Nachhaltiger Tourismus in Afrika

29.03.2017: Das Jahr 2017 steht laut der UNO im Zeichen des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung. Regierungen, die Tourismusbranche sowie Reisende sind dazu aufgefordert, die Interessen der lokalen Bevölkerung einzubeziehen, um ein neues Bewusstsein für die Gegebenheiten und Bedürfnisse anderer Weltregionen und ihren Bewohnern zu entwickeln – auch in Afrika.

Weitersagen

Nachhaltiger Tourismus in Afrika

Nachhaltiger Tourismus in Afrika

Seit dem Ende der 1950er Jahre werden von den Vereinten Nationen die Internationalen Jahre ausgerufen. Alle zwölf Monate soll ein anderes Thema besonders in den Fokus der Weltbevölkerung rücken. In diesem Jahr sprechen die Vereinten Nationen vom Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung. In dessen Zuge sind Staaten, Wirtschaft und Verbraucher dazu aufgerufen, das Thema Tourismus neu zu überdenken und soziale, wirtschaftliche sowie ökologische Auswirkungen in Bezug auf Tourismus-Kooperationen, Reiseangebote und Reiseziele mit einzubeziehen. Das ausgewählte Thema passt damit vor allem ins Konzept der Agenda 2030 und der damit verbundenen Nachhaltigkeitsziele, die im September 2015 von der UN Generalversammlung verabschiedet wurde.

Der Tourismus und seine Schattenseiten

Seit Jahrzehnten erfreut sich die Tourismusbranche am steigenden Umsatz und neuergründeten Absatzmärkten. Immer mehr Fluglinien schicken ihre Flieger rund um die Welt. Immer mehr Menschen  erkunden verschiedene Orte in den unterschiedlichsten Weltregionen, die ihnen vor einem halben Jahrhundert noch unzugänglich waren. Diese Entwicklung geht einher mit großen ökologischen, sozialen sowie wirtschaftlichen Veränderungen in den Reisezielregionen. Unternehmen siedeln sich an, Infrastrukturen werden ausgebaut, Staatenkooperationen werden intensiviert, soziale Kontakte entstehen. Doch nicht immer sind diese Entwicklungen ausschließlich von positiven Begleiterscheinungen geprägt. Neben zahlreichen Auswirkungen, die Land und Leute zu Gute kommen, dürfen nachteilige Ereignisse nicht verschwiegen werden. Hierbei sind vor allem Bereiche des Tourismus angesprochen, die dazu beitragen, dass die heimische Bevölkerung des Reiselandes in menschenunwürdige Lebenssituationen gerät. Schlechte Arbeitsbedingungen, um günstige Urlaubsreisen zu realisieren, oder die Ausbeutung von Frauen im Zuge des sogenannten Sextourismus seien hier als nur zwei Beispiele genannt. Des Weiteren existieren zunehmend Tourismusprojekte, die die direkte Umwelt vor Ort belasten, die Rechte von indigenen Bevölkerungsgruppen beschränken oder unbedacht heimische Ressourcen verschwenden.

Nachhaltige Tourismusprojekte in Afrika

Umso wichtiger ist es, das Motto „Nachhaltiger Tourismus für Entwicklung“ nicht nur als attraktiven Slogan zu vermarkten, sondern in einer möglichst großen Anzahl von Tourismusprojekten zum Leben zu erwecken. In einigen Ländern Afrikas werden diese Projekte bereits heute umgesetzt.

In Botswana, das ca. zwei Millionen Einwohner beheimatet, existieren mehr als 70.000 Arbeitsplätze in der Tourismusbranche. Weitaus mehr Menschen sind darüber hinaus indirekt finanziell vom Tourismus abhängig. Eines der beliebtesten Reiseziele der Besucher sind die berühmten Safaris durch die riesigen Savannen, die von einer vielfältigen Tierwelt belebt wird und eine einzigartige Pflanzenwelt besitzt. Die botswanische Regierung sowie die Tourismusbranche vor Ort sind sich diesen Umständen bewusst. Es liegt demnach im Eigeninteresse die Natur zu schützen, in der sich der angesiedelte Tourismus bewegt, um den zukünftigen Tourismussektor zu bewahren. So werden beispielsweise im Chobe-Nationalpark und auf dem Chobe-Fluss für die Safaris vermehrt Elektrofahrzeuge und durch Sonnenenergie betriebene Boote eingesetzt, um durch eine geräusch- und abgasarme Fortbewegung die vorhandene Pflanzen- und Tierwelt zu schonen. Aufgrund des Zusammenspiels des beschriebenen Ökotourismus und dem Ausweiten der Nationalparkstrukturen, konnte im Vergleich zu anderen Regionen in Afrika die Anzahl an Wildtieren gehalten oder sogar gesteigert werden.

Andere Beispiele des nachhaltigen Tourismus, der oftmals auch als sanfter Tourismus bezeichnet wird, zeigen sich in der Einbindung von indigenen Völkern in die Tourismusbranche. Dabei ist nicht die Rede von Touristentouren durch einheimisches Gebiet, wobei die Indigenen von neugierigen Touristenaugen begutachtet werden, sondern viel mehr die Organisation des Tourismus durch die indigenen Völker in Eigenregie. So werden in verschiedenen Projekten, z.B. in Kenia oder Äthiopien, Unterkunft, Gastronomie sowie Ausflüge für Touristen von der einheimischen Bevölkerung selbst gestellt bzw. organisiert. Die Sensibilisierung für die Bedeutung des Tourismus für die Völkerverständigung und die Wertschätzung anderer Kulturen sowie die Erkennung der Wichtigkeit des nachhaltiger Tourismus als Instrument zur Abschaffung der Armut, zum Schutz der Umwelt, zur Verbesserung der Lebensqualität und zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Jugendlichen, stehen hier im Fokus. Solche Reisen werden beispielsweise von unserer Mitgliedsorganisation Helvetas angeboten. Madagaskar, Tansania oder auch Äthiopien kann man mit der Organisation auf nachhaltige Art und Weise bereisen.

 

 

Foto: Tourists drive through the Masaai Mara viewing WildebeestsDEMOSH from Nairobi, Keny | CC BY 2.0