwierige Aufgabe, die Menschenrechtsverletzungen der beteiligten Parteien in einer politisch aufgeladenen Atmosphäre fair zu bewerten.  

Die Kommission setzte sich auch für ein faires Verfahren für inhaftierte Oppositionspolitiker ein, etwa für die Oppositionsaktivisten Jawar Mohammed und Eskinder Nega. Neben der öffentlichen Lobbyarbeit arbeitete die Kommission hinter den Kulissen auch für die Verbesserung der Haftbedingungen, die Freilassung von Häftlingen und die Erleichterung der Bedingungen für politische Ausnahmesituationen wie etwa Hungerstreiks von Oppositionspolitikern.  

Transparente Arbeit der Menschenrechtskommission unter Bekele 

Ein Beleg für das internationale Ansehen und die Glaubwürdigkeit von Daniel Bekeles Kommission ist die laufende gemeinsame Untersuchung mit dem Hochkommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen für einen Bericht über die von allen Seiten im Verlauf des Tigray-Konflikts begangenen Menschenrechtsverletzungen. Die gemeinsame Untersuchung wurde von einer Reihe von Regierungen, darunter die EU, den USA, Kanada, Australien und dem UN-Sicherheitsrat begrüßt. Die Präsidentin der Deutschen Afrika Stiftung, Dr. Uschi Eid, sagte anlässlich der Bekanntgabe der Verleihung des Deutschen Afrika-Preises an Daniel Bekele: „Ich freue mich, dass die unabhängige Jury einen herausragenden Menschenrechtsaktivisten ausgewählt hat. Dr. Daniel Bekele hat diesen Preis für sein lebenslanges Eintreten für die Menschenrechte verdient. Ich hoffe sehr, dass die Auszeichnung Daniel und seine Kollegen in der äthiopischen Menschenrechtskommission ermutigen wird, sich unerschrocken und unparteiisch für die Menschenrechte in Äthiopien einzusetzen.“ 

Gekürzte Pressemitteilung der Deutschen Afrika Stiftung e. V. September 2021, Schindelwig, S. 

Weibliche DJs und Afro-Fusion

DJ Juba macht energetische und tanzbare Musik in den Clubs Europas. Sie setzt sich für eine globale Debatte über das Thema Gender in der DJ-Szene ein. Dazu drehte sie 2020 eine Dokumentation. 2021 ging es mit einem Podcast weiter.

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Weibliche DJs und Afro-Fusion

Juba, die mit bürgerlichem Namen Chinwe Pamela Nnajiuba heißt, wurde in London geboren und wuchs in Essex auf. Seit einigen Jahren wohnt sie jetzt schon in Berlin. Als selbstbewusste Musikerin machte sie sich in ganz Europa und darüber hinaus einen Namen.  

Jubas Musik 

Juba ist für ihre energetische Musik bekannt, die sie in den großen Clubs Europas auflegt. Ihre Musik wird als Mix aus Gqom, Baile Funk, Afrobeats, House und Techno beschrieben. Insgesamt spielt sie eine sehr tanzbare Mischung aus globalen Klängen. Besonders wichtig ist Juba das Tanzen als Teil ihrer Performance. 

Hier ein Set von Juba aus dem Boiler Room in London von 2019: 

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Frauen* in der DJ-Szene 

Juba feiert Musik als eine inklusive und universelle Form des Austauschs und beschäftigte sich deshalb immer wieder mit der Frage, weshalb es immer noch so wenig Frauen hinter den DJ-Pulten der Welt gibt. Sie ist Teil des DJ-Kollektivs “Boko!Boko!”, welches teilweise dafür gegründet wurde, um mehr Frauen zu ermutigen DJs zu werden. Denn gerade der Einstieg in den Beruf ist für Frauen oft eine größere Hürde als für Männer. Weibliche DJs werden seltener gebucht, da Partys oft von Männern organisiert werden und erhalten häufig eine kleinere Gage. 

Weg vom eurozentristischen Diskurs 

Durch die ständige Auseinandersetzung mit der Thematik von Frauen als DJs in Großbritannien und Deutschland wollte Juba irgendwann mehr über die Situation in anderen Teilen der Welt herausfinden. Sie entschied sich für Nigeria, da sie nigerianische Eltern hat und die Kultur für sie beim Aufwachsen stets präsent war.  

Dokumentation “Assurance” in Nigeria 

In Nigeria drehte sie ihre Dokumentation “Assurance” über drei weibliche DJs, die ihr von ihren Berufswegen und Erfahrungen erzählten. Die Doku erschien im Januar 2020. 

Hier die Dokumentation “Assurance” auf Englisch (es gibt die Möglichkeit, das Video mit deutschen Untertiteln zu sehen):  

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In der Dokumentation berichten DJ Yin, DJ Ayizan und Sensei Lo unter welcher Stigmatisierung von ihren Familien und Bekannten sie leiden mussten. Der Beruf als DJ gilt in Nigeria als eher männlich. Die Arbeit in der Nacht und in der Party-Szene wird als unpassend für eine Frau aufgefasst.  

Hürden in der Club-Szene als Frau* in Nigeria 

Oft hatten die drei Frauen mit respektlosen Übergriffen von Kollegen oder Party-Veranstaltern zu tun. Auch die Zusammenarbeit mit Kollegen wurde teils durch Unprofessionalität unmöglich gemacht. Kontakte mit anderen DJs aufzubauen, um beispielsweise etwas von ihnen zu lernen oder gemeinsam Musik zu machen, wurden als Flirtversuche aufgenommen.  

Auch die Bezahlung ist schlechter als bei männlichen DJs. Teilweise kam es vor, dass für Auftritte kein Geld gezahlt wurde oder aber nur ein sehr niedriger Betrag.  

Trotz aller Hindernisse sind DJ Yin, DJ Ayizan und Sensei Lo sehr froh über ihren Beruf und freuen sich, Teil der Veränderung in der Musik-Szene Nigerias zu sein.  

The Assurance Podcast 

Etwa ein Jahr nach der Dokumentation startete Juba ihren Podcast “The Assurance Podcast”. Hier spricht sie mit weiblichen und nicht binären DJs aus dem globalen Süden (entfernt von Europa und Nordamerika) über die Wege der Personen, Hindernisse, die Musik und die Reaktionen des Umfelds in den einzelnen Ländern.  

Am 12. September startete die zweite Staffel zu hören ist sie hier:  

Quelle:  

Lorenz, A. / Global Pop News im WDR vom 14.09.2021. 

o. A. / DJ Juba in Latitude o. D. 

Murray, E. / Selections: Juba in DJMag vom 03.09.2021. 

22.09.2021

10-Jähriger wird US-Schachmeister

Der zehnjährige Tanitoluwa Adewumi wurde am 1. Mai 2021 nationaler Schachmeister in den USA. Er ist zwar nicht der jüngste, der je diesen Titel erreichte, aber womöglich hat er die interessanteste Geschichte! Denn er floh erst vor knapp vier Jahren mit seiner Familie aus Nigeria in die USA.

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10-Jähriger wird US-Schachmeister

Die Flucht von Nigeria in die USA 

Tanitoluwa Adewumi, kurz Tani, kommt aus Nigeria. Dort wuchs er mit seinen Eltern und seinem großen Bruder auf. Tanis Vater führte einen kleinen Laden für Druckerzeugnisse. Eines Tages kamen Anhänger der islamistischen Terrorgruppe “Boko Haram” in sein Geschäft und verlangten von ihm, dass er Plakate mit dem Aufdruck “Tötet alle Christen” drucken sollte.  

Tani und seine Familie sind strenggläubige Christen. Sein Vater weigerte sich die Plakate zu drucken, womit er allerdings die Wut der Boko-Haram-Anhänger auf sich zog. Tanis Familie floh zu Verwandten in Nigeria. Als die Angst vor dem Terror allerdings zu groß wurde, entschied die Familie 2017 in die USA zu fliehen. Zunächst nach Texas und bald darauf nach New York.  

Obdachlosenheim und Schach-AG 

In New York lebte die Familie in einer Obdachlosenunterkunft. Tani konnte eine Schule in der Nähe besuchen und wurde dort Teil der Schach-AG. Nach kurzer Zeit fiel dem Coach der AG das große Talent Tanis auf und er erließ der Familie die Beitragszahlungen, welche eigentlich angefallen wären.  

Nach einem Jahr New-Yorker-Schachmeister 

Nach nur einem Jahr Training gewann Tani mit nur acht Jahren die Schachmeisterschaft in seiner Altersklasse in New York. Damit hätte niemand gerechnet: Ein geflüchteter kleiner Junge, der erst ein Jahr Schach spielte, gewinnt in der Meisterschaft in New York. Die Geschichte wurde unter anderem von der New York Times aufgenommen und erlangte damit große Aufmerksamkeit.  

Unglaubliche Folgen des Sieges  

Tanis Coach richtete ein Spendenkonto für Tani und seine Familie ein. Insgesamt wurden 250.000 US-Dollar gespendet. Anwälte wollten die Familie bei der Immigration und den Asylanträgen unterstützen. Spender schickten Möbel und Schachbücher. Drei Filmstudios wollten Tanis Geschichte verfilmen. Tani bekam von drei Elite-Privatschulen Stipendien angeboten und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton lud die Familie zu sich ein. 

Zudem kamen mehrere Menschen auf die Familie zu und wollten sie in ihren luxuriösen Häusern unterkommen lassen. Familie Adewumi entschied sich hingegen für eine schlichte zwei Zimmer-Wohnung, die für ein Jahr von einer anonym-spendenden Person finanziert wurde.  

