Kwanzaa – Black Power statt weiße Weihnachten

Alle Jahre wieder steht Weihnachten vor der Tür. Vermutlich haben die meisten von uns das christliche Weihnachtsfest vor Augen, weil viele von uns zur hierzulande dominierenden weißen, christlich geprägten Gesellschaft gehören.

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Kwanzaa – Black Power statt weiße Weihnachten

Auch in Afrika wird Weihnachten gefeiert oder abgeänderte christliche Bräuche zelebriert. Doch das war nicht immer so. Bevor vermehrt ab dem 19. Jahrhundert christliche Kirchen und europäischen Kolonialherren nichtchristlichen Schwarzen, Indigenen und Menschen of Color*(1) zum Christentum missionierten, wurden die traditionellen Religionen Afrikas praktiziert. Sie sind bis heute noch lebendig und stellen die drittgrößte Religionsgruppe auf dem afrikanischen Kontinent dar.(2)

Unseren heutigen Artikel wollen wir deswegen dem nicht-religiösem afroamerikanischen und panafrikanischen Festes Kwanzaa (Nguzo Saba) widmen. Dieses wurde 1966 von dem amerikanischen Professor für African Studies, Autor und Aktivist der Black Power-Bürgerrechtsbewegung Dr. Maulana Ron Karenga gegründet, um sich explizit gegen das Weißsein und die damit verbundenen ungerechten Machtverhältnisse abzugrenzen.

„Kwanzaa wurde erdacht, geschaffen und in der afrikanischen Gemeinschaft eingeführt als ein kühner Akt der Selbstbestimmung.“ – Dr. Maulana Ron Karenga

Die Black Power-Bewegung

Der immer noch fortbestehende strukturelle und institutionelle Rassismus in den USA erlangte in den 50ern und 60ern – vornehmlich in den Südstaaten der USA – seine schlimmsten Ausmaße. Nicht nur, dass Afroamerikaner*innen mit Hilfe von Gesetzen rassistisch diskriminiert wurden, sie wurden auch auf offener Straße gefoltert und ermordet. Um diesem endlich wirksam entgegenzutreten, bildete sich eine antirassistische soziale Bewegung, die mit der Bewegung gegen den Vietnamkrieg und weiteren sozialen Fragen Hand in Hand ging, um für die Gleichberechtigung und die Überwindung des Rassismus in den USA zu kämpfen.

Kwanzaa wurde dementsprechend auch explizit als Alternative zu den „weißen“ Weihnachten konzipiert, um Afroamerikaner*innen zu empowern. Das Fest wird vom 26. Dezember bis zum 1. Januar abgehalten. Dabei steht jeder Feiertag für eins von sieben Prinzipien, die das Gemeinschaftsgefühl und Selbstbewusstsein der Amerikanischen Black Communities stärken sollen.

Die sieben Prinzipien des Kwanzaa

In jeder der sieben Nächte wird eine Kerze im Kinara genannten Kerzenständer entzündet: die Farben drei grüne, drei rote und eine schwarze Kerze, repräsentieren Afrika. Dabei symbolisiert jeder Tag ein bestimmtes Thema: Einheit, Einigkeit (umoja), Selbstbestimmung (kujichagulia), Gruppenarbeit und Verantwortung (ujima), kooperative Wirtschaftlichkeit (ujamaa), Sinn und Zweck (nia), Kreativität (kumba) und Glaube (imani).(3)

  1. Umoja (Einigkeit): Streben nach und Erhaltung von Einigkeit in Familie, Gemeinschaft, Nation und Race.
  2. Kujichagulia (Selbstbestimmung): Sich selbst definieren und für sich selbst sprechen.
  3. Ujima (Zusammenarbeit und Verantwortung): Zueigenmachung und gemeinsame Lösung der Probleme der Mitmenschen.
  4. Ujamaa (Gemeinsames Wirtschaften): Aufbau und Aufrechterhaltung eigener Geschäfte, Läden und Unternehmen mit gemeinsamem Profit.
  5. Nia (Zielstrebigkeit): Sich selbst Ziele setzen und sie mit der Gemeinschaft vereinbaren.
  6. Kuumba (Kreativität): Eigene Gemeinde schöner und nützlicher zu machen, als man sie geerbt hat.
  7. Imani (Glaube): Mit ganzem Herzen an sein Volk, seine Eltern, Lehrer*innen, Führer*innen, die Gerechtigkeit und den Sieg seines Kampfes glauben.

Um den Betroffenen selbst eine Stimme zu geben, möchten wir zum Schluß noch ein tolles Video des Greensboro Kwanzaa Collective empfehlen.

Den unsichtbaren Rucksack auspacken

Weiße können der BIPoC-Bewegung nur helfen, wenn sie die eigenen unsichtbaren Privilegien und den unterbewussten Rassismus reflektieren.

Hierzu möchten wir den Text von Peggy McIntosh aus dem Jahr 1989 empfehlen.

Quellen:

(1) BUNDjugend (2021): BIPoC steht im Englischen für Black, Indigenous and People of Color und wird BIPoC abgekürzt. Die solidarische Selbstbezeichnung kommt aus der US-amerikanischen Bürger*innenrechtsbewegung und verbindet BIPoC durch geteilte Rassismuserfahrungen und Ausgrenzung von der weiß dominierten Mehrheitsgesellschaft. Schwarz wird großgeschrieben, weil es sich weder um ein Adjektiv noch um eine Farbe handelt. Kolonialismus & Klimakrise – Über 500 Jahre Widerstand

(2) Dietrich, K. (27.09.2020): Christliche Missionare – Wegbereiter und Kritiker der Kolonoalmächte

(3) African American Cultural Center – Los Angeles: Official Kwanzaa Website

Verfasst am 22.12.2021