Menschenrechtsaktivist des Monats – Leo Igwe

28.02.2015: Der nigerianische Menschenrechtsaktivist setzt sich gegen den Glauben an Hexenkinder und die Folgen für selbige sowie die ganze Bevölkerung ein.

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Menschenrechtsaktivist des Monats – Leo Igwe

In der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria, Togo, Tansania und anderen afrikanischen Ländern ist der Glaube an sogenannte Hexenkinder weit verbreitet. Es heißt, diese haben magische Fähigkeiten, sodass sie angebliche Schadenzauber ausüben. Die Folgen für diese stigmatisierten Kinder sind grausam: Sie werden häufig von ihren Müttern ausgesetzt, von Abergläubigen verfolgt und sogar ermordet.

Der nigerianische Menschenrechtsaktivist Leo Igwe hat sich darauf spezialisiert, gegen den Glauben an Hexenkinder in Afrika vorzugehen, sowie dessen Auswirkungen zu dokumentieren. Seine Menschenrechtsarbeit brachte ihn in Konflikt mit hochrangigen „Hexen-Gläubigen“ wie der Liberty Foundation Gospel Ministries. Er wurde bei seinen Menschenrechtsaktionen in Nigeria mehrmals festgenommen.

Igwe wuchs selbst in einem streng katholischen Elternhaus inmitten einer extrem abergläubischen Nachbarschaft auf, zweifelte aber schon früh die explosive Mischung aus tiefem Aberglauben und fundamentalistischem Christentum an. Diese behindere die Entwicklung Afrikas, schreibt er. Leo Igwe beschäftige sich im Rahmen seiner wissenschaftlichen Laufbahn – unter anderem an der Universität Bayreuth – eingehend mit Forschungsprojekten wie „Witchcraft Accusation – A Case Study of Northern Ghana“ („Hexereivorwurf – Eine Fallstudie aus Nord-Ghana“). In einem Artikel für die Zeitschrift Free Inquiry im Herbst 2000, zählte Leo Igwe verschiedene Wege auf, in denen religiöse Extremisten in Nigeria die lokalen Verwaltungen vereinnahmten und zum Durchsetzen religiöser Rechtsprechung benutzten, womit sie die Menschenrechte in diesen Gebieten beeinträchtigten.

2004 schrieb Igwe, dass in seinem Land Nigeria der Glaube an Zauberei zu rituellen Tötungen und Menschenopfern führt, wobei er anmerkte, dass Frauen und Kindern mit höherer Wahrscheinlichkeit „negative“ Zauberfähigkeiten oder -tätigkeiten zugeschrieben, Männer hingegen häufiger als Besitzer gutmütiger Zauberkräfte dargestellt werden.

Bei der Afrikanischen Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker in Banjul 2009, vertrat Leo Igwe die Internationale Humanistische und Ethische Union, wobei er für die IHEU die Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehörigkeit in Afrika kritisierte. In seiner Rede wies er auf die Diskriminierung der Osu hin, eine Gruppe die von manchen als Zugehörige einer niederen Klasse angesehen werden: „[Die Osu] werden weiterhin diskriminiert und erniedrigt, besonders in den Bereichen Heirat und Familie, Recht auf Eigentum und Erbschaft, Zugang zu Land, politische Rechte und Vertretung, Bildung, Entwicklung, Infrastruktur und Verteilung der grundlegenden Notwendigkeiten“.

Nach einem Bericht der Europäische Humanistische Föderation drangen im Jahr 2010 Soldaten und Polizisten in Igwes Haus ein, aufgrund einer „falschen Mordanzeige“, die angeblich von einem Mann erhoben wurde, den Igwe zuvor versucht hatte wegen angeblicher sexueller Übergriffe auf eine Zehnjährige vor Gericht zu bringen. Seit Igwe an dem Vergewaltigungsfall arbeitete, wurde er dreimal verhaftet, aufgrund angeblicher böswilliger Anschuldigungen. 2010 litten Leo und Igwe und seine Familie unter schweren tätlichen Angriffen, sodass sich Amnesty International dem Fall annahm. Die Polizei verweigerte die Ermittlungen konsequent. Die Repressionen gingen weiter: 2011 wurde Igwe von Polizisten festgehalten und geschlagen, während er versuchte zwei Hexenkinder, die Opfer von Hexereivorwürfen waren, zu retten.

Heute ist Leo Igwe Koordinator der nigerianischen Humanistenbewegung. Als Gründer selbiger war Igwe außerdem ein führender Organisator und Moderator für die erste internationale humanistische Konferenz in Subsahara-Afrika 2007.

2009 sprach Igwe bei BBC World Service über die Anstrengungen des „Center for Inquiry – Nigeria“, welche das Bewusstsein für die Gewalt und die Vernachlässigung wie auch für die Folgen des Hexereiglaubens steigern möchte. 2012 schrieb Igwe A Manifesto for a Skeptical Africa, was die Unterstützung mehrerer Aktivisten in Afrika erhielt.

Foto: Wikipedia.org