Selbst das Geld behielt die Familie nicht selbst, sondern gründete damit die Tanitoluwa Adewumi-Stiftung für andere Familien in Not.  

2021 gewann Tani die nationale Schachmeisterschaft der USA 

Nach seinem Sieg in New York trainierte Tani jeden Tag 10 Stunden nach der Schule. Er meint, niemand solle sich allein auf Talent verlassen, Übung wäre der wichtigste Schritt zum Erfolg. Der junge Tani ist außerdem für seine Aussage bekannt, dass er nie verlieren würde, denn falls er ein Spiel verliert, gewänne er an Erfahrung.  

Dieses Jahr gab es einen neuen Meilenstein in Tanis Schachkarriere: Am ersten Mai 2021 gewann er die nationalen Schachmeisterschaften der USA – mit nur zehn Jahren! Es gab zwar schon Jüngere, die diesen Titel erhielten. Nichtsdestotrotz gehört Tani damit zu den besten 1 % der Schachspielenden weltweit. Als Großmeister würde er zu den besten 0,1 % gehören. 

Pläne für die nahe Zukunft 

Tanis Ziel ist es der jüngste Großmeister der Welt zu werden. Diesen Titel hält bis jetzt der Amerikaner Abhimanyu Mishra, der den Titel “Großmeister” mit 12 Jahren und vier Monaten erreichte.  

Quellen: 

Stegelmann, K. / Meister mit zehn Jahren im Spiegel vom 14.05.2021. 

Scharnowski, R. / 10-Jähriger wird US-Schachmeister in livenet.ch vom 06.06.2021. 

Baller, S. / Ein achtjähriger Obdachloser wird Schachmeister – er spielt erst seit einem Jahr im Stern vom 18.03.2019. 

Kinderrechte

Was sind Kinderrechte? Und für wen gelten sie? Seit 1989 wurden die Kinderrechte von fast allen Staaten der Erde unterzeichnet. Durchgesetzt werden sie allerdings nicht überall auf der Welt. Kinderarbeit schränkt Kinderrechte stark ein.

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Kinderrechte

Offiziell werden die Kinderrechte unter der “UN-Kinderrechtskonvention“ aufgelistet. 1989 wurde die Kinderrechtkonvention von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. In dieser Konvention sind die Kinderrechte in 54 Artikel unterteilt.  

Da die Kinderrechtskonvention kompliziert und schwer zu verstehen ist, fasste UNICEF die Kinderrechte in zehn zentralen Grundrechten zusammen: 

  • das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht; 
  • das Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit; 
  • das Recht auf Gesundheit; 
  • das Recht auf Bildung und Ausbildung; 
  • das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung; 
  • das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln; 
  • das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewaltfreie Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens; 
  • das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung; 
  • das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause; 
  • das Recht auf Betreuung bei Behinderung. 

Die Kinderrechtskonvention ist von fast allen Staaten der Erde unterzeichnet worden, außer von den USA. Dort befürchten vor allem konservative Politiker und Politikerinnen, dass die politische Souveränität der USA durch den internationalen Vertrag eingeschränkt werden könnte. 

Kinderrechte global 

Global schneidet Island bei der Umsetzung der Kinderrechte am besten ab, der Tschad am schlechtesten. Generell haben Länder im mittleren Osten und in Afrika einen eher niedrigen “KidsRights-Index”. Mit dem KidsRights-Index wird angegeben, wie gut die Kinderrechte eingehalten werden und wie groß die Anstrengung der einzelnen Staaten ist sie durchzusetzen. Dass viele afrikanische Länder besonders schlecht abschneiden, liegt oft an der großen Armut der Bevölkerung. 

Kinderrechtsverletzungen in afrikanischen Ländern 

Durch Armut bleibt vielen Kindern der Zugang zu sauberem Wasser, einer guten Gesundheitsversorgung und Bildung verwehrt. Auch Konflikte und Naturkatastrophen verhindern das Kinderrechte gewahrt bleiben. Ebenso führen Unwissenheit und Unwille von Regierungen zu Kinderrechtsverletzungen.  

Wie hängen Kinderrechte und Kinderarbeit zusammen? 

Artikel 32 der Kinderrechtskonvention gibt an, dass jedes Kind das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung hat. Kinder müssen vor Arbeit geschützt werden, die ihnen körperliche oder seelische Schäden zufügt und sie davon abhält in die Schule zu gehen. 

Kleine Aufgaben im Haushalt gehören nicht zur ausbeuterischen Kinderarbeit, genauso wenig wie die legale Beschäftigung von Jugendlichen, die in den meisten Ländern mit 14 bis 16 Jahren möglich ist. Zu den schlimmsten Formen von Kinderarbeit gehören Sklaverei, Zwangsarbeit, Einsatz von Kindern als Soldatinnen und Soldaten, Kinderprostitution, Kinderpornografie, kriminelle Tätigkeiten z.B. der Einsatz als Drogenkuriere und alle weiteren Formen von Arbeit, die die Gesundheit und Sicherheit von Kindern gefährden. 

Kinderarbeit in Afrika schränkt Kinderrechte erheblich ein 

In Afrika müssen 92 Millionen Kinder unter extremen und ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Das ist jedes fünfte Kind! Zuletzt ist die Zahl der arbeitenden Kinder auf dem Kontinent sogar angestiegen. Expertinnen und Experten vermuten, dass durch die Corona-Pandemie weitere Kinder in die Kinderarbeit gedrängt werden. Zum einen, weil durch pandemiebedingte Beschränkungen im öffentlichen Leben das Einkommen der Eltern teilweise gesunken oder ganz weggefallen ist. Zum anderen, weil viele Schulen über längere Zeiträume geschlossen wurden. 

Überwindung von Kinderarbeit 

Kinderarbeit einfach zu verbieten, löst allerdings nicht das Problem. Der häufigste Grund für Kinderarbeit ist Armut. Wenn Eltern ihre Kinder selbst nicht versorgen können, sind sie darauf angewiesen, dass diese ihr eigenes Geld verdienen bzw. für die gesamte Familie mitverdienen.  

Armut lässt sich nicht verbieten. Allerdings lassen sich Kinderarbeit und Armut überwinden. Zum Beispiel, indem Regierungen und Unternehmen bestimmte Maßnahmen ergreifen. Regierungen von Ländern, in denen es viel Kinderarbeit gibt, müssen für die Sicherheit von Kindern sorgen und ihnen einen Zugang zu Bildung ermöglichen. Unternehmen auf der ganzen Welt müssen ihre Lieferketten genauer kontrollieren und dafür sorgen, dass alle Menschen an den einzelnen Stationen einen fairen Lohn verdienen, der zum Lebensunterhalt ausreicht, es Sicherheits- und Gesundheitsvorrichtungen gibt und keine Kinder beschäftigt werden. Unternehmen auf der ganzen Welt müssen ihre Lieferketten genauer kontrollieren und dafür sorgen. Zudem sollten sie Verantwortung dafür tragen, dass es Sicherheits- und Gesundheitsvorrichtungen gibt, die Menschenrechte eingehalten und keine Kinder beschäftigt werden. 

Das Lieferkettengesetz in Deutschland reicht nicht weit genug, um Kinderarbeit in anderen Ländern effektiv zu verhindern. Unternehmen sind nur für die unmittelbaren Zulieferfirmen verantwortlich. Jedoch findet Kinderarbeit zumeist in früheren Stationen der Lieferkette statt, deren Kontrolle durch das Lieferkettengesetz nicht abgedeckt wird.  Eine Verschärfung des Gesetzes entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist daher ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit. 

Auch jede und jeder Einzelne kann etwas für die Einhaltung der Kinderrechte weltweit tun. Dazu mehr in unseren Artikeln über Kinderarbeit in LebensmittelnElektrogeräten, Kosmetik und Kleidung.  

Quellen:  

Müller, G. / Corona bedroht die Kinderrechte in die Welt vom 20.11.2020. 

Charbonneau, N. / Kinderarbeit weltweit: Die 7 wichtigsten Fragen und Antworten von UNICEF vom 10.06.2021. 

o. A. / ZAHLREICHE KINDERRECHTE WERDEN IN DEUTSCHLAND VERLETZT von UNICEF vom 22.10.2019. 

Rehbein, U. / Kinderprostitution von planet wissen vom 26.11.2019. 

16.09.2021

Kinderarbeit für Elektrogeräte

Immer mehr elektronische Geräte führen zu einem Anstieg der Nachfrage nach seltenen Rohstoffen, wie Kobalt, Kupfer oder Coltan. Beim Abbau dieser Rohstoffe arbeiten häufig auch Kinder unter schlimmsten Bedingungen. Zudem gibt es immer mehr Elektroschrott, der auf Müllhalden landet und dort unter anderem von Kindern verbrannt wird, um an das verbaute Gold oder Kupfer zu gelangen. Die giftigen Dämpfe schädigen die Gesundheit nachhaltig.

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Kinderarbeit für Elektrogeräte

Elektronische Geräte bestimmen einen Großteil unseres Alltags. In Deutschland besitzen etwa 60 Millionen Menschen ein Smartphone. Viele von ihnen richten den ersten Blick nach dem Aufwachen auf ihr Handydisplay. Die Nachrichten werden dann über den Bluetooth-Lautsprecher gehört und bevor man das Haus verlässt, wird die Smartwatch umgelegt. Einige steigen in ihr E-Auto, um zur Arbeit zu kommen. 2021 fuhren erstmals über eine Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen. 

