Nachhaltiges Konzept gegen weibliche Genitalverstümmelung

06.02.2014: Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung: Die Johanniter klären in Dschibuti auf.

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Nachhaltiges Konzept gegen weibliche Genitalverstümmelung

Weltweit leben zwischen 120 und 150 Millionen Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Jedes Jahr kommen weitere knapp drei Millionen Mädchen hinzu. Allein in dem kleinen afrikanischen Land Dschibuti sind mehr als 90 Prozent der Frauen davon betroffen. Unsere Mitgliedsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe bildet in Balbala und im ländlichen Distrikt Dikhil Gemeindegesundheitshelferinnen zu Frauengesundheit und weiblicher Beschneidung fort und informiert die Menschen in Aufklärungsveranstaltungen.

Hildi Schätti, Projektkoordinatorin der Johanniter, weiß, dass es nicht leicht ist, gegen verfestigte Traditionen anzukämpfen. „In Dschibuti ist die Beschneidung von Mädchen im Kindes- und Jugendalter ein jahrhundertealter Brauch. Unbeschnittene Frauen gelten als ‚unrein‘, was ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt schmälert.“ Die Folgen der Verstümmelungen sind gravierend: lebenslange psychische Traumata und schwere gesundheitliche Schäden. Eine normale Geburt ist manchmal nicht möglich, doch nur selten ist ein Arzt in der Nähe. Die Mütter- und Säuglingssterblichkeit liegt bei diesen Frauen deutlich höher.

„Wir bilden in verschiedenen Dörfern Gemeindegesundheitshelferinnen aus. Das sind Frauen – teilweise auch ehemalige Beschneiderinnen – welche die leidvollen Verstümmelungen an ihrem eigenen Körper erfahren mussten. Sie machen Hausbesuche bei ihren Nachbarinnen, klären diese über die Schmerzen und das lebenslängliche Trauma auf, welches sie ihren Töchtern zufügen“, erklärt Schätti.

„Die Hausbesuche durch die geschulten Kampagnenteams und der persönliche Kontakt von Frau zu Frau können viel mehr bewirken als ein Plakat, eine Broschüre oder eine Radiosendung. Viele Mütter und Großmütter können und wollen sonst nicht über die Folgen der Beschneidung sprechen. Es ist nach wie vor ein Tabu-Thema.“

Da Frauen insgesamt in Dschibuti gesellschaftlich stark benachteiligt sind, verfolgen die Johanniter einen umfassenden Ansatz, um nachhaltige Erfolge zu erreichen. Deshalb gehören auch Themen wie Familienplanung, Menschenrechte von Frauen und Kindern, Erziehung und reproduktive Gesundheit zu ihrer Arbeit.

„Um Vertrauen bei den Betroffenen aufzubauen, ist es einfacher zuerst über Familienplanung zu sprechen und dann in einem weiteren, unverzichtbaren Schritt auf Genitalverstümmelung zu kommen“, so die gebürtige Schweizerin. Damit die Maßnahmen in der Gesellschaft verankert werden, bestehen die gemeindebasierten Gruppen in Zukunft nicht nur aus Frauen, sondern auch aus dem Dorf-Chef, dem Imam und einem jungen Mann. „Wir führen auch Alphabetisierungskurse und einkommensschaffende Maßnahmen für Frauen durch, weil ein Hauptgrund für die Benachteiligung der Frauen ihre fehlende Bildung ist.“

2004 erklärte die UN-Menschenrechtskommission den 6. Februar zum internationalen Gedenktag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Nigerias First Lady, Stella Obasanjo, rief diesen Tag aus, der auf die schweren Menschenrechtsverletzungen durch die kulturell verankerte Beschneidung weiblicher Genitalien aufmerksam macht. Unter dem Begriff „weibliche Genitalverstümmelung“ versteht man Praktiken, bei denen weibliche Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt werden. Solche Eingriffe werden an Personen vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter ausgeführt; in den meisten Fällen jedoch vor Beginn oder während der Pubertät.

Mehr zum Projekt und zu der Arbeit der Johanniter in Dschibuti können Sie hier nachlesen.

 

 

Foto: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.