Von Kyoto bis Paris: Die Evolution der Klimaabkommen und die aktuelle Klimakrise

Im Jahr 1979 fand die allererste UN-Weltklimakonferenz in Genf statt. Die niederschmetternde Bilanz nach 42 Jahren Blah Blah Blah!

Klimaabkommen und Ziele:

Im Jahr 1979 fand die allererste UN-Weltklimakonferenz in Genf statt. Dort stellten Wissenschaftler*innen ihre Klimamodelle und -beobachtungen vor, die immer deutlichere Hinweise darauf gaben, dass sich das Klima erhitzt – durch den zunehmenden Anteil von Treibhausgasen in der Atmosphäre.

Im Jahr 1988 wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Metrologie (WMO) das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ins Leben gerufen. Das IPCC ist eine Institution der Vereinten Nationen und wird auch als Weltklimarat bezeichnet. Im Auftrag des Weltklimarates wird der aktuelle Stand der Klimaforschung von Forschenden aus aller Welt zusammengetragen und das neueste Wissen über den Klimawandel anhand anerkannter Publikationen bewertet.

In den folgenden Jahren fanden weitere Weltklimakonferenzen in Toronto und Genf statt, die die Klimakrise international auf die politische Agenda setzten. In Genf wurde eine Erklärung für internationales kooperatives Handeln zur Bekämpfung der Klimakrise verabschiedet, während in Toronto die Forderung zur Minderung der Treibhausgasemissionen ausgesprochen wurde.

                                              Climate Inaction Stripes

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@MuellerTadzio, @wiebkemarie, @MariusHasenheit, @sustentioEU [PG]

1992, bei der großen Umweltkonferenz in Rio de Janeiro, wurde die Klimarahmenkonferenz vereinbart. Als Institution dieser Klimarahmenkonvention finden seit 1995 jährlich die UN-Weltklimakonferenzen (United Nations Climate Change Conferences, Conference of Parties, COP) an wechselnden Orten statt.

Beim COP 3 1997 in Kyoto wurde das Kyoto-Protokoll beschlossen, in dem erstmals rechtlich verbindliche Ziele für Emissionshöchstmengen für Industrieländer international festgelegt wurden. Es trat aber erst 2005 in Kraft, nachdem nach jahrelangen Verhandlungen die notwendige Anzahl von Unterzeichnerstaaten gewonnen werden konnte.

Das Kyoto-Protokoll wurde 2015 bei der COP 21 vom Pariser Klimaabkommen abgelöst. Dabei handelt es sich um einen Vertrag, den 195 Vertragsparteien und die EU anlässlich der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes geschlossen haben und das bis heute wirksam ist. Beschlossen wurde, die Erderhitzung auf max. 1,5 °C zu begrenzen. Für so genannte Entwicklungsländer wurden zudem Finanzhilfen zugesagt. Doch ein großer Haken des Abkommens ist, dass es nicht rechtlich bindend ist, sondern auf die freiwillige Umsetzung in den einzelnen Staaten setzt. (1)

Mehr Informationen zu den Klima-Gipfeltreffen finden Sie hier.

Wie sieht es heute, fast 10 Jahre später aus?

Trotz des Wissens, dass Treibhausgase für die Klimakrise verantwortlich sind und der international vereinbarten Abkommen und Ziele, um diese einzudämmen, nimmt der CO2-Gehalt in der Atmosphäre immer mehr zu und die Erde erhitzt sich unaufhaltsam weiter. Extreme Wetterereignisse – also sehr heiße oder sehr kalte Tage, Hitzewellen und Dürren, Starkregen und Überschwemmungen oder auch Stürme – werden immer häufiger.

„Blah Blah Blah“

42 Jahre und 26 Klimakonferenzen voller Blah Blah! Oder um es mit Gretas Worten auszudrücken:

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Laut IPCC Bericht 2023 ist das 1,5-Grad-Ziel kaum noch zu erreichen. Die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel seien nicht ehrgeizig und weitreichend genug, zudem würden die Regierungen zu langsam handeln. Ohne ein sofortiges weltweites Umdenken und entschlossenes Handeln wird sich die Erde bereits in den 2030er Jahren um 1,5 Grad erwärmt haben. Derzeit beträgt die Erwärmung bereits 1,1 Grad. Dies führt schon heute zu immer häufigeren und intensiveren Extremwetterereignissen mit immer gefährlicheren Folgen für Natur und Mensch in allen Regionen der Welt. (2)

Wir können uns also eigentlich keinen Zehntel Grad mehr auf der Temperaturskala nach oben leisten und ein Aus von Gas, Öl und Kohle ist unumgänglich. Trotzdem will die EU gigantische Gas-Projekte fördern und baut unter anderem mit Steuergeldern LNG-Terminals in Deutschland. LNG (engl. „liquefied natural gas“) steht für verflüssigtes Erdgas und wird zur Strom- und Wärmeerzeugung, als Treibstoff in der Schifffahrt, in der Metallindustrie und zur Düngemittelherstellung eingesetzt. Durch Verflüssigung kann LNG an jeden Ort der Welt geliefert werden. Ein großes Problem von LNG ist, dass es fast vollständig aus Methan besteht, das bei der Produktion und Lieferung entweichen kann („Methanschlupf“). Methan ist etwa 25-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid (CO2) und trägt stark zum Treibhauseffekt bei. (3)

Zusätzlich hat die Bundesregierung das sogenannte „LNG-Beschleunigungsgesetz“ im Mai 2022 verabschiedet, u.a. die Abschaffung von Umweltprüfungen sowie Einschränkungen der Klagemöglichkeiten für Anwohner*innen und Umweltverbände vorsieht. Seit 2023 gibt es zwei Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel, die vom Bund initiiert wurden. In Lubmin an der Ostsee wird seitdem ein Terminal privatwirtschaftlich betrieben. Drei weitere Terminals befinden sich auf Initiative des Bundes im Bau (4)(5). Bisher kam das LNG zu großen Teilen aus den USA.