All diese Geräte haben eines gemeinsam: leistungsstarke Akkus, häufig Lithium-Ionen-Akkus. Die wachsende Nachfrage an Lithium-Ionen-Akkus führt dazu, dass immer mehr Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Kupfer gefördert werden müssen, um sie herzustellen.  

Kinderarbeit bei der Rohstoffförderung 

Kinderarbeit für Elektrogeräte beginnt bei der Förderung von Rohstoffen. In Kobaltminen im Süden des Kongos beispielsweise arbeiten etwa 40.000 Kinder. Sie arbeiten unter gefährlichsten Bedingungen und müssen teils bis zu 24 Stunden unter der Erde verbringen.  

Bei Erdrutschen können Minen leicht einstürzen, bei Regen kommt es häufig zu Überschwemmungen. Es gibt kaum Sicherheitsmaßnahmen und viele Kinder arbeiten ohne festes Schuhwerk oder Helme. Der eingeatmete Staub bei der Arbeit führt zu Lungenproblemen. 

Trotz der harten Arbeit ist der Verdienst der Kinder gering und liegt bei etwa ein bis zwei US-Dollar pro Tag. Diese sind jedoch oft unabdingbar, um das Überleben der Kinder und ihrer Familien zu sichern.  

Faire und sichere Arbeitsbedingungen für Erwachsene sind ein wichtiger Schritt gegen Kinderarbeit. Denn nicht die Verwendung von den seltenen Rohstoffen ist problematisch, sondern ihre Gewinnung. Es wäre fatal wenn die Industrie in Europa auf Rohstoffe aus afrikanischen Ländern verzichten würde, denn Millionen Menschen hätten dann gar keine Einnahmequelle mehr. Stattdessen muss dafür gesorgt werden, dass Eltern genug verdienen, also ein faires Gehalt bekommen, um ihren Kindern Bildung und eine sichere Zukunft zu ermöglichen.  

Das Lieferkettengesetz in Deutschland ist ein Ansatz für faire Arbeitsbedingungen und gegen Kinderarbeit , doch leider greift das Gesetz nicht weit genug und der Anfang von Lieferketten, gerade dort, wo die meisten Menschenrechtsverletzungen stattfinden, wird kaum kontrolliert.  

Elektroschrott und  Kinderarbeit 

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 22 Millionen neue Smartphones verkauft. Doch was passiert mit den alten Geräten? 2019 sind in der EU 54 Millionen Tonnen Elektroschrott angefallen. Die WHO schätzt, dass etwa 20 % dieses Schrotts illegal exportiert wurde.  

Der Elektroschrott landet bspw. auf der größten Müllhalde der Welt in Accra, Ghana. Weltweit arbeiten etwa 18 Millionen Kinder auf Müllhalden für Elektroschrott. Dort durchsuchen sie den Müll nach Spuren von Gold, Coltan oder Kupfer, die in den Altgeräten verbaut sind. 

Um die Rohstoffe zu gewinnen, müssen die Elektrogeräte verbrannt und zerstört werden. Dabei werden oft hochgiftige Gase freigesetzt. Der Kontakt mit Blei, Zink und Chrom reizt die Augen und führt zu Kopfschmerzen. Langfristig wird das Nervensystem geschädigt, Krebs- und schwere Lungenerkrankungen sind häufige Folgen.  

Das konsequente Recycling von Batterien in E-Autos oder kleinen Elektrogeräten kann in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass weniger der seltenen Rohstoffe abgebaut werden müssen. Das schont auch Umwelt und Ressourcen. 

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun, um Kinderarbeit für Elektrogeräte zu verhindern

Am besten ist es, elektronische Geräte gebraucht zu kaufen und so lange wie möglich zu nutzen. Für Elektrogeräte wie Smartphones, Smartwatches, Kopfhörer, Lautsprecher, Monitore, Laptops oder Kameras, aber auch Küchengeräte gibt es die Möglichkeit, sie “refurbished” also “wiederaufbereitet” zu kaufen. 

Diese Geräte sind also Second Hand, haben aber mindestens ein Jahr Garantie. Kritische Komponenten wie das Display oder die Akkus werden oft ausgetauscht, so dass man ein voll funktionstüchtiges Gerät erhält. So kann die Lebenszeit von Geräten teilweise verdoppelt werden und beim Kauf spart man auch noch Geld.  

Bei Smartphones gibt es zudem fair produzierte Produkte wie das neue Fairphone 3 oder das Shift 5me, mit denen Kinderarbeit für Elektrogeräte verhindert wird. 

Bis 2022 will die “Global Battery Alliance” ein Qualitätssiegel entwickeln, welches die sozialen, ökologischen und ökonomischen Faktoren der Batterieherstellung transparent machen soll. Das Siegel soll Batterien auszeichnen, die ohne Kinderarbeit und mit bestimmten Sicherheits- und Gesundheitsstandards produziert wurden.  

Oft wird die Kinderarbeit im Abbau von Kobalt und anderen seltenen Rohstoffen als Argument gegen die Mobilitätswende und Elektro-Autos missbraucht. Dieses Argument lässt allerdings außenvor, dass nicht die Rohstoffe und ihre Verwendung das Problem sind, sondern die Art und Weise wie sie gefördert werden und daran kann etwas geändert werden. 

Auch bei der Entsorgung von Altgeräten kann jede und jeder etwas tun. Elektroschrott gehört weder in den Hausmüll noch in die gelbe Tonne. Elektrogeräte können kostenlos bei kommunalen Sammelstellen abgegeben werden. Kleinere Elektrogeräte mit einer Seitenlänge bis zu 25 cm (z.B. Handys, Toaster, Fernbedienungen) können auch bei Elektrofachgeschäften (mit einer Ladenfläche über 400 Quadratmetern) kostenlos abgegeben werden. Vorteil der richtigen Entsorgung ist, dass die Geräte recycelt und wichtige Rohstoffe zurückgewonnen und wieder verwertet werden. Das schont Umwelt und Ressourcen. 

Quellen: 

Cascais, A. / Kongo: Kinderarbeit für Smartphones? In DW vom 11.06.2021. 

Flatlay, A. / Kinderarbeit – was kann ich dafür? In Utopia vom 15. 06.2021. 

Flatlay, A / Für unsere Smartphones arbeiten Kinder in Utopia 17.03.2021. 

o. A. / Kinderarbeit in Afrika in UNICEF, o. D.  

Zeitler, A. / Giftiger Elektromüll in Planet Wissen vom 03.09.2019. 

Scheid, L. / Der Weg zu fairen Batterien in der Zeit vom 20.03.2021. 

Seiwert, M. / Der Hype um Kobalt könnte schon bald vorbei sein in der WirtschaftsWoche vom 06.09.2021. 

Philipp, A. / Öko-Akkus garantiert ohne Kinderarbeit: Industrie entwickelt E-Auto-Siegel in E-Fahrer vom 25.02.2020. 

Kinderarbeit in Lebensmitteln

Viele Lebensmittel, bei denen wir es nicht vermuten, werden mit Hilfe von Kinderarbeit erzeugt. Meist geschieht das schon so früh in der Lieferkette, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, Kinder könnten in die Produktion involviert sein.

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Kinderarbeit in Lebensmitteln

In Afrika arbeitet jedes fünfte Kind. Laut der International Labour Organisation (kurz: ILO) wird 85 % der Kinderarbeit auf dem afrikanischen Kontinent in der Landwirtschaft geleistet. Nach der Arbeit im Baugewerbe und im Bergbau gilt die Landwirtschaft als drittgefährlichster Wirtschaftssektor. Nach Informationen der ILO sterben etwa 22.000 Kinder pro Jahr bei Arbeitsunfällen.  

Kinderarbeit kann in fast jedem Lebensmittel stecken! Hier vier Beispiele von Lebensmitteln, denen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. 

Kinderarbeit auf Palmöl-Plantagen 

Müsli, Kekse, Schokoriegel oder Fertigsuppen: Etwa jedes zweite Produkt, das im Supermarkt angeboten wird, enthält Palmöl. Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen. Diese wächst nur in Äquatornähe. Weltweit werden auf 19 Millionen Hektar Ölpalmen angebaut. Das meiste Palmöl stammt aus Plantagen in Malaysia und Indonesien. Doch auch in mehreren Ländern Afrikas, wie Nigeria oder der Côte d’Ivoire, wird immer mehr Palmöl angebaut.  

Da die Nachfrage stetig wächst, wird immer mehr Regenwald für den Anbau gerodet. In einigen Plantagen nehmen die Arbeitsbedingungen menschenrechtsverletzende Ausmaße an. Unter anderem sind Beschäftigte giftigen Pestiziden ausgesetzt. Diese können Hautausschläge, Erkrankungen der Atemwege sowie Krebs verursachen. Zudem müssen oft Kinder unter 14 Jahren ihren Eltern helfen, die viel zu hohen Zielvorgaben der Firmen zu erfüllen.  

Die Kinder leiden unter den langen Arbeitstagen, der Hitze und der Sonneneinstrahlung. Zudem kommt es zu Unfällen durch umstürzende Palmen und herabfallende Früchte. Frauen wurden mit Lohnkürzungen bedroht, falls sie Überstunden verweigerten. Das Tragen schwerer Säcke voller Früchte verursacht insbesondere bei Kindern häufig Haltungsschäden. Die Arbeit mit spitzen Werkzeugen führt auch immer wieder zu Verletzungen. 

