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Patrice Eméry Lumumba: Symbolfigur für den Kampf gegen den Kolonialismus

Patrice Emery Lumumba war der erste Ministerpräsident des unabhängigen Kongos. Nach seinem Tod blieb er eine der wichtigsten Symbolfiguren im afrikanischen Kampf gegen den Kolonialismus.

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Patrice Eméry Lumumba: Symbolfigur für den Kampf gegen den Kolonialismus

Lumumba wurde am 2. Juli 1925 als Isaie Tasumbu Tawosa im belgisch besetzten Teil des Kongos geboren. Isaie wuchs in einer harten Zeit auf. Auf der Suche nach den großen Bodenschätzen des Kongos tötete das belgische Königreich während der Besatzungszeit mindestens fünf Millionen Kongolesinnen und Kongolesen, das entsprach 40% der Gesamtbevölkerung.  

Die Ausbildung des jungen Lumumbas 

Die Eltern des jungen Isaie wünschten sich eine bessere Zukunft für ihren Sohn und arbeiteten hart, damit er auf einer katholischen Schule zum Religionslehrer ausgebildet werden konnte. Zunächst erfüllte der junge Isaie alle Erwartungen seiner Eltern, doch nach einigen Jahren begann er, sich gegen den Kolonialapparat zu widersetzen.  

Durch Widerspruch und Kritik flog er aus weiteren Schulen und verlor seine Ausbildungsplätze. Als es keine andere Möglichkeit mehr gab, kehrte er in sein Heimatdorf zurück. Da er lesen und schreiben konnte, bekam er eine Anstellung bei den Missionaren. Als er in die nächste Stadt zog, entschloss er sich, seinen Namen zu ändern, in Patrice Eméry Lumumba. Lumumba bedeutet “Aufrührerische Massen”.  

Der Aufstieg Lumumbas 

Lumumba wurde Postbeamter und wurde in den Club der “évolués“ (gebildete Afrikaner) aufgenommen. Diese kleine Schicht gebildeter Kongolesinnen und Kongolesen erhielten einige Privilegien. Um Mitglied zu werden, waren ein gewisser Bildungsstand, die Angehörigkeit zum Christentum, Monogamie, Sauberkeit und weitere Kriterien Voraussetzung. Ab 1952 schrieb er für einige liberale Zeitungen, später wurde er Teil der Beamtengewerkschaft, welche rein kongolesisch organisiert war. 

Lumumbas Beteiligung an der kongolesischen Nationalbewegung 

Als er Kritik an der ungerechten Bezahlung kongolesischer Beamten übte und sich seinen ihm zustehenden Lohn aus der Postkasse nahm, wurde er für zwölf Monate inhaftiert. Diese Gefangennahme löst bei den “évolués” eine politische Bewusstwerdung aus. Nach seiner Freilassung entschied Lumumba, sich gegen die koloniale Unterdrückung einzusetzen. 1957 war er eines der Gründungsmitglieder der Partei der Kongolesischen Nationalbewegung. Lumumba wurde zur zentralen Figur der Bewegung.  

Im Oktober 1959 wurde Lumumba von der belgischen Kolonialmacht gefangengenommen, gefoltert und nach vier Monaten wieder freigelassen. Seine Partei gewann am 25. Mai 1960 die Parlamentswahlen. In seiner Rede zum Amtsantritt als Ministerpräsident prangerte er öffentlich die Jahre der Unterdrückung durch das belgische Königreich an. Die Zuhörenden waren begeistert, der belgische König beleidigt. Der gesamte Westen war gegen den Amtsantritt Lumumbas, welcher eine Rückbesinnung auf afrikanische Werte erreichen wollte, statt einer westlichen Politik zu folgen.  

Das Komplott gegen den Ministerpräsidenten 

Zwei Monate nach der Wahl spaltete sich die bodenschatzreiche Provinz Katanga vom Rest des Kongos ab. Unterstützt wurde das Vorhaben von Belgien und den USA, welche Uran aus dem Kongo bezogen. Regiert wurde Katanga danach von Moïse Tschombé, welcher der Kolonialmacht Belgien sehr nahe stand.  

Die USA drängte außerdem auf die Entlassung Lumumbas durch den Präsidenten Kasavubu. Als Lumumba daraufhin allerdings Kasavubu aus seinem Amt enthob, kam es zu einem Putsch von Oberst Joseph Mobutu, welcher von den USA abgesegnet war. Lumumba wurde unter Hausarrest gesetzt. Nachdem ihm die Flucht gelang, versuchte er, die Verschwörung bei einer Kundgebung öffentlich zu machen. Daraufhin wurde er wieder festgenommen und am 17. Januar 1961 von Unterstützern Mobutus und Kasavubus mit Unterstützung der CIA und belgischen Soldaten ermordet. 

Daraufhin regierte Kasavubu bis 1965 das Land, bis Mobuto ein zweites Mal putschte und zum Präsidenten wurde. Mobuto führte daraufhin eine 30-jährige diktatorische Herrschaft.  

Erst Jahre später gelangte die wahre Geschichte des Komplotts gegen Lumumba an die Öffentlichkeit. Lumumba verblieb in den Köpfen der Menschen als Symbol der Befreiung Afrikas von den Kolonialmächten. Seine Rede zum Amtsantritt ist bis heute unvergessen. 

Quelle:

Diallo, M. Moustapha (Hrsg.), 2015, Visionäre Afrikas – Der Kontinent in ungewöhnlichen Porträts, Bonn