Kinderarbeit in Kosmetikprodukten

Glitzernder Lidschatten und schimmernder Nagellack können eine dunkle Seite haben. Denn in vielen Kosmetika sind Inhaltsstoffe enthalten, die durch Kinderarbeit gewonnen werden.

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Kinderarbeit in Kosmetikprodukten

In einer Vielzahl von kosmetischen Produkten befinden sich die Inhaltsstoffe Palmöl und Mica. Palmöl verleiht Cremes und Make-Up die richtige Konsistenz und Mica lässt Lidschatten und Rouge schimmern und glänzen. Beide Inhaltsstoffe werden teilweise unter menschenrechtsverletzenden Arbeitsbedingungen gewonnen. Oft auch unter Einsatz von Kinderarbeit.  

Kinderarbeit auf Plantagen: Palmöl zur Herstellung von Kosmetik 

In der Kosmetik wird Palmöl unter anderem für Cremes, Shampoo, Badezusatz oder Seife verwendet. Sogenannte Palmöl-Derivate werden als Tenside oder Emulgatoren eingesetzt. In einigen Palmöl-Plantagen müssen auch Kinder bei der Ernte helfen. Hier sind sie vielen Gefahren, wie umfallenden Palmen oder giftigen Pestiziden ausgesetzt. Diese können zu Haut- und Augenirritation führen, sind schädlich für die Lunge und können sogar krebserregend sein.  

Auf den Plantagen müssen die Kinder schwere Säcke mit den Palmöl-Früchten tragen. Dies führt zu Haltungsschäden und Schmerzen. In unserem Artikel über Lebensmittel haben wir das Problem mit Palmöl näher beleuchtet. 

Der Mineralstoff Mica ist vielseitig einsetzbar 

Mica ist ein Mineralstoff, der auch als Glimmer bekannt ist. Es kann in Lidschatten, Lippenstiften, Highlightern oder Rouge gefunden werden. Es lässt Produkte besonders schön glitzern und kann die Haut vor UV-Strahlen schützen. Mica wird außer für Kosmetik auch für Autolacke und Elektrogeräte verwendet. Jährlich werden 150.000 Tonnen des Minerals verarbeitet.  

Mica kommt aus Minen mit Kinderarbeiterinnen und -arbeitern 

Madagaskar gehört mit Indien und China zu einem der größten Mica-Exporteure. 2019 arbeiteten hier über 10.000 Kinder in Mica-Minen. Einige von ihnen sind nicht älter als vier Jahre alt. Die Familien der Kinder sind sehr arm und die Kinder müssen arbeiten, um ihr Überleben zu sichern. Denn Zwischenhändler zahlen nur einen sehr geringen Preis für das wertvolle Mineral.  

Folgen der harten Arbeit in Minen für die Gesundheit von Kindern 

In den Minen kann es sehr heiß werden, so dass Kinder schnell dehydrieren. Die staubige Luft kann zu Atemwegserkrankungen führen. Bei der Arbeit mit Werkzeugen und Steinen kommt es zu Verletzungen wie Schnittwunden. Da die Familien sehr arm sind, sind viele der Kinder unterernährt. Dies führt dazu, dass Infektionskrankheiten sich schneller verbreiten. 

Da die Kinder den ganzen Tag arbeiten müssen, können sie nicht in die Schule gehen. Ohne ausreichende Bildung werden sie später kaum Chancen haben, einem anderen Beruf nachzugehen.  

Fehlende Transparenz der Lieferketten führt zu Kinderarbeit in Kosmetik

Große Marken wie H&M, Sephora, L’Oréal und The Body Shop haben sich zur “Responsible Mica Initiative” zusammengeschlossen, um Kinderarbeit in der Mica-Gewinnung zu beenden. Ein wichtiger Vorsatz ist es, Mica nur noch aus legalen Minen zu kaufen. Allerdings wird nicht ausreichend kontrolliert, ob das gesamte Mica auch in eben diesen Minen abgebaut wird. Denn die genauen Lieferketten sind oft intransparent. 

Kleine Zwischenhändler kaufen sich gefälschte Lizenzen. Diese zeichnen sie fälschlicherweise aus, Mica nur aus Minen ohne Kinderarbeit zu gewinnen. Dadurch kann kaum sichergestellt werden, dass an der Gewinnung keine Kinder beteiligt waren.  

Das können Verbraucherinnen und Verbraucher tun 

Wer beim Kauf von Kosmetik Kinderarbeit vermeiden möchte, sollte darauf achten, ob Mica unter den Inhaltsstoffen aufgelistet wird. Alternativ zu “Mica” werden Begriffe wie „Kaliumaluminiumsilikat“ oder „CI 77019“ verwendet. Es gibt pflanzliche Alternativen aus Zellulose, welche ebenso den gewünschten Glitzereffekt hervorbringen. 

Allerdings ist ein kompletter Rückzug der Kosmetik-Industrie aus dem Mica-Geschäft keine Lösung. Denn Mica stellt die Lebensgrundlage der Familien dar, die es abbauen. Unternehmen sollten die Verantwortung für die Arbeitskräfte in ihren Lieferketten tragen. Als Verbraucherinnen und Verbraucher kann es sich lohnen, mehr Informationen über das Lieblings-Kosmetikunternehmen zu sammeln. 

Dabei helfen Fragen wie:  

  • Wie groß ist die Transparenz der Lieferketten? 
  • Wie setzt sich das Unternehmen gegen Kinderarbeit bzw. für gute Arbeitsbedingungen ein? 
  • Sind sie Teil der “Responsible Mica Initiative”? 
  • Wie setzt sich das Unternehmen für die Gemeinden ein, in denen Mica abgebaut wird? 

Diese Siegel können beim Kauf von fair produzierter und gehandelter Kosmetik helfen: 

  • Fairtrade gilt als sehr vertrauenswürdig und ist weit verbreitet 
  • Fair for Life ist eines der anspruchsvollsten Siegel  
  • World Fair Trade Organisation zeichnet Unternehmen aus, die sich für eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzenten in Entwicklungsländern einsetzen 

Quellen: 

Utopia Team / Mica: Problematisches Mineral für Glitzerkosmetik – Kinderarbeit inklusive in Utopia vom 10.06.2021. 

Baranzelli, B. / Kinder schuften für Europas Schminke in ZDF vom 05.02.2020. 

Franke, S. / Glitzer in Kosmetik: Warum in Make-up Kinderarbeit steckt in CodeCheck vom 24.06.2016. 

Cavazuti, L und Romo, C. / Labor Department lists mica mined in Madagascar in report on child labor in NBCNews vom 10.11.2020.