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Da Palmöl in so vielen Produkten vorkommt, ist es schwer, darauf zu verzichten. Auch der Wechsel zu anderen pflanzlichen Fetten stellt keine Lösung dar – vor allem aus ökologischer Sicht. Denn Ölpalmen sind dreimal ertragreicher als Raps und sechsmal so ertragreich wie Soja.  

Jede und jeder kann mit bewussterem Konsum dazu beitragen, weniger Palmöl zu verbrauchen. Palmöl kommt in sehr vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Süßwaren und Fertiggerichten vor. Auch Fleisch aus konventioneller Haltung verschlingt große Mengen Palmöl, da es als Teil des Futtermittels verwendet wird. Zusätzlich sollte bei Produkten mit Palmöl darauf geachtet werden, dass diese zertifiziert sind.  

Folgende Siegel kennzeichnen Palmöl-Produktionen mit Mindestanforderungen an soziale Standards (Verbot von Kinderarbeit) und Nachhaltigkeit:  

Kinderarbeit für Bananen

Bananen sind das meistkonsumierte Frischobst der Welt. Einer der größten Bananenimporteure ist Deutschland. Die meisten Bananen werden in Südamerika angebaut. Doch auch in Asien und Afrika gibt es große Bananenplantagen. Mehr als 80 Prozent der geernteten Früchte auf Plantagen in Ghana, Kamerun oder der Côte d’Ivoire gehen an die EU.  

Auf vielen Bananen-Plantagen ist Kinderarbeit weit verbreitet. Kinder müssen bis zu 40 Kilogramm schwere Bananenstauden tragen und sind giftigen Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt. Pestizide können zu Bauchschmerzen, Hautausschlag, Augenirritationen und langfristig sogar zu Unfruchtbarkeit und Krebs führen.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Durch den bewussten Einkauf von regionalem und saisonalem Obst ist es möglich auf Lebensmittel, die mit Hilfe von Kinderarbeit produziert wurden, zu verzichten. Eine weitere Möglichkeit bieten fair gehandelte Produkte. Inzwischen bieten selbst die meisten Discounter Bananen aus fairem Handel an (mehr dazu unten). 

Kinderarbeit auf Kakaoplantagen

Die Kinderarbeit im Kakaoanbau soll schon seit 20 Jahren abgeschafft werden. 2020 stieg die Zahl der arbeitenden Kinder in diesem Sektor allerdings sogar wieder an.  

60 Prozent des weltweiten Kakaos stammen aus den westafrikanischen Ländern Côte d’Ivoire und Ghana. Da Kleinbäuerinnen und -bauern oft weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag verdienen, müssen ihre Kinder sie unterstützen.  

Die Kinder helfen bei der Ernte des Kakaos, tragen die Früchte zusammen, jäten Unkraut und düngen und pflegen die Bäume. Außerdem übernehmen sie andere Aufgaben auf der Plantage, wie Wäsche waschen, putzen oder kochen. Die Arbeit auf den Plantagen ist schwer: Kinder müssen zum Teil mit gefährlichen Werkzeugen, wie Macheten, arbeiten oder Kakaosäcke schleppen, die bis zu 70 Kilogramm wiegen können. Außerdem müssen sie Kakaopflanzen mit giftigen Pestiziden besprühen, die ihre Gesundheit schädigen. Teilweise arbeiten Kinder auf anderen Plantagen als die eigenen Eltern und haben kaum Kontakt zu ihnen. Manche Kinder werden auch beschimpft, gedemütigt oder geschlagen. Dies führt zu physischen und psychischen Störungen bei den Kindern.   

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Beim Einkauf von Kakao oder Schokolade sollte auf Produkte aus fairem Handel zurückgegriffen werden (mehr dazu unten). 

Kinderarbeit bei der Kaffee-Produktion 

Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen: Jährlich trinkt eine Person etwa 150 Liter. Der Großteil des nach Deutschland importierten Rohkaffees kommt aus Südamerika und Afrika. In Afrika wird Kaffee vor allem in Äthiopien, Kenia, Uganda, Burundi, Kamerun und der Côte d’Ivoire angebaut.  

Der Preis für Rohkaffee ist sehr gering. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Kaffeeplantagen ist es deshalb schwierig genügend Kaffee zu ernten, um ihr Leben damit ausreichend finanzieren zu können. Deshalb müssen häufig ihre Kinder mithelfen. Diese helfen bei der Ernte, säubern und sortieren die Bohnen oder düngen die Pflanzen. Teilweise müssen Kinder auch schwere Säcke voller Kaffeebohnen schleppen. Dies stellt eine große Belastung für den Rücken und die Gelenke dar.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun

Auch bei Kaffee ist der Kauf von fair produziertem und gehandeltem Kaffee eine Möglichkeit, Kinderarbeit zu verhindern. Leider sind nur etwa 10 Prozent des in Deutschland erhältlichen Kaffees fair gehandelt. Dennoch bieten fast alle Supermarktketten inzwischen auch fairen Kaffee an, als Bohnen, Pulver oder Pads. 

Wichtige Siegel für fair gehandelte Lebensmittel, bei denen Kinderarbeit verboten ist 

Quellen:

Seiffert, B. / Kinderarbeit in der Landwirtschaft: Wo liegt der Schlüssel zur Wende? In Welternährung von Dezember 2020. 

o. A. / Palmöl in WWF vom 23.10.2020.  

Flatley, A. / Kinderarbeit was kann ich dafür? In Utopia vom 15.06.2021 

Utopia Team / Palmöl: Die tägliche Regenwald-Zerstörung beim Einkauf in Utopia vom 14.10.2019. 

Kinderarbeit in Kleidung

Fast Fashion bedeutet sehr oft, sehr günstige Kleidung kaufen - den neusten Trends entsprechend. Um niedrige Preise zu gewährleisten, müssen allerdings oft Kinder arbeiten. Ob auf Baumwollfeldern, Spinnereien oder Nähereien: Überall arbeiten Kinder unter unwürdigen Bedingungen.

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Kinderarbeit in Kleidung

Fast Fashion in Deutschland 

In Deutschland besitzt jede erwachsene Person im Durchschnitt 95 Kleidungsstücke. Pro Jahr kommen 60 dazu. Das sind etwa doppelt so viele wie im weltweiten Durchschnitt. Etwa ein Drittel der Kleidung wird fast nie getragen und 60 % werden schon nach einem Jahr wieder entsorgt.  

Neue Fashion-Trends kommen immer schneller; einige Bekleidungsunternehmen bringen 20 Kollektionen im Jahr auf den Markt. Deutschland ist der zweitgrößte Textilimporteur der Welt, etwa 90 % der Kleidung kommen aus asiatischen Nähereien. 

Der lange Weg von Baumwollfeldern bis in die Läden 

Doch Kleidung hat einen viel längeren Weg als aus der Näherei in die Läden: Er beginnt auf den Baumwollfeldern dieser Erde. Benin, Burkina Faso und Côte d’Ivoire sind einige der größten Exporteure von Baumwolle in Afrika.  

Kinderarbeit in der gesamten Lieferkette von Kleidung

In 18 Ländern weltweit arbeiten Kinder auf Baumwollplantagen. Dort bestäuben sie die Blüten der Pflanzen, versprühen Pflanzenschutzmittel und helfen bei der Ernte.  

In den Spinnereien sind die Arbeitskräfte häufig unter 18 Jahren alt, wenn sie anfangen zu arbeiten. Kinder arbeiten auch in Nähereien. Dort färben sie die Kleidung, nähen Knöpfe an, legen Kleidung zusammen und verpacken sie.  

An allen Stationen der Textilproduktion arbeiten Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen und gesundheitsschädlicher Belastung. Sie atmen giftige Pestizide und Farbdämpfe ein, arbeiten mit gefährlichen Maschinen und sind der sengenden Hitze oder der staubigen Luft in Fabrikhallen ausgesetzt.  

Teufelskreis der Kinderarbeit 

Entlohnt wird die Arbeit von Kindern schlechter als die von Erwachsenen. Die meisten Kinder arbeiten, um ihre Eltern finanziell zu unterstützen. Armut ist immer der größte Treiber von Kinderarbeit. Arbeiterinnen und Arbeiter müssen fair bezahlt werden, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Denn nur wenn Kinder die Möglichkeit auf eine gute Bildung haben, können sie später einen besseren Beruf erlernen und aus dem Teufelskreis der Kinderarbeit ausbrechen.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun  

Fast Fashion Trends sind oft sehr verlockend. Trotzdem sollte beim Kauf von neuer Kleidung darauf geachtet werden, wie sie produziert wurde. Wichtige Anhaltspunkte dafür bieten Siegel, die fair gehandelte und produzierte Ware kennzeichnen. Folgende Siegel können beim Kleiderkauf helfen:  

Eine andere Möglichkeit, um Kinderarbeit in Kleidung zu vermeiden, sind Second-Hand-Läden. Dort sind teilweise echte Modeschätze versteckt. Nicht nur nachhaltig, sondern auch sehr lustig können “Kleidertausch-Partys” mit Freundinnen und Freunden sein. Alle bringen ihre aussortierten Anziehsachen mit und schauen, ob ihnen bei den anderen Teilnehmenden etwas gefällt und tauschen munter drauflos. 

Quellen: 

Derya / Die Verantwortung des deutschen Konsumenten in Utopia vom 30.04.2021. 

