Periode als Tabu

Die Menstruation gehört zur Realität einer jeden Frau. Dennoch werden in vielen Ländern Afrikas menstruierende Frauen und Mädchen noch immer stigmatisiert. Erst kürzlich nahm sich ein Schulmädchen in Kenia das Leben, weil sie aufgrund ihrer Periode in der Schule gedemütigt wurde.

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_©action medeor Sierra Leone

Periode als Tabu

Vor wenigen Tagen berichteten kenianische Medien und die BBC über ein 14-jähriges Mädchen aus Kabiangek im Westen der kenianischen Hauptstadt Nairobi: Das Mädchen beging Selbstmord nachdem sie in der Schule dafür gedemütigt wurde, dass sie ihre Periode hatte und ihre Uniform befleckte. Laut ihrer Mutter bezeichnete der Lehrer sie als ‚schmutzig‘ und schmiss sie aus dem Klassenzimmer. Zu Hause erzählte sie von dem Vorfall und gab anschließend vor, Wasser holen zu gehen – doch stattdessen nahm sie sich das Leben.

In vielen afrikanischen Ländern ist die weibliche Menstruation negativ behaftet. Es ist ein Tabuthema und menstruierende Mädchen und Frauen gelten oftmals als ‚unrein‘ und werden ausgegrenzt. Hinzu kommt, dass sich viele Mädchen schlichtweg keine Binden oder Tampons leisten können. Sie helfen sich mit Notlösungen wie Lumpen, Blättern oder Watte. Das birgt nicht nur eine hohe Gefahr für Infektionen, auch die Saugfähigkeit ist meist nicht ausreichend. Diejenigen, die Hygieneartikel besitzen, werden wiederum gehindert, diese zu wechseln, da es an vielen Schulen an Waschmöglichkeiten mangelt. Aus Angst, ihre Schuluniform zu verschmutzen und von Mitschülerinnen und Mitschülern für ihre Periode gehänselt zu werden, bleiben viele Schülerinnen deshalb zu Hause.

Jeden Monat verpassen diese Mädchen aus Not und Scham den Unterricht. Laut eines Berichts der UNESCO geht mindestens eines von zehn Mädchen in Afrika südlich der Sahara während ihrer Periode nicht zur Schule. Einige versäumen dadurch mehr als 20 Prozent ihrer schulischen Ausbildung, nicht wenige brechen aus diesem Grund frustriert die Schule ab.

Kenia als Vorreiter

Eigentlich gilt Kenia im globalen Süden als ein Vorreiter darin, dieses Problem anzugehen: 2011 wurde die Steuer auf Binden und Tampons erlassen und 2017 verabschiedete die kenianische Regierung ein Gesetz, das die Schulen des Landes dazu verpflichtet, kostenlose Damenbinden für Schülerinnen zur Verfügung zu stellen. Doch der Vorfall des 14-jährigen Mädchens aus Kabiangek löste Proteste weiblicher Abgeordneter in Kenia aus und lenkte Aufmerksamkeit auf die mangelhafte Umsetzung des Gesetzes. So wird kritisiert, dass das Budget deutlich erhöht werden müsse, um wirklich alle Schulmädchen mit ausreichend Binden versorgen zu können. Der Fall macht außerdem deutlich, dass das Stigma und die daraus folgende Scham der Mädchen und Frauen durch das Gesetz von 2017 nicht überwunden ist.

Ein verbesserter Zugang zu Hygieneartikeln und das brechen des Schweigens über weibliche Menstruation ist notwendig, um Mädchen und Frauen in Afrika eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben zu ermöglichen und ist damit ein wichtiges Anliegen von GEMEINSAM FÜR AFRIKA.

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