Menschenrecht des Monats: Das Recht auf Wasser

16.03.2015: Das Sanddamm-Projekt von arche noVa kämpft an gegen Trinkwasserknappheit und Dürre im kenianischen Distrikt Makueni.

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Menschenrecht des Monats: Das Recht auf Wasser

Das Menschenrecht auf Wasser wird nach Art. 11.1 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte abgeleitet. Es ist die Voraussetzung für andere Menschenrechte, etwa das Menschenrecht auf Leben, angemessene Ernährung und medizinische Versorgung. Im Gegensatz zu den Resolutionen des UN-Sicherheitsrates sind jene der Vollversammlung jedoch rechtlich nicht verbindlich. Daher ist das grundlegende „Recht auf Zugang zu sauberem Wasser“ entgegen vieler Annahmen kein völkerrechtlich verbindliches Menschenrecht.

 

In der Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser konnte in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt werden: Die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, konnte weltweit halbiert werden. Doch Afrika betrifft diese positive Nachricht leider nicht. Nicht einmal einem Drittel der Menschen in Subsahara-Afrika steht hygienisch einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung. So auch im kenianischen Distrikt Makueni. In Zusammenarbeit mit lokalen Partner schafft arche noVa, Mitgliedsorganisation von GEMEINSAM FÜR AFRIKA, mit dem Bau von Sanddämmen Abhilfe.

Der Distrikt Makueni zählt zu den Gebieten, die mit extremen Wetterbedingungen zu kämpfen haben. Hier ist das Klima die meiste Zeit des Jahres heiß und trocken. In der Regel können die Menschen deshalb nur sehr begrenzt landwirtschaftlichen Nutzen von ihren Feldern ziehen. Im Zuge des Klimawandels verschärft sich ihre Situation zusätzlich, denn der Rückgang des Jahresniederschlags in den letzten Jahren führte dazu, dass die Bauern oft nicht einmal mehr ihren Eigenbedarf sichern können. Der Distrikt gilt offiziell als Region, in welcher Nahrungsmittel ständig knapp sind. „Trotzdem sind hier nur wenige Hilfsorganisationen aktiv, die ihre Aktivitäten überwiegend auf die Verteilung von Nahrungsmitteln beschränken, was keine langfristige Lösung der Probleme darstellt“, erläutert Marina Thomopoulou, Projektreferentin bei arche noVa.

Gemeinsam mit dem lokalen Partner Africa Sand Dam Foundation (ASDF) und der ansässigen Bevölkerung errichtet arche noVa seit 2012 Sanddämme und Felsauffangbecken. Bis 2017 werden es 22 Dämme und zwei Felsauffangbecken sein. Die Dämme ermöglichen den Gemeinden, das Regenwasser zu speichern und den Grundwasserspiegel in ihrem Gebiet zu stabilisieren. Den Bewohnern steht damit das ganze Jahr über ausreichend Trinkwasser und Wasser zur Bewässerung ihrer Landwirtschaft zur Verfügung. Damit wird den Menschen eine langfristige Lösung geboten, um den neuen Herausforderungen des Klimawandels und der Wasserknappheit zu begegnen und ohne externe Hilfe ihr Überleben zu sichern.

Ein Flussbett, das nicht ganzjährig Wasser führt, ist für den Bau der Sanddämme sehr hilfreich. Mit relativ geringem Aufwand kann dort das Grundgestein freigelegt und die Dämme mit einer Betonmauer verankert werden. Auf diesem Wege kann abfließendes Regenwasser zurückgehalten und gespeichert werden.

Im Laufe von drei Regenzeiten bildet sich vor den Dämmen flussaufwärts eine flache Sandebene, die das Wasser speichert und damit verhindert, dass es wie bei einem herkömmlichen Stausee verdunstet. Weiterhin verbessert der Sand die Wasserqualität, indem er das Wasser filtert. Mit Hilfe einer Pumpe kann das Wasser abgezapft werden. Nicht zuletzt erhöht sich die Grundwasserschicht im Uferbereich und das gespeicherte Wasser reichert die lokale Süßwasserlinse an, sodass bereits existierende Brunnen in der näheren Umgebung das ganze Jahr über Wasser führen können.

Je nach geografischen und geologischen Gegebenheiten kommen für einzelne Projektgemeinden keine Dämme, sondern Felsauffangbecken in Frage, in denen die Niederschläge aufgefangen werden. In den betreffenden Dörfern werden zusätzlich Speichertanks errichtet. Für alle Dörfer gilt: Während des Projektes werden Wasserkomitees gegründet und geschult, die für den Erhalt und Betrieb der neuen Systeme zuständig sind.

Zusätzlich zu den Baumaßnahmen werden begleitende Schulungen durchgeführt. Dabei geht es um effiziente Methoden in der Landwirtschaft und um die Erosionsbekämpfung sowie um Aufforstung. Das Wasserprojekt leistet so einen wichtigen Beitrag zur allgemeinen Nahrungsmittelsicherung und Armutsbekämpfung. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge über die Absicherung des Eigenbedarfs hinaus eröffnet den Bauern die Perspektive, durch den Verkauf ihrer Produkte ihre Einkommenssituation zu verbessern.

Wo Sanddämme oder Regenwasserauffangbecken entstehen, gibt es ausreichend Wasser, sparen die Menschen – vor allem die Schulkinder – viel Zeit beim Wasserholen, entsteht neues Ackerland, gedeihen Feldfrüchte besser, können neue Bäume gepflanzt werden und das Mikroklima verbessert sich.

Das Recht auf Wasser ist mit der Erfüllung zahlreicher weiterer Menschenrecht verbunden: Sauberes Wasser mindert das Krankheitsrisiko und die Verbreitung von Seuchen. Ausreichend Wasserreserven sichern die Landwirtschaft und damit die Nahrungsversorgung und die Armutsreduktion in der Bevölkerung.

Erfahren Sie hier mehr zum Sanddammprojekt von arche noVa.

Weiter spannende Fakten zum Thema Wasser, seiner Verteilung und dem Zugang im weltweiten Vergleich gibt’s hier.

Foto: arche noVa