Derya / Unser Komfort: ein bisschen Kinderarbeit für ganz viel Fast-Fashion in Utopia vom 16.04.2021. 

Moulds, J. / Child labour in the fashion supply chain in the guardian o. D. 

Kinderarbeit in Kosmetikprodukten

Glitzernder Lidschatten und schimmernder Nagellack können eine dunkle Seite haben. Denn in vielen Kosmetika sind Inhaltsstoffe enthalten, die durch Kinderarbeit gewonnen werden.

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Kinderarbeit in Kosmetikprodukten

In einer Vielzahl von kosmetischen Produkten befinden sich die Inhaltsstoffe Palmöl und Mica. Palmöl verleiht Cremes und Make-Up die richtige Konsistenz und Mica lässt Lidschatten und Rouge schimmern und glänzen. Beide Inhaltsstoffe werden teilweise unter menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen gewonnen. Oft auch unter Einsatz von Kinderarbeit.  

Kinderarbeit auf Plantagen: Palmöl zur Herstellung von Kosmetik 

In der Kosmetik wird Palmöl unter anderem für Cremes, Shampoo, Badezusatz oder Seife verwendet. Sogenannte Palmöl-Derivate werden als Tenside oder Emulgatoren eingesetzt. In einigen Palmöl-Plantagen müssen auch Kinder bei der Ernte helfen. Hier sind sie vielen Gefahren, wie umfallenden Palmen oder giftigen Pestiziden ausgesetzt. Diese können zu Haut- und Augenirritation führen, sind schädlich für die Lunge und können sogar krebserregend sein.  

Auf den Plantagen müssen die Kinder schwere Säcke mit den Palmöl-Früchten tragen. Dies führt zu Haltungsschäden und Schmerzen. In unserem Artikel über Lebensmittel haben wir das Problem mit Palmöl näher beleuchtet. 

Der Mineralstoff Mica ist vielseitig einsetzbar 

Mica ist ein Mineralstoff, der auch als Glimmer bekannt ist. Es kann in Lidschatten, Lippenstiften, Highlightern oder Rouge gefunden werden. Es lässt Produkte besonders schön glitzern und kann die Haut vor UV-Strahlen schützen. Mica wird außer für Kosmetik auch für Autolacke und Elektrogeräte verwendet. Jährlich werden 150.000 Tonnen des Minerals verarbeitet.  

Mica kommt aus Minen mit Kinderarbeiterinnen und -arbeitern 

Madagaskar gehört mit Indien und China zu einem der größten Mica-Exporteure. 2019 arbeiteten hier über 10.000 Kinder in Mica-Minen. Einige von ihnen sind nicht älter als vier Jahre alt. Die Familien der Kinder sind sehr arm und die Kinder müssen arbeiten, um ihr Überleben zu sichern. Denn Zwischenhändler zahlen nur einen sehr geringen Preis für das wertvolle Mineral.  

Folgen der harten Arbeit in Minen für die Gesundheit von Kindern 

In den Minen kann es sehr heiß werden, so dass Kinder schnell dehydrieren. Die staubige Luft kann zu Atemwegserkrankungen führen. Bei der Arbeit mit Werkzeugen und Steinen kommt es zu Verletzungen wie Schnittwunden. Da die Familien sehr arm sind, sind viele der Kinder unterernährt. Dies führt dazu, dass Infektionskrankheiten sich schneller verbreiten. 

Da die Kinder den ganzen Tag arbeiten müssen, können sie nicht in die Schule gehen. Ohne ausreichende Bildung werden sie später kaum Chancen haben, einem anderen Beruf nachzugehen.  

Fehlende Transparenz der Lieferketten führt zu Kinderarbeit in Kosmetik

Große Marken wie H&M, Sephora, L’Oréal und The Body Shop haben sich zur “Responsible Mica Initiative” zusammengeschlossen, um Kinderarbeit in der Mica-Gewinnung zu beenden. Ein wichtiger Vorsatz ist es, Mica nur noch aus legalen Minen zu kaufen. Allerdings wird nicht ausreichend kontrolliert, ob das gesamte Mica auch in eben diesen Minen abgebaut wird. Denn die genauen Lieferketten sind oft intransparent. 

Kleine Zwischenhändler kaufen sich gefälschte Lizenzen. Diese zeichnen sie fälschlicherweise aus, Mica nur aus Minen ohne Kinderarbeit zu gewinnen. Dadurch kann kaum sichergestellt werden, dass an der Gewinnung keine Kinder beteiligt waren.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun 

Wer beim Kauf von Kosmetik Kinderarbeit vermeiden möchte, sollte darauf achten, ob Mica unter den Inhaltsstoffen aufgelistet wird. Alternativ zu “Mica” werden Begriffe wie „Kaliumaluminiumsilikat“ oder „CI 77019“ verwendet. Es gibt pflanzliche Alternativen aus Zellulose, welche ebenso den gewünschten Glitzereffekt hervorbringen. 

Allerdings ist ein kompletter Rückzug der Kosmetik-Industrie aus dem Mica-Geschäft keine Lösung. Denn Mica stellt die Lebensgrundlage der Familien dar, die es abbauen. Unternehmen sollten die Verantwortung für die Arbeitskräfte in ihren Lieferketten tragen. Als Verbraucherinnen und Verbraucher kann es sich lohnen, mehr Informationen über das Lieblings-Kosmetikunternehmen zu sammeln. 

Dabei helfen Fragen wie:  

  • Wie groß ist die Transparenz der Lieferketten? 
  • Wie setzt sich das Unternehmen gegen Kinderarbeit bzw. für gute Arbeitsbedingungen ein? 
  • Sind sie Teil der “Responsible Mica Initiative”? 
  • Wie setzt sich das Unternehmen für die Gemeinden ein, in denen Mica abgebaut wird? 

Diese Siegel können beim Kauf von fair produzierter und gehandelter Kosmetik helfen: 

  • Fairtrade gilt als sehr vertrauenswürdig und ist weit verbreitet 
  • Fair for Life ist eines der anspruchsvollsten Siegel  
  • World Fair Trade Organisation zeichnet Unternehmen aus, die sich für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzenten in Entwicklungsländern einsetzen 

Quellen: 

Utopia Team / Mica: Problematisches Mineral für Glitzerkosmetik – Kinderarbeit inklusive in Utopia vom 10.06.2021. 

Baranzelli, B. / Kinder schuften für Europas Schminke in ZDF vom 05.02.2020. 

Franke, S. / Glitzer in Kosmetik: Warum in Make-up Kinderarbeit steckt in CodeCheck vom 24.06.2016. 

Cavazuti, L und Romo, C. / Labor Department lists mica mined in Madagascar in report on child labor in NBCNews vom 10.11.2020. 

Amoako Boafo: aufstrebender Stern des Kunsthimmels

Viele Lebensmittel, bei denen wir es nicht vermuten, werden mit Hilfe von Kinderarbeit erzeugt. Meist geschieht das schon so früh in der Lieferkette, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, Kinder könnten in die Produktion involviert sein.

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Amoako Boafo: aufstrebender Stern des Kunsthimmels

Schon früh begeisterte Amoaka Boafo sich für die Kunst und leistete sich Wettkämpfe mit seinen Freunden, wer am besten Malen und Zeichnen könne. Der heute 37-jährige Künstlerbegann seine Ausbildung am Ghanatta College of Arts and Design in Accra. 2014 ging Boafo an die Akademie der Künste in Wien. Hier kam er zum ersten Mal mit der Wiener Moderne des 20. Jahrhunderts und dem europäischen Jugendstil in Berührung.  

Gustav Klimt und Egon Schiele beeinflussten ihn stark in seinem weiteren Werdegang. Er begann selbst mit der Porträtmalerei. Boafo malt ausschließlich Schwarze Menschen, meist auf flächigen, farbigen Hintergründen. Seine Werke zeichnen sich durch seine bestimmte Fingermaltechnik aus.   

Amoako Boafos Karriere während der Black Lives Matter Bewegung 

Amoako Boafo sieht seine Kunst als Darstellung und Zelebrierung der Schwarzen Identität und Kultur und gerade in der Pandemie auch als Zeichen der Solidarität. 

Durch die Black Lives Matter Bewegung im Jahr 2020, stieg das Interesse an Schwarzen Künstlerinnen und Künstlern stark, Boafos Werke wurden auf dem Kunstmarkt plötzlich deutlich höher gehandelt als zuvor. Sein Name war in aller Munde.  

Heute hängen seine Werke unter anderem im Guggenheim Museum in New York, im Hessel Museum of Arts des Bard College, in der Albertina in Wien und im Rubell Museum in Miami.  

Kunst und Mode: Boafos Dior-Kollektion 

In Boafos Werken spielt die Kunst häufig eine zentrale Rolle, teilweise sind seine Bilder von Modefotografien inspiriert. 2021 arbeitete er mit Kim Jones, dem Kreativdirektor von Dior Men für die Sommerkollektion der Herren zusammen. Kim Jones, der in Äthiopien, Tansania, Kenia und Botswana lebte hatte schon lange Zeit vor mit afrikanischen Kunstschaffenden zusammen zu arbeiten.  

Boafo und der Rest der Kunstwelt ist überzeugt, dass die Karriere des Künstlers gerade erst richtig beginnt. 

Quellen:  

Invernizzi, A. / Amoako Boafo: Der neue Superstar aus Ghana in BbysMagazin vom 25.01.2021. 

o. A. / Amoako Boafo – Bilder im Kopf in DW vom 07.08.2021. 

