Mobilität und Digitalisierung in Äthiopien 

Samrawit Fikru ebnet den Weg in eine neue Ära der Mobilität und Digitalisierung in Äthiopien. Sie widersetzt sich den Gepflogenheiten und dem Status quo eines Landes, indem sie eine disruptive Idee in die Tat umsetzt. Ride. Ähnlich wie Uber, nur dass es Uber in Äthiopien nicht gibt.

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Mobilität und Digitalisierung in Äthiopien 

Samrawit Fikru ebnet den Weg in eine neue Ära der Mobilität und Digitalisierung in Äthiopien. Sie widersetzt sich den Gepflogenheiten und dem Status quo eines Landes, indem sie eine disruptive Idee in die Tat umsetzt. Ride. Ähnlich wie Uber, nur dass es Uber in Äthiopien nicht gibt.

Fikrus Unternehmen ist ein Fahrtenvermittlungsdienst in der Hauptstadt Addis Abeba, in der knapp vier Millionen Menschen leben und der Bedarf an Mobilität hoch ist. Jeden Tag wollen Menschen von A nach B, meist zur Arbeit. Ride ermittelt den Fahrpreis automatisch und findet die Kunden per GPS. Das System „funktioniert per App, aber auch per SMS. Das ist wichtig, weil die Regierung, wie zuletzt 2018, im Ausnahmezustand das Internet abstellt.“ Selbst für diesen Krisenfall hat die Informatikerin vorgesorgt und sichert den Zugang zu Mobilität. In diesem Punkt ist sie selbst Uber eine Nasenspitze voraus. Denn Fikru ist eine Analytikerin. Sie ermittelt Probleme, Verbesserungspotenzial und liefert technologische Lösungen.  

Die Idee für Ride kam ihr mit 24 Jahren, eines morgens auf dem Weg ins Büro. Sie nahm wie jeden Tag ein Taxi und auch an diesem Tag wurde sie abgezockt. „Die Fahrer waren stets Männer, viele waren betrunken, vor manchen hatte sie Angst.“ In der äthiopischen Hauptstadt nahm man das so hin, man gewöhnte sich an die unberechenbaren Taxifahrer, an die klapprigen Minibusse, die Verkehrsstaus. Fikru zählte sich jedoch nicht zu denen, die das einfach so hinnehmen. Es gab ein Problem und mit Fikru kam die Lösung. Sie fing 2014 an, Ride zu programmieren, ohne bisher überhaupt von Uber gehört zu haben. Sie gründete die Firma Hybrid Design, die hinter Ride steht, und wurde zu erfolgreichsten Digitalunternehmerin des Landes. Heute hat Ride einen geschätzten Wert von sechs Millionen Euro.  

Doch Fikrus Fokus liegt nach wie vor auf Gleichberechtigung und Mitarbeiter*innenzufriedenheit. Das ist ihr Hauptargument im Kampf gegen die noch immer starke Taxigewerkschaft in Äthiopien. Denn „im Gegensatz zu Uber muss Ride sich nicht vorwerfen lassen, dass Fahrer für einen Hungerlohn arbeiten.“ Ride-Fahrer*innen verdienen nämlich gut. Bei jeder Fahrt verdienen sie zwischen vier und sieben Euro bei durchschnittlich 12 Fahrten pro Tag. „Bis zu 1500 Euro im Monat kann ein*e Fahrer*in verdienen – mehr als das Zehnfache des äthiopischen Mindestlohns von etwa 140 Euro.“ Nicht bloß die finanzielle Situation hat sich verbessert, auch die Rolle der Frau* errang einen wichtigen emanzipatorischen Schritt.. „Es gab keine einzige Taxifahrerin in Addis“, sagt sie. Durch Ride gibt es heute mehr als 300 Fahrer*innen. Das System verhilft zu mehr Selbstständigkeit. 

Fikru sieht  überall in Äthiopien  Dinge, die sie verbessern will, die umgestürzt und neu wieder aufgebaut werden müssen. Besonders der Banken-, Telekommunikations- und Transportsektor, die sich mehrheitlich in staatlicher Hand befinden, müssen benutzerfreundlicher und transparenter werden.

Quellen:

Bogner, S. et al. / „Ohne Kumpels, Kontakte und Kapital“, brand eins, o.D.

RIDE: „Addis Ababa, Ethiopia“, o.D. 

Verfasst am 14.03.2022