Zu den genannten anderen Problemen, die LNG mit sich bringt, kommt erschwerend die umstrittene Fracking-Methode hinzu, durch die das Gas gefördert wird. In weiten Teilen Europas ist die Fracking Methode verboten.

Doch was ist „Fracking“ überhaupt?

Fracking (kurz für hydraulisches Aufbrechen) ist eine Technik, die verwendet wird, um Erdgas und Öl aus tiefen Gesteinsschichten zu gewinnen. Dabei werden Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in das Gestein gepumpt, um Risse zu erzeugen und die Freisetzung von Erdgas oder Öl zu ermöglichen.

Obwohl Fracking die Energieproduktion erhöhen kann, birgt es auch erhebliche Umweltrisiken. Zum einen kann das Fracking zu Wasserverschmutzung führen, da Chemikalien und Schwermetalle in das Grundwasser gelangen können. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Erdbeben, da das Einpumpen von Wasser in das Gestein die Spannung in der Erdkruste erhöhen kann. Auch die Freisetzung von Methan, einem starken Treibhausgas, ist ein Problem, das mit Fracking verbunden ist.

Ein Klimafonds für mehr Klimagerechtigkeit

Während also weiterhin fragwürdige klimaschädliche Projekte im Globalen Norden finanziert und durchgeführt werden, leiden die Länder des globalen Südens schon heute am stärksten unter den Folgen der Klimakrise. Extrem hohe Temperaturen, ausbleibende Regenfälle mit Dürren und Ernteausfällen, Waldbrände oder auch Stürme mit Überschwemmungen führen in vielen Ländern zu Zerstörung und Armut. Häufig sind gerade die Regionen betroffen, die für einen eher geringen Ausstoß von CO2 verantwortlich sind, aber den größten wirtschaftlichen Schaden zu tragen haben.

Daher fordert der Globale Süden seit Jahren einen Fonds von den Hauptverursacher*innen der Klimakrise für Schäden und Verluste („Loss and Damage“), die durch die Folgen der Klimakrise entstanden sind. 2022 wurden auf der COP 27 ein grüner Klimafonds („Green Climate Fonds“, GCF) beschlossen. Jedoch wurden keine Summen für den neuen Fonds genannt. Auch die Frage, ob nur die Industrieländer oder auch die Schwellenländer Beiträge leisten sollen, wurde nicht geklärt. Auf der COP 28 haben Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate insgesamt 200 Millionen US-Dollar für die Kompensation von Klimaschäden angekündigt. Damit fließt erstmals Geld in den Fonds, die auf der UN-Klimakonferenz 2022 in Ägypten beschlossen, wurde. (6)

Was bleibt?

Angesichts der drängenden Herausforderungen des Klimawandels und der sozialen Ungerechtigkeit ist eine nachhaltige Veränderung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise unabdingbar.

Dazu gehört die überwiegende Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, der Umstieg von fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle auf nachhaltige Alternativen sowie die Förderung von reduziertem Individualverkehr. Darüber hinaus ist es wichtig, auf regionale Produkte umzusteigen und den weltweiten Anbau weniger nachhaltiger Produkte zu minimieren. Eine zukunftsfähige Wirtschaft sollte Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit miteinander verbinden.

Als Einzelne*r können wir einen Beitrag leisten, indem wir unseren Energieverbrauch reduzieren, erneuerbare Energien fördern und auf nachhaltige Mobilitätslösungen umsteigen. Auch durch bewussten Konsum und die Wahl regionaler und ökologisch hergestellter Produkte können wir unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern. Wichtig ist auch, sich für eine Politik einzusetzen, die Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit fördert. Kleine Schritte können große Veränderungen bewirken, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen.

 Quellen:

(1) European Parliament: „Interaktive Zeittafel: Übersicht über die Klimaverhandlungen“ 

(2) IPCC: „AR6 Synthesis Report: Climate Change 2023″ (2023)

(3) NDR: „LNG Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland“ (April 2024)

(4) Die Bundesregierung: „LNG-Beschleunigungsgesetz: Flüssiggas- Anbindungen schneller bauen“ (Juli 2023)

(5)  NDR: „LNG: Wie viel Flüssigerdgas kommt derzeit in Deutschland an?“ (Mai 2024)

(6) Tagesschau: „Deutschland und Emirate zahlen in Katastrophen-Fonds ein“ (November 2023)

weitere Quellen:

Wikipedia: „UN-Klimakonferenz“ 

IPCC: „Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change“  (2022)

Energiezukunft: „LNG-Terminals sind eine Gefahr für Mensch und Klima“ (Mai 2019)

Deutsche Welle: „Die wahren Kosten von Fracking- Gas aus den USA“ (März 2022)

Deutsche Umwelthilfe: „LNG- Beschleunigungsgesetz soll Umweltverträglichkeitsprüfungen abschaffen: Deutsche Umwelthilfe befürchtet umwelt- und klimapolitischen Blindflug“ (Mai 2022)

(Aktualisiert am 02.05.2024)