Van den Broeke, T. / Kim Jones collaborates with artist Amoako Boafo for Dior SS21 in GQ vom 13.06.2021. 

Cunningham, C. / Dior Men’s Summer 2021 Collection von Dior vom 13.07.2021. 

Ugandas Lockdown-Hymne

Während des Lockdowns in Uganda Ende letzten Jahres, schrieb Musiker Eezzy einen Song, der den Menschen wieder gute Laune machen sollte – das Gesundheitsamt war allerdings nicht so begeistert und sperrte “Tumbiza Sound” kurzerhand.

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Ugandas Lockdown-Hymne

Eezzy, der mit echtem Namen Eric Opoka heißt, macht schon seit 2013 Musik. Erfolgreich wurde der Dancehall-Musiker allerdings erst vor etwa zwei Jahren, als er begann in seiner eigenen Sprache Kinyarwanda zu singen. 2020 wollte der 22-jährige nun sein erstes Album veröffentlichen. Doch Covid-19 und die Lockdown-Maßnahmen kamen dazwischen. 

Harte Zeit für Veranstaltungsbranche 

Für die Entertainment-Industrie bedeuteten der Lockdown und die Abstandsregelungen große Ausfälle in den Einnahmen. Auch Eezzys Haupteinnahmequelle waren Auftritte vor Publikum. Vielen seiner Freunde, Kolleginnen und Kollegen ging es ähnlich. 

Während des allgemeinen Lockdown-Blues kam Eezzy die Idee für seinen Song “Tumbiza Sound”:

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In dem Lied singt er darüber, dass er wieder feiern und in Bars gehen will, unter Corona-Auflagen versteht sich: “Wenn sie sagen wir sollen Desinfektionsmittel benutzen – machen wir das! Wenn sie sagen wir sollen Masken tragen – werden wir das!”  

Das Gesundheitsamt greift ein  

Der Tänzer H2C erstellte eine Choreografie, welche auf TikTok von vielen kopiert wurde und viral ging. Der Song erhielt in kurzer Zeit große Aufmerksamkeit. So wurde auch das Gesundheitsministerium Ugandas darauf aufmerksam. Aus Sorge das Lied könnte Leute dazu bringen gegen die Corona-Auflagen zu verstoßen und zu feiern, wurde das Lied gesperrt.  

Das führte allerdings nur zu noch größerer Bekanntheit des Songs. Heute wurde “Tumbiza Sound” von mehr als 2,2 Millionen Menschen auf YouTube geguckt. Nach einem klärenden Gespräch zwischen dem Gesundheitsministerium und Eezzy ist das Lied nun auch in Uganda wieder freigegeben und gilt als Ugandas Lockdown-Hymne.

Quellen:

Mugambwa, J. / Uganda’s music soothing COVID-19 anxiety in DW vom 26.08.2021. 

Pearl, E. / Interview: Meet Eric Opoka in Chimpreports vom 26.11.2020. 

02.09.2021

Die MyLikita-App vereinfacht das Leben von Patientinnen und Patienten in Nigeria

Der Student Fahad Ado aus Nigeria entwickelte gemeinsam mit Mitstudierenden eine Gesundheits-App, mit der Arzttermine unkompliziert gebucht werden können.

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Die MyLikita-App vereinfacht das Leben von Patientinnen und Patienten in Nigeria

Die Krankenhäuser Nigerias waren schon vor der Covid-19-Pandemie häufig überfüllt. Patientinnen und Patienten müssen oft stundenlang auf einen Termin warten, der ihnen teilweise nicht einmal sicher ist.  

Feste Termine buchen mit MyLikita 

Der Informatikstudent Fahad Ado entwickelte nun eine App, die dieses und weitere Probleme löst: MyLikita. “Likita” bedeutet “Arzt” auf Hausa. Mit der App können Termine bei Ärztinnen und Ärzten gebucht werden und das sowohl als physisches Treffen oder als Videosprechstunde. 

Zugang zu medizinischer Hilfe wird erleichtert 

Gerade in den ländlichen Regionen Nigerias ist der Zugang zu qualifiziertem medizinischem Personal häufig sehr schwierig. Menschen müssen teilweise weite Wege auf sich nehmen, ohne einen festen Termin zu haben. Im Gegensatz zur medizinischen Versorgung ist die Internetverbindung in Nigeria sehr gut ausgebaut. Zudem besitzen etwa 50 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone.  

Auch für muslimische Frauen, die nicht von Männern behandelt werden wollen, ist die App hilfreich, denn so können sie gezielt Termine bei Ärztinnen buchen. Die Videosprechstunde erleichtert Patientinnen und Patienten aus abgelegen Regionen eine schnelle ärztliche Beratung. Außerdem entlasten sie die vollen Wartezimmer in Krankenhäusern und Arztpraxen. 

MyLikita als Organisationshilfe für medizinische Einrichtungen 

Die App ist somit nicht nur eine Erleichterung für Patientinnen und Patienten, auch Apotheken, Krankenhäuser und Arztpraxen profitieren von My Likita. Es ermöglicht ihnen, ihre Termine besser zu organisieren. Da bei der Terminbuchung auch Symptome angegeben werden können, können Ärztinnen und Ärzte die Menschen beraten, ob ein physischer Termin notwendig ist oder auch eine Videosprechstunde in Frage kommt. So können ineffiziente Arbeitsabläufe reduziert werden. 

Große Ambitionen der Gründer 

MyLikita wurde mit Hilfe privater Spenden aufgebaut, heute hat das Start-Up bereits 20 Mitarbeitende. Fahad Ado und seine Kolleginnen und Kollegen haben sich vorgenommen innerhalb der nächsten fünf Jahre 20.000 Krankenhäuser in ihre App mit aufzunehmen.  

Quelle:   

o. A. / “Nigerian students develop game-changing health app” in DW vom 26.08.2021. 

Informatiker gegen Malaria

Der Informatiker Brian Gitta entwickelte einen Malaria-Test, der ohne Blutabnahme funktioniert – und das sogar deutlich schneller als herkömmliche Tests.

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Informatiker gegen Malaria

In Zentralafrika ist Malaria ein großes Problem, jährlich erkranken Millionen Menschen. Der Informatiker Brian Gitta aus Uganda und seine Familienmitglieder hatten schon unzählige Male Malaria. Er entschied, sich beim Kampf gegen die Krankheit zu beteiligen. 

Frühe Diagnose ist wichtig 

Wenn Malaria früh erkannt wird, ist es oft möglich, sie mit Medikamenten zu behandeln. Allerdings gibt es häufig zu wenig medizinisches Personal im Gesundheitssystem Ugandas. Auch die benötigten Laborgeräte für eine Blutuntersuchung stehen nur teilweise zur Verfügung.  

Zudem müssen viele Menschen einen weiten Weg zurücklegen bis sie an einen Ort mit medizinischem Personal kommen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto wahrscheinlich ist ein schwerer Krankheitsverlauf, der oft zum Tod führt.  

Brian Gitta: vom Zocker zum Erfinder 

Brian Gitta spielte in seiner Jugend oft Computerspiele, später studierte er Informatik an der Makerere-Universität in Kampala. Danach wurde er Berater des UN-Bevölkerungsfonds, für den er eine Online-Plattform entwickelte, auf der junge Frauen anonym gewalttätige Übergriffe melden können. 2013 wurde er dafür von den Vereinten Nationen mit dem Women’s Empowerment Award ausgezeichnet.  

Innovativer Malaria-Test 

Vor einigen Jahren erkrankte Gitta dann erneut an Malaria und kam auf die Idee seine IT-Kenntnisse für den Kampf gegen die Krankheit einzusetzen. Mit einigen Freunden entwickelte er mehrere Prototypen. Mit Hilfe von Infrarotlicht und Magnetismus gelang es ihnen, ein Gerät zu entwickeln, welches eine Malariainfektion nachweisen kann. Bei Malaria werden bestimmte Parasiten durch Mückenstiche auf den Menschen übertragen. Diese Parasiten nisten sich in die Leber ein und gelangen von dort in die Blutlaufbahn, wo sie die roten Blutkörperchen befallen. Sie vermehren sich bis die roten Blutkörperchen platzen und der Erreger und Giftstoffe sich im ganzen Kreislauf ausbreiten. Der Körper reagiert darauf mit Fieberschüben.  

Das Matiscope verwendet Infrarot und ein Magnetfeld 

Der Apparat von Gitta, das “Matiscope”, ist ein etwa Schuhschachtel-großes Gerät. Wer sich auf Malaria testen will, muss lediglich seinen Finger hineinstecken, dieser wird daraufhin mit Infrarotlicht durchleuchtet. Falls die roten Blutkörperchen von  Parasiten befallen sind, wird das Licht gebrochen und erzeugt ein typisches Streumuster, welches von einem Lichtsensor erkannt wird.  

Dieses Streumuster allein reicht allerdings noch nicht für eine sichere Diagnose aus. Das Matiscope erzeugt deshalb zusätzlich ein Magnetfeld. Die Parasiten ernähren sich nämlich vom roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der zu eisenhaltigen Kristallen verdaut wird. Diese Kristalle können von dem Magnetfeld des Matiscopes registriert werden. 

Ergebnis nach 2 Minuten auf dem Smartphone 

Nach nur zwei Minuten sind die Ergebnisse ausgewertet und können direkt auf ein Smartphone gesendet werden. Bei einer Blutuntersuchung dauert der Infektionsnachweis sonst 30 Minuten. Durch das Matiscope wird auch festgestellt, wie stark das Blut bereits infiziert ist. Diese Informationen dienen zur idealen Medikation. 

Außerdem können die Daten mehrerer Patientinnen und Patienten gebündelt werden und somit festgestellt werden, wo es Infektionsherde gibt. So könnte medizinische Ausrüstung und Personal effizienter eingesetzt werden.  

Das Matiscope: ein Hoffnungsträger im Kampf gegen Malaria 

Das Matiscope und die dazugehörige App sind noch nicht auf dem Markt. Zurzeit gibt es weitere Studien, um die Genauigkeit der Technologie zu verbessern. Auf seiner Internetseite schreibt das Unternehmen Matibabu, welches die Technologie vertreiben wird, dass noch einige Zertifikate benötigt werden, bevor der Verkauf starten kann.  

Nichtsdestotrotz ist Brian Gatti schon jetzt stolz auf sich und die Veränderung, die er im Kampf gegen Malaria bewirken kann. 

Quellen: 

o.A. / Er bekämpft Malaria mit digitaler Technik vom 19.11.2020 in die Welt.  

o. A. / Presskit von Matibabu. 

Eine Seife gegen Malaria

Joan Nalubega entwickelte eine Seife, die sechs Stunden vor Mücken schützt. Sie kann effektiv im Kampf gegen Malaria und andere von Mücken übertragene Krankheiten schützen. Damit viele Menschen sich diese Seife leisten können, entwickelte Nalubega ein spezielles Verkaufsmodell.

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Eine Seife gegen Malaria

Weltweit gibt es jährlich etwa 230 Millionen Malariafälle, die allermeisten von ihnen in tropischen oder sub-tropischen Gebieten der Erde.  

Vor allem Kinder sterben an Malaria 

Joan Nalubega wuchs in Uganda in einem Waisenhaus auf. Sie und die Kinder in ihrem Umfeld erkrankten immer und immer wieder an Malaria. Über 65 % der Malaria-Todesopfer sind Kinder unter fünf Jahren.  

Doch Nalubega hatte Glück und erholte sich jedes Mal wieder. Sie war nie sicher, wie sie sich angesteckt hatte, da sie unter einem Moskitonetz schlief. Aus dieser Erfahrung zog sie die Motivation, etwas für die Lebensumstände von Kindern und ihren Familien zu tun, die unter Malaria leiden.  

Herkömmliche Mittel gegen Mücken sind oft zu teuer 

Zwar gibt es Insektenschutzspray, Moskitonetze und sogar Malariaimpfungen und -medikamente, doch viele Familien können sich diesen Schutz nicht leisten.  

Joan Nalubega entwickelt Seife, die vor Mücken schützt 

Es dauerte einige Jahre, doch schlussendlich gelang es Nalubega eine Seife zu entwickeln, die bis zu sechs Stunden vor Mücken schützt. Mit dieser Seife kann nicht nur der Körper gereinigt, sondern auch Bettlaken und Kleidung gewaschen werden. Zudem bietet die Seife nicht nur Schutz vor Malaria, sondern vor allen von Mücken übertragbaren Krankheiten.  

Durch Querfinanzierung zum Erfolg 

Zu Beginn waren die Produktionskosten der Seife allerdings noch deutlich zu hoch, um einen echten Mehrwert für die breite Bevölkerung Ugandas zu schaffen. Deshalb gründete Nalubega das Unternehmen Uganics.  

Mit Uganics verkauft sie die Seife an Hotels und Safari-Parks zu einem höheren Preis und kann so günstigere Angebote für Menschen mit weniger Geld querfinanzieren. So können auch ärmere Menschen von ihrer Seife profitieren, ohne dass sie auf Spenden angewiesen sind. 

Mehr Informationen: 

https://socialinnovationacademy.org/team/joan-nalubega/

https://www.uganics.org/about-us/

Fünf Millionen Bäume für den Regenwald in Ghana

Zur Rettung des Regenwaldes wurden in Ghana im Juni 2021 fünf Millionen Bäume gepflanzt. Das Regierungsprogramm “Grünes Ghana” soll schwindende Wälder retten.

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Fünf Millionen Bäume für den Regenwald in Ghana

Noch vor hundert Jahren war die Waldfläche Ghanas etwa fünfmal so groß wie heute. Durch illegalen Goldabbau und das illegale Abholzen von Bäumen ohne ordnungsgemäße Wiederaufforstungen ist die Waldfläche geschrumpft.  

Bei landesweiter Aktion wurden 5 Millionen Bäume gepflanzt 

An einem Freitag im Juni halfen hunderttausende Menschen in Ghana dabei, fünf Millionen Bäume zu pflanzen. Ziel der Regierung ist es, diese Aktion von nun an einmal im Jahr zu wiederholen. So sollen sechs Millionen Hektar Regenwaldfläche zurückgewonnen werden, so der Umweltminister Samuel Abu Jinapor. 

Waldzerstörung und ihre Gründe 

Das tropische Urwaldgebiet Zentralafrikas ist nach dem Amazonas das zweitgrößte der Welt. Zudem ist es am stärksten von Waldzerstörung betroffen. In Ghana sind Feuerholz und Holzkohle wichtige Energiequellen, sie machen 39 % des Energieverbrauchs aus. Allein dafür werden jährlich schätzungsweise 70.000 Hektar Wald gerodet.  

Das starke Bevölkerungswachstum in zentralafrikanischen Ländern trägt auch dazu bei, dass immer mehr Holz und Anbaufläche gebraucht wird. Allerdings ist es nicht so einfach: 

Große Konzerne mit Kautschuk- oder Palmölplantagen beschäftigen häufig Kleinbäuerinnen und -bauern, welche exklusiv für sie anbauen. Auch Kakao wird zu 90 % von Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut. Die genutzten Waldflächen tauchen als “Endwaldung durch Bevölkerungsdruck” in den Statistiken auf, obwohl es sich um industrielle Nutzung handelt.  

Weltmarktpreise zu niedrig: EU steht in der Verantwortung 

Da Preise für Kakao, Palmöl oder Kautschuk auf dem Weltmarkt sehr niedrig sind, werden Kleinbäuerinnen und -bauern gezwungen immer mehr anzubauen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.  

Die Juristin und Klima- und Umweltexpertin Julia Christian sieht die Europäische Union in der Pflicht, nicht nur Produkte wie das bereits illegale Tropenholz in der EU zu verbieten, sondern auch Produkte für die Regenwald gerodet werden musste. Darunter fallen Produkte wie Kakao, Kaffee, Bananen, Kautschuk oder Palmöl. Als drittgrößter Verbrauchermarkt der Welt hat die EU einen großen Einfluss auf die Umwelt weltweit.  

Kleiner Hoffnungsschimmer wird nicht reichen 

Projekte wie die “Grüne Mauer” oder die von nun an jährliche Baumpflanz-Aktion Ghanas sind wichtig für die Wälder der Welt. Doch ohne ein generelles Umdenken werden selbst solche Vorzeigeprojekte kaum etwas gegen Desertation oder Klimawandel bewirken. 

Quellen: 

o. A. / Fünf Millionen Bäume für Ghana vom 12.06.2021 in der Morgenpost.  

Cwienk, J. / Dramatische Abholzung: Warum verschwinden Afrikas Wälder? 10.08.2020 in DW. 

Aus Abfall wird Energie: Afrikapreis für Innovationen 2021 für Biogasanlage

Für seine Biogasanlage, die Kleinbäuerinnen und -bauern in Côte d’Ivoire zu Nebeneinnahmen verhelfen kann, gewann der Chemieingenieur Noël N'guessan den Afrikapreis für Innovationen 2021.

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Aus Abfall wird Energie: Afrikapreis für Innovationen 2021 für Biogasanlage

Noël N’guessan entwickelte die kostengünstige Biogasanlage “Kubeko”, die Bioabfälle zu Energie weiterverarbeitet. Dafür werden landwirtschaftliche Ernteabfälle kompostiert. Bei diesem Prozess entstehen trockener und feuchter Kompost sowie Gas, das zum Kochen verwendet werden kann. 

Die Geräte können Kleinbäuerinnen und -bauern dabei helfen, Bioabfälle effizient zu nutzen und zusätzliche Einnahmen zu erwirtschaften. Sie ermöglichen ihnen und ihren Familien, ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand mehr Einkommen aus den Nebenprodukten ihrer Ernte zu erzielen.  

N’guessan ist der erste Ivorer, der mit einer in Côte d’Ivoire entwickelten Innovation den Afrikapreis gewinnt.  

Aus Abfall werden Nebeneinkünfte 

„Bioabfälle machen das Zwei- bis Fünffache der verkauften Ernten oder Produkte aus, d. h. 30 Millionen Tonnen Abfall, die jährlich in Côte d’Ivoire entsorgt werden“, so N’guessan. „Durch die Wiederverwendung dieser Abfälle kann Kubeko den Ivorern helfen, ein zusätzliches Einkommen zu erzielen, was das Leben von Tausenden von Landwirten und ihren Familien erheblich verbessert.“  

Senkung der Produktionskosten, um Kubeko erschwinglicher zu machen 

Seitdem das Kubeko-Team in die engere Wahl für den Afrikapreis gekommen ist, hat es seine Produktionskosten von 800 auf 700 Dollar verringert, was seine Produkte finanzierbarer macht. Das Team hat zwei Biogasanlagen in Betrieb genommen und bisher 50 Komposter auf Kakao-, Palmöl- und Mangofarmen installiert. Kubeko wurde auch vom Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung in Côte d’Ivoire beauftragt, im Rahmen der nationalen Kompostierungs- und Bioabfallstrategie des Ministeriums mögliche Nutzerinnen und Nutzer in der Verwendung von Kubeko zu schulen.  

Afrikapreis für Innovationen unterstützt aufstrebende Talente 

Die britischen Royal Academy of Engineering verleiht den Afrikapreis für Innovation seit 2014. Er ist Afrikas größter Preis für technische Innovationen und hat viele heute erfolgreiche Ingenieurinnen und Ingenieure entdeckt. In seinem siebten Jahr unterstützt der Preis talentierte afrikanische Unternehmerinnen und Unternehmer aus Ländern südlich der Sahara, die technische Innovationen entwickelten und damit wichtige Probleme in der Gesellschaft auf neue Weise angehen.  

Mentoring der Teilnehmenden vor der Preisverleihung 

Sechzehn Erfinderinnen und Erfinder aus acht Ländern südlich der Sahara, die in die engere Wahl gekommen waren, wurden acht Monate begleitet, entwickelten ihre Geschäftspläne und lernten, ihre Innovationen zu vermarkten. Die Gruppe wurde darin geschult, effektiv zu kommunizieren, sich auf Kunden zu konzentrieren und selbstbewusst auf Investierende zuzugehen.  

Networking für die Zukunft 

Der Afrikapreis stellt außerdem Kontakte zu Menschen und Netzwerken im Vereinigten Königreich und in ganz Afrika her, die ihre geschäftliche und technologische Entwicklung beschleunigen können – von anderen Unternehmerinnen und Unternehmern hin zu potenziellen Investierenden und Lieferunternehmen. 

Englische Übersetzung des Artikels “First Ivorian-based innovation wins the Africa Prize for Engineering Innovation” von Robin Whitlock vom 13.07.2021 aus dem Renewable Energy Magazine. 

04.08.2021

Die dritte Welle in Afrika

Im Juli 2021 stieg die dritte Corona-Welle in Afrika stark an. In nur einer Woche meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Anstieg der Todesfälle um über 40 %. Der Impffortschritt verläuft hingegen nur schleppend.

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Die dritte Welle in Afrika

Die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation für Afrika Dr. Matshidiso Moeti, welche für ihre lange Erfahrung im Amt und bedächtigen Aussagen bekannt ist, teilte Anfang Juli in einer eindringlichen Nachricht mit, dass die dritte Welle Afrika sehr stark treffen würde und dass es zu einer Tragödie kommen könnte.  

Gründe für die dritte Welle: Delta-Variante und fehlender Impfstoff 

Schuld daran ist die Delta-Variante des Covid-19-Virus und der fehlende Impfstoff in den meisten afrikanischen Ländern. Erst 3,2 % der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent sind mindestens einmal geimpft. Zum Vergleich: in der EU sind es 58,3 % (Stand 29.07.2021, Our World in Data). 

Unterschiedliche Probleme 

Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Erde, mit über 1,3 Milliarden Menschen auf 55 Länder verteilt. Dass sich die Situationen in den einzelnen Ländern unter anderem stark voneinander unterscheidet, sollte klar sein.  

Der Mythos, das Corona-Virus würde Afrika aufgrund des jungen Durchschnittsalters und viel Aktivität an der frischen Luft “verschonen”, wurde von den aktuellen Ereignissen widerlegt.  

Überlastete Krankenhäuser und fehlender Impfstoff in Uganda 

Das größte Problem in den meisten Ländern ist der fehlende Impfstoff. In Uganda beispielswiese kamen im März nur eine Millionen Impfdosen AstraZeneca über die COVAX-Initiative an. Damit konnte nur ein Bruchteil der über 44 Millionen Menschen im Land geimpft werden.  

Im Juli waren die Krankenhäuser im ganzen Land überlastet, Sauerstoff wurde knapp und viele Menschen mussten ihre Verwandten zuhause selbst versorgen. In Uganda kostet eine Behandlung auf der Intensivstation 2000 € pro Tag, das können sich die meisten Menschen nicht leisten. Auch die Corona-Behandlungszentren sind überfüllt und nicht ausreichend ausgestattet. Nun droht die Regierung mit mehrmonatigen Haftstrafen für das nicht Einhalten von neuen Lockdown-Maßnahmen.  

Vielzahl der Coronatoten in Südafrika tauchen nicht in Statistik auf 

Auch in Südafrika war die Lage zuletzt bedrohlich: Anfang Juli wurde eine Übersterblichkeit von 3.200 Menschen innerhalb einer Woche verzeichnet, die Behörden gaben allerdings nur 700 offizielle Corona-Tote an. Es wird vermutet, dass teilweise nur die Toten in den Statistiken auftauchen, die auf Corona-Intensivstationen starben. Es ist wahrscheinlich, dass es in anderen Ländern zu vergleichbaren Situationen kommt. 

In Tansania startet die Impfkampagne unter neuer Präsidentin 

Bessere Nachrichten kommen aus Tansania, dort startete am 28. Juli die erste Impfkampagne des Landes. Der ehemalige Präsident Tansanias Magufuli hatte, statt auf Impfungen, auf heilende Gebete gesetzt. Die neue Präsidentin Samia Suluhu Hassan, hatte sich nun am 28. Juli als eine der ersten Personen impfen lassen, um die Vorurteile und Ängste der Bevölkerung zu verringern. In Tansania sollen zunächst medizinisches Personal, Ältere und Menschen mit Vorerkrankung geimpft werden. Doch auch in Tansania gab es für 58 Millionen Menschen nur eine Millionen Dosen Johnson und Johnson. 

Impfskepsis führt zur Vernichtung von Impfdosen im Kongo  

Im Kongo hingegen müssen nun wahrscheinlich 300.000 Impfdosen vernichtet werden, da das Ablaufdatum überschritten wurde. Im März hatte der Kongo 1,7 Millionen Dosen AstraZeneca durch COVAX erhalten, 1,3 Millionen davon allerdings bald an andere Länder weitergegeben, da zu erwarten war, dass viele Menschen im Kongo sich nicht impfen lassen würden. 

Neben der schlecht ausgebauten Infrastruktur gab es eine große Impfskepsis im Kongo. Ausgelöst durch die Thrombosewarnungen durch AstraZeneca, falsche Informationen und fehlende Kommunikation.  

Auch in Deutschland wurde AstraZeneca nach Informationen über die möglichen Gefahren einer Hirnthrombose kaum mehr verimpft, da die Menschen lieber auf andere Impfstoffe zurückgriffen. Im Kongo wird nun darauf gehofft, dass bei der nächsten Lieferung von COVAX auch Impfstoffe der Hersteller BioNTech-Pfizer oder Moderna dabei sein werden. 

Afrikanische Länder wollen selbst Impfstoff produzieren 

Mehrere Länder in Afrika wollen nun mit der eigenen Produktion von Impfstoff beginnen. Darunter der Senegal, hier soll ab 2022 Impfstoff hergestellt werden. In Südafrika soll zunächst einmal nur Impfstoff abgefüllt werden, dies allerdings schon in näherer Zukunft, so das Unternehmen BioNTech-Pfizer. 

Ungleiche Verteilung des Impfstoffes  

Zurzeit stellt die ungleiche Verteilung des Impfstoffes auf der Welt das größte Problem der Pandemie dar: in den wohlhabendsten Ländern der Erde ist ein immer größerer Teil der Bevölkerung immunisiert. Doch in großen Teilen der Welt ist die nicht der Fall. Die Mutationen des Covid-19-Virus, die dort entstehen wo es noch zu einer Vielzahl von Ansteckungen kommt, werden sich in der ganzen Welt ausbreiten. Es kommt schon bei der aktuellen Delta-Variante dazu, dass auch geimpfte Menschen sich infizieren. 

Auch Deutschland ist Teil des Problems 

Das Horten von Impfdosen von reichen Ländern ist nicht nur egoistisch, sondern bringt niemandem etwas, denn sobald sich Mutationen in Gebieten entwickeln, welche nicht genug Impfstoff haben, können sie sich auf der Welt ausbreiten. 

Auch in Deutschland hatte Gesundheitsminister Spahn Anfang Juli bekanntgegeben, dass er mit 200 Millionen Impfdosen für Deutschland im nächsten Jahr planen will. Während in Deutschland 2022 die Bevölkerung die Möglichkeit erhalten wird sich ein drittes Mal impfen zu lassen, werden viele Menschen in afrikanischen Ländern aber auch weltweit noch nicht einmal Zugang zu einer einfachen Impfung erhalten haben.

Quelle:   

o. A. / Hoffnung auf Impfstoff “Made in Senegal” vom 22.07.2021 in Tagesschau.  

Van Dijk, L. / “Schlimmer als alles bisher” vom 05.07.2021 in der taz.  

Hoffmann, H. / Heilkräuter statt Sauerstoff vom 15.07.2021 im Spiegel.  

Raupp, J. / Impfskepsis: Kongo muss massenhaft COVID-Vakzin vernichten vom 22.07.2021 in DW.  

Wilhelm, J. P. / COVID-19: Afrika plant die Impfstoff-Revolution vom 02.07.2021 in DW.  

AFP / Samia Suluhu Hassan kicks off Tanzania’s Covid vaccination with first jab vom 28.07.2021 in africanews.